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Veröffentlicht am 23.10.2019

Drei Südstaatenfrauenschicksale

Alligatoren
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Deb Speras „Alligatoren“ könnte nicht mehr Südstaatenroman sein, ein Roman der Sümpfe und Marschländer, der Armen und Reichen, der Gegensätze zwischen Schwarzen und Weißen. Wer den letztlich erschienenen ...

Deb Speras „Alligatoren“ könnte nicht mehr Südstaatenroman sein, ein Roman der Sümpfe und Marschländer, der Armen und Reichen, der Gegensätze zwischen Schwarzen und Weißen. Wer den letztlich erschienenen Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens mag, der wird auch Deb Speras „Alligatoren“ so gern lesen wie ich.

Zum Inhalt: Drei Frauen aus verschiedenen Schichten, die doch miteinander verbunden sind, bilden das Grundgerüst dieses Romans: Da ist Gertrude, eine sehr arme Weiße mit einem gewalttätigen Mann, die ihre Kinder kaum durchbringen kann. Sie ist es gewohnt, in Armut zu leben, aber sie findet einen Weg, sich von ihrem Mann zu „trennen“ und ihre Kinder durch zu bringen. Retta ist die schwarze Haushälterin der Plantagenbesitzergattin Annie, die u.a. den Tod ihres Sohnes sowie das Stillschweigen zwischen ihr und ihren Töchtern verkraften muss. Retta scheint von allen noch am besten dazustehen, denn sie hat einen liebenden Mann und soweit auch ein gutes Leben im Hause der Plantagenbesitzer. Weil sie sich um Gertrudes erkrankte Tochter kümmert, finden alle zusammen, aber so allerlei Geheimnisse werden nach und nach gelüftet, und die Katastrophe bahnt sich an.

„Alligatoren“ lebt für mich vor allem vom Lokalkolorit des Lebens in den Südstaaten, wo das Leben vor allem für Frauen ziemlich hart war. Deb Spera verbindet die Schicksale der drei Frauen mit sehr vielen wichtigen Themen wie Armut, Sklaverei (Retta gehört zur ersten freien Generation von Schwarzen), Gewalt, Frauenrechte und vor allem ein weiteres Thema, das hier nicht verarten werden kann. Am Schluss gibt es noch eine überraschende Wendung und einen Showdown...

Vor allem die Sprache der Autorin, oft bildhaft, oft dicht, oft auch emotional, hat es mir angetan. Gerade der Anfang des Buches ist ungemein gelungen und macht Lust auf mehr:

„Einen Menschen töten ist leichter als einen Alligator töten, aber Geduld brauchst du für beides.“

Ich denke, „Alligatoren“ wäre es wert, auf Englisch gelesen zu werden. Die drei Frauen sprechen sehr unterschiedlich, und ich finde, die Übersetzerin hat das sehr gut eingefangen und übersetzt. Wer sich dessen nicht bewusst ist, der wird sich wohl über die sehr einfache und flapsige Sprache von Gertrude wundern, aber gerade auch die Sprache macht dieses Buch aus, und dass die Autorin gut mit Sprache umgehen kann, hat sie ja bewiesen.

„Alligatoren“ hat einen der selten vergebenen Plätze in mein Lieblingsregal gefunden, gleich neben „Der Gesang der Flusskrebse“.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Sammler

Der Kreidemann
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C.J. Tudors Debütroman „Der Kreidemann“ ist ein echter Pageturner, spannend, gruselig, tiefgehend. Dabei haben nur die Kreidemännchen ihrer kleinen Tochter sie auf die Idee zu diesem Thriller gebracht. ...

C.J. Tudors Debütroman „Der Kreidemann“ ist ein echter Pageturner, spannend, gruselig, tiefgehend. Dabei haben nur die Kreidemännchen ihrer kleinen Tochter sie auf die Idee zu diesem Thriller gebracht.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, 1986 und 2016. Erst sind die Hauptfiguren noch Teenager, später Erwachsene, die sich zum Teil aus den Augen verloren haben. Doch die Ereignisse ihrer Kindheit holen sie wieder ein, denn sie haben eine Leiche gefunden und wurden durch geheimnisvolle Kreidezeichnungen geleitet. Aber hat ihr damaliger Lehrer, der mysteriöse „Kreidemann“, mit dem Mord an dem jungen Mädchen, dem er scheinbar sehr nahe stand, zu tun?

