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Veröffentlicht am 14.10.2019

Flotter Jugendroman mit einigen Schwachstellen

18, pleite und planlos, aber immerhin sehen wir gut dabei aus
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Liebe Daisy,

inmitten all der Dinge, die getan werden sollten, hat mich letztens ein Jugendbuch gefunden, das ich dir gerne vorstellen möchte: 18, pleite und planlos, aber immerhin sehen wir gut dabei ...

Liebe Daisy,

inmitten all der Dinge, die getan werden sollten, hat mich letztens ein Jugendbuch gefunden, das ich dir gerne vorstellen möchte: 18, pleite und planlos, aber immerhin sehen wir gut dabei aus von Bettina Brömme. Arena hat ja häufig Bücher mit gutem Zug, also wollte ich diesem hier unbedingt eine Chance geben.

Unsere Protagonistin ist Franziska, meistens Franzi genannt, gerade 18 geworden und kurz vor dem Abitur stehend. Damit einher geht natürlich die (sehr nachvollziehbare) Frage, was danach kommen soll. Die neuen sozialen Medien (das Buch ist erst 2017 erschienen und diesbezüglich sehr aktuell) machen ihr die Entscheidung auch nicht leichter - sie bieten vielmehr noch zusätzliche Möglichkeiten. Die „YouTube-Academie“ (du merkst schon, Denglisch, das ist was ganz Cooles.) zum Beispiel. Die möchte Franzi unbedingt besuchen, was aber nur mit einem bestehenden und einflussreichen YouTube Kanal möglich ist. Ohne groß darüber nachzudenken, verwendet sie also zahlreiche kleine Videoprojekte von sich und ihren Freundinnen, um einen solchen zu starten. Wären da nicht die bevormundenden Eltern und der Schwarm, die sie davon ablenken würden...

Du liest es vielleicht schon etwas raus: ich war nur bedingt beeindruckt von dem Umgang mit den Medien. Der steht häufiger kurz davor, reflektiert zu werden und ich wollte mich schon freuen, aber dann hat die Autorin immer in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht. Franzi denkt etwa darüber nach, ob es wirklich richtig ist, Videos von Leuten, die sie nicht um deren Einwilligung gebeten hat, online zu stellen; sie verwirft diesen Gedanken aber innerhalb von drei Absätzen wieder und macht es einfach. Ohne zu viel zu verraten: meine Hoffnung, dass da noch eine Moral zum hinterfragenden Umgang mit Medien kommt, hat sich leider nicht erfüllt. Sehr schade! Zusätzlich fand ich es unrealistisch, wie viel Zeit vor dem Abi Franzi für die Konzeption eines YouTube Kanals, das Drehen von Videos, Partymachen und Jungs Kennenlernen hat. Ich weiß noch, dass selbst die Partymäuse sich bei uns zusammengenommen und gelernt haben. War das bei dir anders?

Apropos, dafür, dass ich das Buch an sich ab 14 empfehlen würde, wird Alkoholkonsum sehr glorifiziert. Jeder wie er oder sie gerne möchte, aber in dem Buch trinken alle „coolen“ Figuren und es fehlt die sympathische Identifikationsfigur, die es nicht tut. Somit entsteht der Eindruck, dass man regelmäßig und viel trinken muss, um cool zu sein, was so nicht stimmt. Diesbezüglich würde ich das Buch also eher nicht für jüngere Leserinnen und Leser empfehlen.

Noch zu den Formalien: ich hab oben schon angedeutet, dass das Buch aus Franzis Perspektive geschrieben ist. Das ist ganz spannend, weil sie so richtig Teenie ist. Zumindest fühlt es sich so an; ob man mit 18 selbst so gedacht hat, kann ich nicht mehr sagen. Schade finde ich, dass sie sehr stark dem Bella-Klischee entspricht: sie fühlt sich selbst wie die grauste aller grauen Mäuse und kann gar nicht nachvollziehen, warum alle sie lieben bzw. warum man sich in sie verlieben könnte. Nebenbei ist sie natürlich noch der Innbegriff der Herzensgüte und immer für ihre Freundinnen da. Die Figur liest sich daher etwas gewollt, und bleibt aber trotzdem eindimensional. Das trifft leider auch (und sogar noch viel mehr) auf ihre drei Freundinnen zu. Du hast vielleicht gemerkt, dass ich die bisher kaum erwähnt habe. Das liegt daran, dass ich sie beim Lesen meistens nicht mal auseinanderhalten konnte und das, obwohl sie wirklich häufig vorkamen. Sie sind, bis auf jeweils ein bis zwei charakterliche Merkmale (eine von ihnen kann z.B.: nicht mit Geld umgehen, dafür bäckt sie gut), alle gleich geschrieben. Und ihre Ausdrucksart fühlte sich beim Lesen leider aufgesetzt und nervig an. Vielleicht bin ich zu alt. Oder es liegt daran, dass ich nicht aus Bayern komme und deshalb den Charme der vielen bayrischen Ausdrücke, die die Autorin verwendet, nicht ganz nachvollziehen kann. Vielleicht war es auch eine Mischung davon. So oder so, die Figurenkonzeption hat mich leider nicht überzeugt.

Aber auch abgesehen davon bin ich über einige Dinge gestolpert. Der Schreibstil liest sich an sich ganz locker flockig (herrlich ist sowas!), aber es finden sich leider einige Anschlussfehler, die mich immer wieder aus dem Lesefluss gebracht haben. Etwa, dass Franzi die Bank verlässt, zu telefonieren beginnt und, nachdem sie auflegt, die Bank wieder verlässt. Ich hab die Stelle (S.275/276) drei Mal gelesen, bis ich mir sicher war, dass ich es richtig verstanden hatte.

Zudem fand ich es schade, dass die Autorin einiges behauptet hat, anstatt es zu zeigen: sie macht es zum Beispiel überdeutlich, dass Franzi es nicht schafft, drei normale Sätze mit ihrem Schwarm zu sprechen (was an sich sehr nachvollziehbar ist). Dann nähern sie sich doch an und führen ein normales Gespräch (S. 117). Das bekommt man aber nie zu lesen, weil es einfach nur behauptet wird. Dabei hätte ich die Entwicklung der Figur bzw. ihrer Beziehungen zu einander gerne mitbekommen.

Alles in Allem muss ich sagen, dass ich sehr zwiegespalten bin. Das Buch hatte einen guten Schwung und hat es geschafft, viele Themen abzudecken, die Jugendliche von heute wohl beschäftigten. Mein größter Kritikpunkt bleibt, dass es so wenig medienkritisch und die Figuren unzureichend entwickelt waren. Das hat den Spaß leider doch etwas rausgenommen und lässt mich keine klare Empfehlung aussprechen.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Innovative Idee mit Defiziten bei der Umsetzung

Julie Jewels - Perlenschein und Wahrheitszauber
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Liebe Daisy,

ich hab gerade etwas total Merkwürdiges erlebt. Weißt du noch, als wir zusammen im Buchladen waren und das wunderschöne Cover von KJBs Julie Jewels von Marion Meister bewundert haben, kurz ...

Liebe Daisy,

ich hab gerade etwas total Merkwürdiges erlebt. Weißt du noch, als wir zusammen im Buchladen waren und das wunderschöne Cover von KJBs Julie Jewels von Marion Meister bewundert haben, kurz nachdem es 2018 auf den Markt gekommen war? Es ist mich letztens nochmal überkommen und ich musste es mir glatt holen. Es sieht ja wirklich zauberhaft aus ... und scheint eine ganz eigene Magie auszustrahlen.

