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Veröffentlicht am 12.10.2019

Passt in keine Schublade

Wo ein bisschen Zeit ist ...
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Meine Rezension zu “Wo ein bisschen Zeit ist…” fällt vergleichsweise kurz und knapp aus, denn dieses Debüt lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erleben. Oder vielmehr erlesen. Dieser ...

Meine Rezension zu “Wo ein bisschen Zeit ist…” fällt vergleichsweise kurz und knapp aus, denn dieses Debüt lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erleben. Oder vielmehr erlesen. Dieser Roman passt in keine Schublade, er ist weder ein klassisches Buch über einen Road-Trip noch ein typisches Jugendbuch. Dafür ist Jack Polovsky als Ich-Erzähler einfach ein zu spezieller Charakter. Ein zu echtes Unikat. Dazu kommt, dass dem Klappentext inhaltlich kaum etwas hinzuzufügen ist. Klar, das ein oder andere Abenteuer erlebt Jack zusammen mit seinem Sohn, der Kindesmutter und seinem besten Freund. Aber im Wesentlichen sagt der Klappentext aus, was es über den Inhalt des Buches zu sagen gibt.

Vorbereitet sein sollte man jedoch darauf, dass dieses Buch neben dem erzählenden und unterhaltsamen Teil auch einen großen philosphischen Teil enthält. Der Klappentext verrät es schon: Jack ist der geborene Philosoph und führt in Gedanken philosophische Gespräche mit seinem neugeborenen Sohn, dem er den Namen Sokrates verpasst. Wirklich begeistern konnten mich diese gedanklichen Dialoge nicht, auch wenn sie absolut zum Buch und zu Jack passen. Aber wie so häufig führen diese Gespräche zu keinem Ziel, drehen sich größtenteils im Kreis. Leider fehlte mir dafür das nötige Interesse, aber ich kann mir vorstellen, dass andere Leser gerade in diesen Grundthemen den Pluspunkt des Buches sehen.

Die Geschichte, wie Jacks Sohn zu seinem vorläufigen Namen Sokrates kommt, ist so dramatisch wie berührend. Hier steckt viel mehr dahinter als Jacks Neigung zum Philosophieren. Überhaupt ist “Wo ein bisschen Zeit ist…” neben all der Situationskomik ein unterschwellig ernstes Buch. Besonders überzeugen konnte mich dabei, wie verantwortungsvoll Jack sich trotz der offensichtlichen Verantwortungslosigkeit, seinen neugeborenen Sohn aus dem Krankenhaus zu entführen, verhält.

“Wo ein bisschen Zeit ist…” erzählt von den wirklich wichtigen Dingen im Leben: Liebe, Familie, Zusammenhalt, gemeinsame Zeit. Zwar trifft der Autor mit seiner Umsetzung dieser Grundidee nicht ganz meinen Geschmack, dennoch bietet dieses Debüt ein locker-luftiges Lesevergnügen. Und vor allem Philosophie-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Mein Fazit

“Wo ein bisschen Zeit ist…” passt in keine Schublade und enthält neben all den philosphischen Ansätzen die wichtige Erkenntnis, dass es nie schaden kann, sich ein bisschen Zeit zu nehmen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Konnte mich leider nicht ganz begeistern

Ein Buchladen zum Verlieben
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Ich liebe Bücher – und ich liebe Bücher über Bücher, über Autoren, über Leser, über Buchhandlungen. Klar, dass ich daher auch nicht an “Ein Buchladen zum Verlieben” vorbei kam. Jedoch dient der Buchladen, ...

