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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt

Das Freu
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„...Natürlich wäre Mafalda nie auf den Gedanken gekommen, die Fliege zu erschlagen – ein so zerbrechliches, kleines Ding, das dennoch viel raffinierter war als die komplizierteste Maschine, die Menschen ...

„...Natürlich wäre Mafalda nie auf den Gedanken gekommen, die Fliege zu erschlagen – ein so zerbrechliches, kleines Ding, das dennoch viel raffinierter war als die komplizierteste Maschine, die Menschen je gebaut hatten, durfte man einfach nicht kaputt hauen!...“

Mafalda vermisst ihre Freundin Mareike. Nach dem Umzug fühlt sie sich allein. Ihre Stiefmutter hat kein Verständnis für das Mädchen und der Vater arbeitet die Woche über im Ausland. Der perfekt gestylte Garten bietet keinen Raum zum Spielen. Da entdeckt Mafalda eine Tür zum Nachbargarten. Der ist verwildert und voller Leben. Mafalda sieht zuerst eine kleine blaue Eidechse, dann einen blauen Vogel. Es ist ein „Freu“.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Mafalda ist ein phantasievolles Mädchen. Sie mag die Natur. Ihre Ideen nennt sie Flausen. Ihre Stiefmutter dagegen versucht, perfekt zu sein. Dabei wirkt sie nur gestresst und immer schlecht gelaunt.
Als der Vater aus Dubai kommt, hat er für Mafalda ein besonders Geschenk, eine Brille, die sich Fortunator nennt, und in sie in eine virtuelle Welt entführt und glücklich machen soll. Kater Kasimir ist ihr Ansprechpartner. Er erzählt ihr eine Geschichte. Einer seiner Ratschläge ist nicht von der Hand zu weisen:

„...Lass dir niemals von anderen einreden, was du kannst und was du nicht...“

Doch seine weiteren Ausführungen sind mit Vorsicht zu genießen. Außerdem ist er ziemlich verfressen und hält Mafalda damit in Atem, denn sie muss sein Futter verdienen.
Auch die Eltern und der kleine Bruder Timmy haben eine solche Brille. Kommunikation findet nicht mehr statt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist der Zielgruppe angemessen. Schnell wird deutlich, dass die Brille zur Manipulation und Überwachung dient. Außerdem verändert sie die persönlichen Beziehungen. Eine Berührung des Vaters und gemeinsame Unternehmungen wären Mafalda lieber gewesen als eine virtuelle Realität. Hinzu kommt, dass die Freu die Brille nicht mögen. In der Schule allerdings wird Mafalda um ihre Brille beneidet.
Je mehr Mafalda dazu gezwungen wird, die Brille zu tragen, desto mehr lehnt sie sich dagegen auf. Sie erkennt:

„...Deshalb wollt ihr also, dass ich den Fortunator aufhabe. Damit ihr mich überwachen könnt...“

Die Brille macht sie nicht glücklich, sondern immer unglücklicher. Deshalb nimmt sie den Kampf gegen die Herstellerfirma auf.
Gut herausgearbeitet wird, wie schwierig es ist, den Erwachsenen den Vorteil des Lebens ohne Brille aufzuzeigen. Selbst als Mafalda ihnen das Freu zeigt, glauben sie ihren eigenen Empfindungen nicht. Nur kurzzeitig gelingt es dem Mädchen, zu erreichen, dass ihre Stiefmutter plötzlich tiefe Gefühle zeigt.
Betroffen macht ein Gespräch, dass Mafalda in Bus mit eine Mann führt, als sie gerade beobachtet haben, wie zwei Autofahrer, die solche Brillen tragen einen Unfall verursachen.

