Passt in keine Schublade
Wo ein bisschen Zeit ist ...Meine Rezension zu “Wo ein bisschen Zeit ist…” fällt vergleichsweise kurz und knapp aus, denn dieses Debüt lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erleben. Oder vielmehr erlesen. Dieser ...
Meine Rezension zu “Wo ein bisschen Zeit ist…” fällt vergleichsweise kurz und knapp aus, denn dieses Debüt lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erleben. Oder vielmehr erlesen. Dieser Roman passt in keine Schublade, er ist weder ein klassisches Buch über einen Road-Trip noch ein typisches Jugendbuch. Dafür ist Jack Polovsky als Ich-Erzähler einfach ein zu spezieller Charakter. Ein zu echtes Unikat. Dazu kommt, dass dem Klappentext inhaltlich kaum etwas hinzuzufügen ist. Klar, das ein oder andere Abenteuer erlebt Jack zusammen mit seinem Sohn, der Kindesmutter und seinem besten Freund. Aber im Wesentlichen sagt der Klappentext aus, was es über den Inhalt des Buches zu sagen gibt.
Vorbereitet sein sollte man jedoch darauf, dass dieses Buch neben dem erzählenden und unterhaltsamen Teil auch einen großen philosphischen Teil enthält. Der Klappentext verrät es schon: Jack ist der geborene Philosoph und führt in Gedanken philosophische Gespräche mit seinem neugeborenen Sohn, dem er den Namen Sokrates verpasst. Wirklich begeistern konnten mich diese gedanklichen Dialoge nicht, auch wenn sie absolut zum Buch und zu Jack passen. Aber wie so häufig führen diese Gespräche zu keinem Ziel, drehen sich größtenteils im Kreis. Leider fehlte mir dafür das nötige Interesse, aber ich kann mir vorstellen, dass andere Leser gerade in diesen Grundthemen den Pluspunkt des Buches sehen.
Die Geschichte, wie Jacks Sohn zu seinem vorläufigen Namen Sokrates kommt, ist so dramatisch wie berührend. Hier steckt viel mehr dahinter als Jacks Neigung zum Philosophieren. Überhaupt ist “Wo ein bisschen Zeit ist…” neben all der Situationskomik ein unterschwellig ernstes Buch. Besonders überzeugen konnte mich dabei, wie verantwortungsvoll Jack sich trotz der offensichtlichen Verantwortungslosigkeit, seinen neugeborenen Sohn aus dem Krankenhaus zu entführen, verhält.
“Wo ein bisschen Zeit ist…” erzählt von den wirklich wichtigen Dingen im Leben: Liebe, Familie, Zusammenhalt, gemeinsame Zeit. Zwar trifft der Autor mit seiner Umsetzung dieser Grundidee nicht ganz meinen Geschmack, dennoch bietet dieses Debüt ein locker-luftiges Lesevergnügen. Und vor allem Philosophie-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.
Mein Fazit
“Wo ein bisschen Zeit ist…” passt in keine Schublade und enthält neben all den philosphischen Ansätzen die wichtige Erkenntnis, dass es nie schaden kann, sich ein bisschen Zeit zu nehmen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.