Profilbild von Samtpfote

Samtpfote

Lesejury Star
offline

Samtpfote ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Samtpfote über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2019

Spannend und sehr ehrlich

Der große Trip
0

Inhalt:
Es scheint, als hätte die junge und attraktive Cheryl alles verloren, als würde sie vor einem grossen Nichts stehen. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren und viel zu jung an Krebs gestorben, ihre ...

Inhalt:
Es scheint, als hätte die junge und attraktive Cheryl alles verloren, als würde sie vor einem grossen Nichts stehen. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren und viel zu jung an Krebs gestorben, ihre Geschwister entfernen sich immer mehr von ihr, obwohl Cheryl sie eigentlich über alles liebt, ihre Ehe ist zerbrochen und sich selber kann sie auch nicht mehr in die Augen schauen. Doch etwas Grosses und Mächtiges ist ihr geblieben: eine gewisse Verrücktheit, eine Willenskraft, viel Mut und ein grosser Traum, alles in allem also ein sehr starker Selbsterhaltungstrieb. Als sie nämlich einen Wanderführer über den Pacific Crest Trail in einem Laden findet, weiss sie, dass sie diesen Trail unbedingt gehen, ihre persönlichen Probleme hinter sich lassen und ganz am Ende des Weges die Brücke der Götter erreichen will und muss. Sie sieht keinen anderen Weg mehr, gibt ihr ganzes Leben auf, bringt die Scheidung über die Bühne, packt ihren Rucksack und marschiert los. Was sie erlebt, liest sich, wie eine Mischung aus Märchen und Abenteuerroman und die lange Reise über Berge und durch Täler soll auch eine Reise zu sich selber werden. Denn während sie wandert, hat sie genug Zeit, über ihr Leben und ihre Sorgen nachzudenken und so erfährt der Leser nach und nach von ihrer Kindheit in einer Holzhütte, ihrer immer liebenden und liebevollen Mutter, kleinen und grösseren Sorgen und ihrer grosser Liebe zu Paul. Dieses im Kailash Verlag erschienene autobiografische Buch zeigt auf, was im Leben wirklich wichtig ist: Vertrauen und Stärke für sich und andere und eine grosse Portion Mut, Liebe und Freundschaft. Es lässt sich hier bestellen.

Meine Meinung:
Als Kind habe ich einige Abenteuerromane gelesen und war immer fasziniert von den Erlebnissen grosser Entdecker und ihren sagenhaften Begegnungen und den Naturbeschreibungen. Ich hätte aber nie und nimmer gedacht, dass dieses Buch mich so sehr faszinieren und für sich einnehmen würde. Die Autorin schreibt so ehrlich, humorvoll und auch selbstkritisch, dass man sie einfach mögen muss. Für den Leser wird die ganze Trail-Route und auch die Änderungen, welche Cheryl aufgrund der Schneemassen in der Sierra Nevada vornehmen muss, sind verständlich beschrieben. Weil immer ein Tag nach dem anderen geschildert wird und die regelmässigen Rückblenden zu ihren jeweiligen Gedanken auf dem Trail passen, verliert man den roten Faden nicht und wird immer bestens unterhalten.
Ich habe mitgefiebert und mitgelitten und nur die Tatsache, dass Cheryl überlebt hat (sonst gäbe es dieses wunderbare Buch ja nicht), hat mich zuversichtlich bleiben lassen. Die Gafahren auf dem Trail sind nämlich nicht zu unterschätzen, viel Glück, hilfsbereite Menschen und ein erträgliches Wetter oder passende Alternativen sind die Faktoren, von denen eine erfolgreiche Absolvierung dieser langen Wanderung abhängen.

Fazit:
Cheryl Strayed ist ein ehrlicher, mitreissender und sehr unterhaltsamer Bericht gelungen. Ihre Schmerzen an den Füssen, die Hitze und die Kälte konnte ich förmlich spüren und über jede ihrer Begegnungen und Erkenntnissen habe ich mich gefreut, als hätte ich sie selber gemacht. Dieses Buch empfehle ich wärmstens weiter und werde es wohl in einiger Zeit ein zweites Mal lesen.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Gefühlvoll und sehr amüsant

Wild at Heart - Winterglück im Hotel der Herzen
0

Inhalt:

ENTHÄLT SPOILER FÜR BAND EINS

Nach dem grossen Brand im Sommer steckt das "Wild-at-Heart"-Hotel mitten in den Renovierungsarbeiten, eröffnet seine Tore aber dennoch für ein paar sehr prominente ...

