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Veröffentlicht am 23.01.2020

Konnte mich leider nicht überzeugen!

Der goldene Kompass (Comic) 1
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Die "Goldene Kompass"-Trilogie ist mittlerweile ja ein echter Fantasy-Klassiker, der beinahe so alt ist wie ich. Dass ich jetzt erst dazu komme, die Reihe zu lesen, auch wenn sie schon seit mehreren Jahren ...

Die "Goldene Kompass"-Trilogie ist mittlerweile ja ein echter Fantasy-Klassiker, der beinahe so alt ist wie ich. Dass ich jetzt erst dazu komme, die Reihe zu lesen, auch wenn sie schon seit mehreren Jahren bei mir im Regal steht, sei hier einfach mal unkommentiert dahingestellt Im Nachhinein muss ich aber leider feststellen, dass ich über die Jahre nicht wirklich etwas verpasst habe. "Der goldene Kompass" ist ein nettes, originelles Fantasy-Abenteuer, für mich aber nicht "die Fantasy-Reihe des Jahrzehnts", wie andere Rezensenten sie bewertet haben.


"Das ist die Aufgabe der Alten", sagte der Bibliothekar, "um die Jungen Angst zu haben. Und die Aufgabe der Jungen ist es, über die Angst der Alten zu lachen."


Meine Ausgabe ist Teil eines Dreier-Schubers aus dem Hause Carlsen, der genau wie die andern beiden Bände in dunklem Nachthimmel-Blau mit hellen Sternensprenkeln gehalten ist und ein Motiv zeigt. Auf dem ersten Teil ist die Protagonistin Lyra zusehen, die auf einem Eisbären reitet. Auch wenn ich die Gestaltung einheitlich und nett finde, gefallen mir andere Ausgaben viel besser, da hier doch alles "Kinderbuch" schreit. Weshalb diese Klassifizierung auf jeden Fall fragwürdig ist, will ich später nochmal erläutern.


Erster Satz: "An die Wand gedrückt und von der Küche aus nicht zu sehen, schlichen Lyra und ihr Dæmon durch den dämmrigen Speisesaal."


Ich habe einige Rezensionen aus den letzten zehn Jahren gelesen, bevor ich mich an meine eigene Bewertung gesetzt habe und war überrascht, wie gut das Buch in der Breite angekommen ist. Manche Rezensenten schreiben, sie seien von der ersten Seite an gefesselt gewesen und ich habe mich nur gefragt, "haben die wirklich dasselbe Buch gelesen wie ich?". Denn ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das schleppender begonnen hat als "Der goldene Kompass". Allein für die allererste Anfangsszene, in der Lyra über etliche Seiten hinweg ein Gespräch von Wissenschaftlern in Jordan College belauscht, von dem aber weder sie noch der Leser etwas verstehen, verdient der Autor einen Orden für den langatmigsten Einstieg aller Zeiten. Auch ein abgetrennter Kopf und ein geheimnisvolles Instrument konnten die Szene nicht mehr retten und darüber hinwegtäuschen, dass der Autor uns ins kalte Wasser wirft ohne seine Welt in irgendeiner Weise zu erklären. Danach wird es erstmal auch nicht wirklich besser - Lyras abenteuerliches Herumstreunern in Oxford bringt zwar ein bisschen Schwung, dennoch sind die Informationen, die wir über sie, ihren Dæmon Pan und die Welt, in der sie lebt, erhalten, zu spärlich, um wirklich in die Geschichte einsteigen zu können.


"Die Mächte dieser Welt sind stark. Männer und Frauen sind Gezeiten ausgeliefert, die viel gewaltiger sind, als du dir vorstellen kannst, und ihr Sog zieht uns alle in die Strömung hinein."


Der Autor entführt uns in eine höchst widersprüchliche, komplexe Welt, die voller innovativer Ideen steckt, sich mir aber leider immer noch nicht wirklich erschlossen hat. Wir landen zusammen mit der jungen Waise in einer anderen Version von England, in der Forschung an einem Elementarteilchen namens "Staub" eine große Rolle spielt, die Kirche und ihre Behörden an der Macht sind, Kinder Angst vor "Gobblern" haben und "Gypter" mit ihren Schiffen von Hafen zu Hafen fahren. Zum Teil erinnern die Zustände in Oxford an das Mittelalter, danach werden wieder Machtverhältnisse des viktorianischen Zeitalters geschildert, bevor technologische und magische Aspekte den gebildeten Eindruck wieder aufmischen. Alles in allem denke ich, dass man das Setting relativ gut mit "Steampunk" beschreiben kann, was natürlich eine interessante Abwechslung zu den sonstigen High-Fantasy oder Urban-Fantasy-Geschichten darstellt.


