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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Maulwurf in den eigenen Reihen

Sterbegeld
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Dies ist für mich das erste Buch von Judith Winter, wird aber definitiv nicht das letzte sein. Da ich die beiden Kommissarinnen nicht kannte, ist mir der Einstieg in die Geschichte anfangs gerade auch ...

Dies ist für mich das erste Buch von Judith Winter, wird aber definitiv nicht das letzte sein. Da ich die beiden Kommissarinnen nicht kannte, ist mir der Einstieg in die Geschichte anfangs gerade auch wegen der vielen neuen Namen und Figuren nicht ganz leicht gefallen. Das hat sich aber mit jeder gelesenen Seite verbessert.

In diesem Buch haben es Emilia Capelli "Em" und Mia Zhou mit zwei ganz unterschiedlichen Fällen zutun:
Zum einen ermitteln sie in einem Mordfall an einer vierköpfigen Familie, die einem Massaker zum Opfer gefallen sind. Der Mörder sitzt aufgrund Indizien in Untersuchungshaft, behauptet aber unschuldig zu sein.
Andererseits haben sie den Auftrag einen Maulwurf aus den eigenen Reihen zu ermitteln. Dies stellt für die beiden Ermittlerinen eine besondere Herausforderung dar, da sie mit einigen Kollegen gut befreundet sind.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Nicht allzulange Kapitel lassen auch hier und da eine kleine Pause zu.
Die beiden Ermittlerinnen, so unterschiedlich sie auch sind, ergänzen sich gut und ich kann sie mir dank der vielen kleinen Beschreibungen gut vorstellen. Aber auch die meisten anderen Figuren sind detailliert und farbig gezeichnet. Besonders schockiert hat mich das Telefonat des kleinen Leon Svensson, der es noch schafft, einen Notruf an die Polizei abzusetzen, bevor auch er dem Mörder in die Hände fällt. In mein Herz geschlichen hat sich der Anwalt des zu überführenden Mörders, Karel schubert.

Sehr gut gefallen mir auch die kleinen chinesischen Sprichworte, die an einigen Stellen einfließen.

Die beiden Fälle sind von Beginn an äußerst spannend. Kleine Ermittlungshäppchen halten den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau. Und doch hat mir zum Schluss das eine oder andere Detail zur vollständigen Aufklärung gefehlt. Die Auflösung ging mir einfach zu schnell. Daher kommt auch der eine Stern, den ich hier abziehe.

Ich habe einen spannenden, interessanten Krimi mit zwei nicht alltäglichen Fällen gelesen, der mich insgesamt sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Farbe ROT

Verletzung
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Kommissarin Antonia "Toni" Stieglitz hat es endlich geschafft, sich von ihrem prügelnden Freund, ebenfalls ein Polizist, zu trennen. Aber die Angst und die Verunsicherungen bleiben. Denn er stalkt sie ...

Kommissarin Antonia "Toni" Stieglitz hat es endlich geschafft, sich von ihrem prügelnden Freund, ebenfalls ein Polizist, zu trennen. Aber die Angst und die Verunsicherungen bleiben. Denn er stalkt sie weiterhin. Auf den Stufen der Michaelskirche wird eine Frauenleiche in einem roten Mantel gefunden. Einige Tage später findet man eine ermordete Frau mit einer roten Jacke im Olympiazentrum. Hans Zinkl, zu dessen Team auch Toni gehört, beginnt mit den Ermittlungen.

Manuela Obermeier, selbst Polizistin, nimmt mich auf ihren Ermittlungen in meiner Stadt mit. Ich finde es toll, immer wieder von Orten, Gebäuden oder Straßen zu lesen, die ich kenne. So bin ich sehr schnell und leicht in die Geschichte eingetaucht.

