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Veröffentlicht am 15.03.2020

Erschreckend aktuell

Der Hund, der die Welt rettet
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Allgemeines:

Der Hund, der die Welt rettet ist im Januar 2020 als Hardcover im Coppenrath Verlag erschienen. Das Buch hat 368 Seiten.

Es handelt sich um einen Einzelband, der nur optisch passend zu den ...

Allgemeines:

Der Hund, der die Welt rettet ist im Januar 2020 als Hardcover im Coppenrath Verlag erschienen. Das Buch hat 368 Seiten.

Es handelt sich um einen Einzelband, der nur optisch passend zu den vorhergehenden Einzelbänden gestaltet ist. Alle Kinderbücher aus Ross Welfords Feder lassen sich völlig unabhängig voneinander lesen. Inhaltlich gibt es keine Berührungspunkte zwischen den Geschichten.

Die Altersempfehlung ab 10 Jahren würde ich persönlich bei Welfords neustem Kinderroman nach oben korrigieren. In meinen Augen ist das Buch frühestens für Leser ab 12 Jahren geeignet.

Inhalt:

„Mein Hund heißt Mister Masch, weil er ein Mischling ist. Eine echte Promenadenmischung. Er stinkt fürchterlich und frisst wirklich alles, was ihm unter die Schnauze kommt. Er ist nicht mal besonders clever. Aber ich liebe ihn abgöttisch … und er wird die Welt retten, ob ihr’s glaubt oder nicht.“ Scheinbar zufällig freundet sich die elfjährige Georgie, stets in Begleitung ihres Hundes Mister Masch, mit einer exzentrischen Wissenschaftlerin an, die eine spannende Erfindung gemacht hat: eine Virtual-Reality-Brille, durch die man eine völlig realistische 3D-Version der Zukunft sehen kann. Und Georgie darf sie testen! Doch plötzlich bricht in der Stadt eine tödliche Krankheit aus und bedroht alle Hunde. Bald wird auch Georgies geliebter Mister Masch krank! Den beiden bleibt nur eine Wahl: Eine Reise in die Zukunft soll alle Hunde der Erde retten. Und vielleicht sogar die gesamte Menschheit …“ (Quelle: Coppenrath Verlag)

Meine Meinung:

Ich habe lange überlegt, wann ich diese Rezension posten soll. Ich muss es irgendwann tun und habe mich nun dafür entschieden, dass es eigentlich auch egal ist, wann. Die Ereignisse überschlagen sich sowieso und mit Sicherheit gibt es Menschen, denen es guttut, dieses Buch zu lesen. Andere werden hingegen sagen, dass sie auf keinen Fall jetzt mit einer solchen Thematik in Berührung kommen wollen. Auch das könnte ich mehr als nachvollziehen.

Dieses Buch ist ein Buch, das aktueller nicht sein könnte. Ein Virus breitet sich aus. Höchstansteckend und kaum aufzuhalten. Ich hatte ehrlich gesagt beinahe ein wenig Angst, dieses neue Werk von Ross Welford zu rezensieren. Viele Menschen beschäftigt gerade das „Was-wäre-wenn?“, das auch in diesem Kinder- bzw. eher Jugendbuch eine Rolle spielt. Aber bitte keine Angst oder gar Panik: Ross Welford hat die Lösung!

Ähnlich wie bereits in seinem Debut (Zeitreise mit Hamster) spielt auch dieses Mal das Thema Zeitreisen eine große Rolle in seinem Roman. Jedoch ganz anders als beim ersten Mal. Steht doch in diesem Roman ein Hund im Mittelpunkt der Ereignisse. Zusammen mit zwei mutigen Kindern erlebt ebendieser Hund so einige Abenteuer. Die Drei treffen auf eine zunächst etwas verschroben wirkende Wissenschaftlerin, die die Kinder ebenso braucht wie die Kinder sie. Gemeinsam sind sie auf der Suche nach Lösungen und wachsen auf dieser Suche nicht nur einmal über sich hinaus. Mehrmals habe ich den Inhalt dieses Buches als für die Altersgruppe sehr anspruchsvoll und teilweise zu drastisch empfunden. Welford bewegt sich in seinem neuen Roman weg von seiner eigentlichen Zielgruppe. Nur die Vermarktung bleibt die gleiche, was unter Gesichtspunkten der Verlage selbstverständlich nachvollziehbar ist.