„...Die Menschheit ist zu dumm uns selbstsüchtig, um mit den Segnungen der Technik umzugehen. Da kann man nichts machen...“

Mafalda begreift, dass er resigniert hat. In der Schule erkennt Mafalda, dass die Brillen auch positive Seiten haben können, wenn sie gezielt und punktuell im Unterricht eingesetzt werden. Doch das Suchtpotential ist hoch. Ihr Vater wird das später so formulieren:

„...Nicht die Technik an sich ist schlecht. Wir Menschen benutzen sie nur falsch...“

Der Autor hat geschickt verschiedene Elemente in die Handlung eingefügt. Zum einen ist es das Freu, das seine Gestalt ändern kann und sich vermehrt, wenn man es verschenkt. Zum anderen wird Mafalda bei ihren Kampf gegen die Firma in ein fesselndes und gut strukturiertes Computerspiel geführt, gespickt mit Rätseln und Entscheidungsmöglichkeiten.
Letztendlich erkennt auch die Kasimir, der virtuelle Kater:

„...Und jetzt begreife ich auch, warum WIRKLICHKEIT und GLÜCK in Wahrheit keine Gegensätze sind. Im Gegenteil, wahres Glück kann offenbar nur in der Wirklichkeit gedeihen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bietet viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Ein besonderer Hingucker ist das schimmernde Cover.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Gelungene Anthologie

Märchenmorde
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„...“Du kennst dich doch gut in Dresden aus?“ „Ich glaube schon. Wenn man nicht weiß, welches Schloss von wem ist, sagt man einfach „August der Starke“ und hat meistens recht.“...“

Die Anthologie enthält ...

„...“Du kennst dich doch gut in Dresden aus?“ „Ich glaube schon. Wenn man nicht weiß, welches Schloss von wem ist, sagt man einfach „August der Starke“ und hat meistens recht.“...“

Die Anthologie enthält 15 Geschichten von 14 Autoren. Altbekannte Märchen wurden unter einem völlig neuen Blickwinkel erzählt und in die Gegenwart übertragen. Dabei bringt jeder Autor seine ganz persönliche Handschrift und Idee ein. Mord und Totschlag spielen jeweils eine besondere Rolle.
Das Eingangszitat stammt aus der Geschichte, die als Grundlage das Märchen Aschenbrödel hat. Sie findet ihren Prinz, der ein Student aus dem Ruhrgebiet ist, in Moritzburg. Dann aber erscheinen Stiefmutter und Stiefschwester, um sie zurück zu holen.
Der Fall vom Wolf und den sieben Geißlein landet vor Gericht. Der clevere Anwalt des Wolfes sieht das so:

„...Der Wolf suchte nichts weiter als eine Unterkunft für die Nacht, als er das erste Mal an der Tür der Familie Geiß klopfte...“

Das Märchen von der kleinen Meerjungfrau führt zu einem Szenario, das betroffen macht. Die kleine Schwimmerin gerät in die Hände eines Mannes, der ihr zwar Liebe vorspielt, aber nur Mädchen mag, die noch nicht zur Frau erblüht sind. Als er sie abserviert, schließen sich die Opfer zusammen.
Schneeweißchen und Rosenrot sind zwei junge Damen, die auf eine Internet-Bekanntschaft warten. Er hat eine von ihnen auf einen Berg zu einer Wanderung bestellt. Natürlich kommt die Schwester mit. Er bezeichnet sich als Kuschelbär. Beim Anblick des Herrn stellt eine fest:

„...Mach dich locker. Wir wissen doch beide, dass die Herren der Schöpfung gelegentlich bei ihrem Aussehen ein wenig flunkern...“

Zu meinen Lieblingsgeschichten gehört die Adaption vom hässlichen jungen Entlein. Sie zeigt, welche Folgen ein falsches Selbstbildnis haben kann und wie Neid und Missgunst zu einem hässlichen Charakter führen. Der schöne Schwan war nur äußerlich schön.
Weitere Märchengestalten finden sich in völlig neuer Position. Dornröschen gerät zwischen die Fronten der Familienstreitigkeiten, Rapunzel erweist sich als unehelicher Sohn und der gestiefelte Kater agiert im Mafiamilieu.
In einer der Erzählung darf ich den Gebrüdern Grimm bei deren Entstehung über die Schulter schauen.
Manche der Geschichten sind durch tiefschwarzen Humor gekennzeichnet, andere legen auf märchenhafte Weise den Finger in die Wunden unserer Gegenwart.
Die Anthologie hat mir sehr gut gefallen. Das gilt sowohl für die Auswahl als auch für die vielschichtige Umsetzung. Die ursprünglichen Märchen haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Ein kurzer Lebenslauf der beteiligten Autoren befindet sich am Ende des Buches.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Geschichte voller Geheimnisse

Der Zwilling von Siam
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„...Der König ist ein guter Diplomat und will sich keiner westlichen Großmacht ausliefern. Die Engländer haben sich ja bereits Malaya zu eigen gemacht. Die Franzosen Indochina. Siam liegt genau dazwischen ...

