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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2019

Anders als erwartet

Bittere Schokolade
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Xavier Kieffer ermittelt in seinem sechsten Fall.

Eigentlich bin ich kein großer Fan von kulinarischen Krimis, aber das Cover und der Klappentext haben mich dazu verleitet, diesen Krimi zu lesen und insgesamt ...

Xavier Kieffer ermittelt in seinem sechsten Fall.

Eigentlich bin ich kein großer Fan von kulinarischen Krimis, aber das Cover und der Klappentext haben mich dazu verleitet, diesen Krimi zu lesen und insgesamt bin ich gut unterhalten worden. Die Hauptfigur ist mir gleich sympathisch gewesen, vielleicht weil wir einen ähnlichen Beruf haben; dazu ein Satz an alle, die sich daran stören: Ja, in der Gastronomie wird geraucht (wie übrigens überall, und...Überraschung!: Wir wissen alle, daß das nicht gesund ist!) und getrunken (in Maßen und nicht in Massen!). Das ist für mich persönlich jedenfalls kein Kriterium, um einen Krimi niederzumachen...und ich glaube auch nicht, daß man nach dem Lesen anfängt zu rauchen und sich zu betrinken! Genug dazu und zurück zum Buch!

Xavier gerät in diesen Fall, weil seine Jugendliebe erschossen wird, und er deckt ein Verbrechen von internationaler Bedeutung auf. Er reist viel in Europa und nach Afrika. Dabei habe ich viel über Schokolade und ihre Herstellung erfahren. Am Ende entpuppt sich der kulinarische Krimi als Wirtschaftsthriller, der es mit der Wahrscheinlichkeit nicht immer so genau nimmt und für mich stellenweise zu schwarz und weiß ist: Die Guten sind grundgut und die Bösen sind durch und durch böse.

Ich kann mir gut vorstellen, einen weiteren Krimi von Tom Hillenbrand zu lesen, hoffentlich ist der dann mehr Krimi und weniger Wirtschaftsthriller.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Klassiker für den langen Atem

Nikolaus Nickleby
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Von Charles Dickens habe ich schon einiges gelesen...und ich war immer sehr angetan vom Stil, vom Humor, der mal laut und mal leise daherkommt und von den Geschichten. So habe ich in diesem Jahr bereits ...

Von Charles Dickens habe ich schon einiges gelesen...und ich war immer sehr angetan vom Stil, vom Humor, der mal laut und mal leise daherkommt und von den Geschichten. So habe ich in diesem Jahr bereits "Große Erwartungen" neu gelesen und diesen Klassiker für mich neu entdeckt.

In Nikolaus Nickleby bleibt Dickens bei seinem Thema über Waisenkinder, auch wenn man hier die beiden Waisenkinder Nikolaus und Kätchen erst im jungen Erwachsenenalter kennenlernt. Die beiden gehen ihren Weg, der sich holprig über 1000 Seiten ausdehnt. Man begegnet den skurillsten Gestalten, die man sich gar nicht alle merken kann und braucht. Ich hatte den Eindruck, Dickens schickt die beiden durch einen Zirkus rund um London und Yorkshire. Dabei eine Mutter, die an schlichtem Gemüt nicht zu übertreffen ist, ein Schauspieldirektor, ein böser Schulleiter und das personifizierte Böse Ralph Nickleby, den Onkel der beiden Hauptpersonen. Ralph und Nikolaus sind nicht nur Onkel und Neffe, sondern dem jeweils anderen auch eine Nemesis. Am Ende siegt natürlich das Gute. Soweit alles nichts Neues bei Dickens. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Und trotzdem hat mich der Roman nicht so begeistert wie die anderen Werke Dickens´. Der Grund liegt für mich ganz klar in der Länge des Romans, diesmal schwafelt der gute Charles ein bißchen zu viel. Da braucht man schon einen etwas längeren Atem. Ansonsten aber Pflichtlektüre für jeden Fan von Klassikern der englischen Literatur.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Guter Auftakt

Dein finsteres Herz
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Sieben Jungen treffen in einer Privatschule aufeinander und werden Freunde. Zwanzig Jahre später wird einer nach dem anderen ermordet. Detective Constable Max Wolfe ermittelt in seinem ersten Fall.

Wie ...

Sieben Jungen treffen in einer Privatschule aufeinander und werden Freunde. Zwanzig Jahre später wird einer nach dem anderen ermordet. Detective Constable Max Wolfe ermittelt in seinem ersten Fall.