Inhalt:

ENTHÄLT SPOILER FÜR BAND EINS

Nach dem grossen Brand im Sommer steckt das "Wild-at-Heart"-Hotel mitten in den Renovierungsarbeiten, eröffnet seine Tore aber dennoch für ein paar sehr prominente Gäste. Schliesslich kann es sich die Besitzerin Gretchen und ihre Familie nicht leisten, auf die grosszügigen Bonuszahlungen für die Verpflegung einer ganzen Filmcrew zu verzichten. So ist das Hotel bald so unter Beobachtung, dass sich plötzlich Starschauspieler im kleinen Örtchen verstecken müssen und natürlich kommt es, wie es kommen muss und Amor schlägt kräftig zu. Nicht nur Gretchens Tochter Nettie, sondern auch Gretchens beste Freundin Sara sehen plötzlich nur noch Herzchen und schnell zeichnet sich ab, dass ein grosses Unwetter, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn, für reichlich Furore sorgen wird.


Meine Meinung:

OHNE SPOILER

War mir der erste Band dieser Reihe noch ein wenig zu überspitzt und chaotisch, hat Anne Sanders als Autorin in diesem zweiten Band eine grosse Entwicklung durchgemacht. Sie wirkt gesetzter, organisierter und spielt überzeugender mit den Gefühlen der Leser. Natürlich kommen dabei vor allem die ganz grosse Liebe, viel Romantik, Herzschmerz, Leidenschaft und Missverständnisse zum Zug, aber Sanders schafft es auch, die einsame Gärtnerin Sara und deren Hadern mit dem täglichen Trott äusserst einfühlsam zu portraitieren.

Ein wenig des Guten zuviel waren mir lediglich die Szenen zwischen Gretchens Tochter Nettie und deren Männerbekanntschaften. Wenn ich Romane lesen möchte, in denen sich Teenager auführliche Gedanken um das erste Mal machen, lese ich Brigitte Blobel. Aber die "erwachsene" Sicht auf die Dinge, die vielen Figuren, die im Hotel der Herzen für einen reibungslosen Ablauf sorgen und deren Lebensgeschichte, sowie die heimeligen Beschreibungen der Umgebung und des gemütlichen Feuers, das jeweils in der Lobby im Kamin flackert, lässt definitiv Weihnachtsstimmung aufkommen. Ausserdem sorgen die vielen Pannen am Filmset, diverse amouröse Verstrickungen und missglückte archäologische Versuche, sowie die Kabbeleien zwischen Theo, Gretchens Schwiegervater - übrigens meine heimliche Lieblingsfigur - und seinem guten Freunde Bruno für unterhaltsame, romantische Lesestunden mit Suchtpotenzial.


Schreibstil:

OHNE SPOILER

Unglücklicherweise sind mir zahlreiche, von Blanvalet eher ungewohnte, Schreibfehler aufgefallen. Das Lektorat hatte hier eindeutig zu wenig Zeit um in die Details zu gehen.

Abgesehen davon schreibt Anne Sanders flüssig, stimmig und trotz grossformatigen Seiten wird der Lesefluss nie unterbrochen. Es gelingt Sanders, sich intensiv mit nicht ganz einfachen Themen auseinanderzusetzen und trotzdem liest sich ihr Stil stets leicht und angenehm. Natürlich zielt diese Reihe nicht auf das grosse Drama, sondern auf glücklich versöhnte und vergebene Protagonisten ab, aber dennoch führt ein spannender und vor allem urkomischer Weg unangestreng zum vorhersehbaren Ziel.

Besonders zu loben sind ausserdem die detaillierten und äusserst gelungenen Beschreibungen der weihnachtlichen Vorbereitungen, Räumlichkeiten, Filmdrehorte, Nahrungsmittel und Figuren. Dies alles wirkt so lebensecht und mittlerweile vertraut, dass eine baldige Reise nach Cornwall definitiv realistisch scheint.


Meine Empfehlung:

OHNE SPOILER

Dieser zweite Band der Reihe kommt durchdachter, organisierter, humorvoller aber auch tiefgründiger daher als "Willkommen im Hotel der Herzen" und übertrift den ersten Band wirklich um Längen. Von mir gibt es deshalb für diese beiden Bücher, insbesondere aber für den zweiten Band, eine herzliche Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Unterhaltsam und kurzweilig

Mieses Karma
0

Inhalt:
Kim Lange stirbt. Und diese Tatsache schafft es nur auf Platz sechs der miesesten Momente des Tages. Welches die anderen miesen Momente sind, erzählt Kim gleich selber und so wird schnell klar, ...