Aber kann der Inhalt auch mit dem Cover mithalten? Die Geschichte folgt Julie, die gerade 16 geworden ist. Ein großer Schritt für sie, denn sie weiß: ab jetzt wird alles anders, denn sie ist ja quasi erwachsen. Sie hat eine ganze Liste an Dingen, die sie jetzt verwirklichen möchte: unter anderem mit ihrem Schwarm zu sprechen und die Sweet Sixteen Party des Jahres zu schmeißen. Doch ein Geschenk von ihrer Oma, zu der sie bisher keinen (bewussten) Kontakt hatte, ändert alles: ein merkwürdiger Schmuckkasten, der magische Fähigkeiten zu haben scheint. Nun muss Julie mit der Unterstützung ihrer besten Freunde nur noch rausbekommen, wie sie ihn richtig einsetzt.

Diese Prämisse klang so interessant, dass ich unbedingt in das Buch hineinlesen wollte. Ich muss aber sagen, dass mich die Umsetzung nicht vom Hocker gehaut hat. Ich fürchte, das lag daran, dass ich einfach zu alt/leseerfahren bin. Um mich ein bisschen besser zu erklären, möchte ich im Folgenden auf den Plot und den Schreibstil eingehen.

Die Autorin erschafft Konflikte, um die Handlung voran zu treiben. Logisch, ohne Veränderung gibt es kein Narrativ. Leider fühlen sich die präsentierten Probleme oft völlig an den Haaren hergezogen an. Etwa wenn ein Missverständnis bezüglich des Beziehungsstatus der Protagonistin entsteht (S. 182): sie klärt es nicht direkt auf, sondern läuft erst mal weg, um Kriegsrat mit ihrer besten Freundin zu halten und sucht die nächsten hundert Seiten nach einem Moment, um es aufzuklären; während dieser Zeit bestraft sie eine völlig unbeteiligte Person dafür, dass das Missverständnis entstanden ist. Wie gesagt, ich verstehe, dass es Konflikte braucht, aber die in diesem Buch geschaffenen fühlen sich nicht authentisch an. Bestenfalls dann, wenn man davon ausgeht, dass die Protagonistin völlig bekloppt ist – dadurch, dass sie Nichtigkeiten als existenzielle Probleme ansieht wirkt sie egozentrisch, unreflektiert und bockig. Ich weiß nicht, ob die Autorin zu sehr darauf bedacht war, die Handlung in alltägliche Momente einzubauen (wie z.B.: Kerstin Gier das einmalig gut macht) oder ob sie die Protagonistin unbedingt jung und teeniemäßig schreiben wollte.

Ich vermute Letzteres. Das zeigt sich auch beim Schreibstil, der sehr gewollt wirkt. Sie verwendet unfassbar viele Klammern für „spontane“ Gedanken, was mich irgendwann mehr als irritiert hat. Zudem muss ich sagen, dass ich gefunden habe, dass das Buch zu jung für die Zielgruppe geschrieben ist: Die Protagonistin ist 16 und eines der zentralen Themen des Buches ist eine Romanze; ich würde es somit für Mädchen ab 12 empfehlen. Gelesen hat es sich häufig aber eher als wäre es für 8–10-jährige. An anderen Stellen war es dagegen wieder purer Kitsch: "Und seine Augenfarbe kippte von Sternenfunkel-Silbergrau in ein strahlendes nach-dem-Regen-Himmelblau" (S. 132). Ich mag ja locker flockige Sprache, aber das ist doch etwas dick aufgetragen. Der Schreibstil fühlte sich somit etwas unentschieden an. Wobei das Gefühl, dass es sich um eine eher jüngere Zielgruppe handelt, dominierte: häufig finden sich etwa Zusammenfassungen der Gespräche der vergangenen paar Seiten, die sich für mich anfühlten, als würde die Autorin mich für dumm halten (z.B.: S. 265).

Ich möchte zudem anmerken, dass ich die Handlung weder besonders innovativ noch überraschend fand: es hat sich alles sehr vorhersehbar entwickelt und endet mit einer eigenartigen Moral. Ich weiß, es gibt noch Band 2 und 3 (die auch wirklich reizend aussehen), aber ich bin mir relativ sicher, dass ich weiß, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, so dass ich Julies Abenteuer erst mal nicht weiter verfolgen werde. Für jüngere Leserinnen könnte diese Trilogie aber durchaus interessant sein.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Enttäuschte Erwartungen und unsympathische Protagonistin

Hazel Wood
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Liebe Daisy,

Es war einmal ein Buch mit einem wunderschönen Cover, das immerzu von einem jungen Mädchen bewundert wurde, bis es eines Tages den Mut fasste, es zu kaufen und zu lesen. Tja, und nun sind ...

Liebe Daisy,

Es war einmal ein Buch mit einem wunderschönen Cover, das immerzu von einem jungen Mädchen bewundert wurde, bis es eines Tages den Mut fasste, es zu kaufen und zu lesen. Tja, und nun sind wir hier. Wie du dir schon denken kannst, handelt es sich bei dem Mädchen um mich und bei dem Buch um kein anderes als Hazel Wood von Melissa Albert, das bereits 2018 bei Dressler erschienen ist. Ja ich weiß, ich habe lange gebraucht, um mich dazu durchzuringen, es zu kaufen. Warum eigentlich? Der Inhalt klang doch so vielversprechend:

Die Geschichte dreht sich um Alice, die gemeinsam mit ihrer Mutter lebt. Die beiden bleiben nie lange an einem Ort, weil immerzu merkwürdige Dinge um sie herum passieren. Doch Hauptsache, sie haben einander. Aber dann verschwindet Alice’ Mutter plötzlich. Alice weiß, dass die Antworten in Hazel Wood, dem mysteriösen Anwesen ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter, auf dem sie noch nie gewesen ist, liegen müssen. Gemeinsam mit einem Klassenkameraden macht sie sich auf den Weg dorthin, denn obwohl sie die Märchen, die ihre Großmutter geschrieben hat, nie gelesen hat, hat sie die Vermutung, dass mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit in ihnen steckt.

Wie du weißt, bin ich ein großer Fan von Märchen. Leider muss ich sagen, dass ich in diesem Fall enttäuscht von der versprochenen Märchenwelt war. Die ersten zwei Drittel des Buches spielen in der Realität und drehen sich nur darum, nach Hazel Wood zu kommen. Ich fürchte, ich habe schon zu viele Jugendbücher, die sich um Road Trips drehen, gelesen, um davon beeindruckt zu sein. Ich hatte vorab gehört, dass das Buch eine Empfehlung für Fans von Caraval sei und hatte auf etwas der Magie dieses Buches gehofft. Das hat sich aber leider nicht eingelöst; auch nicht, als die Protagonistin dann in der Welt der Märchen angekommen war. Diese waren weniger an den romantisch verträumten Disney Versionen, als an denen der Gebrüder Grimm angelehnt. Das hat durchaus seine Berechtigung, war aber leider nicht das, was ich mir in diesem Fall erhofft hatte. Zudem fühlte sich dieser Teil des Buches sehr episodisch an: Alice gelangte von einer Figur zur nächsten und musste Aufgaben lösen, um passieren zu dürfen. Die einzelnen Begegnungen waren jedoch kaum auf einander aufbauend und entsprechend austauschbar (und stellenweise fast so konfus wie ihr Namensvetter Alice im Wunderland). Ich hätte mir an dieser Stelle einen besser entwickelten Spannungsbogen gewünscht. Wobei ich dem Buch zugestehen muss, dass es gegen Schluss etwa dreißig Seiten hat, deren narrative Entwicklung spannend und innovativ war. Davon hätte ich mir mehr gewünscht! (Für diejenigen, die es interessiert, was ich mochte: Kapitel 28–30.)

