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Veröffentlicht am 19.10.2019

Der vertonte Adventskalender

Skandinavischer Advent - Der Audiobuch-Adventskalender
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Pünktlich mit dem 1. September kommen die Weihnachtsleckereien in die Geschäfte und Läden. Und bei mir zieht dann auch das erste weihnachtliche Produkt ein: der Audiobuch-Adventskalender! Als Kind war ...

Pünktlich mit dem 1. September kommen die Weihnachtsleckereien in die Geschäfte und Läden. Und bei mir zieht dann auch das erste weihnachtliche Produkt ein: der Audiobuch-Adventskalender! Als Kind war ich brav und habe immer nur ein Türchen nach dem anderen geöffnet, schön passend zum Datum im Dezember. Das schaffe ich als Erwachsene bei diesem „akustischen Adventkalender“ leider nicht …!

Frank Stieren und Beate Rysopp lesen ganz zauberhaft die 24 „Türchen“ ein. Man freut sich auf und über jeden Text. Das Prinzip, dass man jeden Tag im Dezember ein Türchen vom Cover aufmachen kann und dazu einen Text hören, ist inzwischen schon eine liebgewonnene Tradition bei mir geworden. Das gehört zur Weihnachtszeit dazu, wie die Weihnachtsbäckerei und die Dekoration.

Das Schöne ist, dass man zur Not auch jeden Tag alle Texte hören kann, wenn man mag. Und vielleicht auch, wie ich, jedes Jahr auch die „alten“ Audiobuch-Adventskalender noch einmal hören. Sie sind so wunderbar zeitlos. Diesmal bringen skandinavische Autoren den Weihnachtszauber ins Haus. Mal ist es eine kleine Geschichte, mal ein Gedicht, mal ein Liedtext. Dieses Jahr gehen bis auf drei Ausnahmen die Texte immer über mehrere Tage. Hier muss man also ein bisschen aufpassen oder dann entsprechend ein paar Tage aussetzen.

Die Texte sind allesamt zauberhaft, aber ganz besonders schön ist „Weihnachtseinkäufe“ von Henrik Ibsen. Es ist ein Auszug aus „Nora oder Ein Puppenheim“. Frank Stieren und Beate Rysopp sind dabei ein wunderbares Sprecherpaar – besser könnte ich mir das gar nicht wünschen! Einfach entzückend!

Ich freue mich jedes Jahr auf den neuen Audiobuch-Adventskalender und hoffe, die Reihe wird noch viele, viele Jahre fortgesetzt. Auch wenn er „wiederverwendbar“ ist, kann ich nicht genug von neuen Ausgaben bekommen. Man merkt, dass jeder einzelne Jahres-Adventskalender mit großer Sorgfalt zusammengestellt worden ist. Ich gebe ihm fünf blitzblank polierte, blinkende (Weihnachts-)Sterne!

Veröffentlicht am 19.10.2019

Atemberaubend, fesselnd, schockierend!

Die kalten Sekunden
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Für Damian und Ewa ist das Leben ohne große Überraschungen, aber wunderschön, weil sie miteinander glücklich sind. Seit ihrer Kindheit sind sie unzertrennlich. Ausgerechnet an dem Abend, als Damian Ewa ...

Für Damian und Ewa ist das Leben ohne große Überraschungen, aber wunderschön, weil sie miteinander glücklich sind. Seit ihrer Kindheit sind sie unzertrennlich. Ausgerechnet an dem Abend, als Damian Ewa einen Heiratsantrag macht, den diese annimmt, werden sie überfallen. Damian kann Ewa nicht helfen und als er zu sich kommt, ist sie verschwunden, ebenso die Täter. Alle Bemühungen Damians, Ewa zu finden, verlaufen ergebnislos. Zehn Jahre später findet er endlich eine Spur. Als kurz darauf sein bester Freund ermordet wird, gerät Damian in den Fokus der Ermittlungen. Zwischen Flucht und Suche fragt sich Damian, wie gut er Ewa wirklich kennt – oder kannte.