Inhalt:
Kim Lange stirbt. Und diese Tatsache schafft es nur auf Platz sechs der miesesten Momente des Tages. Welches die anderen miesen Momente sind, erzählt Kim gleich selber und so wird schnell klar, dass die ich-bezogene Moderatorin nicht zufällig als Ameise wiedergeboren wird. Doch natürlich realisiert sie erst dann, als Buddha ihr erscheint, dass sie nun wirklich ein Tier ist und dass sich niemand einen schlechten Scherz mit ihr erlaubt. Bis sie jedoch begreift, dass ihr eigenes Verhalten eventuell dazu beigetragen haben könnte, dass sie jetzt eine Ameise ist, geht es noch ein wenig länger. Im Ameisenbau lernt sie den legendären und ebenfalls als Ameise wiedergeborenen Giacomo Girolamo Casanova kennen. Der hat das miese Karma unter anderem seinem liederlichen Lebenswandel zu verdanken. Diesem Lebenswandel verdankt er jedoch auch einige andere Qualitäten; unter anderem kann er nämlich sehr gut flüchten, überzeugen und hat immer einige bahnbrechende Einfälle. Kim und Casanova machen es sich also zur Aufgabe, ganz viel gutes Karma zu sammeln und so als immer höheres Wesen wiedergeboren zu werden. Dabei verfolgen sie jedoch unterschiedliche Ziele. Während Casanova wieder einmal seine Fleischeslust stillen will, möchte Kim nur eines: wieder bei ihrer Tochter sein.

Meine Meinung:
Eine Freundin hat mir dieses Buch mit folgenden Worten ausgeliehen "bevor du Geld für alle Bücher von Safier ausgibst (sie kennt mich gut, ich hätte einfach alles mit gelbem Einband gekauft, was ich hätte finden können), liest du zuerst einmal eines davon, um zu sehen, ob es sich lohnt". Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von dieser Aussage ein wenig abgeschreckt war. Aber das Buch hat mich überraschend gut unterhalten. Vor allem die interessante und auch sehr ungewöhnliche Idee vom Sammeln des Karmas, finde ich sehr gelungen.
Nicht zuletzt hat das Buch auch einen sehr nachdenklichen Unterton. Wie verhalten wir uns gegenüber den Menschen um uns herum? Welche Karmabilanz wollen wir hinterlassen und was ist, wenn am Ende wirklich abgerechnet wird?
Humorvoll, sehr inspiriert und vor allem auch total kurzweilig begleiten wir Kim und Giacomo Girolamo Casanova auf ihrem Abenteuer und erfahren dabei zusätzlich noch ein wenig etwas über das Leben der Ameisen.

Abschliessend kann ich sagen:
Ich werde mir die Bücher wohl nicht alle kaufen, aber doch sehr gerne wieder einmal ein Buch von David Safier lesen.

Veröffentlicht am 15.10.2019

Ein gelungenes Jugendbuch

Bevor ich sterbe
0

Leseeindruck:
Tessa hat sich eigentlich fast aufgegeben und die Dinge, welche sie an die Wand schreibt, Wünsche, Träume, Hoffnungen, sind mehr zu ihrer eigenen Unterhaltung gedacht, als dazu, in Erfüllung ...

Leseeindruck:
Tessa hat sich eigentlich fast aufgegeben und die Dinge, welche sie an die Wand schreibt, Wünsche, Träume, Hoffnungen, sind mehr zu ihrer eigenen Unterhaltung gedacht, als dazu, in Erfüllung zu gehen. Doch ihre beste Freundin Zoey, welche voller Leben steckt und ein Abenteuer nach dem anderen erlebt, weckt in Tessa Stolz und Trotz. Sie begreift, dass sie ja genau genommen noch gar nicht richtig gelebt hat und dass man eigentlich zuerst leben muss, bevor man stirbt. Also wird die Liste erweitert und Zoey wird eingeweiht, ohne Zoey hätte Tessa nämlich nicht den Mut, alle diese Dinge zu tun und ohne Zoey würde es auch keinen Sinn machen, weil dann kein Zeuge dabei wäre. Also machen sich die beiden jungen Frauen an den ersten Punkt der Liste. Tessa erlebt aber auch einige Enttäuschungen, beginnt zu zweifeln und hinterfragen. Als aber Adam in Tessas Leben tritt, muss die Liste ganz schnell geändert und ergänzt werden, denn sie hat nicht damit gerechnet, dass ihr das Leben selbst nun plötzlich einige Streiche spielt. Schmerzhafte und schöne...