Ob das Abenteuer positiv ausgeht oder was genau passieren wird, kann ich euch natürlich nicht verraten. Aber vielleicht kommt ja auch in unserer Welt bald jemand mit einer so guten Idee wie Welford um die Ecke. Schön wäre es auf jeden Fall. Vielleicht brauchen wir alle einen Mister Masch?

Fazit:

Ross Welfords neues Kinder- und Jugendbuch eignet sich für eine etwas ältere Zielgruppe als seine vorherigen Bücher. Welford erzählt auf die von ihm gewohnte Art und Weise ein spannendes und aufgrund der momentanen Aktualität etwas beängstigendes Abenteuer.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2020

Ein wirklich gut gemachter Krimi

Haarmann
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Allgemeines:

Dirk Kurbjuweit ist vielen als Journalist von Zeit und Spiegel bekannt, der sich sehr gut mit politischen Themen auskennt.

Eines seiner bekanntesten Bücher ist die Novelle Zweier ohne aus ...

Allgemeines:

Dirk Kurbjuweit ist vielen als Journalist von Zeit und Spiegel bekannt, der sich sehr gut mit politischen Themen auskennt.

Eines seiner bekanntesten Bücher ist die Novelle Zweier ohne aus dem Jahr 2001, die in vielen Schulen gelesen wird. Viele seiner literarischen Erfolge wurden bereits verfilmt.

Haarmann ist am 17. Februar 2020 als gebundenes Buch im Penguin Verlag erschienen und umfasst 320 Seiten.

Inhalt:

„Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann.

Dirk Kurbjuweit inszeniert den spektakulärsten Serienmord der deutschen Kriminalgeschichte psychologisch raffiniert und extrem fesselnd. Eindringlich ergründet er die dunkle Seite der wilden 1920er-Jahre, zeigt ein Zeitalter der traumatisierten Seelen, der politischen Verrohung, der massenhaften Prostitution. So wird aus dem pathologischen Einzelfall ein historisches Lehrstück über menschliche Abgründe.“ (Quelle: Verlagsseite Random House)

Meine Meinung:

Dirk Kurbjuweit nimmt sich mit seinem Kriminalroman Haarmann eines historischen Stoffes an. Den Serienmörder Fritz Haarmann hat es tatsächlich gegeben. Er hat in den 1920er Jahren in Hannover und Umgebung viele Jungen umgebracht. Den Film „Der Totmacher“, der ebenfalls das Leben Fritz Haarmanns behandelt (gespielt von dem großartigen Götz George), inspirierte Kurbjuweit zu diesem Buch.

Zeitlicher Rahmen ist die Weimarer Republik, eine Zeit, in der die Demokratie wankte, die Nationalsozialisten erstarkten, die Niederlage des Ersten Weltkriegs die Deutschen fremdenfeindlicher werden ließ.

Dirk Kurbjuweit schreibt ohne Zweifel packend und kann Spannung erzeugen, das weiß ich aus anderen Bücher von ihm, die ich gelesen habe. Das stellt er auch in Haarmann eindrucksvoll unter Beweis. Mühsam wird das Lesen allerdings durch das Weglassen sämtlicher Redezeichen. Es gibt keine Anführungszeichen, wenn jemand spricht, keine Hinweise auf einen Rednerwechsel. Da in diesem Buch sehr viel gesprochen wird, ist das wirklich anstrengend. (Ich hätte niemals gedacht, dass durch diese Auslassungen der Lesefluss so stark beeinflusst wird.) Wenn man sich darauf einlassen kann, erwartet einen eine spannende Geschichte, die zudem sehr viel historisches Wissen vermittelt und einen guten Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der 1920er Jahre gibt. Auch die damals (und oft leider auch heute noch) stark ausgeprägte Homophobie wird thematisiert.

Die Hauptfigur, der Ermittler Robert Lahnstein, ist sehr glaubwürdig entwickelt. Als Kriegsheimkehrer und überzeugter Sozialdemokrat hat er es nicht leicht auf seinem Revier. Er hat nicht genügend Menschen getötet im Krieg, um Anerkennung zu finden. Zudem lag er lange im Lazarett, auch das ist kein Grund für Sympathiepunkte bei seinen Kollegen. Außerdem trägt er eine für ihn persönlich Schmach daran, dass er während des Krieges homosexuelle Kontakte zu einem Kameraden hatte. Das macht ihn in dieser Zeit (und nicht nur in dieser) angreifbar und verletzlich.

