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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2019

Obsession, Leidenschaft und Selbstbestimmung

Die Zeit des Lichts
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* "Das Licht ist unser Werkzeug", sagte er. "Der Film ist nur die Oberfläche, um das Licht einzufangen und zu fixieren, aber bevor er nicht entwickelt ist, wird jedes zusätzliche Licht zum Feind." *

Geboren ...

* "Das Licht ist unser Werkzeug", sagte er. "Der Film ist nur die Oberfläche, um das Licht einzufangen und zu fixieren, aber bevor er nicht entwickelt ist, wird jedes zusätzliche Licht zum Feind." *

Geboren 1907 und als Muse ihres Vater, eines Fotografen, aufgewachsen, arbeitet Lee schon früh als Model in Paris. Doch schon bald zieht es sie mehr zur Fotografie und als sie auf einer Party die Bekanntschaft von Man Ray macht, sieht sie ihre Chance gekommen. Erst erkämpft sie sich den Platz als seine Assistentin, später wird sie seine Geliebte. Hier treffen zwei Künstlerseelen aufeinander. Es ist eine obsessive, oftmals eher destruktive Beziehung. Lee ist sexuell unabhängig, intelligent und kreativ, ganz anders als Man`s sonstige Frauen.

Ein beeindruckendes Debut von Whithey Scharer.

In einer sehr klaren, manchmal fast schon distanzierten und dennoch umso bildhafteren Sprache, lässt sie Lee Miller - inzwischen mit ein paar Kilo mehr auf den Hüften und eher leidenschaftliche Köchin und Alkoholikerin, als Journalistin - auf ihr Leben zurückblicken. Ihr Leben mit dem Fotografen Man Ray, die Beziehung zu ihrem Vater und immer wieder in kurzen Kapiteln, Szenen aus ihrer Zeit als Kriegsreporterin.

Mir war weder Lee Miller noch Man Ray ein Begriff, noch bin ich Hobbyfotografin, doch die Autorin schreibt so detailliert und mit einer Leidenschaft, dass mich die Geschichte total gepackt hat. Eine Frau und großartige Künstlerin, die sich ihren Weg in der Männerwelt hart erkämpft und letztendlich an dem Grauen von Dachau und Buchenwald zerbrach.

Whithey Scharer konzentriert sich allerdings vorrangig auf die Zeit mit Man Ray, die Kriegsgreuel hingegen sind sehr akzentuiert und die Kapitel umfassen nur jeweils 1,5 Seiten. Dennoch wird die Gefühlswelt von Lee Miller in jeder Situation sehr deutlich.

Dieser Roman ist jedoch keine Biografie, sondern gehört eher in den Bereich historische Fiktion. Die Autorin fängt das Gefühl der Boheme der 30-iger gekonnt ein und verwendet bekannte Fakten in ihrer Geschichte. Wer sich im Anschluss näher mit Lee Miller und Man Ray beschäftigen möchte, der findet eine Reihe guter Buchtipps im Anhang.

Fazit: Ein fesselnder Roman der Lee Miller als schöne, talentierte, willensstarke aber auch zerbrechliche Frau zeigt. Ein beeindruckendes Debut.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Familiärer Weihnachtszauber

Stille Nacht, flauschige Nacht
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* "Ich freu mich schon. Und danke, dass du bereit bist einzuspringen. Patrick kann gar nichts Besseres passieren. Ich bin mir sicher, dass du sein Büro im Handumdrehen im Griff haben wirst." *

Na, ob ...

* "Ich freu mich schon. Und danke, dass du bereit bist einzuspringen. Patrick kann gar nichts Besseres passieren. Ich bin mir sicher, dass du sein Büro im Handumdrehen im Griff haben wirst." *

Na, ob Patrick das auch so sieht? Dem alleinerziehenden Vater bleibt allerdings wohl keine andere Wahl, denn er hat nicht nur einen guten Schreiner, sondern grad auch noch seine Assistentin verloren, während sein Bauunternehmen ohne Ende boomt. Zudem ist er ganz überraschend Papa von 6-jährigen Zwillingen geworden, muss einen Hund erziehen und hat einen Sorgerechtsstreit im Nacken, denn die Schwiegereltern wollen ihm die Kinder wegnehmen. Da hilft wohl nur: Zähne zusammenbeißen und diesen Kontrollfreak Angelique übergangsweise einzustellen. Obwohl sie im letzten Jahr schon arg aneinandergeraten sind, als sie bei einem Besuch meinte sein WLAN-Passwort sicherer machen zu müssen - ohne ihn zu fragen, versteht sich.