Ich muss jedoch sagen, dass ich noch ein anderes Problem mit diesem Buch hatte und das war die Protagonistin, Alice. Sie ist von Anfang an eine unsagbar unsympathische Person, die ohne jeden Grund Wutanfälle hat und gemein zu anderen Menschen ist. Sie ist sich dessen auch bewusst, da sie es mehrfach reflektiert - aber ohne Konsequenzen zu ziehen oder ihr Verhalten zu ändern. Ich muss dem Buch zugestehen, dass es die Charakterzüge von Alice später noch aufarbeitet, aber ich bin mir leider trotzdem nicht sicher, ob das Konzept aufgeht. Während des Lesens war ich einige Male drauf und dran, das Buch abzubrechen, weil ich mich so wenig mit der Protagonistin identifizieren konnte und genervt von ihrem Verhalten war. Ich verstehe, dass es wesentlich für spätere Entwicklungen ist, aber über ca. 200 Seiten genervt von der erzählenden Figur zu sein, hilft keinem Buch. Ich habe das Gefühl, dass das dadurch verstärkt worden ist, dass Hazel Wood aus ihrer Perspektive geschrieben war. Vielleicht hätte eine neutralere Erzählform geholfen, sich mehr mit anderen Figuren zu identifizieren und den Grad des genervt Seins von Alice entsprechend verringert?

Alles in allem muss ich sagen, dass mich das Buch leider nicht überzeugen konnte. Das Cover ist und bleibt wunderschön, aber die Erzählung hat nicht meinen Erwartungen entsprochen und mir fehlte die Identifikationsfigur, die mich in die fiktive Welt gezogen hätte.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 09.05.2020

Nein, einfach nur nein

Promised
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Kiera Cass, Promised, Sauerländer, 2020.

Dear Daisy,
here I am. And I finally got my hands on The Betrothed by Keira Cass that was released this week. As the English version isn’t available at the moment, ...

Kiera Cass, Promised, Sauerländer, 2020.

Dear Daisy,
here I am. And I finally got my hands on The Betrothed by Keira Cass that was released this week. As the English version isn’t available at the moment, I purchased the German edition (“Promised”) published by Sauerländer. And let’s just say, I wasn’t too sad, that I ‘had’ to get this one: it’s got the most gorgeous cover I own (Bravo, Zero Werbeagentur!): It immediately reminided me of Ms. Cass’ Selection series, as it once again features a girl in a gorgeous, floating dress on the cover. Only this time, shimmering golden details have been added. It’s STUNNING! Had I not been anticipating this release so much already, the cover would have totally made me get it.

But what is it actually about? A question I didn’t ask myself until after I purchased the novel (which might have been a mistake on my part). Let’s help you avoid making the same mistake: The story focuses on Hollis, who lives at the royal court of Coroa (nope, not Corona. Though, yes, that’s what I kept reading as well). She has somehow managed to draw King Jameson’s attention to herself, but has lost her heart to another young man. This comes straight from the blurb, so don’t worry, I don’t intend to spoil anything (else) for you.
It sounds a bit like The Selection series, doesn’t it. Only it really isn’t. And not in a good way. I desperately wanted to love this book, but even trying as hard as I could – I didn’t. And I’d like to explain to you in a bit more detail how that came to be.

Whereas The Selection is set in a dystopian world that is connected to ours in some ways, this story takes place in an unnamed time and place. We don’t really learn a lot about the world where the story is taking place, but one quickly gathers that it is set in a time that is comparable to our middle ages. Only with even more mechanisms in place to suppress women. Adultery and divorce aren’t just frowned upon but persecuted and culprits are even sentenced to death. And of course, men who claim such things about their wives to rid themselves of them are the ones judges believe. This is not necessarily what happens to the protagonist Hollis, but it frames her story and probably gives you a pretty good idea of the kind of world she is living in (if it’s still unclear: it’s a bloody patriarchy, if there has ever been one.)

We get thrown right into the story as Hollis, who is our first-person narrator, is getting ready for a meeting with the King. Helping her is Delia Grace, her maid/best friend – I’m still not sure, which of the terms is more appropriate. Only after a time we lean how Hollis, who has been living in the castle for a long time, has recently attracted the king’s attention (which I liked). In the meantime, we are left to follow her around her daily life in the castle. And boy, that was exhausting. Not because her life is. It really isn’t. All she does all day is wear pretty clothes, whine about her parents’ expectations and think about becoming even richer than she already is. She is such a spoilt brat that I had real difficulties to keep reading; just the amount of time spent talking about dress colours only for her to pick gold every single time. But I kept hoping for some sort of character development. It didn’t happen. She really wasn’t a great protagonist and I couldn’t identify with her at all. Also, how the majority of the other characters praised her for being kind and lovable is beyond me. She remained childish, arrogant and dumb throughout the book. Just take her parents: even when they are finally making an effort to accept their daughter for what she is, she just whines about how annoying they are afterwards. Or take the fact that she knows that her mail might be intercepted – and she still puts vital information in it. Also, she is incredibly disrespectful towards other cultures. Even when she claims to have learned her lesson, she still laughs openly about their traditions.


But how about the other characters, you might ask. Surely there must be some decent ones. Unfortunately, I found almost all of them to be flat and formulaic. Hollis’ parents were among the worst. They were solely used as narrative devices and in that insanely boring.
It was repeatedly claimed how charismatic and strong and just the King is. But I didn’t see any of that. He still wants to go to war; but, of course it makes him a better person, that it’s not out of petty reasons, but only if he is to gain something… And his relationship to Hollis is, I don’t even know how to start. He’s patronising and actually just wants her as an emblem (I know the book talks about this); but he is also extremely weak and has no backbone whatsoever; at times she can just do whatever the hell she wants, no matter how rude, he will keep throwing around stiff remarks to flatter her in his undying devotion (what is his undying love even based on?). The ‘tests’ he puts her through are absurdly ridiculous. I don’t know what emotions he is supposed to evoke, but I was just irritated.
I felt that there would have been some potential with Delia Grace, though. She had some interesting layers to her, that were revealed throughout the book. Were they used as major plot twists, though? Nah. They were just casually revealed with Hollis immediately drowning all possible conflict in the generosity of her heart. It was infuriating. The only character that I somewhat enjoyed reading about was Queen Valentina. She had depth to her and was interestingly constructed.

Now, you may wonder, how it can be that I haven’t mentioned the love interest thus far. Well, this is exactly what the book does: Some of the things advertised in the blurb actually only happen about halfway through. And to be quite frank, they don’t make any sense to me. None of the two crushes Hollis develops do. You could argue that she only felt affection towards the king for his wealth, but what about this other guy? She falls in love with his blue eyes and that’s enough to leave everything behind? I realise that she was scared of the responsibilities her being the Queen would have brought with it. But none of this felt authentic when reading it.

And I think this might be my biggest issue with this book. The characters didn’t touch me and neither did the story. Things were just claimed to be certain ways, but it didn’t make me believe it. Take that devastating incident towards the book: Yes, it’s claimed that Hollis is heartbroken, but it made me feel absolutely nothing. She moved on right to the next thing. Maybe a non-first-person-narrator could have helped but the way it was written was (besides repetitive at times) not convincing. Also, I felt like there was absolutely no narrative besides the love triangle. Yes, some political issues were mentioned, but Hollis cared so little about them that they had might as well have been left out completely. She went right back to talking about diamonds and dresses and left me yelling at my book.

