Annies Hochzeitsreise soll mit einer Ballonfahrt starten. Doch der Ballon stürzt ab und Annie überlebt nur deshalb, weil Paolo, ihre große Liebe, sie gerettet hat. Er liegt im Sterben und nur eine Transplantation kann ihn retten. Annie besteht darauf, dass sie die Spenderin ist. Doch sie erwacht aus der Narkose nicht im Krankenhaus, sondern im Himmel. Ihr macht ihr eigener Tod nicht so viel aus, aber sie will wissen, ob sie Paolo retten konnte, und macht sich auf die Suche nach der Antwort für diese ihr so wichtige Frage. Dabei trifft sie auf Menschen, die eine wichtigere Rolle in ihrem Leben gespielt hatten, als sie gedacht hätte …
Diese Geschichte geht ganz tief unter die Haut. Die eine oder andere Prise Kitsch und Klischee mag dabei sein, aber insgesamt ist es einfach nur herzergreifend und tröstlich für alle, die schon jemanden verloren haben und um ihn trauern. Die Begegnungen, die Annie hat, sind einzigartig, dennoch kann man für sich Parallelen ziehen und Antworten auf Fragen finden, die man sich selbst schon gestellt hat. Das mag seltsam klingen, für mich aber ist es so. Das Buch öffnet die Augen dafür, dass man viel zu oft glaubt, die anderen zu verstehen und dabei nur hört und sieht, was man eben hören und sehen möchte. Die Wahrheit übersieht man dabei gern mal. Auch wird man sensibilisiert für die Narben, die gewisse Momente auf Seelen hinterlassen können. Annie erlebt in Rückschauen immer wieder Momente, die bei ihr Spuren hinterlassen haben. Erlebnisse aus ihrer Kindheit, von denen niemand in ihrem Umfeld geglaubt hätte, dass sie Auswirkungen auf ihr späteres Leben haben könnten, werden beleuchtet und erzählt. Ja, genau das hat mich nachdenklich gemacht, mir Parallelen vor Augen gehalten, mich reflektieren lassen. Das muss ein Autor erst mal so hinbekommen.
Man sieht sehr schön, wie eines mit dem anderen zusammenhängt und wie jede Entscheidung eine weitere ermöglicht und erfordert. Alles zusammen ergibt ein riesiges Bild, aber wir haben immer die Möglichkeit, es zu beeinflussen, zu verändern. Doch immer hängt unser Weg mit dem anderer zusammen und ob wir es wollen oder nicht, wir bilden ein großes Netz. Annie und Paolo haben mit ihrer Entscheidung, dem Besitzer der Ballonvermietung bei seiner Reifenpanne zu helfen, ihren weiteren Weg beeinflusst. Aber wie wäre ihr Weg denn eigentlich verlaufen, hätten sie nicht angehalten? Können wir das Ziel verändern oder nur den Weg? Welchen Menschen werde wohl ich im Himmel / Jenseits begegnen?
Der Erzählstil ist sehr ruhig und fast schon zärtlich. Die „schlimmen Momente“ wirken deshalb noch viel intensiver und krasser. Dennoch kommt Mitch Albom komplett ohne reißerische Beschreibungen aus. Auch erhebt er keinen moralischen Zeigefinger, sondern lässt uns auf sanfte Weise und mit einer zauberhaften Geschichte ein paar Dinge erkennen, die wir immer vor Augen hatten, aber nicht realisierten. Steffen Groth betont zwar die Sätze nach meinem Geschmack, hat auch eine schöne Sprachmelodie, aber wenn er Männer sprechen lässt, klingen sie alle wie alte Opas mit Atemnot und das hat mich doch etwas gestört. Ob Eddie oder Paolo, sie klangen bei ihm alle sehr seltsam. Die Geschichte selbst bekommt von mir fünf Sterne, der Sprecher nimmt dem Hörbuch einen Stern weg. Bleiben also vier Sterne.