Vielleicht habe ich schon zu viele Thriller gelesen und gehört. Mich überraschen sie kaum noch. Irgendwie war alles schon mal so ähnlich da. „Die kalten Sekunden“ hat mich absolut überrascht, gefesselt und begeistert. Die Idee ist frisch und unverbraucht, die Umsetzung grandios. Der Titel ist bescheuert – ich hätte mich beinahe davon abschrecken lassen. Mroz hat so gekonnt und gut durchdacht ein erschreckendes, aber realistisches und denkbares Szenario gemalt, dass ich einfach dranbleiben musste. Ich war wie sein Protagonist Damian wie versessen darauf zu erfahren, was mit Ewa ist, wieso sie nach so langer Zeit auftaucht und warum sie sich nicht eher gemeldet hat. Ich wollte sie ebenso sehr finden, wie er.

Die Wendungen sind nicht nur überraschend, sondern einfach atemberaubend. Am Ende hat man das Gefühl, sich mehrfach um sich selbst gedreht zu haben und schwindlig im Kopf zu sein. Der brutale Einstieg in die Story war mir fast zu heftig. Gar so deutlich brauche ich Gewaltszenen nicht beschrieben und geschildert bekommen. Ich verstehe auch „Kurzfassungen“. Doch zum Glück setzt sich das nicht komplett durch die ganze Geschichte fort, auch wenn manche Details immer wieder zu klar geschildert werden. Cass ist mir beispielsweise viel zu duldsam gewesen und ich habe mich gefragt, warum sie sich nicht endlich wehrt. Nun, die Antwort habe ich irgendwann auf ganz besondere Weise bekommen und noch immer bin ich fassungslos, überwältigt, beeindruckt und auch schockiert. Mroz hat das Thema „Häusliche Gewalt“ extrem gut geschildert und angeprangert. Man muss ein wenig um die Ecke denken, um seine Aussage komplett zu verstehen. Dann aber muss selbst der größte Zweifler erkennen, wie genial dieser Thriller ist.

Die Story wird abwechselnd von Damian und Cass aus der Ich-Perspektive erzählt. Dadurch erfährt man mehr, als Damian selbst, dennoch kommt man der Lösung auch nicht schneller auf die Spur. Immer wieder gibt es Momente, an denen man stutzig wird. Das erhöht die Spannung noch mehr. Keine Frage bleibt am Ende offen, dennoch steht man hilflos und verloren da. Mich begeistert dieses Können total nach all den Thrillern nach gleichem Strickmuster.

Matthias Koeberlin und Vera Teltz (die der Figur der Teresa Lisbon aus „The Mentalist“ die Stimme leiht und die ich sehr gerne höre) haben eine großartige Lesung geliefert. Sowohl direkte als auch indirekte Rede und das Darstellen anderer Personen in der Erzählung gelingt ihnen problemlos. Man hat nicht das Gefühl, es klingt schräg, wenn einer der beiden das andere Geschlecht sprechen lässt.

In seiner Heimat ist Mroz ein Shootingstar und Bestsellerautor. „Die kalten Sekunden“ ist das erste Werk, das auf Deutsch übersetzt wurde. Mich hat es restlos begeistert und ich hoffe, seine anderen Bücher sind auch bald bei uns in deutscher Übersetzung erhältlich. Ich würde sehr gern mehr von ihm hören und lesen! Für dieses Buch gebe ich die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Nicht weiterfragen, aber dableiben

Blackbird
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Morten, genannt Motte, steckt mitten in der Pubertät und nicht nur sein Körper und seine Hormone spielen verrückt, sondern ausgerechnet auch jetzt das ganze Leben.

Da ich selbst Mitte der 1960er geboren ...

Morten, genannt Motte, steckt mitten in der Pubertät und nicht nur sein Körper und seine Hormone spielen verrückt, sondern ausgerechnet auch jetzt das ganze Leben.

Da ich selbst Mitte der 1960er geboren bin, mag ich Bücher, die in den 1970ern und 1980ern spielen und mich so in meine Kindheit und Jugend zurückbeamen. Brandts „Blackbird“ schafft das sehr gut. Ja, auf Anhieb bin ich wieder in der Schule und kann so gut verstehen, was er da erzählt. Er spricht dabei auch und gerade unangenehme Dinge an –besonders jener Zeit -, wie beispielsweise die Folgen für Schwangere, die die Schlaftabletten Contergan genommen hatten. Ohne pathetisch zu wirken, baut Brandt ein Thema nach dem anderen ein und alles passt nahtlos ineinander. Er packt alles rund um die Krebserkrankung von Mottes Freund Bogi und die Scheidung der Eltern. Die Erfahrungen des Teenagers und seine Gedanken und Gefühle ergeben ein wunderbares Abbild, das man ganz klar vor Augen hat.