"Gewaltige Vorhänge aus zartem Licht fielen wie vom Himmel herab und flimmerten in der Luft. Blassgrün und rosarot schimmernd, durchscheinend wie hauchfeines Gewebe und mit einem Saum von tiefem, wie Höllenfeuer leuchtendem Karmesinrot schwebten sie gelöster und anmutiger als jeder Tänzer durch den Raum."


Auch wenn diese rätselhafte Welt, in der sich die Handlung abspielt, definitiv ein Pluspunkt ist, fand ich das World-Building des Autors trotzdem grottig. Viele immer wieder vorkommende Bezeichnungen oder Besonderheiten werden erst sehr spät oder nie erklärt und bei genauerem Nachdenken tun sich an jeder Ecke Logiklücken auf. Was ist "anbarisches Licht"? Was sind "Dæmonen"? Warum lebt Lyra ganz alleine in Jordan College? Das sind Fragen, die sich wohl jeder Leser im ersten Drittel des Buches ständig gestellt hat und die der Autor einfach nicht erklärt. Später, wenn man sich die Grundlagen selber erschlossen hat, kommen dann Fragen wie "Warum können Bären sprechen und sind intelligent, andere Tiere sind aber nur Tiere?" oder "Warum kann sich Pan nicht von Lyra entfernen, fliegt aber ständig als Seeschwalbe in der Luft herum?" dazu. Natürlich gibt es in jeder Geschichte einige Unstimmigkeiten, hier haben mich aber gehäufte offene Fragen und Verständnisprobleme davon abgehalten, ganz in die Geschichte zu einzutauchen.

Wirklich spannend wurde das Buch für mich erst, als Lyra sich auf den Weg in den Norden macht, um ihren Freund zu finden und ihren Onkel zu retten. Hier treffen wir auf riesige Panzerbären, uralte Hexen, die auf Zweigen reiten, lassen uns von einem magischen Kompass leiten, erkunden ein dunkles Geheimnis, fliehen in einem Heißluftballon, kämpfen gegen Tartaren mit Löchern im Kopf und treten schließlich in eine fremde Welt ein...

Auch wenn es bis zum Ende spannend bleibt, sind einige Entwicklungen nicht wirklich stringent und realistisch. So gibt es beispielsweise unglückliche Zukunftssprünge, unerwartete Unterstützung an allen Ecken und Enden und Lyra weiß immer eine Lösung. Außerdem sorgt die mangelnde Begründung von Motivationen der einzelnen Protagonisten vor allem bei den Gegenspielern dafür, dass man sie bald als stereotype Bösewichte wahrnimmt, obwohl sie eigentlich sehr spannend angelegt sind. Auch die junge, quirlige, mutige Protagonistin, die hier als typische Heldin auftritt, konnte mich über große Teile der Geschichte nicht überzeugen. Sie ist einfach sooo jung, sodass ich bei vielen ihrer Handlungen oder Gedanken die Verbindung zu ihr nicht wirklich herstellen konnte. Lichtblicke an der Protagonistenfront sind hingegen Pan, ihr "Seelentier", und Iorek, der Panzerbär. Die Vorstellung, dass in Philip Pullmans Welt keiner je wirklich allein ist, sondern in jeder Situation und Lebenslage einen treuen Begleiter an seiner Seite hat, fand ich wirklich sehr schön. Alles in allem konnten aber auch die Protagonisten meinen verpfuschten ersten Eindruck von der Trilogie nicht mehr retten. Es entwickelt sich einfach keine Tiefe - die Protagonisten gehen in Story unter, als diese endlich Fahrt aufnimmt.


"Noch schillerte die Idee unwirklich wie eine Seifenblase, und Lyra wagte nicht, sie zu genau zu betrachten, damit sie nicht zerplatzte."


