Nicht ganz das, was ich erhofft hatte
Miss youAlso ich muss zugeben, dass ich mir etwas ganz anderes unter
diesem Buch vorgestellt hatte und nun sitze ich hier und überlege,
was ich schreiben soll. Der Schreibstil der Autorin ist durchaus
sehr flüssig, ...
Also ich muss zugeben, dass ich mir etwas ganz anderes unter
diesem Buch vorgestellt hatte und nun sitze ich hier und überlege,
was ich schreiben soll. Der Schreibstil der Autorin ist durchaus
sehr flüssig, gut verständlich und auch leicht zu lesen. Doch
eigentlich geht es ja hier um eine sehr tief gehende
Geschichte, bei der für mich jedoch beim
Lesen kaum Emotionen aufkamen. Schicksalsschläge und diverse
Ereignisse wurden recht nüchtern erzählt und auch wenn es hier sehr
viele Geschehnisse zu verarbeiten galt, war es mir zwischendurch zu
langatmig. Viele Nebensächlichkeiten werden zu detailreich
beschrieben, was mir die Spannung beim Lesen nahm. Die Geschichte
umfasst einen sehr langen Zeitraum und gibt die Leben der
Protagonisten in den Jahren von 1997 – 2013 wieder. Aus
kapitelweise wechselnden Perspektiven wird hier in der
Ich-Form mal von Gus und mal von Tess erzählt. Eigentlich gelingt
es mir gerade bei diesem Erzählstil, mich in die Charaktere
einzufühlen, doch hier fiel es mir recht schwer. Bei Tess gelang es
mir noch recht gut, ihre Gefühle nachzuvollziehen und mich in sie
hineinzudenken, doch Gus bleibt mir ein wenig fremd. Vielleicht
gelang es mir auch einfach mich besser in Tess zu versetzen, weil
mir ihre Sorgen und Probleme einfach realistischer, nein nicht
realistischer, eher denkwürdiger/nachvollziehbarer vorkamen. Wobei
es auch vielleicht einfach an den gesellschaftlichen Unterschieden
zwischen den beiden Protagonisten lag. So wuchs Tess eher in
einfachen/bürgerlichen Verhältnissen auf und Gus ist da schon
privilegierter. Diese Unterschiede sind schon sehr gut
herausgearbeitet und wirkten authentisch. Trotzdem gelang es mir nicht richtig hier Beziehungen zu den Personen herzustellen. Diese alltäglichen Probleme häufen sich sehr und manchmal war es auch einfach zu viel des Guten. Interessant fand ich den Charakter Hope, Tessas kleine Schwester, die eine Form des Asperberger Syndroms hat und einfach anders, aber in dieser Geschichte erfrischend ist. Die ganze Krankheit wurde schon sehr gut wiedergegeben und hier konnte ich auch mit Tessa mitfühlen, da ich selber jemanden kenne, dessen Sohn dieses Syndrom hat.