Er wird mit den Ermittlungen zu Verbrechen eines mutmaßlichen Serientäters betraut. Ständig verschwinden Jungen und junge Männer in und um Hannover. Verzweifelte Eltern melden sie als vermisst. Viele der Jungen haben etwas gemeinsam: Sie fühlen sich zum gleichen Geschlecht hingezogen. Bei den Ermittlungen scheint Lahnstein einiges nicht richtig zu laufen. Akten sind nicht auffindbar, Zeugen werden teilweise nicht angehört oder nicht ernst genommen, Aktennotizen fehlen. Lahnstein hat zwar einen Hauptverdächtigen, kriegt ihn aber nicht gegriffen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Der Täter und die Jungen kommen auch zu Wort. Der Leser weiß lange nicht, wo alles hinführt, er beginnt es aber nach und nach zu ahnen. Das ist gut gemacht und steigert die Spannung. Außerdem hat Lahnstein immer wieder Flashbacks. Auch in seiner Vergangenheit ist so einiges geschehen. Was genau, bleibt lange im Dunkeln.

Fazit:

Ein wirklich gut gemachter Krimi, wenn man sich nicht vom Lesen abhalten lässt, weil die Redezeichen fehlen.

Veröffentlicht am 16.01.2020

Berührt auf markerschütternde Weise

Die Stille meiner Worte
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Allgemeines:

Am 21.10.2019 ist die Taschenbuchausgabe von Die Stille meiner Worte in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Das Taschenbuch hat 320 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen.

Ebenso ...

Allgemeines:

Am 21.10.2019 ist die Taschenbuchausgabe von Die Stille meiner Worte in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Das Taschenbuch hat 320 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen.

Ebenso wie die gebundene Ausgabe ziert ein Cover von Alexander Kopainski das Buch. Ihm ist es gelungen, auf subtile Art und Weise viele Details der Geschichte in die Gestaltung aufzunehmen. Ein zweiter Blick lohnt sich, ihr werdet mit Sicherheit einiges entdecken!

Inhalt:

„Hannah schweigt seit jener Nacht, in der ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden? Statt zu sprechen, schreibt sie Briefe an ihre verstorbene Schwester. Als Hannahs Eltern sie in eine therapeutische Einrichtung schicken, fühlt sie sich gänzlich verlassen. Bis sie Levi kennenlernt und mit ihm die Hoffnung wiederfindet.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Ich habe lange nicht mehr ein so lautes Jugendbuch gelesen. Im Duden stehen für das Adjektiv „laut“ zwei Bedeutungen zur Verfügung: weithin hörbar, mit kräftigem Klang oder geräuschvoll, lärmerfüllt. Wie passt das Adjektiv „laut“ mit dem Titel des Buches, der doch die Stille von Worten betont, zusammen?

„Ich finde Worte, ich finde Tausende davon und sie sind alle in meinem Kopf. Sie finden nur den Weg nicht hinaus.“

Wir kommunizieren. Täglich, auf unterschiedlichste Art und Weise. Mit Händen, Füßen, Geräuschen, Schrift, aber vor allem mit Worten. Es fällt auf, wenn jemand, der die Fähigkeit zu sprechen besitzt, aufhört zu sprechen. Mitmenschen verstehen es nicht, können nicht damit umgehen. Obwohl sie diejenigen sind, die vermutlich helfen könnten. Ava Reed zeigt durch die gewählte Art des Erzählens auf, dass ein Mensch dennoch auf viele Arten laut sein kann. Ihr gelingt es auf einfach fabelhafte Weise die Stille, die Protagonistin Hannahs Worte begleitet, laut werden zu lassen. Immer lauter wird diese Stille. Immer kräftiger und geräuschvoller. Bis sie irgendwann jeder hört. Und genau das muss passieren, damit Hannahs Worte von allen gehört werden und sie ihre Erlebnisse verarbeiten kann. Um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen und sie in ein erfülltes Leben zurückkehren zu lassen. Reed transportiert die Botschaft, dass ein Leben lebenswert ist. Ein Leben, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Voller Ereignisse, Erlebnisse, schrecklicher Dinge, aber eben auch voller Glück. Sie lässt junge Leser erleben, was es bedeutet, sich weiterzuentwickeln und mit der Trauer weiterzuleben. Die Botschaft, dass ebendiese immer ein Teil des Selbst bleiben wird, man aber anders mit ihr umzugehen lernt, ist eine sehr schöne.