Insgesamt muss ich also leider sagen: Hier fehlen die Epik einer Sarah J Maas, die wundervollen Charaktere einer J. K. Rowling, die Komplexität des Weltenaufbaus eines Tolkiens, die emotionale Spannung einer Jennifer L. Armentrout und der wunderschöne, präzise Stil einer Laini Taylor. Wer sich jetzt vielleicht wundert, mit welchen Autoren ich die Reihe verglichen habe: "Der goldene Kompass" ist kein Kinderbuch, auch wenn das junge Alter der Protagonistin darauf hindeutet. Gewalt, blutige Kämpfe, sterbende Protagonisten, grausame Kinderversuche, Entführungen, Morde, harter Überlebenskampf - wir haben es hier mit einem recht düsteren Szenario zu tun, wozu die Perspektive eines Kindes nicht besonders gut passt. Es stellt sich also die Frage, was Philip Pullman hier schreiben wollte: ein Kinderbuch, ein Jugendabenteuer oder ein Fantasy-Epos für Erwachsene? Leider ist er aus meiner Sicht in allem drei gescheitert: "Der goldene Kompass" ist für ein Kinderbuch zu brutal, für ein Jugendbuch zu kindlich-naiv, kann sich aber auch nicht mit etablierten Fantasy-Klassikern messen...


"Riesige, gleißende Schwaden standen zitternd vor ihnen und teilten sich, als würden Engel mit den Flügel schlagen; Kaskaden kalt leuchtender Pracht stürzten über unsichtbaren Klippen in schäumende Bassins oder hingen wie gewaltige Wasserfälle vom Himmel herab."


Am Ende scheint es, als wolle der Autor das langsame Tempo zu Beginn wieder ausgleichen und wir stolpern viel zu schnell, emotionslos und absolut unbefriedigend in ein Ende, das das Sofortige Weiterlesen erfordert. Ob ich dem nachkommen werde, weiß ich noch nicht mit Sicherheit. Fest steht jedoch, dass ich mich jetzt erstmal etwas anderem widmen muss, um meine enttäuschten Hoffnungen abklingen zu lassen.




Fazit:

"Der goldene Kompass" ist für ein Kinderbuch zu brutal, für ein Jugendbuch zu kindlich-naiv, kann sich aber auch nicht mit etablierten Fantasy-Klassikern messen...
Die vielen innovativen Ideen gehen in inkonsequentem Word-Building unter, die netten Nebencharaktere wirken durch die kindliche Sicht der Protagonistin stereotyp und die Handlung wird erst ab der Hälfte wirklich spannend. Konnte mich leider nicht überzeugen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2019

Lesenswert für alle, die auch mal abseits des Mainstreams lesen wollen.

Elite
0

Die Eindrücke:

Handlung: Die Handlungsebene geht durch die Vielzahl der angesprochenen Themen etwas unter. Es geht um Mobbing, Traditionen, Außenseitertum, Erwachsenwerden, Feminismus, Homosexualität ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Die Handlungsebene geht durch die Vielzahl der angesprochenen Themen etwas unter. Es geht um Mobbing, Traditionen, Außenseitertum, Erwachsenwerden, Feminismus, Homosexualität Sexismus, Gewalt und die Schwierigkeit, seine eigene Stimme zu finden. Diese Themen werden durch die unterschiedlichen Protagonisten mit ihren verschiedenen Lebenssituationen zur Sprache gebracht aber durch die relativ breite Darstellung nur kurz angerissen und erscheinen so etwas oberflächlich und überhetzt. Neben der fehlenden Tiefe leidet die Spannung trotz der wenigen Seiten auch unter vielen Wiederholungen, Zeitsprüngen und mittelmäßiger Szenengestaltung. Meiner Meinung nach wäre hier mal wieder "weniger" "mehr" gewesen. Vor allem gegen Ende geht alles sehr schnell und die eigentlichen Entwicklungen der Personen und ihrer Beziehungen kommen zu kurz.

Schreibstil
: Wenn Brendan Kielys Schreibstil eins ist dann originell. Das ist auf der einen Seite natürlich eine Bereicherung für die Geschichte auf der anderen Seite fielen mir immer wieder äußerst seltsame und ungebräuchliche Formulierungen auf. Ob das nun der Übersetzung zuzuschreiben ist oder der Autor hier bewusst auf unkonventionelle Veranschaulichungen und schräge Dialoge gesetzt hat, bleibt unklar. Fest steht, dass der Autor versucht, den Geist der Jugend, die Sprache von Teenagern und die Probleme und Gedanke von Pubertierenden einzufangen, sich dabei aber immer wider in skurrilen Klischees verläuft, denen selbst der jugendliche Leser nicht ganz folgen kann. Somit würde ich trotz der Ich-Perspektive die Erzählweise als eher distanziert und kühl beschreiben.