Ich liebe Bücher – und ich liebe Bücher über Bücher, über Autoren, über Leser, über Buchhandlungen. Klar, dass ich daher auch nicht an “Ein Buchladen zum Verlieben” vorbei kam. Jedoch dient der Buchladen, den die weibliche Hauptperson Sara im Laufe der Handlung eröffnet, hier nur als Aufhänger. Denn nur auf den ersten Blick geht es in diesem Debüt von Katarina Bivald um die Liebe zu den Büchern. Es werden viele Autoren und Buchtitel erwähnt und es hat immer wieder ein Lächeln auf meine Lippen gebracht, wenn ein Roman genannt und kurz vorgestellt wurde, den ich bereits gelesen habe. Und meine Neugier wurde geweckt auf Bücher, die ich noch nicht kenne, die jedoch von Sara in Kategorien wie “Warnung: Trauriges Ende” oder “Kein überflüssiges Wort” eingeordnet wurden. Und manchmal habe ich mich ein bisschen geärgert, wenn die Autorin den Inhalt oder sogar das Ende einiger Bücher verrät.

Aber viel wichtiger und auch die Handlung dominierender sind in diesem Roman die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Denn Sara wird von und in Broken Wheel nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Die Läden in diesem kleinen Örtchen stehen leer, Sara als Neuankömmling präsentieren sich zerbrochene Scheiben und mit Brettern zugenagelte Fenster. In Broken Wheel gab es noch nie einen Buchladen. Zwar besaß das Örtchen mal eine Bücherei, aber die hat nicht lange überlebt. Wie soll Sara, die Bücher den Menschen vorzieht und mit Geselligkeit nicht viel anfangen kann, sich hier wohlfühlen?

Und noch dazu wird sie von den Bewohnern des Örtchens kritisch beäugt und die Nachricht über ihre Ankunft verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Es gibt die Klatschtanten, es gibt die mürrischen Einzelgänger, es gibt die hilfsbereiten Kellnerinnen. So ziemlich jedes Klischee wird bedient. Die Figuren sind teilweise sehr skurril und überspitzt gezeichnet und ich habe keinen richtigen Zugang zu ihnen gefunden. Auch Sara hat bis auf ihrer Liebe zu den Büchern wegen nur wenige Sympathiepunkte bei mir gesammelt. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag. Irgendwie blieb einfach immer eine gewisse Distanz zu ihr und auch den anderen Charakteren.

Neben dem allgemeinen erzählenden Teil des Buches, der aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben ist, finden sich zwischen den Kapiteln Briefe, die Amy an Sara geschrieben hat. Diese ergänzen die Handlung und geben Hintergrundinformationen zu dem kleinen Örtchen Broken Wheel und dessen Bewohnern. Denn in den gut zwei Jahren von April 2009 bis August 2011, in denen Amy und Sara ihre Brieffreundschaft gepflegt haben, hat Amy viel über das Alltagsleben in Iowa berichtet. Die Handlung selbst spielt nun nach Amys letztem Brief im August 2011, die Briefe werden dennoch chronologisch zwischen die Kapitel eingefügt. Dadurch ist Amy trotz ihres Todes ein nachwievor aktiver Charakter in diesem Buch.

Grundsätzlich und vom Stil her war “Ein Buchladen zum Verlieben” ein angenehm zu lesendes Debüt, aber es hat einfach das gewisse Etwas gefehlt, das Begeisterung beim Lesen auslöst und dafür sorgt, dass man das Buch am liebsten nicht weglegen möchte, bis nicht die letzte Seite umgeblättert ist. Es gab vereinzelte Szenen, die ich wirklich schön fand, aber insgesamt blieb das Buch doch eher oberflächlich.

Mein Fazit

Die Liebe zu den Büchern dient leider nur als Aufhänger. Den größten Teil der Handlung macht doch das Kleinstadtleben im Örtchen Broken Wheel aus, das mich leider nicht begeistern konnte.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Schöne Hintergrundidee

Windmädchen
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Ich bin ja immer auf der Suche nach Büchern, denen eine neue und einzigartige Idee zugrunde liegt. Und der Klappentext von “Windmädchen” hat mich extrem neugierig gemacht. Neben den vielen dystopischen ...