Für viele Leser mit Sicherheit ebenfalls von Interesse ist die gewählte Thematik des Zwillingseins. Reed erzählt von dem Verlust eines Zwillings. Was ein solches Ereignis wirklich bedeutet, kann vermutlich nur ein echtes Zwillingspärchen nachvollziehen. Reed scheint jedoch ausführlich über diese Art von Trauma recherchiert zu haben. Durch sie konnte auch ich den auf Hannah lastenden Verlust nahezu mit Händen greifen und nachvollziehen.

Die Stille meiner Worte ist kein perfektes Buch.

Am Anfang der Kapitel befinden sich vermeintlich kluge Sprüche, die mich leider an Glückskeksweisheiten erinnerten. Darauf hätte in meinen Augen gut verzichtet werden können. Besonders sind jedoch die Briefe, die sich am Ende der Kapitel befinden und in denen man Hannahs Gedanken lesen kann.

Des Weiteren erscheint eine anfänglich getroffene Entscheidung der Eltern, Hannah in ein Internat zu schicken, zu schnell getroffen. Man spürt zwar ihre Hilflosigkeit und Verzweiflung, nachvollziehbar ist die Entscheidung dennoch nicht. Nach einem schwerwiegenden Trauma seine Worte zu verlieren, bedeutet nicht, dass es gut ist, als Kind oder Jugendliche aus der gewohnten Umgebung gerissen zu werden. Vor allem nicht, ohne selbst mitreden zu dürfen. Nachdem Hannah erst einmal im Camp des Internats angekommen ist, wird die Geschichte realistischer bzw. nachvollziehbarer und berührte mich beim Lesen sehr.

Das alles macht nichts. Wer dazu motiviert ist, liest eine perfekt unperfekte Geschichte, die viel Potential zum Nachdenken bietet und lauter ist als so manch andere.

Fazit:

Die Stille meiner Worte berührt auf markerschütternde Art und Weise.

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Eine Empfehlung für alle Reckless-Fans

Palast aus Glas
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Allgemeines:

Palast aus Glas – Eine Reise durch die Spiegelwelt ist am 21.10.2019 erschienen und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Diese Altersempfehlung kann ich nur unterstützen. Obwohl ...

Allgemeines:

Palast aus Glas – Eine Reise durch die Spiegelwelt ist am 21.10.2019 erschienen und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Diese Altersempfehlung kann ich nur unterstützen. Obwohl das Buch optisch vermutlich auch jüngere Kinder anspricht, ist es für eine jüngere Leserschaft zu unheimlich.

Auf 208 Seiten können Jugendliche in acht Kurzgeschichten der Autorin Cornelia Funke eintauchen. Diese werden durch Illustrationen der Autorin begleitet. Innerhalb der Verlagsgruppe Oetinger ist das gebundene Buch bei Dressler erschienen. Da die Kurzgeschichten aus der Welt hinter den Spiegeln stammen, empfiehlt es sich, im Vorfeld die Reckless-Reihe zu lesen. Wenn man das nicht tut, versteht man weniger bis gar nichts, liest jedoch immer noch magische Kurzgeschichten.

Inhalt:

„Märchenhaft. Magisch. Mitreißend. So erzählt nur Cornelia Funke! Jahre nachdem wir das erste Mal an der Seite von Jacob Reckless die Spiegelwelt bereisten, entführt uns Cornelia Funke erneut in diesen faszinierenden Kosmos. Wir begleiten Jacob auf seiner Suche nach dem Kamm einer Hexe, erleben, wie Celeste im Kleid der Füchsin zur Gestaltwandlerin wird, begegnen dem Bildhauer Rodin und reisen hinter den Spiegel nach London, Madrid, Stockholm und Hamburg.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Ich habe die acht Kurzgeschichten der Reise durch die Spiegelwelt inhaliert, verschlungen und in mich aufgesogen. Innerhalb kürzester Zeit waren die Kurzgeschichten gelesen, die letzte Seite umgeblättert und das Buch wieder zugeklappt. Funkes Worte hallten jedoch noch weitaus länger in mir nach. Sie versteht es, Wörter kunstvoll aneinanderzureihen und ihren Geschichten nach kürzester Zeit Leben einzuhauchen. Nicht umsonst ist sie eine der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen (Kinder-)buchautorinnen. Ihre Bücher werden sogar ins Englische übersetzt.