Für mich begann Weihnachten dieses Jahr schon Ende September und dagegen war ich völlig machtlos, denn Petra Schier zaubert mit ihrem Roman so eine tolle Atmosphäre, der kann man sich gar nicht entziehen.

"Stille Nacht, flauschige Nacht" ist eine herrlich romantische Geschichte, mit ganz viel Winter-Weihnachtsflair, authentischen Charakteren, Tiefe und einem tollen Humor.

Und für die perfekte weihnachtliche Mischung gibt es ein Wiedersehen mit Santa, seiner Frau und den Elfen, die sich hier und da ein bisschen einmischen. Ganz dezent natürlich. Wer die Autorin bereits kennt, weiß, dass es ihr winterliches Markenzeichen ist und keine Angst, es ist toll und passend eingesetzt - fast schon zu wenig. Genauso wie die niedlichen Gedanken von Mischlingshund Oskar, wenn er mal wieder lautlos die Bude umdekoriert hat.

Die Sternbachs sind eine großartige, quirlige und liebevolle Familie und auch Patrick und die Kids haben eine schöne Art miteinander umzugehen, wenn auch nicht immer ganz konfliktfrei, wie man sich vorstellen kann. Ja, Petra Schier hat einfach ein Händchen für authentische Charaktere, deren Gedankengänge und Handlungen man nachvollziehen kann. Sie haben Ecken und Macken, Ängste und Träume und sind vor allen Dingen unheimlich sympathisch und charmant. Und auch die Romantik kommt nicht zu kurz.

Fazit: Ein weihnachtlich, romantischer Wohlfühlroman, der auf ganzer Linie überzeugt und schon jetzt mein X-mas Highlight ist. Ich wünschte Petra Schier würde jedes Jahr mindestens 2 Weihnachtsromane schreiben....

Veröffentlicht am 15.10.2019

Zurück ins Leben

Letztendlich Leif
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* "Das Strandgut gehört mir!" brummte ich in meinem tiefstmöglichen Basston.*
Nach dem frühen Tod seiner Frau Freija hat sich Leif über Jahre von der Welt zurückgezogen und ist ein richtige brummiger Einsiedler ...

* "Das Strandgut gehört mir!" brummte ich in meinem tiefstmöglichen Basston.*
Nach dem frühen Tod seiner Frau Freija hat sich Leif über Jahre von der Welt zurückgezogen und ist ein richtige brummiger Einsiedler und Eigenbrötler geworden. Erst als Inken mit ihrem Mann neben ihm einzieht, beginnt er mehr und mehr aus seinem Schneckenhaus rauszukommen. Und mit Inken strömen auch ihre Freunde in sein Leben. Wann hat es angefangen, dass man ihn, ausgerechnet ihn, um Rat fragt? Und was ist plötzlich mit seiner besten Freundin Helene los?
"Letztendlich Leif" ist der 4. Teil der "Endlich-Reihe", der jedoch auch völlig unabhängig gelesen werden kann. Ich persönlich bin im 3. Teil quereingestiegen, man bekommt alle Infos an die Hand, um sich in Lonstrup zurechtzufinden.
Ich mag Leif, selbst in seinen brummeligsten Phasen, fand ich ihn irgendwie charmant, denn man spürt den weichen Kern, der hinter seiner harten Schale steckt.
Wie alle Romane von Inken Ibsen ist auch dieser herrlich authentisch - die Themen und Personen wie aus dem Leben gegriffen. Das zeichnet die Endlich-Reihe aus, man kann sich mit den Charakteren identifizieren, ihre Sorgen und Probleme nachvollziehen und das Familiäre spielt eine große Rolle.
Und so sind auch die Menschen durchweg sehr lebendig beschrieben. Wenn der kleine Pelle die Bude stürmt, hat man ihn mit all seinem kindlichen Charme und Schalk vor Augen. Der brummelige Alte und der lebhafte Junge geben ein tolles Paar ab. Aber nicht nur Pelle erobert Leifs Herz.
Die Autorin schafft es erneut, mit ihrem angenehmen, unaufgeregten Schreibstil eine tolle Atmosphäre und eine gelungene authentische Geschichte zu zaubern - mit einem nicht mehr jung zu nennenden Protagonisten, der seine tief vergrabenen Gefühle wiederentdeckt, ungelenk und unheimlich charmant.
Auch der Strand und das Meer spielen wieder eine schöne Nebenrolle. Ich liebe das Strandgut-sammeln und die tollen Objekte, die Leif daraus entstehen lässt.
Fazit: Der krönende Abschluss! Aber ist diese Reihe damit wirklich endgültig zu Ende? Das wäre zu schade. Ich sehe noch ganz viel Potential in Lonstrups Bewohnern und fände es toll, sie irgendwann noch einmal wieder zutreffen.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Sylvies Geschichte - Berlin in den 50igern