Also, I don’t quite know who the target audience for this novel is. When I purchased it, I thought, it was going to be similar to The Selection. But while that series also touches upon real-world issues, this novel felt more like a historical romance novel than a YA one. Though, I don’t know if the chaste portrayal of things fits in with the market’s current development. Either way, I’d definitely not recommend it to younger readers. The way women’s rights are portrayed reminds me of dystopian novels such as The Handmaid’s Tale – only here, none of the characters seem to mind in the slightest. I realise, this is the way things were in the past, but putting this out as an ideal to teenagers is absurd. Though, I guess, if you’re into reading historic (romance) novels you this might be just your cup of tea. I’m just really not.

Another thing I quickly want to mention is the author description included in the German edition. The very one, where Ms. Cass mentions that if she could choose any crown to wear it’d be one made of the tears of happiness from her readers. Sorry to disappoint, but in this case it was more like tears of frustration, as I was more than once just about to throw the book in a corner and to never pick it up again; thank you Sauerländer for the gorgeous cover, which was the only thing keeping me from doing so. However, I was quite disappointed by the translation of the Acknowledgements. Ms. Cass directly addresses her readers, but it has been translated addressing only female readers. While I know, that the majority of them will in fact be female, I found it disappointing that male ones were completely left out.

For me this book was like Hollis. A gorgeous cover but not much on the inside. Hence, I’ll most likely quit the series here, but for anyone still interested: The sequel will be release next spring.

Love, Daffy

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Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein Brief in sieben Akten

Bound to You
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Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief von meiner letzten Amerikareise. Vor Jahren war ich schon einmal in die Welt von Jamie McGuire eingetaucht und nun bin ich zurück, um mir im zweiten Teil der ...

Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief von meiner letzten Amerikareise. Vor Jahren war ich schon einmal in die Welt von Jamie McGuire eingetaucht und nun bin ich zurück, um mir im zweiten Teil der Reihe Bound to you die Geschichte rund um Nina und Jared weiter anzusehen. Dieser Teil der Trilogie erschien in einer Übersetzung von Frauke Meier unter dem Titel Requiem 2015 bei ivi, ein Imprint der Piper Verlagsgruppe. Das Original hatte die Autorin 2011 im Eigenverlag herausgebracht.

Zunächst möchte ich dich auf den neusten Stand bringen, wie ich an dieses Buch herangegangen bin. Die deutsche Ausgabe des ersten Teils Providence erschien 2014 und ich vermute, um den Zeitpunkt herum habe ich es auch gelesen. Dementsprechend groß ist nun der Abstand zum zweiten Teil. Das Buch hatte mich sehr stark an Twilight erinnert und ich war gespannt, ob sich der zweite Band nun in Richtung New Moon entwickelt oder ob die Autorin nur eine ähnliche Struktur in ihrer Geschichte zur Grundlage gemacht hat. Lass mich vorwegnehmen, dass es durchaus Parallelen gibt, die aber nicht das wohlige Bella und Edward Gefühl zurückgebracht haben, sondern mich mit einem Buch konfrontiert hat, das mich doch eher entsetzt hat. Um dir meine Meinung näher zu bringen, werde ich durchaus Spoiler verwenden, da es sonst nicht begründet wirken könnte, was ich bemängeln möchte. Außerdem werde ich meine Meinung in Unterpunkten aufteilen. Wenn du das Buch zuerst lesen möchtest, ohne von mir gespoilert zu werden, empfehle ich, nur noch den nächsten Absatz zu lesen, da ich hier eine kleine Zusammenfassung bringen werde. Danach gehe ich näher ins Detail und du kannst die Rezension beiseite legen und wir treffen uns wieder, wenn du dir eine eigene Meinung bilden konntest.

Jared ist Ninas Schutzengel. Eine Aufgabe, die ihm alles abfordert, da sich die Hölle darauf vorbereitet, Krieg gegen die Engel und ihre Schützlinge zu führen. Nina wird von Albträumen geplagt, die die beiden vor ein Rätsel stellen. Handelt es sich einfach nur um schreckliche Träume oder verbirgt sich hinter ihnen eine Botschaft aus der Vergangenheit, die die Zukunft betreffen könnte? Zwischen Alltag und Übersinnlichem hin- und hergerissen, versuchen Nina und Jared mehr zu erfahren, wobei ihnen Jareds Familie tatkräftig zur Seite steht. Doch es ist gar nicht so einfach, mit einem großen Geheimnis zu leben und Nina wird in ihrer Uni- und Arbeitswelt vor die Probe gestellt, alles unter einen Hut zu kriegen und die Grenze zwischen Himmel und Hölle und der Normalität zu wahren.

Die Zusammenfassung klingt für dich beim Lesen wahrscheinlich genauso verworren, wie es sich für mich gerade beim Schreiben anfühlt. Ich finde es sehr kompliziert, den Inhalt in passende Worte zu kleiden, um einen Überblick zu geben, dir den Spaß am Lesen aber nicht zu verderben, indem ich schon alles verrate.
Das wird nämlich schon jetzt passieren, da ich etwas näher auf die Geschichte eingehen möchte. Somit nochmals der Hinweis: Bitte leg den Brief in die Schublade und nimm ihn wieder zur Hand, wenn du das Buch erst selbst lesen möchtest.

Wir erleben Reqiuem aus der Ich-Perspektive von Nina. Dadurch soll sie natürlich unsere direkte Identifikationsfigur sein und diejenige, mit der wir mitleiden und uns bei schönen Momenten mit ihr freuen. Wäre es denn so. Leider ist Nina eine Romanfigur, die mir durch und durch unsympathisch ist und die auch ausgesprochen unlogisch, dramatisch und unverantwortlich handelt. Warum ich so empfinde, folgt in den Unterkategorien Charakter, Arbeitswelt, Beziehung, Dreiecksbeziehung, Freundinnen, Verhütung und einem Handlungsstrang, der die Geschichte wohl tragen sollte, in sich aber unlogisch ist.
Ich werde hierfür einige Zeilen zitieren und habe beim Abtippen bemerkt, wie viele Fehler sich in diesem Buch befinden. Die Rechtschreibung ist eins zu eins aus dem Buch übernommen. Um das Lesen zu erleichtern, werde ich nicht auf jeden einzelnen Fehler hinweisen, doch es sollte an dieser Stelle gesagt sein, dass ich mir dessen bewusst bin und es sich nicht um Fehler meinerseits innerhalb der Zitate handelt.

Charakter

Durch die Ich-Erzählerin erleben wir die Geschichte natürlich exklusiv mit Ninas Gefühlen und Gedanken. Daher möchte ich mit einer kleinen Übersicht über ihren Charakter anfangen. Es sollen nur einige Punkte genannt werden, da die anderen Unterpunkte natürlich auch mit diesem Thema zusammenhängen. Vielleicht lernt man ihren Charakter in den anderen Kategorien noch besser kennen, da ich sie dort in Zusammenhängen vorstelle. Hier also einige Kritikpunkte, die mich beim Lesen gestört haben.
Nina ist eine schwierige Figur, die mir leider zu keinem Zeitpunkt sympathisch war. Sie wird mit einigen Problemen konfrontiert, bei denen ich aber nie das Gefühl hatte, mit ihr mitleiden zu wollen.
Wie ich im Laufe der Rezension noch erläutern und an Beispielen festmachen werde, zeigt sich Nina als eine Figur, die gern im Mittelpunkt steht und es gern sähe, wenn sich die anderen Charaktere um sie drehen wie die Planeten um die Sonne. Das wäre sie wohl auch gern; der wichtigste und strahlendste Teil des Ganzen. Über ihren verstorbenen Vater sagt sie ganz bescheiden: „Und du hast es selbst gesagt... er hat mich vergöttert.“ (S. 120)
Nina setzt sich selbst auf ein Podest und dirigiert von hier aus alles und jede/n. Hierbei ist sie auch nicht zimperlich, ausschließlich zu fordern und nicht zu geben: „Ich nickte nur, unfähig, ihm für die Worte zu danken, von denen ich nicht einmal geahnt hatte, dass ich sie hören musste.“ (S. 119)
Egal, was die anderen leisten, ihr geht es immer am allerschlechtesten. Ich habe oben in der Zusammenfassung schon gesagt, Nina wird von Albträumen heimgesucht. Das ist natürlich nicht sehr angenehm und sie schläft dadurch sehr schlecht. Doch nur, weil man eine Weile mal schlecht – es ist nicht mal so, dass sie gar keinen Schlaf bekommen würde – schläft, wird man nicht so dramatisch wie Nina es wird: „Ich drückte auf den Knopf [vom Fahrstuhl] und holte röchelnd Luft. Sogar das Atmen fiel mir schwer.“ (S. 71) Natürlich muss sie daraufhin nach Hause getragen werden. Zum Glück hat sie die Ritter in schimmernder Rüstung in ihrem Umfeld gut im Griff.