Ich vermute, dass zu junge Kinder sich vor den Kurzgeschichten fürchten könnten. Sie sind durchaus unheimlich, wenn wir beispielsweise einen Blick auf Seite 129 werfen, auf die Geschichte, in der es um den Kamm der Hexe geht. Begleitet werden alle Geschichten durch Illustrationen der Autorin selbst. Auch diese lade eher zum Fürchten als zum Erfreuen ein. Ich empfinde Funkes Illustrationen normalerweise als bereichernd und bewundere die Autorin dafür, dass sie selbst ihre Bücher illustriert. In diesem Buch haben einige mich jedoch in seltsame, verstörende Stimmung versetzt, die gar nicht zu den besonderen Kurzgeschichten passt.

Acht unveröffentlichte Kurzgeschichten. Moment… 8? In meinen Augen stimmt das so nicht. Eine der Kurzgeschichten war mir wohlbekannt. Nämlich die letzte, der Weihnachtszauber in Hammaburg. Vermutlich stimmt es, die Geschichte wurde nicht offiziell veröffentlicht und für einen Preis vertrieben. Ich habe sie jedoch vor ein paar Jahren im Adventskalender der Verlagsgruppe Oetinger gewonnen und kannte sie daher bereits. Zur Weihnachtszeit ziert sie stets meinen Flur. Vielleicht ist das auch mit den anderen Geschichten des Buches so? Vielleicht kennt der ein oder andere Leser mehr als der Verlag suggeriert? Das wäre schade, ich kann es jedoch nicht herausfinden.

Ein weiterer Wehmutstropfen ist für mich, dass wir eigentlich nur etwa 180 Seiten Kurzgeschichten im Buch finden. Die restlichen Seiten nimmt eine Leseprobe aus dem ersten Recklessband ein. Da man eigentlich die Reckless-Reihe bereits gelesen haben sollte, um etwas zu verstehen, ergibt das für mich von keinem Blickwinkel aus betrachtet Sinn und bedeutet ein Missverhältnis von Preis und Leistung. Ich muss also zu dem Schluss kommen, dass Seiten gefüllt werden sollten und die Verkaufszahlen von Reckless erneut angekurbelt werden sollen. Ergibt es für euch einen anderen Sinn?

Cornelia Funke ist eine Autorin, die mich bereits seit meiner frühen Kindheit begleitet. Was wären wir ohne ihre Geschichten? Wer von uns hat nicht mit den wilden Hühnern Abenteuer erlebt? Wer hat nicht die Drachen begleitet, den Herrn der Diebe bewundert oder Tintenherz verschlungen? Hinter verzauberten Fenstern hat stets meine Adventszeit erhellt. Ich freue mich daher, acht kurze (neue) Geschichten von ihr gelesen zu haben. Gerne würde ich bald in eine weitere, vollständig neue Reihe von ihr versinken. Ob Fantasy oder nicht, Funke versteht es einfach, gute Bücher zu schreiben.

Fazit:

Ich spreche eine Empfehlung für alle Reckless-Fans aus. Acht magische Kurzgeschichten, die euch in die Welt hinter den Spiegeln entführen und euch so manches Detail besser verstehen lassen. Dieses Buch erzeugt zudem eine magisch weihnachtliche Stimmung, die wunderbar zur Winterzeit passt.

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Veröffentlicht am 15.10.2019

Ein Buch für alle, die Sprache lieben und sich auf Entschleunigung einlassen können

Die Spuren der Stadt
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Allgemeines:

Lars Saabye Christensen ist einer der bedeutendsten norwegischen Autoren der Gegenwart. Er wurde mehrfach ausgezeichnet u. a. mit dem Norwegischen Literaturpreis und dem Norwegischen Kritikerpreis. ...

Allgemeines:

Lars Saabye Christensen ist einer der bedeutendsten norwegischen Autoren der Gegenwart. Er wurde mehrfach ausgezeichnet u. a. mit dem Norwegischen Literaturpreis und dem Norwegischen Kritikerpreis. Seine Bücher wurden in mehr als 36 Sprachen übersetzt. Die Spuren der Stadt erschien am 02. September 2019 bei btb als gebundenes Buch und umfasst 478 Seiten.