Charaktere:
Die Protagonisten haben mich genau wie die grundlegenden Thematiken der Geschichte an "The Perks of Beeing a Wallflower" (deutsch: "Vielleicht lieber morgen") von Stephen Chbosky erinnert. Das ist keineswegs ein Kritikpunkt da ich diese Geschichte liebe und die besonderen, schrägen Außenseiter eine wundervolle Abwechslung zum Jugendbuch-Mainstream-Held darstellen. Leider nerven sowohl Jules als auch James immer wieder mit gewöhnungsbedürftigen Übersprunghandlungen und sind daher nur teilweise authentisch.



Das Fazit:


"Elite" ist ein wichtiger, interessanter Roman, der bewusst anders sein will, bei dem es aber an der Umsetzung der Themen etwas hapert. Die schrägen Protagonisten sind ein Tick zu unauthentisch, die breite Themenpalette ein wenig zu oberflächlich und der originelle Schreibstil verwirrt an einigen Stellen. Dennoch lesenswert für alle, die auch mal abseits des Mainstreams lesen wollen.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Lesenswert für alle, die auch mal abseits des Mainstreams lesen wollen.

Elite
0

Die Eindrücke:

Handlung: Die Handlungsebene geht durch die Vielzahl der angesprochenen Themen etwas unter. Es geht um Mobbing, Traditionen, Außenseitertum, Erwachsenwerden, Feminismus, Homosexualität ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Die Handlungsebene geht durch die Vielzahl der angesprochenen Themen etwas unter. Es geht um Mobbing, Traditionen, Außenseitertum, Erwachsenwerden, Feminismus, Homosexualität Sexismus, Gewalt und die Schwierigkeit, seine eigene Stimme zu finden. Diese Themen werden durch die unterschiedlichen Protagonisten mit ihren verschiedenen Lebenssituationen zur Sprache gebracht aber durch die relativ breite Darstellung nur kurz angerissen und erscheinen so etwas oberflächlich und überhetzt. Neben der fehlenden Tiefe leidet die Spannung trotz der wenigen Seiten auch unter vielen Wiederholungen, Zeitsprüngen und mittelmäßiger Szenengestaltung. Meiner Meinung nach wäre hier mal wieder "weniger" "mehr" gewesen. Vor allem gegen Ende geht alles sehr schnell und die eigentlichen Entwicklungen der Personen und ihrer Beziehungen kommen zu kurz.

Schreibstil
: Wenn Brendan Kielys Schreibstil eins ist dann originell. Das ist auf der einen Seite natürlich eine Bereicherung für die Geschichte auf der anderen Seite fielen mir immer wieder äußerst seltsame und ungebräuchliche Formulierungen auf. Ob das nun der Übersetzung zuzuschreiben ist oder der Autor hier bewusst auf unkonventionelle Veranschaulichungen und schräge Dialoge gesetzt hat, bleibt unklar. Fest steht, dass der Autor versucht, den Geist der Jugend, die Sprache von Teenagern und die Probleme und Gedanke von Pubertierenden einzufangen, sich dabei aber immer wider in skurrilen Klischees verläuft, denen selbst der jugendliche Leser nicht ganz folgen kann. Somit würde ich trotz der Ich-Perspektive die Erzählweise als eher distanziert und kühl beschreiben.

Charaktere:
Die Protagonisten haben mich genau wie die grundlegenden Thematiken der Geschichte an "The Perks of Beeing a Wallflower" (deutsch: "Vielleicht lieber morgen") von Stephen Chbosky erinnert. Das ist keineswegs ein Kritikpunkt da ich diese Geschichte liebe und die besonderen, schrägen Außenseiter eine wundervolle Abwechslung zum Jugendbuch-Mainstream-Held darstellen. Leider nerven sowohl Jules als auch James immer wieder mit gewöhnungsbedürftigen Übersprunghandlungen und sind daher nur teilweise authentisch.



Das Fazit:


"Elite" ist ein wichtiger, interessanter Roman, der bewusst anders sein will, bei dem es aber an der Umsetzung der Themen etwas hapert. Die schrägen Protagonisten sind ein Tick zu unauthentisch, die breite Themenpalette ein wenig zu oberflächlich und der originelle Schreibstil verwirrt an einigen Stellen. Dennoch lesenswert für alle, die auch mal abseits des Mainstreams lesen wollen.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Stößt neue Türen auf, regt zum Nachdenken an, stellt das eigene Weltbild auf den Kopf

Quantenphilosophie und Spiritualität
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Dieses Buch wurde mir von Bekannten empfohlen und nachdem ich gesehen habe, wie sehr Ulrich Warnke mit diesem Thema polarisiert - was man vor allem an den vielen gehässigen Kommentaren und hitzigen Debatten ...