Es ist erstaunlich, an wie viele Dinge Brandt mich mit seiner Story erinnert, die ich längst vergessen hatte. Selbst die extremsten Szenen seines Buches wecken Assoziationen bei mir. Einiges werden auch die Kids heute so oder ähnlich mitmachen, anderes ist quasi ein Relikt jener Zeit. Ja, das Bild der Lehrer, die ihre Macht ausnutzten (nicht alle – aber es gab sie!), ist nicht schön, aber so war das manchmal wirklich. Mit Schlüsselbunden werfen und auf Schüler einschlagen ist heute nicht mehr erlaubt, damals sagte kaum jemand etwas, wenn es vorkam. Insgesamt aber ist es die Geschichte des Erwachsenwerdens überhaupt. Ich bin froh, das alles hinter mir zu haben, denn erwachsen werden ist nicht einfach. Aber es ist auch schade, diese vielen „ersten Male“, die man in jener Zeit immer wieder erlebt, hinter sich zu haben.

Die Story ist wunderbar – weil sie nicht nur zum Lachen bringt, sondern auch nachdenklich macht und an der einen oder anderen Stelle betroffen und sehr, sehr traurig. So, wie es damals eben war – und auch heute noch ist. Das Leben ist eben so. Definitiv. Leider? Oder zum Glück? Dass es kein Wunschkonzert und schon gar kein Ponyhof ist, aber dennoch wunderschön, zeigt Brandt hier auf zauberhafte Weise.

Matthias Brandt ist mir bisher nicht bekannt gewesen – auch nicht als Schauspieler. Das liegt nicht an ihm, sondern an mir. Seine Art zu lesen erinnert mich an Bjarne Mädel. Die Sprachmelodie passt wunderbar zum Text und er transportiert Gedanken und Gefühle wunderbar. Klar, er weiß ja am besten, wie er es beim Schreiben meinte. Dennoch kann nicht jeder Autor auch gut einlesen. Brandt kann es! Ich bin jedenfalls begeistert und gebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Oh, wie lecker!

Das kleine Buch: Kekse für die Weihnachtszeit
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Bücher sind sowieso meine Leidenschaft, aber bei Rezeptsammlungen jeglicher Art kann ich kaum widerstehen. Besonders mag ich es, wenn sie nach Themen gehen. Hier ist es die Weihnachtsbäckerei. Noch dazu ...

Bücher sind sowieso meine Leidenschaft, aber bei Rezeptsammlungen jeglicher Art kann ich kaum widerstehen. Besonders mag ich es, wenn sie nach Themen gehen. Hier ist es die Weihnachtsbäckerei. Noch dazu ist das Format wunderbar handlich. Dennoch finden sich 22 tolle Rezepte für Weihnachtsgebäck darin. Alle sehr ansprechend dargestellt, mit einer übersichtlichen Zutatenliste und leicht verständlicher Arbeitsanweisung. Besonders gut finde ich die Tipps zur Lagerung der Kekse.

Das Vorwort stimmt auf die Weihnachtsbäckerei ein. Sehr gelungen finde ich „Eine süße Geschichte“, in der man erfährt, wie es geschichtlich um Kekse, Kleingebäck und Süßes gestellt ist. Im Glossar sind Fachbegriffe und Regeln zu den Rezepten erklärt. Es ist also rundum für alles gesorgt – und das in einem kleinen Büchlein, das man ganz schnell zu Hand hat und das nicht mit einer übergroßen Fülle an Rezepten nahezu erschlägt. Es ist klein und fein und regt zum Backen an. Ich finde es wunderbar und werde nicht nur diese Weihnachten viele der Rezepte nachbacken! Dafür gibt es fünf Sterne.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Meiner Meinung nach hat sich King mit diesem Buch selbst übertroffen!

