Ein famoses Comic-Abenteuer
Meine Meinung
Vorhang auf für Don Pablos aus Segovia, der bereits, so kann man es dem Vorwort entnehmen, in satirischen Schelmenromanen aus dem 17. Jahrhundert von Francisco de Quevedo von sich Reden ...
Meine Meinung
Vorhang auf für Don Pablos aus Segovia, der bereits, so kann man es dem Vorwort entnehmen, in satirischen Schelmenromanen aus dem 17. Jahrhundert von Francisco de Quevedo von sich Reden machte.
»Der große Indienschwindel« liefert nun die Fortsetzung zu der abenteuerlichen Geschichten des Schelms und Vagabunden, die Francisco de Quevedo in seinem Roman »Leben des Erzgauners Pablos aus Segovia« andeutete, indem er Don Pablos auf eine Reise nach Amerika (damals glaubte man noch, es sei Indien) schickte, diese aber nie schreiben sollte.
Im übergroßen Sonderformat kommt der Comic »Der große Indienschwindel« aus dem Splitter Verlag daher, in welchem sich der französische Autor Alain Ayroles der Herausforderung gestellt und gemeinsam mit dem spanischen Zeichner Juanjo Guarnido ein traumhaft schönes Comic-Meisterwerk zur Welt gebracht hat. Dieses Meisterstück der Erzähl- und Zeichenkunst lädt zum Genießen der farbenprächtigen und detailverliebten Panels ein und liefert ein komisches wie auch abenteuerliches Leseerlebnis vereint mit prächtigem Rätselspaß.
Das goldene Zeitalter, zu der sich die Erzählung zuträgt, ruft einen gewieften Hauptprotagonisten auf den Plan, der sich mit Witz und Charme einen Platz im Leserherz ergaunert und das, obwohl er sich eher wie ein waschechter Antagonist verhält. Don Pablos wächst in Segovia unter ärmlichen Verhältnissen zu einem gerissenen Jungen heran, der von seinem ganovenhaften Vater früh gepredigt bekommt, ohne harte Arbeit sein Geld zu verdienen. Schnell lernt Don Pablos sich mit Taschenspielertricks und Zuhälterei durchzuschlagen und auch sonst geht es oftmals um den Kampf zwischen Arm und Reich.
Ayroles erzählt die Geschichte in mehreren Handlungssträngen, im ersten Strang erleben wir einen kränklichen und verlotterten Don Pablos, der unter Folter dem Stadtkommandanten von Peru namens Cuzco verraten soll, wie er zu den goldenen Schätzen El Dorados gelangt ist. Im zweiten Handlungsstrang begleiten entführt uns Don Pablos durch seine Erzählungen in seine Jugend und auf seine abenteuerliche Reise von Spanien nach Peru, wie er auf seinen Mentor Don Diego trifft und sich mit ihm auf eine wagemutige Expedition in die goldene Stadt begibt. Ein letzter Handlungsstrang katapultiert den Leser in eine Gegenwart, in der die Vergangenheiten zu einem Ende zusammenlaufen, welches die offenen Fragen klärt und das ganze Ausmaß von Do Pablos gigantischem Coup offenbart.
Hut ab vor Ayroles glanzvoller Erzählkunst, die ein wahrhaft cineastisches Erlebnis bereithält, das einen gekonnt in das 17. Jahrhundert entführt, die Magie des Goldrausches zum Leben erweckt und dabei kritische Themen wie die Ausbeutung von Sklaven und dem Missverhältnis zwischen der armen und reichen Bevölkerungsschicht auf den Tisch bringt. Bei dem ganzen Glanz und Gloria lässt es sich dann irgendwie verschmerzen, dass sich die Einbindung von weiblichen Protagonistinnen auf Mütter, Wirtinnen und Bordellbetreiberinnen beschränkt.
Einen nicht zu verachtenden Beitrag für das Gesamtkonzept leistet Juanjo Guarnido mit seinen farbgewaltigen Zeichnungen, die seitenweise in ihrer ganzen Schönheit auch vollkommen ohne Text eine ganz eigene Magie wirken. Die detailverliebten Panels zeigen nicht nur wundervoll ausgearbeitete Persönlichkeiten, von Don Pablos über Banditen, Könige und Indio-Eingeborene, sondern auch malerische Hintergrundkulissen von der grünen Lunge Perus, dem Amazonas, über die südamerikanischen Gebirgszüge der Anden bis hin zu dem hoheitsvollen Gemäuer des spanischen Königs.
Fazit
Ein famoses Comic-Abenteuer über einen liebenswürdigen Halunken, das mit eindrucksvollen Panels und einem wahrhaft genialen Clou zum staunen verleitet.