Historische Thematik lebendig verpackt
Die Geschichte um die Täuferin Kristina beginnt 1517 in einem kleinen Dorf in Böhmen. Dorthin hat sie sich geflüchtet, nachdem ihre gesamte Familie als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Unter ...
Die Geschichte um die Täuferin Kristina beginnt 1517 in einem kleinen Dorf in Böhmen. Dorthin hat sie sich geflüchtet, nachdem ihre gesamte Familie als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Unter Gleichgesinnten und von der übrigen Welt unbehelligt, lebt sie dort sicher und arbeitet an dem gemeinsamen Ziel, möglichst vielen Menschen das Lesen beizubringen und eigene Bibeln zu drucken. Sie verliebt sich in ihren Lehrmeister Berthold und willigt ein, seine Frau zu werden. Mit einer kleinen Gruppe ihres Dorfes ziehen sie nun in Richtung Mainz, um dort ihr Werk fortzuführen. Unterwegs geraten sie in eine Kriegsschlacht gegen die Türken und werden selbst zu Gefangenen. Der Anführer der Bauernkrieger Lud beschützt sie und ihre Leute, die als Ketzer erkannt, nirgendwo mehr sicher sind...
Mir persönlich waren die sogenannten Ketzer und ihre Ziele bisher unbekannt. Deshalb fand ich es sehr interessant, zu lesen, dass sie unter Anderem gegen die Kindstaufe waren, da jeder Mensch, das Recht haben sollte, frei darüber zu entscheiden, ob und wann er getauft werden möchte. Ebenso die geistige Sklaverei durch die Priester, die sich das alleinige Recht herausnahmen, die Bibel zu interpretieren, wie es ihnen passte, war mir vorher nicht so bewusst. Deshalb war das Lesenlernen auch nur dem Klerus und dem Adel vorbehalten und jeder aus dem gemeinen Volk, der das konnte, war verdächtig.
Diese Thematik in einen lebendigen Roman zu verpacken, finde ich sehr gelungen, nur waren mir manche Beschreibungen und Dialoge zu ausführlich und erzeugten Längen. Über jedem Kapitel steht der Name des Charakters, aus dessen Sicht gerade erzählt wird. Das finde ich sehr hilfreich, um sich in die einzelnen Personen hineinzuversetzen. Allerdings habe ich das bei Berthold vergeblich versucht. Er blieb einfach zu blass und die Beziehung zu seiner Frau Kristina wurde viel zu wenig beleuchtet, um seine Handlungsweise zu verstehen. Da hätte ich mir mehr gewünscht.
Im weiteren Verlauf der Handlung erfährt man nebenbei noch Wissenswertes über den Buchdruck bzw. die Herstellung von Büchern. Ebenso erstaunt hat mich, das es wohl schon zu dieser Zeit bei den orientalischen Völkern ein Wissen über die Wirkung von Pockenschutzimpfungen gab.
Ein Personenverzeichnis sowie eine Karte der Handlungsschauplätze am Anfang des Buches erleichtern die Orientierung und kurze, historische Anmerkungen veranschaulichen die zu dieser Zeit herrschenden Verhältnisse.
Insgesamt ist das Buch interessant zu lesen, wobei man erwähnen muss, dass es der Beginn einer Reihe ist und somit das Ende offen bleibt.