Die Hauptprotagonisten Toni Stieglitz ist kein einfacher Charakter, wirkt durch die vielen Verletzungen Ihres Ex-Freundes wie aus der Bahn geworfen. Fand ich das Privatleben anfangs noch interessant, wurde es mir im Lauf des Lesens wirklich zu viel. Es nimmt fast mehr Raum ein, wie der Kriminalfall selbst. An einigen Stellen fand ich die Ausbrüche von Toni einfach unrealistisch. Für mich hätten es ruhig ein wenig weniger Probleme sein dürfen.
Da die Protagonisten insgesamt recht deutlich beschrieben und ausgearbeitet sind, hatte ich bald ein recht klares Bild vor Augen.

Den Fall der ermordeten Frauen in roten Kleidungsstücken finde ich sehr interessant. Vor allem auch die schlussendliche Auflösung mit dem Motiv des Mörders. Und auch bei der Betrachtung unseres Rechtssystems stimme ich mit den Ausführungen von Toni absolut überein. Das bringt mein Blut auch hier und da in Wallung.

Gut gefallen haben mir auch die wenigen Szenen, wo etwas Humor die Ermittlungen auflockern.

Fazit: Ein grundsolider Kriminalfall mit einer Kommissarin, die hoffentlich bald etwas ruhiger wird. Da freue ich mich schon heute auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

(Un-)Ruhestand auf Sylt

Heringsmord
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Ernst und Frieda Schmälzle aus Bopfingen im Schwabenländle machen sich mit ihren 7-Sachen und ihrem Dackel Gustav in ihrem Volkswagen T1auf nach Sylt. Die Insel haben sie seit Jahren ins Herz geschlossen ...

Ernst und Frieda Schmälzle aus Bopfingen im Schwabenländle machen sich mit ihren 7-Sachen und ihrem Dackel Gustav in ihrem Volkswagen T1auf nach Sylt. Die Insel haben sie seit Jahren ins Herz geschlossen und wollen hier ihren Lebensabend verbringen. Da die Immobilienpreise extrem hoch und für die Schmälzles nicht erschwinglich sind, haben sie sich entschlossen, erst mal auf einem Campingplatz einzuchecken.

Was sie dort alles erleben, davon erzählt uns die Autorin nach ihren beiden Möwengeschichten in ihrem neuesten Buch "Heringsmord".

Da die Erlebnisse der Beiden immer abwechselnd mal aus Ernsts, mal aus Friedas Sicht geschildert werden, lerne ich die Beiden mit ihren Ansichten und ihrer Sicht auf verschiedene Dinge immer besser kennen. Auch was gerade in ihren Köpfen vorgeht, verstehe ich besser und bin immer direkt vor Ort, da ja beide zwangsläufig nicht immer gemeinsam unterwegs sind. Ich möchte die Beiden hier und da schütteln und ihnen zurufen "Redet doch einfach mal miteinander". Aber nein - jeder macht sein Ding, was die Sache auch nicht besser macht. Als dann ein Mord geschieht, in den sowohl Frieda als auch Ernst verstrickt sind oder sein könnten, übernimmt Frieda das Kommando und versucht, zusammen mit einem weiteren Champingplatzbewohner den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Beginnt die Geschichte eher langsam und ruhig, so nimmt sie allmählich immer mehr Fahrt auf und es kommt eine gewisse Spannung auf. Da die Protagonisten mit ihren kleinen Eigenheiten sehr farbig und deutlich ausgearbeitet sind, habe ich sie bald in meinem Kopfkino eingestellt.

Die Geschichte an sich finde ich persönlich eher amüsant als kriminell. Trotzdem habe ich mich dank der immer neuen Fährten nicht gelangweilt, sondern eher mit gerätselt und mit gefiebert.

Mir haben auch vor allem die Bilder der Insel sehr gut gefallen, die mir die Autorin mit ihrer blumigen und sehr ausführlichen Sprache zu lesen gegeben hat. Ich habe richtig Lust bekommen, diese Insel einmal zu besuchen.