Dieses Buch wurde mir von Bekannten empfohlen und nachdem ich gesehen habe, wie sehr Ulrich Warnke mit diesem Thema polarisiert - was man vor allem an den vielen gehässigen Kommentaren und hitzigen Debatten zu Rezensionen auf diversen Rezensionsportalen sehen kann (hust Amazon hust) - musste ich es einfach lesen. Der Autor wagt hier einen mutigen Schritt in ein Streitgebiet zwischen Wissenschaft und Spiritualität, in dem seit Jahren ein Krieg zwischen verschiedenen Weltbildern ausgetragen wird. Er polarisiert mit seinen Thesen weil hier Andersdenkende, die verzweifelt an Übernatürliches glauben wollen und sich auf jegliche wissenschaftliche Erklärung und Beweise stürzen auf Skeptiker treffen, die sich nicht einfach durch wenige Seiten Theorien auf eine andere Denkweise einlassen können und alles, was nicht ins Schema passt als "Esoterik" abstempeln.

Es ist also eine wirkliche Mammutaufgabe für einen interessierten Laien, dieses Buch zu bewerten ohne eine dieser Gruppen vor den Kopf zu stoßen. Für mich persönlich kann ich festhalten: dieser Versuch, Wissenschaft und Spiritualität zu vereinen stößt neue Türen auf, regt zum Nachdenken an, stellt das eigene Weltbild auf den Kopf, ist aber nicht über jegliche Zweifel erhaben. Wissenschaft besteht aus Spekulationen, ja, sie besteht aber auch aus Beweisen, Versuchen, Irrtümern und neuen Theorien. So spannend diese Thesen auch sind, müssen sie doch wie alles was man liest, kritisch hinterfragt werden. Und wer das nicht zulassen kann (siehe anfeindende Kommentare) ist genauso verbohrt (entschuldigt mir den deutlichen Ausdruck) wie die Menschen, die nicht aus ihrer Komfortzone denken wollen.

Nach einem kurzen Vorwort nimmt sich der Autor 9 Kapitel mit jeweils etlichen Unterkapiteln Zeit um aktuelle Themen mithilfe der Quantenmechanik zu erklären und uns Theorien über die Verbindung zwischen Geist (Bewusstsein), Seele (Gefühlswelt) und Körpermaterie nahezulegen. Die Möglichkeit des "Luziden Träumens" (Träume, in denen es dem Träumer bewusst ist, dass er träumt, was ihm die Möglichkeit eröffnet, den Traum nach seinem Wunsch zu gestalten), die medizinische Wirkung der Meditation, wissenschaftliche Erklärungen von Nahtoderlebnissen und Jenseitserfahrungen, die Frage um den freien Willen und wie wir uns den Placebo Effekt zunutze machen können - das sind nur wenige der ultraspannenden Themen, mit denen sich der Autor in den ersten zwei Dritteln seiner Ausführungen beschäftigt. Was ist das Ich? Ist Realität wirklich objektiv? Gibt es eine messbare Zeit außerhalb unseres Bewusstseins? Kann Glaube wirklich Berge versetzen? Wie ist unser Bewusstsein entstanden? Dies sind Fragen, die sich wohl jeder schon mal gestellt hat. Viele der "großen Fragen" muss der Autor natürlich offen lassen, doch mit seiner gut verständlichen Einführung in die Grundlagen der Quantenphysik ermöglicht er uns eine neue Blickweise auf die Funktionsweise unseres Körpers, unseres Ichs und des gesamten Konstrukts, das wir als "Realität" wahrnehmen.


"Ohne Bewusstsein existiert nichts – tatsächlich überhaupt nichts auf dieser Welt. Alles, wirklich alles, was wir über diese Welt wissen; alles was unsere Welt ausmacht, alles Erdenkliche ist bis zu diesem Zeitpunkt immer und ausschließlich über ein menschliches Bewusstsein gelaufen.
Wenn es kein Bewusstsein gibt, kann auch nicht bewiesen werden, dass es die Welt und das gesamte Universum gibt. Wenn nirgendwo ein Bewusstsein vorhanden ist, gibt es auch keine “Ichs”, keine Umwelt, keine Natur, keine Sonne, keinen Kosmos. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass das Bewusstsein alles erschafft – alles was existiert; alles, was wir über unsere Sinne erfahren; alles was wir erleben; alles woran wir uns erinnern.”