Genau beschreiben kann ich es nicht, aber Eddie, aus dessen Sicht die Vorkommnisse erzählt werden, ist sehr authentisch beschrieben; man kommt ihm während des Lesens sehr nah, kann sich gut in ihn hineindenken, mit ihm mitfühlen. Sehr geschickt werden außerdem immer wieder kleine Geheimnisse aufgedeckt, anderes dafür auch immer mehr verrätselt. In jedem Kapitel gibt es eine neue, raffinierte Wendung, und das ist es wohl, was diesen spannenden Thriller zum Pageturner macht.

Etwas kann man sich immer wieder einmal auch schon denken, wird aber dennoch zur Überraschung am Ende, weil man auch immer wieder Verdachtsmomente hat, die man gleichsam auch wieder verwirft.

Mein Fazit: Ein absolut gelungener Thriller, dicht erzählt und ohne Längen. Alles wird am Ende aufgelöst, kleine Überraschung inklusive. Besser geht es nicht!

Veröffentlicht am 20.08.2019

Erholungsurlaub im Wald? Wohl kaum! (Hörbuchrezension)

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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Linus Geschkes "Im Wald der Wölfe" habe ich als mp3-Hörbuch gehört. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung von Nils Nelleßen, einem Sprecher, der mir bisher unbekannt war. Erschienen ist das Hörbuch ...

Linus Geschkes "Im Wald der Wölfe" habe ich als mp3-Hörbuch gehört. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung von Nils Nelleßen, einem Sprecher, der mir bisher unbekannt war. Erschienen ist das Hörbuch im HörbuchHamburg Verlag.

Zum Inhalt: Der Ermittler möchte eine ruhige Zeit im Wald verbringen, aber mit einer blutigen Besucherin rückt auch die Vergangenheit des Waldes wieder in den Mittelpunkt, denn hier gab es schon einige Morde.. Jan Römer, der mir noch nicht bekannt ist, ermittelt wieder statt im Thüringer Wald seine Auszeit zu genießen - wie auch?

"Im Wald der Wölfe" ist ein schnelles Hörbuch, dass den Hörer sofort fesseln kann. Auch, wenn es in der Mitte etwas nachlässt, so kommt am Ende wieder Hochspannung auf und ein guter Twist, der mich berührt hat. So muss ein guter Thriller sein, der auch als Buch sicher ein totaler Pageturner ist, vielleicht sogar noch besser als das Hörbuch, aber ich höre nun mal mehr als dass ich lese.

Ich werde mir unbedingt noch die drei Vorgängerromane von Linus Geschke besorgen, vielleicht sogar als Buch. Dieses Hörbuch hat wirklich Spaß gemacht und verdient daher die volle Sternzahl.

Veröffentlicht am 06.05.2019

In jeder Szene eine neue Wendung (Hörbuchrezension)

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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"Das Verschwinden der Stephanie Mailer" ist mein erster Joel Dicker, und ich muss sagen, er macht wirklich süchtig. Unbedingt möchte ich nun auch die Vorgängerromane anhören, denn Dicker ist außergewöhnlich ...

"Das Verschwinden der Stephanie Mailer" ist mein erster Joel Dicker, und ich muss sagen, er macht wirklich süchtig. Unbedingt möchte ich nun auch die Vorgängerromane anhören, denn Dicker ist außergewöhnlich und viral. Am Wochenende konnte ich fast nichts anderes tun, weil ich immerzu Dicker hören musste.

Ich habe das Hörbuch von "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" gehört, da bei Osterwold Audio erschienen ist. Dieses hat eine Gesamtlänge von fast 20 Stunden, wird gelesen von Torben Kessler und ist erschienen auf drei mp3 CDs. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung.

