Berührend, emotional und fesselnd - Leseempfehlung!
Die Engländerin Alice verliebt sich in Bennet, den Sohn eines reichen amerikanischen Minenbesitzers, heiratet ihn, folgt ihm in die USA und entflieht somit ihrem strengen, gläubigen Elternhaus.
Doch in ...
Die Engländerin Alice verliebt sich in Bennet, den Sohn eines reichen amerikanischen Minenbesitzers, heiratet ihn, folgt ihm in die USA und entflieht somit ihrem strengen, gläubigen Elternhaus.
Doch in den USA erwartet sie ein völlig anderes Leben als sie erwartet hatte, denn sie findet sich nicht in einer pulsierenden Großstadt wieder sondern in Baileyville, einem kleinen Ort in den Bergen Kentuckys.
Auch ihre Ehe läuft nicht so gut, wie sie sich erhofft hat und ihr strenger Schwiegervater tyrannisiert sie. Sie findet auch nur schwer Anschluss, da sie überall „die Engländerin“ ist und man sich über ihren Akzent lustig macht. Mit der Zeit wird sie sehr unglücklich.
Zitat: „Sie hatte, wie ihr zunehmend bewusst wurde, nur ein häusliches Gefängnis gegen ein anderes getauscht.“ (Seite 31)
Als das „WPA-Programm der Packhorse Library“ auch Baileyville erreicht, nutzt Alice die Chance und meldet sich, um bei dieser Satteltaschen-Bücherei mitzuarbeiten. Täglich reiten die Frauen mit schwer bepackten Pferden oder Maultieren in die Berge und versorgen die Bewohner abgelegener Orte mit Büchern und Zeitschriften.
In dieser Aufgabe geht Alice auf und fasst wieder neuen Mut.
Von dem Projekt dieser Satteltaschen-Bücherei hatte ich vor diesem Buch noch nie gehört. Aber diese Idee finde ich einfach grandios. Es gab dieses Projekt in den Jahren 1935 bis 1943 tatsächlich und es hatte zum Ziel, Bildung auch in die entlegensten Orte zu bringen, so dass z. b. auch Schulen in den Bergen Bücher erhalten konnten. Und ebenso wurden ältere und kranke Menschen mit Büchern und Zeitschriften versorgt. Jojo Moyes hat hierzu viel recherchiert, was man an den detailreichen Schilderung spürt.
Alice im Roman, die selbst gerne liest, nutzt die Chance dabei mitzuarbeiten, um ihrem tristen Ehealltag zu entfliehen und etwas Sinnvolles zu tun.
Dabei lernt sie die resolute alleinstehende Margery kennen, die ihr bald zur besten Freundin wird. Aber auch zu den anderen Frauen hat sie bald einen freundschaftlichen Kontakt. Die Frauen halten zusammen und stellen sich allen Herausforderungen ihres Jobs, auch wenn sie von den meisten Männern nur belächelt werden und diese die Bücherei bald als „Bedrohung“ empfinden, weil die Menschen sich weiterbilden und anfangen über Dinge nachzudenken und Kritik zu üben.
Für Alice ist es aber der Aufbruch in eine neue Zeit.
Diese Geschichte zeigt am Beispiel von Alice deutlich den Stand der Frauen in dieser Zeit. Sie durften das Haus in Ordnung halten und hübsches Beiwerk für den Ehemann sein, aber sonst traute man ihnen nicht viel zu.
Alices Geschichte hat mich sehr berührt, denn es ist für sie der Aufbruch in ein neues, anderes Leben. Sie entwickelt Selbstbewusstsein, verändert sich und wird selbständiger. Aber auch die anderen Frauen, die mit ihr arbeiten haben ihre Geschichten. Und alle zusammen arbeiten sie sehr hart, denn sie sind jeden Tag, bei jedem Wetter viele Stunden im Sattel und reiten in teilweise unwirtliche Gegenden.
Für sie alle ist diese Aufgabe mehr als eine Arbeit, die sie verrichten dürfen. Für sie bedeutet es Unabhängigkeit, Freiheit und in gewisser Weise auch ein Kampf für ihre Stellung und für die Bücher, die sie lieben.
Diese Geschichte ist eine Hommage an die Bücher und das Lesen und sie berührt noch viele weitere Themen. Denn da geht es auch um Rassismus, die Stellung der Frauen, Freundschaft und Zusammenhalt.
Sie zeigt auch das Leben der einfachen Landbevölkerung, der Arbeiter in den Minen und auch der reichen Minenbesitzer, die teilweise skrupellos agieren.
Aber es wird auch romantisch, denn es gibt nicht nur eine sondern eigentlich gleich zwei Liebesgeschichten, die nicht nur romantisch sondern auch sehr bewegend sind.
Jojo Moyes gelingt es ganz wunderbar, die vielfältigen Emotionen zu transportieren und konnte mich von Anfang an in den Bann der Geschichte ziehen. Es gibt sehr berührende aber auch traurige und humorvolle Momente. Durch die verschiedenen Geschichten um die fünf Frauen erhält die Handlung eine große Vielfältigkeit, die mich sehr gefesselt hat.
Die Charaktere sind interessant, facettenreich und toll gezeichnet, so dass ich sie alle als glaubwürdig empfand und mich ihnen nahe fühlte.
Die Beschreibungen des kleinen Ortes und der wilden Landschaft bis in die Berge war sehr bildhaft und man spürt, dass die Autorin zu Recherchen selbst vor Ort war.
Das Buch erzählt eine Geschichte, die ein bisschen dramatisch ist aber vor allem spannend und emotional.
Sie zeigt, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf und mit ein bisschen Mut immer einen Weg findet.
Begeistert haben mich der lebendige, packende Schreibstil, die Vielfältigkeit der Themen und der reale historische Hintergrund.
Ich hatte mit diesem Buch wunderschöne Lesestunden, denn Jojo Moyes ist eine großartige Erzählerin!
Fazit: 5 von 5 Sternen
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