Das Institut
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Luke Ellis ist ein hochintelligenter Zwölfjähriger und freut sich, bald schon auf zwei Universitäten gleichzeitig studieren zu dürfen. Doch dann wacht er in einem Raum auf, der zwar seinem Zimmer stark ...

Luke Ellis ist ein hochintelligenter Zwölfjähriger und freut sich, bald schon auf zwei Universitäten gleichzeitig studieren zu dürfen. Doch dann wacht er in einem Raum auf, der zwar seinem Zimmer stark ähnelt, aber doch nur eine Kopie ist. Nicht nur das fehlende Fenster ist Beweis dafür. Schnell findet er heraus, dass es noch mehr solche Zimmer und entsprechend auch Kinder gibt. Was er erfährt und kurz darauf selbst miterlebt, ist unbeschreiblich. Und irgendwann reift in Luke ein Plan …

Nach den ersten Kapiteln war ich etwas verwirrt, denn sie passten gar nicht zu Klappentext und Buchbeschreibung – aber es war eindeutig als King-Buch zu identifizieren. Das liebe ich! Dann wechselte der Erzählstrang und alles machte schnell wieder Sinn. Ja, King bettet die Story gern mittig ein, also mit einer Art Vorspiel, das später relevant wird, egal wie unpassend es anfangs aussieht.

Beide Teile lassen sich – wie von King nicht anders gewohnt – geradezu inhalieren, so schnell liest man das weg. Er verzichtet auf Schwurbeleien, sagt direkt, was er sagen will – und trifft so immer wieder exakt den Nerv. Ja, Kinder sind bei fast allen Menschen „der wunde Punkt“. Sobald ihnen Ungerechtigkeiten widerfahren, sie nicht anständig behandelt werden oder gar wie hier entführt und für Experimente missbraucht, hört der Spaß auf und der Leser ist extrem gefesselt, will eingreifen, will sie retten. Was habe ich mit Luke und seinen neuen Freunden mitgelitten! Wie habe ich Maureen stumm angefleht, den Kindern zu helfen! Und dann lässt mich dieser unglaubliche Autor an den unfassbarsten Stellen auch noch lachen! Das hat mich dann selbst erschreckt, aber hey, das ist King!

Besonders genial sind die Ideen – für mich neu, noch nie so oder ähnlich gelesen, in sich erschreckend logisch und stimmig und zu allem Elend auch noch auf umwerfende Art real denkbar. Ja, da ist viel Übersinnliches oder Unerklärliches, ganz ohne Frage. Doch wenn man in der Geschichte zurückgeht, ist ein solches Institut tatsächlich denkbar. Immer, wenn ich dachte, jetzt ist alles gesagt, es kann nun „auslaufen“, dem Ende zugehen, setzte King noch eins drauf. An keiner Stelle hatte ich eine Verschnaufpause – durchgehend gibt King Gas und jagt den Leser von einem Adrenalinstoß zum nächsten.

King hat in diesem Buch wunderbare Figuren erschaffen. Von Tim, dessen eigenes Schicksal geradezu vorherbestimmt zu sein scheint, über Luke, der selbst versteht, dass er zwar hochintelligent, aber dennoch ein Kind ist, bis zu Annie, die in ihrer ganz eigenen Welt lebt. Sogar die Bösen sind gelungen. Jede einzelne Figur ist wie von selbst vor meinem geistigen Auge nahezu lebendig geworden und ich konnte sie immer bestens unterscheiden. Auch verlor ich nie den Überblick, obwohl ich dazu sehr neige, wenn es mehr als eine Hand voll Figuren in einem Buch gibt. Kings Beschreibungen, deutlich und klar, aber nicht zu überladen, sind für meinen Geschmack einfach optimal und so prägnant, dass keine Personenliste nötig ist. Wunderbar!

Für mich ist dies sein bisher bestes Buch. Ich lese King sehr gerne, fand aber nicht alle Bücher umwerfend gut. Nein, er hat auch Bücher, die mich enttäuschten. Aber „Das Institut“ überzeugt mich wieder davon, dass er ein Meister seines Faches ist. Wie er diesen Geniestreich toppen möchte, ist mir unklar, aber ich traue es ihm wie immer zu. Von mir gibt es die vollen fünf Sterne!