Ich bin ja immer auf der Suche nach Büchern, denen eine neue und einzigartige Idee zugrunde liegt. Und der Klappentext von “Windmädchen” hat mich extrem neugierig gemacht. Neben den vielen dystopischen oder sonst fantasylastigen Jugendbüchern ist dieses Debüt ein sehr bodenständiger Roman, bei dem es zur Abwechslung mal nicht um Zukunftsvisionen, Rebellen oder die erste große Liebe geht. Stattdessen beschäftigt sich “Windmädchen” mit der Suche nach der eigenen Identität und der Tatsache, dass irgendwann im Leben der Moment kommt, wo man merkt, dass man etwas ändern muss. Oder vielmehr: dass man sich selbst ändern muss.

Denn besonders eindringlich beschreibt die Autorin, wie sehr sich Kara wünscht, endlich wieder von ihrer Familie wahrgenommen zu werden, endlich wieder sichtbar zu sein, nachdem sie gerade erschrocken feststellen musste, weder gesehen noch gehört zu werden. Kara verspricht sich selbst, dann ganz viele Dinge anders zu machen. Mehr Zeit mit dem Familienhund zu verbringen, zum Beispiel. Oder endlich mal offen und ehrlich mit ihrem Bruder über ihre feste Freundschaft mit Yannik zu sprechen. Mir hat sehr gut gefallen, wie Kai Aline Hula die Kernaussage ihres Buches vermittelt. Ganz feinfühlig geht sie dabei vor, fast nur nebenbei erwähnt sie diese Punkte, sodass sie sich fast unbemerkt in den Kopf des Lesers einschleichen.

Dementsprechend war auch die Auflösung der Geschichte stimmig für mich. Natürlich fragt man sich als Leser die ganze Zeit, warum Kara plötzlich unsichtbar wurde und ob es ihr gelingt, wieder sichtbar zu werden. Ich bin froh, dass die Autorin eine Erklärung dafür gefunden hat, die rational zu erklären ist keine übersinnlichen Ursachen hat. Wobei man darüber vermutlich auch streiten könnte, aber dazu verrate ich an dieser Stelle nicht mehr.

Der Schreibstil von Kai Aline Hula ist sehr angenehm und passend für die Zielgruppe. Sie schreibt anschaulich und das Buch lässt sich leicht lesen, teilweise ist der Schreibstil umgangssprachlich, was aber durchaus zur Geschichte passt. Junge Leser sollten gut damit klarkommen, allerdings würde ich das Buch vom inhaltlichen Verständnis her nicht für zu junge Leser empfehlen. Ich denke, für Leser ab 14 Jahren ist das Buch durchaus geeignet.

Erwachsene Leser können durchaus auch etwas aus diesem Buch mitnehmen, aber man merkt schon, dass die Zielgruppe woanders liegt. Das Buch liest sich angenehm, aber die Autorin konnte mich nicht ganz packen. Mir hat etwas die Begeisterung für die Geschichte und die Charaktere gefehlt. Ich habe beim Lesen eine gewisse Distanz zu ihnen gespürt, konnte keinen richtigen Zugang zu ihnen aufbauen.

Schade fand ich, dass sich die Autorin im Hauptteil des Buches auf einen Handlungsstrang versteift, der am Ende nicht wirklich viel auslöst oder zu bedeuten hat. Er führt nur über Umwegen zum Ziel. Auch wenn dabei eine sehr liebenswerte Figur eine sehr große Rolle spielt, bleiben dadurch doch die Hauptcharaktere zu sehr im Hintergrund und die Handlung wird nicht nennenswert vorangetrieben. Ich hatte das Gefühl, dass sich Kai Aline Hula zu sehr mit Nebensächlichkeiten beschäftigt. Umso schneller kam dann dagegen die Auflösung. Der Schwerpunkt wurde hier für mich falsch gesetzt.

Mein Fazit

“Windmädchen” konnte mich durch die Hintergrundidee der Autorin sehr begeistern, richtet sich aber wohl doch eher an jüngere Leser ab 14 Jahren.