Ein kleiner Gedankensprung meinerseits, weil ich hier gern noch anführen würde, was für ein Naturtalent Nina sein muss. Es geht um das Erringen einer Sprachfähigkeit innerhalb weniger Seiten.
„Dieses Mal sprach er deutsch. Das Einzige, das ich verstehen konnte, war Landstuhl.“ (S. 88)
Nina bleibt das Gespräch also nicht zugänglich, was ja auch ein sehr interessanter narrativer Zug der Autorin war und in der gegebenen Situation vielleicht tolle Möglichkeiten eröffnet hätte, dass Nina uns nicht alles berichten kann. Doch dieses Problem löste sich auf Seite 92 wie durch Zauberhand:
„'Warum wollen Sie nach Landstuhl?', hörte ich den Fahrer auf Deutsch fragen.“ (S. 92) Auf diese simple Weise lösen sich alle Konflikte in diesem Buch.

Arbeitswelt

Wie wir im ersten Teil erfahren haben, hat Nina die erfolgreiche Firma ihres Vaters geerbt. Sie ist nun also Geschäftsführerin dieses Unternehmens und gleichzeitig noch Studentin. Klar, eine fundierte Ausbildung ist die Grundlage, um eine Firma zu leiten, von daher sehe ich hier keinerlei Kritikpunkte und finde es hervorragend gelöst, dass der Figur nicht ein weltweit erfolgreiches Unternehmen in die Hände gedrückt wurde, sondern man den Balanceakt zwischen Uni und Berufsleben miterleben kann, den Nina austragen muss. Sie ist als Praktikantin im eigenen Unternehmen angestellt und arbeitet unentgeltlich, um jede Abteilung kennen zu lernen. Finde ich toll, eine gute Idee, schöne Handlungsmöglichkeiten für die Figurenentwicklung. Leider scheitert es, meiner Meinung nach.
Ninas Charakter ist sehr aufbrausend und einer Erwachsenen selten angemessen. Das wird in ihrem Arbeitsalltag noch deutlicher. Sie merkt auf einer Betriebsfeier sehr richtig an: „Ich muss mir den Respekt der Leute hier verdienen.“ (S. 223)
Das scheint ihr jedoch sehr schwer zu fallen. Nicht, weil ihre Mitarbeiter/innen so schrecklich wären, sondern weil Nina unfähig ist.
Hier komme ich zu der Figur Sasha. Diese ist ebenfalls Praktikantin im Unternehmen und wird als sehr geradeheraus, eifersüchtig und mit allen männlichen Mitarbeitern flirtend dargestellt. Es stört mich nicht, dass die Autorin hier eine Antagonistin schaffen wollte und Sasha ausschließlich negativ durch Ninas Ich-Erzählerstimme erlebt wird. Doch Nina verhält sich ihr gegenüber sehr kindisch und nicht professionell. Sie sucht nie das Einzelgespräch zwischen Vorgesetzter und Angestellter, um Meinungsverschiedenheiten zu klären, sondern zickt sie nur in einer Tour an. Dass Sasha da wenig Respekt aufbringt, ist doch nun wirklich nachvollziehbar. Wozu sollte sie sich auch bemühen, wenn ihr selbst keinerlei Anerkennung und respektvolles Verhalten entgegen gebracht wird? Sie bekommt keine klaren Verhaltensregeln mitgegeben, sondern nur Kindergartenverhalten von Ninas Seite aus.
Gleiches Verhalten übt Nina einem anderen Mitarbeiter gegenüber aus. Hierbei handelt es sich um Grant, einen engen Vertrauten von Ninas Vater und langjährigem Mitarbeiter der Firma: „Grant hatte zehn Jahre für meinen Vater gearbeitet“ (S. 23)
Wir lernen also, Grant ist seit zehn Jahren in dieser Firma tätig, somit ist anzunehmen, seine Berufserfahrung ist durchaus beachtlich und fundiert. Ninas Ansicht zu ihrer eigenen Leistung beschreibt sie auf Seite 33 wie folgt:
„Die Wahrheit war, dass ich alles was Grant konnte, lange vor meinem Praktikum bereits gemeistert hatte und es besser konnte als er. Ich hatte ein hervorragendes Verhältnis zu unseren Kunden, und dank meiner harten Arbeit im Laufe des Sommers wurde ich auch von den Angestellten akzeptiert. Wenn er mich nicht nach Übersee schicken wollte, gab es nichts, was ich noch nicht gesehen hatte.“
Sie muss eine wahre Wundertüte sein, wenn sie sich innerhalb der Semesterferien im Sommer mehr Wissen erarbeiten kann, als ein Mitarbeiter in einer Dekade an Arbeitsjahren. Ich bezweifle, dass man ihr als Praktikantin und davor schon Aufträge gegeben hat, die sie zu einem derartigen Stand gebracht haben. Nina scheint maßlos an Selbstüberschätzung zu leiden und leider gibt es niemanden in ihrem Bekannten- oder Kollegenkreis, der sie auf den Teppich holen könnte. Ihre ach so große Erfahrung spiegelt sich dann in folgendem Verhalten wider: „Wütend stapfte ich zur Tür hinaus und gab mir alle Mühe, auf dem Weg nichts kaputt zu treten.“ (S. 24)
Ich glaube, das ist genau das richtige Verhalten, das den Kundenstamm total beeindruckt und sie sagen lässt, dass diese Frau die geborene Geschäftsführerin sei – jemand, der wie ein Kleinkind auf Dinge eintreten möchte, wenn man ein Büro verlässt.
Die Autorin macht das Fass der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz auf und ihre Hauptfigur schafft es nicht, darauf zu reagieren oder überhaupt darauf hinzuweisen, dass derartiges Verhalten inakzeptabel ist. So kommen regelmäßig Sprüche von Grant, die alle in diese Richtung gehen: „Hübscher Rock, Peanut.“ (S. 24) Das wird einfach so im Raum stehen gelassen, die Geschäftsleitung weist ihren Mitarbeiter in keiner Form auf das unpassende Verhalten hin oder bedient sich wohl überlegter Worte, die auch ihrer Stellung einer höher Gesetzten angemessen wären:
„'Guten Tag, Peanut', rief Grant mir aus seinem Büro zu.
'Verpiss dich.' Sofort ging es mir besser.“ (S. 55)
Es freut mich, dass es genau ihre Art zu sein scheint, mit der sie sich Respekt verschaffen möchte. Es klappt nämlich original gar nicht.