Wer einen amüsanten, trotzdem spannenden Krimi mit eher unüblichen Fahndern lesen möchte, der statt viel Blutvergießen eher auch die Personen stark beleuchtet, der ist hier genau richtig. Sina Beerwald hat mir mit Frieda und Franz und Co. einige sehr lesenswerte Stunden beschert.

Veröffentlicht am 30.07.2024

Ich habe mir mehr erwartet

Glück
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Mich hat das ausdrucksstarke Cover und der schräg plazierte Titel angezogen und auch der Klappentext hört sich lesenswert an.
Autorin Jackie Thomae befasst sich in diesem Buch mit Frauen in der Mitte ihres ...

Mich hat das ausdrucksstarke Cover und der schräg plazierte Titel angezogen und auch der Klappentext hört sich lesenswert an.
Autorin Jackie Thomae befasst sich in diesem Buch mit Frauen in der Mitte ihres Lebens, die die Frage umtreibt, ob ein Leben ohne Kind lebenswert oder das Frau-sein unabdingbar mit einer Mutterschaft verbunden ist.
Mit diesen Fragen beschäftigen sich hauptsächlich Marie-Claire Sturm, die die meisten Rundfunkhörer unter MC kennen. Sie war das 1. mal mit 17 schwanger – viel zu früh, das zweite mal mit Zwillingen, die sie nicht wollte. Und nun fragt sie sich, ob sie noch ein Kind will, aber dazu fehlt ihr der Mann.
Anahita Martini, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, die sich sehr um ihre Aussenwirkung kümmert, fragt sich, ob sie dieses Amt überhaupt ohne Kinder ausüben kann. Obwohl sie so erfolgreich ist, spürt sie eine innere Leere, die vielleicht ein Kind füllen kann? Um den Stress ganz oben in der Politik aushalten zu können,schluckt sie schon jetzt morgens Upper und abends Downer. Und dann noch ein Kind?
Auch Frauenärztin Henriette Nonnenmacher lerne ich zusammen mit Tochter Nike und Mutter Ute kennen, die sich voll in den Dienst ihrer Patientinnen gestellt hat. Ob man dem Wundermedikament, von dem sie so viel hält und bei dem Frauen bis ins hohe Alter schwanger werden können, eine Chance geben soll, sehe ich kritisch.
Dazu Maren Vogtländer, spirituelle Lebensberaterin, Atemtherapeuthin und Körperarbeiterin, die von ihren Kursen sehr gut leben kann. Auch sie ohne Kind.
Sie alle beschäftigen sich in irgendeiner Weise mit ihrem Alter und dem Thema Kinder.
Da ich selbst zwei Kinder habe, bei denen ich lange überlegt habe, ob ich überhaupt schwanger werden wollte, hat mich dieses Thema sehr interessiert. Allerdings musste ich beim Lesen schnell feststellen, dass ich mir etwas anderes von der Lektüre erwartet hatte.
„Glück“ ist eine Geschichte, die sich mit Frauen in der Mitte ihres Lebens auseinander setzt, die sich dem Druck ausgesetzt fühlen, eine Entscheidung treffen zu müssen. Ihr Leben mit oder ohne Kind weiterzuführen.
Leider habe ich zu den Protagonistinnen keinen Zugang gefunden. Die Geschichte plätschert mit ihrem, wie ich finde hervorragenden Erzählstil ohne viel Inhalt, leider nur so vor sich hin. Gedanken gehen in Dialoge über und wieder zurück. Das hat das Lesen für mich etwas anstrengend gemacht. Und wenn ich ehrlich bin, war ich fast froh, als das Buch ausgelesen war.
Ich hätte mir mehr Tiefgang, mehr Emotionen, die dieses Thema bestimmt verdient, und mehr Selbstreflektion von MC und Anahita gewünscht. Trotzdem regt es auch mich zu Überlegungen an, z.B. ob Frau diesem Thema heutzutage noch so viel Raum geben muss. In unserer Gesellschaft ist doch sowieso schon fast alles möglich. Vielleicht hat mich auch diese Erkenntnis nicht so gut in die Geschichte hinein finden lassen.

