“Sannah & Ham” – schon allein den Titel des Buches finde ich total genial. Im Buch selbst erklärt sich auch, warum es diesen deutschen Titel bekommen hat, der so passend ist. Die Geschichte dazu ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber einfach süß. Wobei der Originaltitel auch hervorragend zum Buch passt, aber dazu verrate ich jetzt nicht mehr, denn da müsste ich schon weiter ausholen, aber ihr sollt mal schön selbst herausfinden, wie das Original zu seinem Namen kam.
Nicht nur der deutsche Titel des Buches ist originell, sondern auch seine Aufmachung. Denn um den Wechsel zwischen den beiden Ich-Erzählern Hannah und Sam deutlich zu machen, hat der Carlsen Verlag einfach mal den Text jeweils links- oder rechtsbündig gedruckt. Eine klasse Idee, finde ich, die ich so auch noch nicht gesehen habe.
Aber noch viel wichtiger ist, dass ich nicht nur Titel und Aufmachung des Buches klasse fand, sondern auch seinen Inhalt. Zusammen mit Hannah und Sam war ich selbst noch einmal eine Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsensein und habe die typischen Probleme, vor denen man dabei steht, zusammen mit den beiden Hauptfiguren erlebt. Das größte Thema ist dabei tatsächlich das Erste Mal. Die Gedanken von Hannah und Sam kreisen unermüdlich um diese Lebensaufgabe. Irgendwie wollen sie es ganz schnell hinter sich bringen, um endlich nicht mehr die letzte lebende Jungfrau auf Erden zu sein (hier wird teilweise echt ganz schön dramatisiert…) Aber andererseits wissen beide auch, dass man das Erste Mal nur einmal erlebt, und deswegen soll es irgendwie schon auch etwas besonderes sein.
Und so beginnt ein manchmal urkomisches, manchmal zur Verzweiflung bringendes und manchmal einfach nur wunderschönes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Hannah und Sam versuchen, sich endlich füreinander zu gewinnen, bei dem sich aber immer neue Missverständnisse und Schwierigkeiten auftun. Mal ist es die beste Freundin, die alles durcheinander bringt, manchmal ist es der Alkohol, der für schlechte Stimmung sorgt, mal sind es Eifersüchteleien, die alles kaputt machen.
Und während man Hannah und Sam dabei beobachtet, wie sie sich finden und sich verlieren, sich suchen, sich wiederfinden und wieder verlieren (es ist ein Teufelskreis), merkt man, dass Erwachsenwerden nicht nur bedeutet, das Erste Mal hinter sich zu bringen. Der Alltag ist voll mit Problemen: Stress mit der besten Freundin, nervige Familienmitglieder, Angst vor den Prüfungsergebnissen, die über die Zukunft entscheiden werden. Den beiden Autoren gelingt es wirklich hervorragend, das Chaos perfekt zu machen. Es ist nur ein Sommer, den Sannah und Ham gerade durchleben, aber er verändert alles. Die Handlung ist dabei nicht besonders originell, sondern spiegelt wirklich nur die typischen Probleme eines jungen Erwachsenen wider. Aber dennoch konnte mich die Handlung begeistern, weil sie so authentisch und lebendig war. Festivals, ein Kurz-Urlaub in Griechenland, Partys, Partys, Partys – und immer die komplette Clique mit dabei. Mehr braucht es nicht, um den Alltag von Hannah und Sam zu beschreiben. Für mich hat sich dabei die Handlung an einigen wenigen Stellen zu schnell entwickelt, wo ich mir gerne noch ein paar mehr Details gewünscht hätte.
Der Erzählstil von Tom Ellen und Lucy Ivison ist herrlich lebendig, witzig und mitreißend. Ich habe es so genossen, dieses Buch zu lesen. Es ist total kurzweilig geschrieben und ich musste so häufig lachen, weil die Autoren mit ihren Darstellungen einfach den Nagel auf den Kopf treffen. Sie haben einfach einen Blick für kleine Details, die dem Buch das besondere Etwas verleihen. Ich habe mich teilweise selbst in den Figuren wiedererkannt und konnte mich daher total gut in ihre Situation hineinversetzen.
Besonders toll ist, dass man durch die beiden Ich-Erzähler die Ereignisse sowohl aus Jungs- als auch aus Mädchensicht präsentiert bekommt und dadurch sieht, wie ähnlich doch die beiden Geschlechter in manchen Situationen ticken. Gleichzeitig gibt es aber auch Situationen, die total unterschiedlich wahrgenommen werden, wobei es mir als weiblicher Leserin sogar hervorragend gelungen ist, mich in Sam und seine Wahrnehmung hineinzuversetzen. Und ich denke, auch männlichen Lesern könnte es gelingen, sich mit Hannah und ihren Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen, denn lebendig genug ist der Schreibstil dafür. Stellenweise war er mir allerdings etwas zu derb. Passend zum großen Thema “Erstes Mal” wurden entsprechend viele Ausdrücke verwendet, die irgendwie nicht zum sonstigen Erzählstil gepasst haben.
Mein Fazit
Ein herrlich unterhaltsames Buch mit tollen Charakteren und urkomischen Szenen und Dialogen, bei dem sich fast alles um das Erste Mal dreht.