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Venatrix

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Veröffentlicht am 23.11.2019

Der Pianist und die Prostituierte - ein modernes Märchen?

Laufhaus
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Klappentext:

Ein Pianist und eine Prostituierte, die sich scheinbar zufällig in Wien-Favoriten begegnen, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die 122 Jahre zurückgeht in der Zeit und durch Moldawien, ...

Klappentext:

Ein Pianist und eine Prostituierte, die sich scheinbar zufällig in Wien-Favoriten begegnen, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die 122 Jahre zurückgeht in der Zeit und durch Moldawien, Russland und Österreich streift, die Suche nach der verlorenen Schwester, die Suche nach den eigenen Wurzeln und die Magie einer Klaviersonate von Alexander Skrjabin.


Meine Meinung:

Es hat lange gedauert, bis ich mit dieser Geschichte warm geworden bin. Sie ist recht komplex gestrickt, was mir immer gut gefällt. Hier verschleppen epische Verbreiterungen die Handlung, die meiner Ansicht nach, ein bisschen mehr Dynamik verträgt. Ich habe recht bald die Ahnung gehabt, wie die beiden Handlungsstränge, also der in der Gegenwart und der vor 122 Jahren in das Leben der beiden eingreifen wird. Die Neugier, ob ich mit meiner Hypothese recht gehabt habe, hat mich letztendlich dazu bewogen, das Buch zu Ende zu lesen. Manchmal war ich nahe dran, es wegzulegen.

Beklemmend ist Nadias Leben im Waisenhaus beschrieben. Brutalität in Worten und Taten. Allerdings kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass sie die deutsche Sprache nur deswegen so gut sprechen kann, weil sie in „Tante Martha“ eine Bezugsperson hatte, die mit ihr deutsch gesprochen hat und auch deutsche Literatur zum Lesen gegeben hat. Nadia drückt sich viel zu gewählt aus (“... in das limbische System meines Gehirns ..., oder „Geruchsknospen“). So spricht keine in einem moldawischen Waisenhaus aufgewachsene Prostituierte. Da blitzt der Mediziner im Autor durch, der natürlich diese Fachausdrücke kennt.

Stellenweise sind die Dialoge zwischen Nadia und Alfred mir „ER:“ und „Sie:“ gekennzeichnet. Da irritiert, weil es auch ganz normale Dialoge ohne diese „Regieanweisung“ gibt. Ich gehe zwar davon aus, dass sich der Autor etwas dabei gedacht hat, mir hat sich das allerdings nicht erschlossen.

Interessant die vielen Hinweise auf (Klavier)Musik, inklusive Noten etc.. Damit kann ich leider wenig anfangen, weil ich total unmusikalisch bin. Hier lässt uns der Autor an seiner eigenen Passion für klassische Musik teilhaben. Ein Teil der Romanfiguren ist der Musik regelrecht verfallen, immerhin ist einer ein berühmter Komponist, Alfreds Mutter eine Konzertpianistin, bevor ein Unfall ihre Karriere zerstört hat. Das springt auf die Leser über.

Das Ende, das die Familienbande von Alfred und Nadia enthüllt, habe ich so ähnlich erwartet. Beide haben unabhängig voneinander ihre Familiengeschichte aufgearbeitet.

Tollkühn habe ich Alfreds Aktion, Nadia zu suchen, gefunden. MIt dem Autor allein knapp 2.000 km nach Moskau zu fahren, ohne sich um Visa, Nahrung oder Schlafgelegenheit zu kümmern. Einziger Begleiter Hündin Jessy. Die Szenen an den jeweiligen Grenzen, an denen er nur den Namen seines Vaters, Peter Kovalksi, nennen muss und der ihm alle Grenzen, Fahrspuren und Türen öffnet, hat mich erheitert. Das klingt wie im Märchen.


