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Veröffentlicht am 16.10.2019

Ein Märchen, das moderner nicht sein könnte

Die Luna-Chroniken 1: Wie Monde so silbern
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Den Einstieg in das Buch fand ich etwas befremdlich. Als Leser beobachtet man, wie Cinder, unser modernes Aschenputtel, ihren alten und unbequemen Fuß einfach durch ein neueres Modell ersetzt. Denn Cinder ...

Den Einstieg in das Buch fand ich etwas befremdlich. Als Leser beobachtet man, wie Cinder, unser modernes Aschenputtel, ihren alten und unbequemen Fuß einfach durch ein neueres Modell ersetzt. Denn Cinder ist eine Cyborg: zu einem Teil Mensch, zu einem Teil Maschine und zusammengeflickt aus Ersatzteilen. Cinder ist die beste Mechanikerin in Neu-Peking und erhält entsprechend viele Aufträge. Doch den wichtigsten Auftrag erhält sie an dem Tag, an dem das Buch beginnt: Prinz Kai taucht an ihrem Marktstand auf und bittet sie, seinen Androiden zu reparieren, der seit einiger Zeit nicht mehr funktioniert. Damit nimmt die Handlung ihren Lauf und Cinder gerät in einen großen Machtkampf, in dem sie selbst keine unbedeutende Rolle spielt.

Die Handlung spielt in der entfernten Zukunft, mehrere Jahrzehnte nach dem Vierten Weltkrieg. Und dementsprechend technologisiert ist die Welt. Androiden und Cyborg sind keine Seltenheit und auch die Fortbewegungsmittel sind überaus modern. Von Marissa Meyer wird man sofort und schon mit den ersten Sätzen in diese fremde und ungewöhnliche Welt katapultiert und muss sich mehr oder weniger alleine zurechtfinden, denn Erklärungen bekommt man von der Autorin nur spärlich und häppchenweise serviert. Am Anfang habe ich mich in Neu-Peking nicht so gut zurechtgefunden, aber die Verwirrung hat sich mit der Zeit gelegt und die Zusammenhänge wurden auch immer klarer.

Dazu hat auch der bildhafte Schreibstil der Autorin beigetragen, der es ermöglicht hat, sich mit jeder weiteren anschaulichen Beschreibung mehr und mehr in der Zukunft zurechtzufinden. Marissa Meyer schafft es, mit ihren Worten Bilder vor dem geistigen Auge des Lesers zu malen, und schon fällt die Orientierung viel leichter. Der Marktstand von Cinder, das Schloss des Prinzen, die Charaktere - alles beschreibt die Autorin so anschaulich und bildhaft, das es eine wahre Freude ist.

Cinder fand ich als weibliche Hauptfigur auf Anhieb sympathisch. Sie ist sehr klug und bedacht und eben ein modernes Aschenputtel. Man hat Mitleid mit ihr, obwohl sie das wahrscheinlich gar nicht möchte. Und auch Prinz Kai, der männliche Hauptcharakter, war eine Figur, die ich sofort mochte. Das gilt im Übrigen auch für einige der Nebenfiguren, obwohl da auch echte Fieslinge dabei waren. Das gehört aber nicht nur zu diesem Buch dazu, sondern auch zu Märchen im Allgemeinen. Ohne die Bösewichte macht es doch irgendwie keinen Spaß.

Obwohl „Wie Monde so silbern“ eine Märchenadaption ist, erzählt es darüber hinaus seine ganz eigene Geschichte. Es sind nur wenige Details, die Marissa Meyer angenommen und für ihre Handlung übernommen hat. Doch der Großteil der Handlung entspringt der eigenen Fantasie der Autorin. Und hier hat sie einen großen Ideenreichtum an den Tag gelegt und die Handlung stimmig und authentisch konstruiert. Die Idee, die Handlung in die ferne Zukunft zu verlegen, wurde sehr gut umgesetzt und die Details entsprechend an diese Zeit angepasst. Die Handlung ist sehr vielseitig und es steht nicht nur allein die Beziehung zwischen Cinder und Prinz Kai im Vordergrund, sondern es passiert noch viel mehr. Die Handlung ist praktisch ständig in Bewegung und es gibt viele Wendungen, die nie für Langeweile sorgen.