Beziehung

Kommen wir vom Arbeitsumfeld zu den Themen, die Ninas Verhalten gegenüber ihrer engsten Vertrauten betreffen. Es liegt nahe, hier mit ihrem Verlobten Jared anzufangen.
Nina und Jared haben mich in ihrer Konstellation immer ein wenig an Bella und Edward erinnert. Er war das fantastische Wesen, sie der Mensch, der zwischen die Fronten gerät und beschützt werden muss. Das zeigt sich zum Beispiel sehr stark, wenn Nina sich verletzt. Während eines Albtraums bohrt sie sich die Fingernägel in die Handflächen, wodurch sie kleine blutende Stellen davonträgt. Jeder vernünftige Mensch weiß, dass das unangenehm schmerzt, man kann es aber alles selbst desinfizieren und ein Pflaster drauf kleben. Nicht so bei diesem Paar. Jared flippt völlig aus, verarztet Nina umständlich und dann bleibt sie auch noch wie eine Schwerkranke liegen und schickt ihn Kaffee kochen. (S. 38)
Allgemein ist ihr Verhalten ihm gegenüber etwas seltsam. Wie oben schon erwähnt, stampft sie nicht nur klein-kindhaft mit den Füßen auf und will Dinge kaputt treten, sie wirft auch mit Sachen nach Jared, wenn ihr etwas nicht passt. (S. 74)
Ihre Ausdrucksweise ihm gegenüber lässt häufig zu Wünschen übrig. In einer Situation, die ein solches Verhalten keinesfalls rechtfertigt, verhält sie sich unmöglich:
„'Ich kann allein einsteigen', fauchte ich bissig.
'Nina...' Jared lächelte […].
'Lass mich in Ruhe.'“ (S. 25)
Jared tut das Ganze auch immer mit einem Lächeln ab – egal, ob sie ihn blöd anmacht oder ihn bewirft. Nie steht er für sich ein und fordert von seiner Verlobten etwas Respekt, was wirklich nicht zu viel verlangt wäre, unmöglich wie sie sich verhält.
Wenn es Nina dann gerade passt, ist sie das anhängliche Häschen, das auf ganz unschuldig macht. An New Moon erinnerte mich eine Szene, in der sich Jared und Nina trennen müssen. Nicht, weil er sie nun beschützen möchte und als Vampir eine Gefahr für sie darstellt. Nein, Jared hat nur einen Auftrag in einer anderen Stadt und kommt nach der Beendigung dessen auch zurück. Trotz allem macht Nina eine Szene wie Bella sie auch hätte machen können:
„Panik schürte mir die Kehle zu. Wir waren schon seit so langer Zeit nicht mehr voneinander getrennt gewesen, und der Gedanke, auch nur ein paar Tage ohne ihn verbringen zu müssen, machte mir Angst.“ (S. 42)
Es ist ein Wunder, dass Jared sich nicht länger eine Auszeit von Nina genommen hat – überhaupt eine Auszeit, bei der Trennung handelt es sich ja nur um eine berufliche Aufgabe. Er reißt sich die Beine für sie aus und sie thront über allem und verhält sich wie die Axt im Wald. Das darf sie offensichtlich auch, denn keiner ruft sie einmal zur Ordnung und verlangt von ihr, angemessen behandelt zu werden. Wie gut, dass sie sich so sicher ist: „Manchmal war es zum Verrücktwerden, wie verliebt er in mich war.“ (S.18)
So bescheiden geht es mit Ninas Verhalten nämlich auch in anderen Beziehungen weiter.

Dreiecksbeziehung

Das beliebte Thema der Dreiecksbeziehung wird auch in dieser Trilogie aufgegriffen. War es im ersten Teil noch präsenter, ist allerdings auch in diesem Buch noch aktuell. Ryan war in Nina verliebt, doch die Verlobung mit Jared macht es nun sehr deutlich, dass sie für ihn nicht mehr erreichbar ist. Er entschließt sich daraufhin, sich bei der Armee zu melden und in den Krieg zu ziehen. Dramatischer geht’s wohl kaum.
Doch halt, könnte es sein, dass Nina in Ryan verliebt ist? Die Autorin greift es nicht auf, als dass ich es mit Gewissheit sagen kann, dass Nina diese Gefühle wirklich fühlt. Es kann natürlich sein, dass es nur noch unterstreichen sollte, wie begehrenswert Nina doch ist.
So schrieb Ryan noch Briefe an Nina, was er jedoch einstellt. Nina ist entsetzt: „'Er hat Josh geschrieben, nicht mir, das halte ich davon.' Ich schniefte.“ (S. 49)
Dass ihre Freundinnen ihr daraufhin sagen, dass sie dramatisiere, lässt Nina wütend werden. Sie leidet stark darunter, wenn ihr irgendjemand sagen möchte, dass sie sich unangemessen verhält, doch ich deute es auch so, als sei sie in Ryan verliebt. Dieser gesteht ihr irgendwann, dass er sie einmal geliebt habe, jetzt aber über sie hinweg sei. Nina reagiert Jared gegenüber daraufhin sehr bockig und als sei sie enttäuscht, nicht mehr der Grund für die schlaflosen Nächte sämtlicher Männer zu sein: „Er ist nicht mehr in mich verliebt. Eigentlich dachte ich, du wärest erleichtert.“ (S. 188)
Hätte sie nicht erleichtert sein müssen, weil sie ja mit einem anderen verlobt ist und den hoffentlich von Herzen liebt? Es wirkt nicht so.
Die Dreiecksbeziehung bekommt auch merkwürdige Züge, als Ryan im Krieg verletzt wird und in ein Krankenhaus nach Deutschland geflogen wird. Als Jared davon erfährt, fliegt er umgehend mit Nina von den USA nach Europa. Kaum sind sie angekommen, bekommen sie von den zuständigen Krankenschwestern die Info, dass Ryan über den Berg sei und Jared beschließt: „Jetzt, da Ryan aus dem Gröbsten raus ist, sollten wir zurückfliegen.“ (S. 109)
Natürlich, ganz klar, man fliegt mal eben von den Vereinigten Staaten nach Deutschland, wartet auf eine Aussage und fliegt dann postwendend zurück. Alles im Privatjet. Sie haben Ryan nicht einmal gesehen oder gesprochen, weil dieser nicht erfahren darf, dass sie da waren, um die Identität der Schutzengel zu schützen. Warum haben sie nicht Zuhause auf Nachricht gewartet? Was möchte uns die Autorin mit diesem Kapitel sagen? Welche Rolle räumt sie Ryan ein? Es ist völlig unverhältnismäßig und nicht nachvollziehbar. Genauso wie die Figuren, die mit der verletzten Person nicht verwandt sind, ohne Probleme an ärztliche Informationen kommen. Genau das Gleiche passiert zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. (S. 299) Ich kann nicht über das amerikanische Gesetz sprechen, doch aus Filmen und anderer Literatur ist mir geläufig, dass auch dort eine Verwandtschaft bestehen muss, um an Informationen zu gelangen. Da Ryan einmal in einem deutschen Krankenhaus liegt, ist mein Wissen dahingehend wohl dem der Autorin voraus, dass sie sich hier eine Narration gebaut hat, die so nicht passieren kann.