Fazit:

Eine interessante Geschichte, die mich aber trotzdem nicht ganz überzeugt hat, daher her nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Der Beginn der Bodenstein/Kirchhoffe-Reihe

Eine unbeliebte Frau (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 1)
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Es ist Sonntagmorgen und KHK Oliver von Bodenstein will seine Frau Cosima zum Flughafen bringen, als ihn der Anruf seiner Kollegin Pia Kirchhoff erreicht. Es gäbe einen Toten. An sich kein Ereignis, dass ...

Es ist Sonntagmorgen und KHK Oliver von Bodenstein will seine Frau Cosima zum Flughafen bringen, als ihn der Anruf seiner Kollegin Pia Kirchhoff erreicht. Es gäbe einen Toten. An sich kein Ereignis, dass Bodenstein aus seinem freien Tag holen sollte. Doch blöderweise ist der Tote ein bekannter Oberstaatsanwalt, der sich mit seinem Jagdgewehr erschossen hat.
Wenig später müssen die beiden zu einer zweiten Leiche, die vorerst ebenfalls als Selbstmord deklariert wird, denn die Tote, Isabell Kerstner, liegt am Fuße eines Aussichtsturms. Recht schnell ist klar, dass die Frau ermordet wurde.

Die Ermittlungen führen Bodenstein und Kirchhoff einerseits zur Tierklinik von Isabells Mann und andererseits zu dem versnobten Reiterhof Gut Waldhof. Die Liste der Tatverdächtigen wird immer länger als herauskommt, dass Isabell Kerstner ein intrigantes Luder war und unzählige Männerbekanntschaften hatte.

Die Suche nach dem Täter gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Kaum glauben die Ermittler eine heiße Spur zu haben, erkaltet diese recht bald. Nach mehreren Sckgassen und dramatischen Wendungen können nicht nur Motive für den Selbstmord des Oberstaatsanwalts und den Mord an Kerstner sondern auch damit verbundene Verbrechen aufgeklärt werden.

Meine Meinung:

Diese Neuauflage von Nele Neuhaus‘ erstem Bodenstein/Kirchhoff-Krimi ist für mich der erste dieser Reihe. Bislang habe ich vor den gehypten Krimis der Autorin ferne gehalten. Warum? Weiß ich selbst nicht.

Grundsätzlich finde ich den Krimi recht gut. Mir persönlich sind nur die zusätzlichen Verbrechen wie Erpressung, Entführung, Menschenhandel, Betrug und Geldwäsche wenig zu dick aufgetragen. Vor allem der Jahre zurück liegende Doppelmord an den Eltern von Marianne Jagoda, passt zwar gut zu der verbrecherischen Clique, erscheint mir aber dennoch ein wenig too much. Mit dieser Anhäufung von kriminellen Handlungen ließe sich mindestens ein, wenn nicht zwei Krimis schreiben. Da wäre weniger mehr gewesen. Allerdings, wie sagte schon im antiken Rom: Crimen criminem invocat! (Ein Verbrechen zieht das andere nach sich!)

Der Schreibstil ist fesselnd. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Da der Krimi in einer eher ländlichen Gegend spielt, kennen sich die meisten Personen mehr oder weniger. Dass Oliver von Bodenstein seiner Jugendliebe Inka wieder begegnet, könnte für Konfliktstoff für den einen oder anderen zukünftigen Krimi bergen.

Die Anzahl der handelnden Personen ist unüblich groß. Hier könnten manche Leser den Überblick verlieren.

Fazit:

Ein durchaus fesselnder Krimi, der allerdings durch die oben beschriebene große Anzahl von kriminellen Machenschaften, einiges an Glaubwürdigkeit einbüßt. Daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Hat mich nicht überzeugt

Alles, was wir sind
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Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden ...

Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden Seiten an der Eroberung des Weltraums. Mit dem Sputnik haben die Sowjets vorerst die Nase vorn.

Zahlreiche Sowjetbürger versuchen das Land zu verlassen. Nur wenigen gelingt dies. Familien werden auseinander gerissen.