Unschärferelation, Schrödingers Katze, Superposition - wer sich für das Thema interessiert wird davon schon mal gehört haben. Viele Schlussfolgerungen der Quantenphysik laufen dem gesunden Menschenverstand, der Alltagserfahrung, völlig zuwider, was aber keineswegs meine Faszination dafür mindert. Ulrich Warnke nutzt viele interessante Experimente zur Veranschaulichung und untermauert seine Thesen mit Studien, Zitaten von Wissenschaftlern und Auszügen aus anderen im umfangreichen Register gelisteten Quellen. Leider störten mich mit der Zeit die vielen Wiederholungen bereits erläuterter Aspekte, die vor allem der etwas fragwürdigen Struktur der Kapitel zuzuschreiben sind. Auch die Illustrationen, die teilweise mit eingewebt wurden, empfand ich als nicht wirklich hilfreich da sie kaum im Fließtext genutzt wurden. Erschwert wird das Verständnis für komplexe Zusammenhänge zudem durch das fast vollständige Fehlen anschaulicher Beispiele und durch die Anwesenheit vieler mathematischer Formeln und medizinischer Fachbegriffe. Als Abiturientin mit Bio und Chemie Leistungskurs und Psychologie-Studentin bin ich nicht völlig fachfremd, dennoch ist das Lesen ohne Vorwissen sehr mühsam. Du weißt nicht, was der Spin eines Elektrons ist? Du weißt nicht, wie ein Neuron aufgebaut ist oder was sich hinter dem Limbischen System verbirgt? Dann würde ich von der Lektüre dieses Buches als Einstieg in das Thema eher abraten.

Ein weiterer Aspekt, der mich an diesem Buch gestört hat, ist das letzte Drittel. Wo sich der Autor zuvor auf langsame, ausführliche Herleitungen verließ, um unmöglich erscheinende Theorien glaubhaft zu machen, beginnt er nun, uns weitgegriffene, unbelegte Behauptungen um die Ohren zu hauen: "Bewusstsein schafft Realität", "Heilung von Körpermaterie durch Bewusstseinsprozesse", "Beeinflussung der Vergangenheit durch Retroset - Intentionen", "Dunkle Energie und dunkle Materie als Matrix von Geist und Seele" - das ging mir als Gesamtpaket doch zu weit, vor allem da er seine Schlussfolgerungen nicht transparent aus zuvor abgeleiteten wissenschaftlichen Prozessen zieht sondern sie im luftleeren Raum zusammen mit historischen Zitaten von Wissenschaftlern hängen lässt. Wie genau er von Kortexaktivität und den thermodynamischen Gesetzen dann plötzlich auf die "Seele" und die "Verschmelzung mit dem kosmischen Bewusstsein" kommt erschein mir nicht glaubwürdig und nachvollziehbar genug, sodass ich abgehängt wurde. Fehlende Belege und fehlende Anschaulichkeit der Herleitungen machen es Skeptikern leicht, die Spekulationen als "Esoterikgewäsch" abzustempeln, was als Abschluss dieses interessanten Sachbuchs wirklich schade ist.

Völlig ratlos hat mich das Schlusskapitel zurückgelassen. "Die Alchemie weist den Weg" passt nicht nur gar nicht zum wissenschaftlichen Ansatz der vorherigen Kapitel sondern wirkt auch wie ein missglückter Versuch, seine Theorien durch Auszüge aus der Bibel oder Interpretationen von astrologisch-astronomisch-alchemistischen Symbolen zu beweisen, was aber der Glaubwürdigkeit des letzten Drittels den Todesstoß verpasst. Wo zuvor Spekulation, Philosophie, Psychologie, Medizin, Physik, Chemie und Spiritualität gekonnt ineinander übergingen, blieb am Ende nur ein verwirrtes Stirnrunzeln.




Fazit:


Ob man nun alles glauben will oder nicht, sich der wissenschaftlich geprägte Geist, nachdem es nur Materie und Realität gibt, von einer anderen Denkweise überzeugen lässt, die man gerne als esoterischen Blödsinn abtun würde, sei jedem selbst überlassen. Fest steht dass das Buch mir eine neue Blickweise auf die Funktionsweise unseres Körpers, unseres Ichs und des gesamten Konstrukts, das wir "Realität" nennen eröffnet und mich mit vielen Anregungen gefüttert hat.


Deshalb gibt es von mir ganz neutrale 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Stößt neue Türen auf, regt zum Nachdenken an, stellt das eigene Weltbild auf den Kopf

Quantenphilosophie und Spiritualität
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Dieses Buch wurde mir von Bekannten empfohlen und nachdem ich gesehen habe, wie sehr Ulrich Warnke mit diesem Thema polarisiert - was man vor allem an den vielen gehässigen Kommentaren und hitzigen Debatten ...