Freundinnen

Ninas beste Freundinnen sind Beth und Kim.Vor der Uni treffen sie sich gern in einem Coffeeshop, gehen dann gemeinsam zu Vorlesungen und essen an einem bestimmten Tisch in der Mensa zu Mittag. Eine richtige Mädchenfreundschaft, von der Tatsache einmal abgesehen, dass Nina ihnen nichts von der übersinnlichen Welt erzählen darf, mit der sie Dank Jared konfrontiert wird. Sie hat also ein riesengroßes Geheimnis vor ihnen und kann nicht alles offen ansprechen, was sie belastet.
Das muss Nina so mitnehmen, dass sie ihren Freundinnen gegenüber ein wahres Biest ist. Nach einigen abgesagten Treffen ihrerseits, rufen die beiden Freundinnen sie an, um sie zu überreden, nun endlich wieder einen Kaffee mit ihnen trinken zu gehen. Nina sieht es als Affront gegen sich, dass ihre besten Freundinnen Zeit mit ihr verbringen möchten: „Wahrscheinlich wollen sie mich sowieso nur anschreien und mit Fragen löchern.“ (S. 68)
Warum sollten die Mädchen sie anschreien? Es gibt überhaupt keinen Grund und es tritt auch gar nicht ein, dass sie sie anschreien würden, als sie sich dann treffen. Nina nimmt sich und ihre Probleme gern wichtig. So passiert zum Beispiel ein Unglück, bei dem Nina einen Großteil ihres Hab und Guts verliert. Das ist grausam, keine Frage. Was ich mich allerdings frage, ist, warum sie ihre beste Freundin wie eine Königin herumkommandiert und sich bedienen lässt. So schickt sie Beth einkaufen, obwohl diese selbst arbeiten müsste: „'Geh für mich einkaufen. Ich brauche vor allem arbeitstaugliche Kleidung und Unterwäsche. Und eine neue Aktentasche. Make-up. […] Ich will ein Paar von denen.', sagte ich und deutete mit einem Nicken auf ihre pinkfarbenen Satinpumps. […] 'Wenn du irgendetwas findest, womit ich den Rauchgestank aus dem Haar bekommen kann... kauf es. Ganz egal, wie viel es kostet.'“ (S. 145)
Auf Seite 147 macht Nina dann aber pünktlich um siebzehn Uhr Feierabend und geht nach Hause. Haben die Geschäfte da schon geschlossen, als dass sie nicht selbst Unterhosen kaufen könnte? Offenbar ist sie sich zu fein dafür. Auf Seite 151 bringt Beth ihr die Einkäufe nämlich auch noch nach Hause und räumt es sogar in die jeweiligen Schränke. Nina rührt keinen Finger.
Dieses Verhalten ist schon unfassbar, noch unglaublicher verhält Nina sich gegenüber Kim. Nina selbst hat ein großes Geheimnis, das sie ihren besten Freundinnen nicht erzählt. Sie flippt aber völlig aus, als sie erfährt, Kim hätte ein eigenes übersinnliches Geheimnis in der Familie und Nina nicht ins Vertrauen gezogen. Das empfindet sie folgendermaßen: „Kim hatte mich hintergangen.“ (S. 111)
Das kann man durchaus so sehen, ja, wäre Nina denn immer ehrlich und offen gewesen und Kim hätte partout geschwiegen, sie vielleicht sogar belogen. Nina möchte es aber bitte so, wie sie eben eben gern hätte: „Sie hätte ein Teil meiner Normalität sein sollen, und die hatte sie mir unter den Füßen weggezogen.“ (S. 111)
Das klappt nicht, junge Dame. Weder sie, noch Kim haben sich die familiären Zusammenhänge, in denen sie jeweils stecken, ausgesucht. Es ist also absolut untragbar, wie Nina sich daraufhin Kim gegenüber verhält. Kim möchte ihr die Situation erklären, wird daraufhin aber nur blöd angemacht: „'Halt die Klappe', knurrte ich.“ (S. 103)
Spätestens da wäre ja wohl jeglicher Respekt Nina gegenüber verloren gewesen. Kim ist aber eine herzensgute Figur:
„'Sie waren meine Freunde, Jared.'
'Das sind wir immer noch', warf Kim ein.
Ich ging nicht auf sie ein.“ (S. 110)
Eine Freundin wie Kim ist doch Goldwert. Das ist der zickigen, verwöhnten Nina aber egal: „'Kim?', wiederholte ich höhnisch. 'Selbst wenn ich sie immer noch als Freundin ansehen würde […].'“ (S. 139)
An Stelle von Kim und Beth würde ich Nina nicht mehr als Freundin ansehen und sie links liegen lassen. Es kann nicht sein, dass man sich so behandeln lassen muss, wie Nina ihre beiden Vertrauten behandelt.

Verhütung

Nun haben wir schon einiges über Nina erfahren, doch nun kommt ein Punkt, der mir sehr wichtig dahingehend ist, dass junge Frauen und Männer dieses Buch lesen und die Autorin sich hier einen absoluten Fauxpas erlaubt hat, der im 21. Jahrhundert nicht tragbar ist. Es geht um das Thema Verhütung. Es sollte wirklich kein Tabu mehr sein, über dieses Thema in Romanen zu schreiben und es vielleicht auch als Chance zu nutzen, junge Leserinnen und Leser aufzuklären.
Ohne den ganzen Handlungsstrang zu spoilern, muss ich so viel sagen, dass es irgendwann herauskommt, dass Nina zum Wohle des Friedens unter keinen Umständen schwanger werden sollte.
Jetzt kommt das Problem des Buches. Es sollte Allgemeinwissen sein, welche Verhütungsmethoden es gibt,welche Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft noch besteht und daraufhin hätte es, da das Thema ja schon aufgemacht wurde, ein guter Moment sein können, dieses Wissen der Leserschaft zu vermitteln.
Davon abgesehen, dass ich nicht gesehen habe, wie Nina hätte schwanger werden sollen, da man es bekanntlich vom Küssen nicht wird. Mehr tun Jared und Nina aber in diesem Teil der Reihe nicht, obwohl sie verlobt sind. In Band eins haben sie schon mit einander geschlafen, doch der zeitliche Abstand war so groß, dass von da keine Schwangerschaft bestehen konnte. Dann kam ein Satz von Nina, der mich wirklich wütend gemacht hat:
„Du musst nur bestimmen, wann ich meinen Eisprung habe, und dann bleiben wir einfach ein paar Tage abstinent. Voilà! Mission Verhütung geglückt.“ (S. 174)
Nein! Diese Aussage ist in so vielerlei Hinsicht einfach nur zum Haare raufen. Wie gesagt, von dem Faktor der Abstinenz mal abgesehen, die ja eh gegeben ist und ich es deshalb nicht verstehe, warum Nina es sagt. Wieso schafft es diese Frau nicht, ihren Eisprung selbst zu bestimmen? Das sollte – nein nicht Konjunktiv – soll jede Frau gelernt haben, um ihren eigenen Körper und die Natur des weiblichen Körpers Bescheid wissen und damit umgehen können. Wer es nicht kann, ist im 21. Jahrhundert herzlich eingeladen, das Internet zu nutzen und/ oder einen Gynäkologen zu konsultieren.
Davon abgesehen, dass es ja vollkommen in Ordnung ist, wenn sich ein Paar entscheidet, die fruchtbaren Tage der Frau zu bestimmen und dieses Wissen als Verhütung zu nutzen. Die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft ist nur verdammt hoch. Sollte man vielleicht wissen, wenn die Hölle einem den Krieg erklärt, sollte Nina schwanger werden.
Damit ist das Thema Verhütung in diesem Buch nämlich abgeschlossen und junge Leserinnen werden wieder einmal mit der Fantasievorstellung konfrontiert, dass ihr übersinnlicher Freund diesen Bereich ihres Lebens schon im Griff hat und für die Verhütung zuständig sei. Jede und jeder weiß, dass es in der Verantwortung beider liegt, für eine Verhütung zu sorgen, die nicht nur vor einer Schwangerschaft, aber auch Geschlechtskrankheiten schützt. Das hat sich die Autorin wohl sehr einfach machen wollen. Schade.
Es ist dann nämlich der Knaller schlechthin, als das Paar tatsächlich im Bett landet:
„Zum ersten Mal seit Monaten gaben wir uns einander hin, und ich empfand nicht für einen Moment Bedauern oder Besorgnis – und Jared auch nicht – bis es vorbei war.“ (S. 212)
So wird die ganze Szene beschrieben, wir haben also alle Informationen in einem Satz. Wo ist die Verhütung? Genau, Nina und Jared sind ohne „Bedauern und Besorgnis“ und ja, ohne Kondom, Pille, Spirale, o.ä. unterwegs.
Bei dieser sagenhaften Dummheit fällt mir absolut nichts ein und ich finde es untragbar, dass es als vollkommen in Ordnung dargestellt wird. Wenn die Protagonistin etwas sorglos sein soll, bleiben Autoren und Autorinnen trotz Ich-Erzähler Möglichkeiten, aufzuklären, dass ihre Figur gerade eine Dummheit begangen hat und nun Konsequenzen zu tragen hat, die sie auch überdenkt und einsieht. Passiert nicht. Es ist alles Friede-Freude-Eierkuchen und ganz toll. Diese Unterkategorie meiner Rezension hat also nicht einmal den einen Stern verdient, den ich dem Buch allgemein gegeben habe.