Soweit das historische Umfeld, nun zum Inhalt:

Boris Pasternak schreibt an einem historischen Roman, der angeblich Regime kritische Passagen enthält. Doch statt den Schriftsteller direkt zu belangen, verhaftet man seine Geliebte Olga, verhört und verurteilt sie zu mehreren Jahren Lagerhaft. Obwohl Olga misshandelt wird und Boris‘ Kind verliert, schweigt sie über den Inhalt des Romans.

Parallel dazu versucht der Westen dieses Werk in die Finger zu bekommen. Das Credo lautet „Worte sind Waffen“. Federführend in den USA ist der als „Agency“ bezeichnete Geheimdienst, dem neben den üblichen männlichen Spionen auch zahlreiche, gut ausgebildete Frauen, die häufig als Stenotypistinnen getarnt, angehören.

Als es gelingt, ein Exemplar aus der UdSSR herauszuschmuggeln, wird das Buch vorerst in Italien gedruckt. Anlässlich der Weltausstellung in Brüssel 1958 werden, hunderte Exemplare auch ins Russische übersetzt und wieder in die UdSSR zurück geschmuggelt. Hier hat die Agency wieder ihre Finger im Spiel. Der Erfolg lässt sich nicht mehr aufhalten. Doch als Pasternak den Literaturnobelpreis erhält, eskaliert die Situation.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Die Idee, rund um den Schriftsteller Boris Pasternak und seinen „Dr. Schiwago“ einen Roman zu schreiben finde ich sehr gut. Allerdings pendelt die Autorin immer wieder zwischen der Liebesgeschichte (Olga/Boris) und dem Spionageroman hin und her. Das, und die vielen detaillierten Beschreibungen der Menschen in der Agency, haben stellenweise die Lust am Weiterlesen eingeschränkt.
Gut gelungen, wenn auch mehr Aufmerksamkeit erfordernd, ist der Wechsel zwischen USA und UdSSR. Anhand der angeführten Jahreszahl und der Ortsangabe, weiß der Leser immer, wann und wo er ist. Nicht ganz so klar ist die Perspektive, da es mehrere „Ich-Erzählerinnen“ gibt.

Warum Olga nach wie vor bei dem verheirateten Pasternak bleibt, obwohl der sie und ihre Kinder mehrmals der Gefahr wieder verhaftet zu werden, verstehe ich persönlich ja nicht. Wahrscheinlich verbindet die beiden ein Abhängigkeit, die für Außenstehende kaum zu verstehen ist.

Gut gelungen ist die Darstellung der beklemmenden Lebensumstände in der UdSSR.
Die latente Gefahr, wegen eines angeblich Regime kritischen Satzes verhaftet zu werden, ist deutlich spürbar. Dagegen scheint das Leben in den USA ein ständiges Party-Leben zu sein.

Der Schreibstil ist stellenweise sperrig und viel zu detailverliebt. Denn, ob Sally mit BH ins Bett geht, weil sie meint, ihre Brüste würden schlaff, ist für die Handlung bedeutungslos. Solche Stellen gibt es häufig, verwirren aber nur. Möglicherweise liegt es auch an der Übersetzung.

Fazit:

Ein nicht ganz leicht zu lesender Roman, der weder Liebes- noch Spionageroman ist. Leider kann ich dafür nur knappe 3 Sterne vergeben.-

Veröffentlicht am 28.10.2019

Lässt mich ein wenig ratlos zurück

Das Rot, das nach Asche riecht
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Von diesem Roman habe ich mir ein wenig Auskunft über die Stadt Sarajevo und die Geschichte ihrer Künstler erwartet. Immerhin ist Sarajevo jahrelang das Symbol dafür gewesen, dass unterschiedliche Ethnien ...

Von diesem Roman habe ich mir ein wenig Auskunft über die Stadt Sarajevo und die Geschichte ihrer Künstler erwartet. Immerhin ist Sarajevo jahrelang das Symbol dafür gewesen, dass unterschiedliche Ethnien und Religionen scheinbar friedlich miteinander leben konnten.
Ich habe den Klappentext so verstanden, dass es hier um das Leben und Werk der Ida Špieler geht, die eine der Frauen am Bauhaus war, dessen Gründung sich 2019 zum 100. Mal jährt.