Dieses Buch wurde mir von Bekannten empfohlen und nachdem ich gesehen habe, wie sehr Ulrich Warnke mit diesem Thema polarisiert - was man vor allem an den vielen gehässigen Kommentaren und hitzigen Debatten zu Rezensionen auf diversen Rezensionsportalen sehen kann (hust Amazon hust) - musste ich es einfach lesen. Der Autor wagt hier einen mutigen Schritt in ein Streitgebiet zwischen Wissenschaft und Spiritualität, in dem seit Jahren ein Krieg zwischen verschiedenen Weltbildern ausgetragen wird. Er polarisiert mit seinen Thesen weil hier Andersdenkende, die verzweifelt an Übernatürliches glauben wollen und sich auf jegliche wissenschaftliche Erklärung und Beweise stürzen auf Skeptiker treffen, die sich nicht einfach durch wenige Seiten Theorien auf eine andere Denkweise einlassen können und alles, was nicht ins Schema passt als "Esoterik" abstempeln.

Es ist also eine wirkliche Mammutaufgabe für einen interessierten Laien, dieses Buch zu bewerten ohne eine dieser Gruppen vor den Kopf zu stoßen. Für mich persönlich kann ich festhalten: dieser Versuch, Wissenschaft und Spiritualität zu vereinen stößt neue Türen auf, regt zum Nachdenken an, stellt das eigene Weltbild auf den Kopf, ist aber nicht über jegliche Zweifel erhaben. Wissenschaft besteht aus Spekulationen, ja, sie besteht aber auch aus Beweisen, Versuchen, Irrtümern und neuen Theorien. So spannend diese Thesen auch sind, müssen sie doch wie alles was man liest, kritisch hinterfragt werden. Und wer das nicht zulassen kann (siehe anfeindende Kommentare) ist genauso verbohrt (entschuldigt mir den deutlichen Ausdruck) wie die Menschen, die nicht aus ihrer Komfortzone denken wollen.

Nach einem kurzen Vorwort nimmt sich der Autor 9 Kapitel mit jeweils etlichen Unterkapiteln Zeit um aktuelle Themen mithilfe der Quantenmechanik zu erklären und uns Theorien über die Verbindung zwischen Geist (Bewusstsein), Seele (Gefühlswelt) und Körpermaterie nahezulegen. Die Möglichkeit des "Luziden Träumens" (Träume, in denen es dem Träumer bewusst ist, dass er träumt, was ihm die Möglichkeit eröffnet, den Traum nach seinem Wunsch zu gestalten), die medizinische Wirkung der Meditation, wissenschaftliche Erklärungen von Nahtoderlebnissen und Jenseitserfahrungen, die Frage um den freien Willen und wie wir uns den Placebo Effekt zunutze machen können - das sind nur wenige der ultraspannenden Themen, mit denen sich der Autor in den ersten zwei Dritteln seiner Ausführungen beschäftigt. Was ist das Ich? Ist Realität wirklich objektiv? Gibt es eine messbare Zeit außerhalb unseres Bewusstseins? Kann Glaube wirklich Berge versetzen? Wie ist unser Bewusstsein entstanden? Dies sind Fragen, die sich wohl jeder schon mal gestellt hat. Viele der "großen Fragen" muss der Autor natürlich offen lassen, doch mit seiner gut verständlichen Einführung in die Grundlagen der Quantenphysik ermöglicht er uns eine neue Blickweise auf die Funktionsweise unseres Körpers, unseres Ichs und des gesamten Konstrukts, das wir als "Realität" wahrnehmen.


"Ohne Bewusstsein existiert nichts – tatsächlich überhaupt nichts auf dieser Welt. Alles, wirklich alles, was wir über diese Welt wissen; alles was unsere Welt ausmacht, alles Erdenkliche ist bis zu diesem Zeitpunkt immer und ausschließlich über ein menschliches Bewusstsein gelaufen.
Wenn es kein Bewusstsein gibt, kann auch nicht bewiesen werden, dass es die Welt und das gesamte Universum gibt. Wenn nirgendwo ein Bewusstsein vorhanden ist, gibt es auch keine “Ichs”, keine Umwelt, keine Natur, keine Sonne, keinen Kosmos. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass das Bewusstsein alles erschafft – alles was existiert; alles, was wir über unsere Sinne erfahren; alles was wir erleben; alles woran wir uns erinnern.”