Wie so viele erfindet Tony Parsons das Genre Kriminalroman nicht neu, aber für mich liegt hier ein mehr als solider Auftakt vor. Constable Max Wolfe und seine Lebensumstände sind natürlich ungewöhnlich, da bleibt viel Potential für die Zukunft; ich mag ihn vielleicht auch, weil er genauso wie ich ein Koffeinjunkie ist.

Der Kriminalfall ist gut aufgebaut, spannend und logisch entwickelt und am Ende wird alles schlüssig aufgelöst. Nicht gelungen finde ich den Prolog, denn damit geht für mich einiges an Spannung verloren. Aber das ist der einzige Minuspunkt. Klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Solider Regionalkrimi

Börsentöpfchen
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Eine Frau mit Vergangenheit. Ein Mafia-Pate. Bankkunden, die viel Geld verloren haben. Ein toter Banker. Wie passt das alles zusammen? Birthe Schöndorf und Carlo Oltmann ermitteln.

Ein Regionalkrimi aus ...

Eine Frau mit Vergangenheit. Ein Mafia-Pate. Bankkunden, die viel Geld verloren haben. Ein toter Banker. Wie passt das alles zusammen? Birthe Schöndorf und Carlo Oltmann ermitteln.

Ein Regionalkrimi aus Osnabrück, der gut geschrieben ist, der ohne Gemetzel auskommt. Sympathisches Personal, guter Spannungsbogen. Selbst der für Krimis schwierige Mittelteil ist gut gelungen. ich habe schon deutlich Schlechteres gelesen. Das ist alles solide, aber aus der Masse ragt der Krimi nicht gerade raus. Und die ganz große Begeisterung stellt sich bei mir nicht ein. Warum? Vielleicht, weil die Autorin sehr zu Klischees neigt (Asiaten, die kein R sprechen können (die Abschnitte waren schwer zu lesen und nicht wirklich witzig); Russen sind immer die Bösen; Putzfrauen haben schlichte Gemüter)? Vielleicht, weil sie ihre Schwarz-Weiß-Malerei ein bisschen dick aufträgt? Vielleicht, weil die Auflösung schon relativ früh zu erahnen ist?

Trotz der Schwächen bin ich geneigt, weitere Fälle mit Birthe Schöndorf zu lesen; mit der Hoffnung, mich beim nächsten Fall nicht an den gleichen Fehlern zu stören.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Intensiv und emotionslos zugleich

HERKUNFT
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"Herkunft" ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. (Klappentext)

Ich habe den Roman erst gelesen, nachdem er den Deutschen Buchpreis erhalten ...

"Herkunft" ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. (Klappentext)

Ich habe den Roman erst gelesen, nachdem er den Deutschen Buchpreis erhalten hatte...für mich überbewertet!

Sasa Stanisic reiht hier viele Anekdoten aneinander und da liegt das erste Problem für mich: Viele Geschichten waren sehr unterhaltsam und informativ; bei manchen musste ich aufpassen, dass meine Aufmerksamkeit nicht weniger wurde, sie haben mich einfach gelangweilt (liegt vielleicht an mir). Aber in jedem Roman gibt es Längen, das Problem hier ist, dass ich oft nicht wusste, was ist real erlebt, was ist Fiktion, was passiert wirklich. Dazu kommt mein zweites Problem, die Emotionsarmut im größten Teil des Romans. Die Flucht der Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Probleme in der neuen Heimat, das Abschieben der Eltern...das hat mich alles kalt gelassen, so steril ist der Erzählstil teilweise.

Aber Sasa Stanisic kann auch ganz anders erzählen. Die Begleitung seiner dementen Großmutter bis zu deren Tod hat mich dagegen sehr berührt. Auch das Ende finde ich sehr gelungen. Als Kind hat der Autor selber gerne solche Geschichten gelesen, in denen der Leser selbst bestimmen kann, wie es weitergeht; und hier gibt er mir die Möglichkeit, das Ende selber zu gestalten. Ich habe verschiedene Wege ausprobiert und so spielerisch und nebenbei vom Tod der Großmutter gelesen. Das ist wirklich gut gemacht.

Insgesamt hätte ich mir ein etwas "runderes" Buch gewünscht. Einen Roman, der nicht zwischen den verschiedenen Zeiten hin und her springt und die zahlreichen Anekdoten harmonischer zusammenbringt. Vielleicht ist es auch einfach nicht das richtige Buch für mich!