Allerdings war mir die Handlung stellenweise doch etwas zu politisch. Dieser große Machtkampf, um den sich so vieles dreht, hat mir etwas zu viel Raum eingenommen und ich hätte mir dafür lieber noch ein paar mehr Szenen zwischen Cinder und Prinz Kai gewünscht. Das Auftreten der machthungrigen Königin, die übrigens nicht vom Planeten Erde kommt, sorgt zwar für Spannung, aber insgesamt konnte mich dieser Handlungsstrang nicht vollständig begeistern.


Mein Fazit

„Wie Monde so silbern“ erzählt ein Märchen, das moderner nicht sein könnte.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite

Noah
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Ich kann nicht beurteilen, ob „Noah“ ein typischer oder untypischer Fitzek ist, da ich bislang erst wenige Bücher des Autors gelesen habe. „Noah“ ist auf jeden Fall aber ein sehr lesenswerter Fitzek und ...

Ich kann nicht beurteilen, ob „Noah“ ein typischer oder untypischer Fitzek ist, da ich bislang erst wenige Bücher des Autors gelesen habe. „Noah“ ist auf jeden Fall aber ein sehr lesenswerter Fitzek und weitere Bücher von ihm werden nach und nach bestimmt in mein Regal wandern. „Noah“ ist in jedem Fall anders als „Splitter“, das ich von Fitzek bereits kenne. Die Spannung ist eine andere. „Noah“ geht nicht in die Richtung Psycho-Thriller, sondern eher in die Richtung Agenten-Thriller oder Krimi.

Es lässt sich kaum etwas zu dem Buch sagen, ohne zu viel zu verraten. Deswegen möchte ich dem Klappentext auch nichts hinzufügen. An „Noah“ sollte man ganz unvoreingenommen herangehen und sich einfach überraschen lassen. Schon die kleinste Information zu viel könnte den Lesespaß verderben, denn „Noah“ ist ein Buch, das von der Handlung lebt. Zusammen mit der männlichen Hauptperson, die unter dem Namen Noah auftritt, begibt man sich auf die Suche nach dessen Identität und bewegt sich dabei nicht nur durch Berlin, sondern auch durch andere Städte und Länder der Erde. Dabei erlebt man eine Art Schnitzeljagd, denn Noah entdeckt immer wieder kleine Hinweise, die ihn auf der Suche nach sich selbst weiter zum Ziel führen. Ganz genial hat Sebastian Fitzek hier Schnipsel für Schnipsel im Buch verstreut und jeder noch so kleine Hinweis sorgt für weitere Spannung. Nicht nur Noah, sondern auch der Leser fragt sich, wer Noah ist, was seine Rolle ist und was von ihm erwartet wird.

Besonders in der ersten Hälfte des Buches hat mich die Konstruktion des Buches begeistert. „Noah“ umfasst mehrere Handlungsstränge und nach und nach verbinden diese sich. Es ist echt genial, wie der Autor hier Verknüpfungen hergestellt hat, die man als Leser so gar nicht erwartet hätte und auf die man von selbst auch nie gekommen wäre. Einfach großartig, wie man hier als Leser vom Autor überrascht wird. Einfach genial, wie der Autor mit seinem Leser spielt.

Das Buch war für mich an keiner Stelle vorhersehbar, aber meine Begeisterung hat mit der zweiten Hälfte des Buches doch etwas nachgelassen. Die anfängliche Schnitzeljagd wandelt sich zu einem Agenten-Thriller mit vielen Kämpfen und Schießereien. Das Hauptaugenmerk liegt nun nicht mehr auf dem Entdecken und Verarbeiten von Hinweisen, sondern eher auf Politik, Intrigen und Machenschaften. Mir wurde hier zu viel gekämpft, geflohen, Wunden geleckt und wieder gekämpft. Eben einfach zu viel Agenten-Thriller für mich und das sorgt in meiner Bewertung dann auch für den Punktabzug.

Gut gefallen hat mir wiederum der Bezug des Buches zur Realität. Das Problem der Überbevölkerung wird thematisiert und diesbezüglich wird der Leser mit aufrüttelnden Fakten konfrontiert. Sebastian Fitzek spielt mit Extremen, aber wer sagt, dass so etwas nicht Realität werden kann?