„...Der König ist ein guter Diplomat und will sich keiner westlichen Großmacht ausliefern. Die Engländer haben sich ja bereits Malaya zu eigen gemacht. Die Franzosen Indochina. Siam liegt genau dazwischen und wir Deutschen sorgen mit unsrem Wirken für Neutralität...“

Wir schreiben das Jahr 1892. Emilie reist mit ihrem Vater nach Siam, um dort an der königlichen Schule zu unterrichten. Außerdem wird sie in Bangkok ihre Zwillingsschwester Marie wiedertreffen, die in Siam verheiratet ist. Bei ihrer Ankunft allerdings erfahren sie, dass Marie bei einem Unfall mit der Kutsche ums Leben gekommen ist. Es gibt keine Leichen, weder von Marie noch von dem Pferd.
Emilie kann und will sich damit nicht abfinden. Sie hinterfragt das Leben ihrer Schwester. Dabei steht ihr Johannes, ihr Schwager, zur Seite. Beide ahnen nicht, dass sie in ein Wespennest stechen und sich selbst in Gefahr bringen, zumal Emilies Gerechtigkeitsempfinden sie Dinge sagen lässt, die man von einer Frau so nicht gewohnt ist..
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den Gegebenheiten an. So werden die Gefühle der Protagonisten sehr gut herausgearbeitet. Der Vater scheint fast am Tode der Tochter zu zerbrechen. Bei Emilie ist der Zweifel am Geschehen in jeder Zeile spürbar. Franz, Maries Mann, versucht den Tod seiner Frau zu verdrängen.
Detailliert wird die Landschaft beschrieben. Dabei malt die Autorin mit Worten Bilder.

„...Die Wasseradern wirkten im Licht der Sonne wie silbern schimmernde Pinselstriche in einem Landschaftsgemälde, dem die Strohhüte der Arbeiter ockerfarbene Tupfer verliehen...“

Gekonnt eingeflochten in die Handlung werden die politischen Verhältnisse. Der König will sein Land fit für die Zukunft machen. Den Eisenbahnbau legt er in die Hand deutscher Ingenieure. Die allerdings sollen mit Engländern zusammenarbeiten. Das birgt ungeahnten Zündstoff. Einer der leitenden Ingenieure ist Franz. Außerdem legt der König viel Wert auf Bildung. Nicht nur die königlichen Abkömmlinge, auch die Kinder des Adels werden in der königlichen Schule unterrichtet. Fremdsprachen bilden einen der Schwerpunkte. Das Lehrerkollegium ist international zusammengesetzt.Die Arbeit in der Schule macht Emilie viel Freude. Diese Stunden sind für sie auch Zeiten der Ruhe und Entspannung.
Bei den Nachforschungen zum Tode der Schwester erfährt Emilie Dinge über Marie, die ein völlig anderes Bild der Schwester zeichnen, als sie in Erinnerung hat. Sie fragt sich, was diese Veränderungen bewirkt hat.
Einer der stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte des Buches ist für mich das Gespräch zwischen Emilie und dem jungen Kronprinzen. Der wirkt für sein Alter reif und ausgeglichen. Eine seiner Aussagen hat bis heute Gültigkeit.

„...Ohne Habgier wären alle Länder dieser Welt frei...“

Ein weitere fast philosophischer Exkurs ist ins Geschehen eingebettet. Es geht um Wahrheit oder Lüge. In diesem Fall darf ich Emilies Gedanken dazu verfolgen. In dem Moment ahnt weder Emilie noch ich als Leser, wie oft das Thema praktisch im Laufe des Buches von Bedeutung ist. Viele Geheimnisse werden erst nach und nach entschlüsselt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, eine komplexe Geschichte voller Geheimnisse mit hohem Spannungsbogen zu erzählen und dabei exakt recherchierte historische Fakten einzubinden.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Fesselnder historischer Thriller

Ohne Herz
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„...Die letzten Worte erstickten in einem lauten Aufschluchzen. Tränen strömten über die Wangen. Hätte sie den Buben nur nicht mitgenommen! Andererseits hatte er so lange darum gebettelt, dass sie seinen ...