Unschärferelation, Schrödingers Katze, Superposition - wer sich für das Thema interessiert wird davon schon mal gehört haben. Viele Schlussfolgerungen der Quantenphysik laufen dem gesunden Menschenverstand, der Alltagserfahrung, völlig zuwider, was aber keineswegs meine Faszination dafür mindert. Ulrich Warnke nutzt viele interessante Experimente zur Veranschaulichung und untermauert seine Thesen mit Studien, Zitaten von Wissenschaftlern und Auszügen aus anderen im umfangreichen Register gelisteten Quellen. Leider störten mich mit der Zeit die vielen Wiederholungen bereits erläuterter Aspekte, die vor allem der etwas fragwürdigen Struktur der Kapitel zuzuschreiben sind. Auch die Illustrationen, die teilweise mit eingewebt wurden, empfand ich als nicht wirklich hilfreich da sie kaum im Fließtext genutzt wurden. Erschwert wird das Verständnis für komplexe Zusammenhänge zudem durch das fast vollständige Fehlen anschaulicher Beispiele und durch die Anwesenheit vieler mathematischer Formeln und medizinischer Fachbegriffe. Als Abiturientin mit Bio und Chemie Leistungskurs und Psychologie-Studentin bin ich nicht völlig fachfremd, dennoch ist das Lesen ohne Vorwissen sehr mühsam. Du weißt nicht, was der Spin eines Elektrons ist? Du weißt nicht, wie ein Neuron aufgebaut ist oder was sich hinter dem Limbischen System verbirgt? Dann würde ich von der Lektüre dieses Buches als Einstieg in das Thema eher abraten.

Ein weiterer Aspekt, der mich an diesem Buch gestört hat, ist das letzte Drittel. Wo sich der Autor zuvor auf langsame, ausführliche Herleitungen verließ, um unmöglich erscheinende Theorien glaubhaft zu machen, beginnt er nun, uns weitgegriffene, unbelegte Behauptungen um die Ohren zu hauen: "Bewusstsein schafft Realität", "Heilung von Körpermaterie durch Bewusstseinsprozesse", "Beeinflussung der Vergangenheit durch Retroset - Intentionen", "Dunkle Energie und dunkle Materie als Matrix von Geist und Seele" - das ging mir als Gesamtpaket doch zu weit, vor allem da er seine Schlussfolgerungen nicht transparent aus zuvor abgeleiteten wissenschaftlichen Prozessen zieht sondern sie im luftleeren Raum zusammen mit historischen Zitaten von Wissenschaftlern hängen lässt. Wie genau er von Kortexaktivität und den thermodynamischen Gesetzen dann plötzlich auf die "Seele" und die "Verschmelzung mit dem kosmischen Bewusstsein" kommt erschein mir nicht glaubwürdig und nachvollziehbar genug, sodass ich abgehängt wurde. Fehlende Belege und fehlende Anschaulichkeit der Herleitungen machen es Skeptikern leicht, die Spekulationen als "Esoterikgewäsch" abzustempeln, was als Abschluss dieses interessanten Sachbuchs wirklich schade ist.

Völlig ratlos hat mich das Schlusskapitel zurückgelassen. "Die Alchemie weist den Weg" passt nicht nur gar nicht zum wissenschaftlichen Ansatz der vorherigen Kapitel sondern wirkt auch wie ein missglückter Versuch, seine Theorien durch Auszüge aus der Bibel oder Interpretationen von astrologisch-astronomisch-alchemistischen Symbolen zu beweisen, was aber der Glaubwürdigkeit des letzten Drittels den Todesstoß verpasst. Wo zuvor Spekulation, Philosophie, Psychologie, Medizin, Physik, Chemie und Spiritualität gekonnt ineinander übergingen, blieb am Ende nur ein verwirrtes Stirnrunzeln.




Fazit:


Ob man nun alles glauben will oder nicht, sich der wissenschaftlich geprägte Geist, nachdem es nur Materie und Realität gibt, von einer anderen Denkweise überzeugen lässt, die man gerne als esoterischen Blödsinn abtun würde, sei jedem selbst überlassen. Fest steht dass das Buch mir eine neue Blickweise auf die Funktionsweise unseres Körpers, unseres Ichs und des gesamten Konstrukts, das wir "Realität" nennen eröffnet und mich mit vielen Anregungen gefüttert hat.


Deshalb gibt es von mir ganz neutrale 2,5 Sterne.