Mein Fazit:

Schnitzeljagd und Agenten-Thriller - so sorgt Sebastian Fitzek mit seinem neuen Buch „Noah“ für Spannung von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Schwieriges Thema und schwieriges Buch

Tanz auf Glas
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Ich wusste schon durch den Austausch mit euch und anderen Lesern, dass „Tanz auf Glas“ ein sehr emotionales Buch ist. Daher hatte ich mich auch schon auf reichlich Tränen eingestellt. Ich bin sehr nah ...

Ich wusste schon durch den Austausch mit euch und anderen Lesern, dass „Tanz auf Glas“ ein sehr emotionales Buch ist. Daher hatte ich mich auch schon auf reichlich Tränen eingestellt. Ich bin sehr nah am Wasser gebaut und dazu ein sehr emotionaler Typ. Tränen fließen bei mir immer sehr schnell. Umso überraschender war es für mich, dass bei „Tanz auf Glas“ keine Tränen flossen. Aber dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Ich habe nach den ersten 150 Seiten begonnen, mich von der Handlung und den Charakteren zu distanzieren.

„Tanz auf Glas“ ist in der Tat ein sehr emotionales Buch. Aber leider sind es fast nur negative Gefühle, mit denen das Buch besetzt ist. Und dementsprechend negativ habe ich auch auf das Buch reagiert. Schon der Prolog hat mich mit seinem ersten Satz „Ich lernte den Tod auf einer Party kennen.“ total überrascht. Und auf jeder weiteren Seite, die folgt, ist der Tod allgegenwärtig. Das ganze Buch wird beherrscht von Angst, Trauer, Zweifeln, Unsicherheit, Krankheit. Das Buch ist so ernst. Und als mein Mann zu mir gesagt hat, dass ich beim Lesen so ernst schaue, dass er schon angefangen hat, sich Sorgen zu machen, wusste ich einfach, dass mir das Buch nicht guttut. Es hat mich runtergezogen.

Ich gehe normalerweise total auf in dem, was ich lese. Ich lebe zusammen mit den Figuren. Ich erlebe und fühle, was sie leben und fühlen. Und im Falle von „Tanz auf Glas“ sind das einfach keine positiven Dinge. Selbst in Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen und zum Beispiel davon erzählen, wie sich die beiden Hauptfiguren Lucy und Mickey kennengelernt haben, was ja ein sehr schöner Anlass war, klingt immer ein ernster Unterton mit. In jedem Kapitel spielen Krankheiten eine Rolle. Immer wieder taucht der Tod auf, der in diesem Buch eine ganz eigene und irgendwie auch besondere Persönlichkeit hat. Und das wurde mir irgendwann einfach zu viel. Ich habe kein Problem damit, mich mit ernsten Themen zu beschäftigen und intensiv auseinander zu setzen. Ich finde das sogar sehr wichtig. Aber hier hat es mir einfach nicht gutgetan. Ich habe angefangen, negative Gedanken aufzunehmen und mich selbst in einem anderen Licht zu betrachten. Auf einmal waren da so viele Ängste und Sorgen, in die ich mich während des Lesens reingesteigert habe. Und deshalb musste ich nach ungefähr 150 einfach einen Strich ziehen und habe versucht, den Rest des Buches distanzierter zu betrachten. Zum Glück ist mir das gelungen, denn ich glaube, das Buch hätte mich richtig tief in ein Loch ziehen können.

Am Ende lassen sich natürlich auch einige positive Dinge feststellen, die Ka Hancock mit diesem Buch aussagen möchte. Aber dennoch kann ich nicht darüber hinwegsehen, dass der Großteil des Buches einfach mit zu vielen Ängsten, Nöten und Sorgen besetzt ist. Keinem Charakter scheint auch nur ein bisschen Glück vergönnt zu sein, jede Figur braucht Tragik in ihrem Leben. Und das betrifft nicht nur die Hauptfiguren. Selbst die Nebenfiguren, die am Ende ihren kleinen Teil zum großen Ganzen beitragen, müssen Kummer erleiden. Nicht eine Seite in diesem Buch ist nur gut oder nur fröhlich oder nur schön. Nein, selbst beim Beschreiben einer liebevollen Szene muss immer noch mal erwähnt werden, dass eigentlich alles ganz doll schlimm ist. Dadurch kam bei mir einfach kein Genuss auf, kein Gefühl, dieses Buch gerne zu lesen. Ich habe mich nach einer Lesepause nicht darauf gefreut, das Buch weiterlesen zu können, sondern mich eher davor gefürchtet.