Veröffentlicht am 12.03.2024

Leider nicht so gut wie gehofft

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Ich wollte das Buch wirklich unbedingt mögen, weil ich die Idee mit den vier Jahreszeiten-Schwestern als Aufhänger der Reihe so gut finde und ich mich so gern auf das Erscheinen der drei Fortsetzungen ...

Ich wollte das Buch wirklich unbedingt mögen, weil ich die Idee mit den vier Jahreszeiten-Schwestern als Aufhänger der Reihe so gut finde und ich mich so gern auf das Erscheinen der drei Fortsetzungen gefreut hätte. Aber leider reicht es in meiner Bewertung nicht für mehr als drei Sterne, und ob ich die Nachfolger lesen möchte, kann ich noch gar nicht so richtig sagen.

Das Buch fing gut an. Die beiden Protagonistinnen Spring und Sophia werden vorgestellt und ich mochte vor allem, wie viel Zeit die Autorin sich für die Beschreibung der Atmosphäre der Geschichte nimmt. Ich konnte mir das London, in dem die Handlung ihren Lauf nimmt, so gut vorstellen.

Doch leider wurde die Geschichte ziemlich schnell ziemlich abstrus. Dass die Eltern der Jahreszeiten-Schwestern Hippies sind und einen etwas anderen Lebensstil pflegen, konnte ich noch ganz gut verkraften. Aber dass - und wie! - sie ihre freie Liebe vor den Augen der Leser so ungehemmt ausleben, war mir dann doch zu viel. Und leider wurde auch der Teil der Geschichte, der in der Vergangenheit spielt, immer absurder, je mehr das Buch sich seinem Ende näherte. Es war in meinen Augen alles viel zu überspitzt und konstruiert, irgendwie erzwungen.

Lesefreude kam so leider kaum auf. Daher leider nur drei Sterne.

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Veröffentlicht am 06.05.2023

Zwischen weit weg und hautnah

Keine gute Geschichte
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Es ist ein kleines Buch. Nur fünf Kapitel auf nur 240 Seiten. Es liegt gefällig in der Hand, fühlt sich gut an. Und hat es gleichzeitig so faustdick hinter den Ohren, oder vielmehr zwischen den Seiten, ...

Es ist ein kleines Buch. Nur fünf Kapitel auf nur 240 Seiten. Es liegt gefällig in der Hand, fühlt sich gut an. Und hat es gleichzeitig so faustdick hinter den Ohren, oder vielmehr zwischen den Seiten, in jeder Zeile, in jedem Wort. Es ist eine Geschichte über ein Leben, von dem man hofft, dass es niemandem wirklich so geht, und man gleichzeitig ganz genau weiß, dass es die Realität ist. Nicht für jeden von uns, schon gar nicht für einen selbst, was für ein Glück. Aber es gibt Leben wie dieses der Protagonistin Arielle, gar nicht so weit weg, viel näher, als man denkt, viel näher, als man möchte: dieses Leben zwischen Altbauwänden, ungewaschenen Gardinen, misstrauischen Blicken, Angst, Verzweiflung, Sorgen, Not. Es gibt diese Schicksale, die sich in Existenzängsten entfalten, in Identitätskrisen, in mehr Fragen als Antworten. Wer soll sie auch geben, in diesem Leben, in dem ein Schicksal so sehr dem anderen gleicht.

"Keine gute Geschichte" hat mich sehr betroffen gemacht und ist mir sehr nahegegangen. So nahe, dass ich mich sehr von dem Buch distanzieren musste, um es lesen zu können. Es ist keine Geschichte für nebenbei, schon gar nicht für zwischendurch. Es erfordert fast Mut, sie zu lesen. Der Schreibstil und damit Erzählstil der Protagonistin ist direkt, unverblümt, ungefiltert und ungebremst. Er ist voller Emotionen, von Vorwurf bis Anklage und tiefer Ehrlichkeit. Nichts für zarte Gemüter, nichts für Lesende auf der Suche nach schönem. Denn der Titel verrät nicht zu viel.

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