„...Die letzten Worte erstickten in einem lauten Aufschluchzen. Tränen strömten über die Wangen. Hätte sie den Buben nur nicht mitgenommen! Andererseits hatte er so lange darum gebettelt, dass sie seinen traurigen Kinderaugen einfach nicht länger widerstehen konnte...“

Marianne sucht verzweifelt nach ihrem Sohn Hansi. Den hatte sie am Morgen mitgenommen, als sie zur Arbeit in Schachenschloss ging. Dort wird in den nächsten Tagen König Ludwig II. erwartet. Dann findet sie den Rucksack ihres Jungen. Darin werden ihr genaue Anweisungen gegeben, was sie zu tun hat, wenn sie ihr Kind wiedersehen will. Sie kann nicht ahnen, das dessen Tod schon beschlossen ist, egal, wie sie sich verhält.
Währenddessen macht der junge Schlossverwalter Lenz Baumgartner einen letzten Rundgang in den „Neuen Burg“ Neuschwanstein. Vor zehn Jahren, im Jahre 1878, hatte er eine Verschwörung gegen den König vereitelt. Er kommt gar nicht auf die Idee, dass jetzt ein ähnliches Szenario geplant ist und der verängstigte Junge, den er in der Silberkammer findet, dabei eine entscheidende Rolle spielt. Bevor er den Jungen in Sicherheit bringen kann, wird er ihm schon wieder entrissen. Nun steht auch sein Leben auf dem Spiel.
Der Autor hat einen spannenden historischen Thriller geschrieben, der sich um König Ludwig II. rankt.
Die Geschichte ist abwechslungsreich. Der Schriftstil passt sich dem gekonnt an. Da ist die Angst einer Mutter, die sich entscheiden muss zwischen einer Straftat und dem Leben ihres Kindes.
Extrem passend gewählt ist der Titel des Buches. Keiner der Täter hat ein Herz. Die Behandlung des kleinen Jungen tut mir als Leser in der Seele weh. Für die einen ist er Mittel zum Zweck, für die anderen ein Störenfried, der beseitigt gehört. Einem der Attentäter könnte man zugute halten, dass er sehr viel Mitgefühl gegenüber seinem Neffen aufbringt. Das hindert ihn aber nicht, den Mord all derjenigen zu planen, die ihn in die Quere kommen.
Die spannende Handlung ist aber nur ein Facette der Geschichte. Detailliert werden einige Bauvorhaben des Königs und sein Leben in Einsamkeit beschrieben. Vom Felsenbad heißt es:

„...Das Tageslicht zauberte allerlei Rottöne auf den glatten Marmor, mit dem der Raum verkleidet war. Rotes Glas in gotischen Eisenrahmen überspannte das Gewölbe...“

Der König macht in der Regel die Nacht zum Tag. Der Schuldenberg des Königs wächst und wächst. Das führt zu Familienstreitigkeiten. Prinz Luitpold sieht das Erbe entschwinden. Es wird auf allen Ebenen integriert. Das klingt dann so:

„...Die hohen Herrschaften schieben die Schachfiguren von einem Feld zum anderen [...]. Keiner möchte den finalen Zug unternehmen, der den König mattsetzen soll. […] Zudem fehlt ihm die Dame, die sich schützend vor ihn stellt. […] Die getreuen Bauern haben sich aufgerieben und schwinden in ihrer Zahl...“

Es ist schwierig zu erkennen, wer eigentlich welche Fäden zieht. Niemand ist zu trauen. Das große Finale ist zum Geburtstag des Königs geplant. Doch da mancher sein eigenes Süppchen kocht, läuft nichts so, wie erwartet.
Im Postskriptum werden Realität und Fiktion getrennt.
Etwas Besonderes sind die inneren Umschlagseiten. Vorn sind alte Postkarten mit Originalbeschriftung zu sehen. Das darauf erkennbare Rätsel war gab den Autor die Idee für den Roman, wie er selbst erläutert. Auf der hinteren inneren Umschlagseite findet sich eine ausführliche Karte der Handlungsorte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gelungene Kombination aus Spannung und gut recherchierten historischen Fakten.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Fesselnd und abwechslungsreich

Die Falkenburg Chroniken / Die Falkenburg Chroniken: Der Entdecker
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„...Sicher, es ist ein überaus hoher wissenschaftlicher Wert, den diese Tafeln darstellen. Aber ich bezweifle, dass sie für Ruhm und Reichtum genügen werden...“

Wir schreiben das Jahr 1924. Carl von Falkenburg ...