Inhalt:

„Was hören wir, wenn wir der Stadt lauschen? Welche Spuren hinterlässt sie in uns? Wer ist am anderen Ende, wenn wir telefonieren? Kennen wir die, die an der Straßenecke stehen, verzaubert von den Lichtern und Geräuschen der Stadt? Lars Saabye Christensens Roman spielt im Oslo der Nachkriegszeit – er erzählt darin auf berührende, süchtig machende Weise von den Sehnsüchten und Nöten seiner Bewohner, deren Schicksal unauslöschlich mit der Stadt und den Straßen, in denen sie leben, verwoben ist.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Die Spuren der Stadt ist das erste Buch, das ich von Lars Saabye Christensen gelesen habe. Ich bin neugierig geworden, durch das, was in den Pressestimmen und den Kritiken stand.

Eine Warnung vorweg: Es ist nicht einfach, in dieses Buch reinzukommen. Zum einen wird sehr viel Ortskenntnis vorausgesetzt, um dem Prolog wirklich folgen zu können. Zu dem Zweck ist vorne im Buch eine Karte eingefügt, die aber dermaßen kleingedruckt ist, dass man sehr suchen muss, das frustriert. Zum anderen verwirrt der Prolog inhaltlich sehr, da man mit einem Protagonisten konfrontiert wird, der im ersten Kapitel sehr viel jünger ist als im Prolog, obwohl dieser zeitlich vorher angesiedelt zu sein scheint. Nun ja, wenn man genau liest und hin und her blättert, klärt sich alles und man merkt viele, viele Seiten später, dass der Prolog acht Jahre nach der eigentlichen Handlung des Buches ansetzt. Eine unnötige Erschwernis für den Leser.

Aber: Nach all der Mühe am Anfang wird man fürs Durchhalten belohnt!

Die Spuren der Stadt ist wirklich ein ganz besonderes Buch, je länger ich lese, desto besser kann ich verstehen, was die Kritiker an Christensen so schätzen. Es ist sein aus meiner Sicht emotionsloser Stil, der durch genaue Beobachtung und Beschreibung von Protagonisten und deren Handlungen zu einer sehr berührenden Erzählweise wird. Er nimmt sich seiner Personen an und geht behutsam mit ihnen um. Im Zentrum des Buches steht der Junge Jesper, der ein wenig „besonders“ ist, wie die Leute so sagen. Auch seine Eltern sind dieser Meinung und wissen nicht wirklich, wie sie mit ihrem Sohn umgehen sollen. Um Jesper herum gibt es eine Nachbarin, Frau Vik und ihren Verehrer Olaf Hall, den Arzt Doktor Lund und dessen Frau sowie die Damen des Roten Kreuzes, die allerdings nur in gesonderten Teilen der Kapitel auftreten.

Oslo in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg steht im Fokus der Handlungen. Man merkt an allen Ecken und Kanten die Auswirkungen des Krieges auf den Alltag der Menschen. Viele haben Angehörige verloren, es herrscht teilweise noch große Armut, das Leben nimmt nur langsam an Fahrt auf. Auch erste patriotische Stimmen werden wieder laut. Majbrit, Jespers Mutter, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle in diesem Buch. Sie ist sehr selbstbewusst und setzt sich sehr für das Allgemeinwohl ein. Ihr Ehemann Ewald versucht stets sein Bestes zu geben, aber so richtig will ihm das nicht gelingen. Er trägt seine eigene Tragödie vor sich her.

Man erfährt eine ganze Menge über die alltäglichen Tagesabläufe der Menschen. Christensen lässt den Leser in ihren Kopf und ihre Handlungen schauen. Manchmal ist das mühsam, da er wirklich sehr detailliert beschreibt und lange verweilt an Schauplätzen und Begebenheiten.

Die Spuren der Stadt sind in jedem Protagonisten zu finden, sie alle haben ihre Orte, die sie lieben oder meiden, an denen sie Ruhe finden oder rastlos vorbeiziehen. Dennoch ist dieses Buch kein typischer „Stadtroman“. Hier wird versucht, die Stimmung in Zeiten des Friedens einzufangen und es wird deutlich, dass man dennoch immer wieder zurückblickt, dass es kein makelloses Leben gibt. Literarisch anspruchsvoll ist dieses Buch, es gibt keinen aufregenden Plot, sondern viele kleine Begebenheiten, die das große Ganze ausmachen.

So ganz nebenbei erfährt man zudem eine Menge über die Tätigkeiten des Roten Kreuzes. Die stets kursiv abgesetzten Passagen bilden sozusagen eine Art Rahmen um die eigentliche Handlung.

Fazit:

Ein Buch für alle, die Sprache lieben und sich auf Entschleunigung einlassen können. Man braucht Zeit und Muße, wenn man dieses Buch genießen will.