Und obwohl der Schreibstil der Autorin so anschaulich ist und die Figuren alle so authentisch gezeichnet sind, kann ich daher am Ende nur vier Sterne vergeben. Diese Bewertung ist sehr subjektiv, aber anders geht es in diesem Fall nicht.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Ein tolles Buch über Freundschaft

Das Wunder des Pfirsichgartens
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„Das Wunder des Pfirsichgartens“ ist ein ganz zauberhaftes und magisches Buch. Lasst euch darauf ein und ihr werdet die Welt um euch herum vergessen, solange ihr dieses Buch lest. Zumindest ging es mir ...

„Das Wunder des Pfirsichgartens“ ist ein ganz zauberhaftes und magisches Buch. Lasst euch darauf ein und ihr werdet die Welt um euch herum vergessen, solange ihr dieses Buch lest. Zumindest ging es mir so. Schon die ersten Sätze des Romans vermitteln eine ganz besondere Stimmung und über das ganze Buch verstreut finden sich Szenen, wo man als Leser sofort das Gefühl hat, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Da ist zum Beispiel eine Türklingel in einem Laden, die ab und zu klingelt, obwohl niemand den Laden betritt oder verlässt. Das ist doch merkwürdig, oder? Es ist ganz toll, wie die Autorin magische Dinge in den Alltag einbaut und dem Buch dadurch das ganz besondere Etwas verleiht. Gleichzeitig wirkt das Buch nicht überladen an diesen übersinnlichen Dingen, sondern diese wurden ganz feinfühlig in die Handlung integriert.

Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf den Charakteren, deren Entwicklungen und deren Beziehungen zueinander. Es werden einige Bewohner des kleinen Örtchens Walls of Water vorgestellt, die im weiteren Verlauf des Buches eine Rolle spielen. Ich habe eine Zeitlang gebraucht, um mit den Charakteren warm zu werden. Die wenigsten von ihnen mochte ich auf Anhieb und zu allen anderen musste erst eine gewisse Distanz überwunden werden, um eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Am Ende ist mir das aber in Bezug auf jede Figur gelungen. Irgendwie sind sie doch alle auf ihre ganz besondere Art und Weise liebenswert. Und das erkennen auch die Charaktere selbst, denn es entwickeln sich einige Freundschaften und zwischen der einen und der anderen Figur vielleicht sogar noch etwas mehr.

Überhaupt spielen Freundschaften in diesem Buch eine sehr große Rolle. Am besten repräsentiert wird dieses Thema durch die Großmütter von Paxton und Willa, die schon fast ihr ganzes Leben lang die besten Freundinnen sind und dabei schon einiges erlebt haben. Auch tragisches.
Und auch das Dreier-Gespann Willa-Paxton-Colin wird intensiv beleuchtet und auch hier spielen Freundschaften und Veränderungen eine große Rolle.

Die Handlung selbst ist in wenigen Worten erzählt und ist dabei relativ unspektakulär. Der Fund unter einem gefällten Pfirsichbaum ist das aufsehenerregendste Ereignis, dessen Hintergrund dann aber auch recht schnell geklärt wird. Aber es macht Spaß, die Figuren zu beobachten, und das reicht manchmal für ein gutes Buch schon aus. Es gibt so viele Kleinigkeiten, gerade auf zwischenmenschlicher Ebene, zu entdecken. Und was das betrifft, hat sich Sarah Addison Allen einiges einfallen lassen. Allein was den Drang weiterzulesen betrifft, hätte ich mir doch vor allem in Bezug auf die Handlung etwas mehr Spannung gewünscht.


Mein Fazit

„Das Wunder des Pfirsichgartens“ überzeugt durch seine magischen Atmosphäre und das große Thema Freundschaft.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Spannend!

Ein Tag, zwei Leben
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Bei Büchern wie „Ein Tag, zwei Leben“ oder ähnlichen, wo es um Zeitreisen oder Identitätssprünge geht, ist es mir immer sehr wichtig, dass der Autor / die Autorin eine nachvollziehbare Erklärung für das ...