Wer sich für persönliche und gesellschaftliche Themen interessiert, ist mit diesem Buch bestimmt gut bedient. Mich hat es leider nicht berührt.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Die Geschichte hat mich leider nicht erreicht

Der Wintermordclub
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Jedes Jahr im Dezember treffen sich 6 Freunde, zusammengeschweißt durch einen Kriminalfall und durch langjährige gemeinsame Polizeiarbeit, in Le Lavandou an der Côte d´Azur in Südfrankreich im Le Petit ...

Jedes Jahr im Dezember treffen sich 6 Freunde, zusammengeschweißt durch einen Kriminalfall und durch langjährige gemeinsame Polizeiarbeit, in Le Lavandou an der Côte d´Azur in Südfrankreich im Le Petit Hôtel. Kriminaloberrat des Bundeskriminalamtes Karl-Wilhelm Becker, den alle nur "Kim" nennen, Alexandros Dimitriadis, Kommandeur der griechischen Küsenwache, der Niederländer Ruben van Dijk, der bei Europo gearbeitet hat, Gerichtsmediziner Kasimir Nowak aus Krakau, Kriminlogieprofessorin Geraldine Walker und die französische Interpolagentin Louanne Chevalier gönnen sich das kriminalistische Vergnügen im freundlichen Ambiente der winterlichen Côte d´Azur um dort einen von einer Schauspielgruppe inszenierten Mord zu klären. In diesem Jahr aber kommt es zu einem echten Mord. Alexandros Dimitriadis liegt erschossen im Keller und die Freunde tun sich nicht leicht bei ihrer Aufgabe seinen Mörder zu finden.

Am ersten Tag der Geschichte werden die sechs Freunde ausgiebig vorgestellt. So nisten sie sich schnell in meinem Kopfkino ein und sind für mich gut vorstellbar. Sympathisch sind sie mir bis auf Kasimir absolut nicht. Genau so wie die Hotelbetreiber Claire und Hugo Martin. Den französischen Ermittler François Baptiste Lefèvre, der den Mordfall übernimmt und über den die 5 Freunde überhaupt nicht glücklich sind, kann ich mir ebenfalls gut vorstellen. Aber von ihm lässt sich die Gruppe nicht abhalten und beginnt eigene Ermittlungen anzustellen.

Ich will mir gar nicht vorstellen, wie sich Zimmermädchen Marisa gefühlt hat, als die Menschen oben im Hotel warten, bis sich endlich der Vorhang zu ihrem jährlichen Spiel öffnet, während sie unten im Keller einen realen Toten findet. Marisa hütet wie die anderen Mitwirkenden ein Geheimnis. Ob sie den Mörder gesehen hat?

Autor Jan Beinßen, der die Geschichte in sieben Tage unterteilt und sich einer recht einfachen Sprache bedient, lässt die Gedanken von jedem Mitwirkenden selbst erzählen und gibt mir so die Möglichkeit, die Geschichte und auch die Menschen aus verschiedenen Blickwinkeln kennenzulernen. Auch ihre Sorgen, Geheimnisse und Ängste kommen zur Sprache und was sie über die anderen aus ihrer Gruppe denken ist sehr interessant. Wie oben schon beschrieben, sind mir die allermeisten Menschen hier eher wegen ihrer Eitelkeit und ihrer Hochnäsigkeit unsympathisch.

Mir haben besonders die Beschreibungen der Umgebung sehr gut gefallen. Auch die Idee der Geschichte finde ich gut. Allerdings kommt bei mir nur sehr wenig Spannung an. Und die brauche ich bei einem Krimi einfach, sei sie auch noch so hintergründig. Unterhaltend ist "Der Wintermordclub" allemal.

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