Ein wichtiger Handlungsstrang, der leider unlogisch ist

Kommen wir zu dem Punkt, bei dem du dich oben sicher schon gefragt hast, was sich dahinter verbergen könnte (oje, das klingt jetzt hoch dramatisch und wie ein Kinotrailer). In der Zusammenfassung war ja schon die Rede davon, dass Nina unter Albträumen leidet und Jared und sie herausfinden müssen, was es damit auf sich hat. Die Auflösung des Letzteren ist eine schöne Idee und darauf möchte ich nicht weiter eingehen; das darfst du beim Lesen selbst entdecken. Doch die Ursache für die Albträume ist ein unnötig Spannung aufbauender Handlungsstrang, den die Autorin – entschuldige meine Wortwahl – verhauen hat.
Nina und Jared sind im ersten Buch zusammengezogen. Somit ist klar, sie schlafen auch in einem Bett. Das einmal zur Ausgangssituation. Jede Nacht wacht Nina schweißgebadet auf, weil sie wieder einmal einen Albtraum hatte. In einer Nacht hat Jared jedoch einen Auftrag und ist nicht da, Nina schläft prompt wie ein Stein und hat keinerlei schlechte Träume. Man könnte meinen, die Leser/innen sollten das erfahren und die Figuren blieben noch im Ungewissen. Doch nein, Nina und Jared haben das Problem nicht nur erkannt, Nina spricht es sogar aus: „Ja. Jared hat die Stadt verlassen, und ich falle prompt ins Koma oder so was in der Art.“ (S. 49)
Das Rätsel ist also gelöst. Jareds Anwesenheit ist der Auslöser der Träume. Die Autorin könnte es als gegeben hinnehmen und einen neuen Spannungsbogen aufbauen. Doch leider steckt sie dermaßen in einer Sackgasse, dass es mich schier wahnsinnig gemacht hat.
Es folgt eine merkwürdige Aussage auf Seite 66: „Er [Jared] hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass der Albtraum stets in der Sekunde begann, in der er die Augen schloss.“
Ich darf verraten, dass es überhaupt nichts damit zu tun hat, ob Jared die Augen offen oder geschlossen hat. Doch es bleibt der Umstand, dass die Leserschaft keinen Wissensvorsprung hat und die Figuren nicht darum wüssten, was die Träume auslöst. Es wurde nun zwei Mal benannt.
Ich las einige Seiten weiter, da kam dann die folgende Szene: Jared hat wieder einmal die Stadt verlassen, um einer Aufgabe nachzugehen. Jareds kleiner Bruder Bex passt auf Nina auf und am nächsten Morgen bemerkt er:
„Das ist das dritte Mal, dass du tief und fest geschlafen hast, wenn er die ganze Nacht nicht da war. Das kann kein Zufall sein.“ (S. 72)
Nein! Richtig! Es kann kein Zufall sein. Das wisst ihr doch aber nun schon längst?! Wozu also Ninas Befürchtung, Bex könnte es Jared erzählen? Sie möchte nicht, dass sich Jared nach Bex' Erzählung von ihr fernhalt, also droht sie ihm: „Weil du es ihm nicht erzählen wirst.“ (S. 72)
Jared weiß es doch längst. Wir wissen es alle längst. Was? Wozu? Häh?
Doch der dicke Hund kommt erst noch. Jared erfährt es nun doch brühwarm – er leidet an Gedächtnisschwund oder was? – und nun üben er und Nina jede Nacht, ob Nina Albträume bekommt, wenn er sich an verschieden weit entfernten Orten aufhält bzw. ab welcher Distanz die Albträume anfangen. (S. 77)
Ich würde brüllen, wenn ich es in einem Brief denn für angemessen hielte. Es war eine unnötige Handlung, die unfassbar aufgeplustert wurde und mich wirklich am Verstand der Figuren hat zweifeln lassen. Ein Umstand, der auf Seite 49 gelöst wird, hat auf Seite 77 nicht noch das große, mysteriöse Problem zu sein.

Fazit

Das war wohl mein bisher längster Brief und ich habe sehr viel angesprochen, was mich während und nach dem Lesen beschäftigt hat. Was ist wohl mein größtes Problem mit dem Buch, weshalb ich in meiner Wertung nur einen Stern gegeben habe?
Es ist eindeutig die Protagonistin Nina: „Also das ist beleidigend. Hältst du mich wirklich für so hilflos?“ (S. 176)
Ja, ich halte diese Figur für hilflos. Doch wäre es nur das. Nina ist eine Figur, die keinerlei Identifikationspotenzial bietet, die ihr Umfeld unpassend und respektlos behandelt. Sie nimmt sich selbst zu wichtig und verhält sich kindisch und unverantwortlich. Teilweise möchte ich sogar von purer Dummheit sprechen. Ihr Charakter, aber auch die Handlung des Buches sind unlogisch aufgebaut und weisen Fehler auf, die das Lesen nicht angenehm gemacht haben.
Ich habe ausgeführt, welche Ausbrüche sie hat und wie unflätig sie sich ausdrückt, meint aber von sich selbst: „Mein einziger Vorteil war die monatelange Übung darin, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten.“ (S. 105)
Das Buch wirkt unüberlegt und in seinen Handlungssträngen nicht schlüssig. Ich würde gern die anderen Figuren besser beurteilen, doch durch die Ich-Erzählerstimme Ninas weiß ich ja nur, was Nina von ihnen hält und wie sie über sie denkt. Ob Jared, Bex, Ryan, die Freundinnen, alle wirken sehr viel sympathischer als Nina, die sich über alle hinwegsetzt. Doch auch Jared, den wir noch ganz gut kennen lernen, wirkt stellenweise handlungsunfähig und gleichgültig. Wer nicht für sich einsteht, die Partnerin so über einen herrschen und bestimmen lässt, dann aber das Thema Verhütung genauso locker angeht, ist für mich keine ernstzunehmende Figur.
Ich kann dieses Buch nicht empfehlen und bereue, dass ich auch den dritten Teil schon gekauft habe, weil ich die Trilogie abschließen wollte. Vielleicht werde ich einmal rein lesen, doch große Lust habe ich nicht.

Deine Daisy