Bei Büchern wie „Ein Tag, zwei Leben“ oder ähnlichen, wo es um Zeitreisen oder Identitätssprünge geht, ist es mir immer sehr wichtig, dass der Autor / die Autorin eine nachvollziehbare Erklärung für das jeweilige Phänomen anbietet. Ich muss das nicht logisch verstehen, das geht meistens irgendwie auch gar nicht. Aber ich muss es zumindest nachvollziehen können, um mich wirklich mit solchen „Fähigkeiten“ anzufreunden. Jessica Shirvington lässt ihre Leser relativ lange im Unklaren darüber, wie es sein kann, dass Sabine in zwei Parallelwelten lebt. Ich habe mich praktisch schon nach dem ersten Kapitel gefragt, wie das funktionieren soll und was vor allem mit Sabines Körper in der Parallelwelt passiert, die sie verlässt. Die Erklärung, die irgendwann von der Autorin kommt, ist total simpel, aber ich bin glücklich mit ihr. Ich habe keinen Knoten im Gehirn bekommen, um nachzuvollziehen, was hier passiert und konnte dem Buch dadurch total gut folgen. Letztlich hätte man als Leser auch selber auf die Erklärung kommen können, aber es ist mir eben auch wichtig, dass der Autor sich etwas dabei gedacht hat. Nur so kann für mich ein solches Phänomen authentisch in einem Buch verarbeitet werden.

Sabine ist eine Ich-Erzählerin, die mir sofort sympathisch war. Was besonders deutlich wird, ist ihre innerliche Zerrissenheit. Sie weiß einfach nicht, welches der beiden Leben, das sie führt, IHR Leben ist. Hat sie überhaupt eine eigene Persönlichkeit? Wer ist sie? Wo gehört sie hin? Immer wieder wird Sabine von diesen Fragen geplagt, bis sie einen Entschluss fasst, der ihre beiden Leben komplett verändern wird. Ich konnte Sabines Gefühle total gut nachvollziehen, denn nicht nur die Wechsel zwischen den Parallelwelten werden so eindringlich beschrieben, dass man als Leser fast selbst die Panik dabei spürt. Sondern auch Sabines Gedanken und vor allem Gefühle werden so intensiv dargestellt, dass man direkt Verständnis und Mitgefühl für sie aufbringt.

Ungefähr die erste Hälfte des Buches beschreibt die beiden Leben von Sabine. Die sind wirklich sehr unterschiedlich, aber Sabine hat gelernt, sich anzupassen. Das merkt man schnell daran, dass sie ab und zu dazu neigt, sich nach ihrem eigenen Charakter zu verhalten, sich dann aber innerlich daran erinnern muss, in welchem Leben sie sich gerade befindet und das dieses ein ganz anderes Verhalten von ihr erwartet. Es sind in dieser ersten Hälfte des Buches hauptsächlich Szenen aus dem Schul- und Familienalltag von Sabine. Es sind keine spannenden Szenen, aber dennoch ist einfach eine gewisse Neugier da, was mit Sabine passieren wird. Denn schließlich hat Sabine eine folgenschwere Entscheidung getroffen...

Und dann lernt sie Ethan kennen und er bringt alles durcheinander. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich euch sage, dass sich Ethan und Sabine ineinander verlieben. Mir fehlten diesbezüglich leider die Emotionen. Obwohl Sabine ein total gefühlsbetonter Mensch ist, wurden ausgerechnet ihre Gefühle zu Ethan für mich nicht deutlich genug. Klar, Ethan ist schon echt ein toller Kerl und es wundert mich auch nicht, dass sich die beiden zueinander hingezogen fühlen. Aber irgendwie sind die Emotionen nicht bei mir angekommen. Und deshalb konnten mich auch einige dramatische Szenen am Ende des Buches nicht hundertprozentig mitreißen, weil da eine gewisse Distanz zu der Beziehung zwischen Ethan und Sabine bestand.

Gerade am Ende erwarten den Leser einige überraschende Szenen und auch eine gewisse Dramatik. Ich selbst hatte mit den Wendungen, die das Buch nimmt, überhaupt nicht gerechnet. Aber ich denke, es wird euch freuen zu hören, dass „Ein Tag, zwei Leben“ ein in sich abgeschlossenes Buch ist. Klar, die Autorin könnte bestimmt in einem zweiten Buch noch etwas zu erzählen haben, aber das Buch kann so, wie es ist, locker als Stand-Alone durchgehen.

Mein Fazit

Die Suche nach der eigenen Identität - für die sympathische Ich-Erzählerin Sabine könnte sie dramatischer nicht sein.