Dabei liest Kessler wirklich passend und angenehm, man kann ihm gut zuhören. Und das Zuhören fällt anfangs wirklich schwer, denn Dicker wechselt zwischen unzähligen Perspektiven hin und her, und für ein Hörbuch muss man sich auch recht viele Namen merken. Daher hat es kurz gedauert, bis ich dem Hörbuch folgen konnte. Bei diesem Roman ist es möglicherweise leichter, das Buch zu lesen, aber das Hörbuch hat mir ausgesprochen gut gefallen, um nicht zu sagen, ich bin hin und weg.

Zur Handlung: Die Handlung wechselt einerseits auf verschiedenen Zeitebenen hin und her: 1994 sind im idyllischen Ort Orphea vier Menschen erschossen worden, ein weiterer starb bei einem Motorradunfall, der vermeintlich Schuldige kam ebenso ums Leben, der Fall war damit geklärt. Weitere "Lateralschäden", hier weitere Tote, haben das Leben einiger Menschen komplett aus der Bahn geworfen.

Zwanzig Jahre später ermittelt die Journalistin Stephanie Mailer erneut an dem Fall und verschwindet dann. Im Prinzip wird damit der 'Cold Case' aus 1994 wieder neu aufgerollt, zusammen mit dem Fall Stephanie Mailer. Die ungemein sympathischen Ermittler Jesse und Derek, die auch schon 1994 am Fall waren, ermitteln zusammen mit der jungen Anna, und so ist am Ende nichts, wie es schien.

Die Handlung entfaltet sich langsam, immer wieder wird etwas vorweg genommen, das dann später durch Rückblicke erlebt wird. Immer wieder gibt es geniale neue Wendungen, immer wieder wird ein winziges Detail aufgedeckt, immer wieder ist dann doch nichts, wie es war. Der Hörer muss ganz genau zuhören, damit ihm hier nichts entgeht. Damit ist die Handlung trotz ihrer Länge von 20 Hörstunden unglaublich dicht und genial durchdacht, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie Dicker diesen Roman so genial konstruiert hat.

Meine Meinung: Irgendwo stand: "Macht süchtig", und genauso hat es mich erwischt. Dicker schreibt so außergewöhnlich genial, dass ich auf jeden Fall an diesem Autor dran bleiben werde. Absolute Hör- oder Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.08.2024

Denkanstöße für eine bestimmte Leserschaft

Mitte des Lebens
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Ich empfehle das Sachbuch von Barbara Bleisch, "Mitte des Lebens" einer bestimmten Leserschaft, die auf der Suche oder am Zweifeln ist. Obwohl das Buch "Mitte des Lebens" heißt, würde ich es erst so ab ...

Ich empfehle das Sachbuch von Barbara Bleisch, "Mitte des Lebens" einer bestimmten Leserschaft, die auf der Suche oder am Zweifeln ist. Obwohl das Buch "Mitte des Lebens" heißt, würde ich es erst so ab 50+ empfehlen, aber das ist sicher individuell.

Die Autorin gibt keine Tipps oder Ratschläge für die Mitte des Lebens, für die Midlife Crisis, mit der sich das Buch beschäftigt, aber sie regt zum Denken und Nachdenken in unterschiedliche Richtungen an. So ist der Untertitel des Buches auch "Eine Philosophie der besten Jahre".

Auch die Kapitel sagen viel aus über den Inhalt des Buches. Da gibt es "In den besten Jahren", "War es das schon?", "Alles erreicht" oder "Reue, Bedauern und Ambivalenz". Viele der Gedanken gehen einem irgendwann durch den Kopf, besonders sicher, wenn man vielleicht zu lange das Gleiche macht, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, wenn man an einem Wendepunkt des Lebens steht oder vielleicht gern stehen möchte.

Das Buch ist ein Sachbuch, das zufrieden macht und das man immer wieder zur Hand nehmen kann. Damit finden Menschen, die sich gerade auf der Suche befinden, sicher Antworten, die in der Midlife Crisis helfen können.

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