Bekommen habe ich ein komplizierte Geschichte in der wenig fix ist. Die größte Konstante ist die Beledija, ein Gebäude, das in den Träumen der Ida Špieler eine große Rolle gespielt hat.

Autor Milenko Goranović springt häufig in der Zeit, so dass man sich sehr konzentrieren muss, sich im aktuellen (politischen) Umfeld zurecht zu finden.
Da begegnen wir einem jüdischen Ingenieur, der in der Zeit der Donaumonarchie (als Bosnien gerade österreichisch war) an der Bosna-Bahn baut, der Pläne für den Ausbau der Beledija hat, die er nie verwirklichen darf.

Ein wenig später geraten wir in die Studentenunruhen von 1968, zuvor in Wirren des Ersten bzw. Zweiten Weltkrieges. Die Unschlüssigkeit der Stadt, was aus der Beledija werden soll, um ihre Vergangenheit als Foltergefängnis abzulegen, zieht sich ebenso wie ein roter Faden durch das Buch, wie die Suche nach dem Skizzenbuch von Ida Špieler.

Das Buch ist in seiner düsteren Sprache schön geschrieben, doch fehlt mir ein wenig der Zusammenhang. Egal welche Zeit gerade gestreift wird, sie enthält politische Gewalt, Hoffnungslosigkeit, Unrecht und Hass. Jedes Mal, wenn so etwas wie Hoffnung oder Liebe aufkeimt, wird die zerstört.

Fazit:

Die Erzählung lässt mich ein wenig ratlos zurück.

Veröffentlicht am 19.10.2019

HIer habe ich ein wenig mehr erwartet

Haben schon alle abgestimmt?
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Als der ORF-Moderator Eugen Freund unfreiwillig in die Pension geschickt wird, ist für ihn noch lange nicht Schluss. Er lässt sich als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten Österreichs für die Europa-Wahl ...

Als der ORF-Moderator Eugen Freund unfreiwillig in die Pension geschickt wird, ist für ihn noch lange nicht Schluss. Er lässt sich als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten Österreichs für die Europa-Wahl 2014 aufstellen und erhält als einer von 18 Vertretern Österreichs einen Sitz im EU-Parlament.

Dieses Buch beschreibt seinen Werdegang zum Politiker und welche Herausforderungen die neue Position nach sich gezogen hat.

Eugen Freund erzählt über seine Erfahrungen manchmal mit Augenzwinkern, manchmal blitzt ein wenig der Frust zwischen den Zeilen durch. Die Bilanz scheint ein wenig durchwachsen zu sein. Auf der einen Seite die unterschiedlichen Interessen der Mitgliedsstaaten unter einen Hut zu bringen und andererseits das Interesse der Menschen in den Heimatländern an der Arbeit der EU-Parlamentarier zu wecken. Als Bewährungsprobe sieht der Autor das Jahr 2015 und seine Flüchtlingssituation, die die Grenzen der europäischen Solidarität deutlich aufgezeigt hat.

Dass es zwischen den Abgeordneten mehr Solidarität als zwischen den Ländern gibt, zeigt die nette Geschichte, wie Freund als Babysitter einspringt, als die Kindesmutter einen Vortrag hält (S.140/141). Wer hätte das gedacht?
Das eine oder andere Schmankerl aus dem Inneren des EU-Parlaments findet sich auch in diesem Buch. Einige Kapitel sind mit einer knappen Seite (Papst-Besuch S. 60) recht kurz, in anderen werden einzelne Reden wortwörtlich abgedruckt.

Fazit:

Ein kurzer Rückblick auf eine Abgeordneten-Periode im EU-Parlament von dem ich mir etwas mehr erwartet habe. Daher nur 3 Sterne.