„...Sicher, es ist ein überaus hoher wissenschaftlicher Wert, den diese Tafeln darstellen. Aber ich bezweifle, dass sie für Ruhm und Reichtum genügen werden...“

Wir schreiben das Jahr 1924. Carl von Falkenburg leitet seine erste eigene Ausgrabung in Achetaton. Dazu muss er sich mit Scheich Razek arrangieren, dem ehemaligen und heimlichen Herrscher über das Gebiet. Sein erster Erfolg ist der Fund alter Keilschrifttafeln, die eine Verbindung von Echnaton mit Babylon beweisen.
Dann erscheint überraschend Richard von Falkenburg im Camp. Die Zwillingsbrüder hatten sich Jahre lang nicht gesehen.
Der Autor hat auch mit den zweiten Band eine fesselnde Geschichte über die Ausgrabungen in Ägypten geschrieben. Das Buch schließt zeitnah an Band I an.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Außerdem sind immer wieder die exakten Recherchen des Autors spürbar, dem es ausgezeichnet gelingt, Realität und Fiktion miteinander zu kombinieren.
Nachdem es nicht gelungen ist, jemand für die Beendigung am Grabe von Tutanchamun zu finden, darf Carter endlich seine Arbeit fortsetzen. Das hindert seine Feinde allerdings nicht, weiter Sand ins Getriebe zu werfen. Das Spiel mit dem Fluch des Pharaos beginnt erneut.
Detailliert wird erzählt, wie die Ausgrabungen von Tutanchamuns Mumie vor sich gingen und was die Wissenschaftler letztendlich vorfanden. Es bedurfte akribischer Arbeit, bis die Ergebnisse in Kairo ankamen und gesichert werden konnten. Unruhen in Ägypten machten die Aufgabe nicht leichter.
Für seine eigene Ausgrabung hatte Carl kurzzeitig Richard beauftragt, da Carter ihn an seiner Seite haben will.. Doch Richard spielte ein eigenes Spiel. Außerdem war er wegen seiner Vergangenheit erpressbar. Die Brüder sind unterschiedlich wie Tag und Nacht. Carl ging es um wissenschaftliche Arbeit, Richard ist ungeduldig und an den eigentlichen Forschungen desinteressiert. Ihm geht es um Ruhm und Reichtum. Beides vermutete er schon mit dem Keilschrifttafeln erreicht zu haben, musste sich aber, wie das Eingangszitat zeigt, eines Besseren belehren lassen. Carl stellt fest:

„...Früher konnte ich in Richard lesen, wie in einem offenen Buch. Wir waren immer zusammen. Aber nach dem Krieg hat sich einiges geändert. Ich habe in Berlin Archäologie studiert und er ist in der Welt herumgereist. Und nun bin ich mir nicht mehr sicher, was ihn betrifft...“

Bald stellen die Brüder fest, dass es um Tod und Leben geht. Carl nimmt die Warnung von Scheich Razek ernst.
Trotz aller Spannung gibt es humorvolle Momente im Geschehen. Das liest sich dann so:

„...Arthur Callender reichte ihm ein Glas Champagner. „Es gibt keinen Whisky hier, das Sprudelzeug muss reichen“...“

Gut ausgearbeitete Gespräche zeigen die komplizierten Beziehungen zwischen den Protagonisten. Wenn sich Carl mit Razek unterhält, ist jedes Wort wohl abgewogen. Das Grabungsteam um Carter dagegen agiert auf Augenhöhe. Das wirkt sich auch auf die teilweise humorvollen Dialoge aus.
Eine Karte von Tell el-Amarna, ein Personenregister und ein ausführlicher Anhang ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf den nächsten Teil.