Meine Meinung:
Das Buch hat mich sehr berührt und in seinen Bann gezogen. Es gibt so viele Bücher über Menschen mit Krebs und auch viele Bücher, deren Protagonist vor seinem Tod noch eine Liste abarbeiten will. Nur ist hier die Geschichte anders konzipiert. Die Liste ist zwar ein roter Faden, verliert und ändert aber ihre Bedeutung im Laufe der Geschichte, weil das Leben und die Liebe selbst ins Geschehen eingreifen und die Protagonistin Tessa immer wieder voller Stolz, Trotz und Mut versucht, mit ihrer Situation klarzukommen. Sie ist so authentisch beschrieben, mit all ihren Ängsten, Zweifeln und auch ihrer Wut auf die Krankheit und das Leben, welches Glück und Unglück so ungleichmässig verteilt, dass man sie einfach gern haben muss.

Meine Empfehlung:
"Bevor ich sterbe" ist ein sehr gelungenes, tiefgründiges und absolut überzeugendes Jugendbuch, welches gerne auch von Erwachsenen gelesen werden soll und darf.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Familienroman mit Tiefgang

Isa & May
0

Erster Eindruck:
Isamay, deren Namen sich aus den beiden Namen ihrer Grossmütter zusammen setzt, schreibt mühevoll an ihrer Masterarbeit über berühmte Grossmütter der Weltgeschichte und deren Einfluss ...

Erster Eindruck:
Isamay, deren Namen sich aus den beiden Namen ihrer Grossmütter zusammen setzt, schreibt mühevoll an ihrer Masterarbeit über berühmte Grossmütter der Weltgeschichte und deren Einfluss auf ihre Enkelinnen und Enkel und die Hierarchie innerhalb ihrer Familien. Es scheint jedoch so, als würde sie diese Arbeit nie zu Ende bringen, weil sie noch nicht einmal ein Konzept hat und selber nicht genau weiss, welche Fragestellung sie eigentlich untersuchen möchte. Ihre Tutorin Claudia macht es ihr auch nicht immer leicht, da sie fast Unmögliches von ihr zu erwarten scheint und doch immer alles besser weiss. Isamays Mutter, selbst eine Wissenschaftlerin, und ihr Vater unterstützen Isamay sehr in ihrer Arbeit, ihren Grossmüttern wäre es jedoch lieber, wenn sie endlich einen "richtigen" Beruf erlernen und das viele Lesen sein lassen würde. Doch Isamay ist momentan zufrieden mit ihrem Leben und dazu kommt noch, dass sie mit dem intelligenten Ian zusammen lebt, mit welchem sie den Rest ihres Lebens verbringen will. Doch während sie sich zunehmend in ihren Recherchen und Fragestellungen verliert, bemerkt sie, dass sie immer noch nichts über Ians Vergangenheit und seine Familie weiss. Auf Fragen reagiert er abweisend und so lässt sie es vorerst bleiben. Als jedoch an Grossmutter Isas achtzigstem Geburtstag plötzlich zwei entfernte Cousinen auftauchen und eine Geburtsurkunde von Isas Bruder gefunden haben wollen, realisiert Isamay, dass sie über ihre eigene Familie auch nicht alles weiss. Sie beginnt Fragen zu stellen und selber zu recherchieren und schlittert mehr und mehr in Geschichten hinein, die sie nicht versteht, die sie aber unbedingt klären will. Die Zeit spielt jedoch gegen sie, denn ihre Masterarbeit geht vor und als dann auch noch das erwartete Missgeschick passiert, scheint Isamay komplett den Kopf zu verlieren.

Meine Meinung:
Familiengeschichten gegenüber bin ich meistens ziemlich skeptisch. Es ist mir schon so oft passiert, dass ich mich in haltlosen Geschichten und Verstrickungen wieder gefunden habe, die an den Haaren herbei gezogen und unglaublich konstruiert daherkamen. Dieses Buch hat mich jedoch sehr positiv überrascht. Die Geschichte selber verfügt über einen wunderbar logischen Aufbau und beschreibt die unterschiedlichen Personen sehr gehaltvoll und lebensnah. Die Auflösungen am Schluss waren von mir teilweise erwartet, aber so gut eingearbeitet, dass ich die Geschichte nur loben kann. Der Autorin Margaret Forster ist eine glaubhafte Familiengeschichte voller Tiefe und Gehalt gelungen. Zudem liest sich das Buch sehr gut und erklärt jegliche komplexen Strukturen verständlich. Nur am Anfang ging es mir ein bisschen zu lange, bis ich erfuhr, um was es jetzt eigentlich genau in dem Buch geht.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es aus all diesen Gründen und trotz dem eher langsamen Einstieg eine herzliche Empfehlung für dieses tiefgründig erzählte Buch.