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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* Wer gegen den Strom schwimmen will, der muss viel Wasser schlucken können. *

Der zweite Teil der Ku`damm Triologie knüpft zeitlich nahtlos an den ersten an. Diesmal steht nicht Rike sondern ihre Schwester ...

* Wer gegen den Strom schwimmen will, der muss viel Wasser schlucken können. *

Der zweite Teil der Ku`damm Triologie knüpft zeitlich nahtlos an den ersten an. Diesmal steht nicht Rike sondern ihre Schwester Sylvie im Vordergrund. Es ist Frühling ´52 und Sylvie liebt ihren Job bei Radio RIAS. Sie hat sogar ihre eigene Sendung "Stimmen" und arbeitet sporadisch im Modekaufhaus ihrer Familie mit. Nur mit den Männern hat sie scheinbar kein Glück.

Auch in "Wunderbare Zeiten" fängt Brigitte Riebe die 50-iger Jahre geschickt ein. Man fühlt sich zurückversetzt in die Zeit des Wandels, der großen Kaufhäuser, aufkommenden Filmstars, der Trennung Ost und West und das damit verbundene ungleiche Verhältnis. Während im Westen scheinbar alles boomt ist im Osten der Mangel und die Restriktion zu spüren.

Die Autorin bindet dies ins Alltagsgeschehen und Familienleben mit ein. Man begleitet Sylvie auf die Berlinale und die Frankfurter Buchmesse, genauso wie auf die Hochzeit von Miri, einer jüdischen Freundin der Familie. Es ist einfach eine großartige Mischung aus historischen Fakten und fiktiver Familiengeschichte, die unheimlich akribisch recherchiert ist.

Schon im ersten Teil hat mich der Schreibstil gefangen genommen, der einen automatisch tief in das Zeitgeschehen der aufkommenden Wirtschaftswunderjahre eintauchen, aber auch immer noch die Nachwehen des Krieges durchscheinen lässt.

Sylvie Thalheim ist ein sehr starker Charakter. Sie weiss was sie will und hat ihren eigenen Kopf. Trotz aller Emanzipation spielt Familie eine große Rolle in ihrem Leben und auch aus dem Modekaufhaus kann sie sich nicht ganz rausziehen. Man spürt ihre Wünsche, Sehnsüchte und auch Ängste und das macht sie von Anfang an sehr nahbar und sympathisch. Im Laufe des Romans erkennt sie was wirklich wichtig ist im Leben.

Insgesamt sind die Charaktere einfach wieder großartig und manche lernt man jetzt nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen.

Im Anhang befindet sich eine Zeittafel die chronologisch die wichtigsten historischen Fakten aufführt. Das finde ich persönlich sehr interessant und es rundet das Ganze schön ab.

Fazit: Auch der zweite Band nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die 50iger Jahre (hier 1952-57). Eine gelungene Mischung aus Familiengeschichte und historischen Fakten, die auch für Quereinsteiger geeeignet ist. Man muss also nicht unbedingt den ersten Teil kennen, wer aber eh die Triologie lesen möchte, der sollte mit Rike (Jahre des Aufbaus) beginnen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf Flori und hoffe, ich muss nicht zu lange warten.

Veröffentlicht am 10.10.2019

emotionaler Pageturner

Als wir den Himmel berührten
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* Die Liebe trifft einen immer unvorbereitet. Sie macht was sie will. Ein Körnchen genügt und schon ist das ganze große Gebäude aus Wille und Verstand verschüttet... *

Marseille 1940: Juline und ihr Mann ...

* Die Liebe trifft einen immer unvorbereitet. Sie macht was sie will. Ein Körnchen genügt und schon ist das ganze große Gebäude aus Wille und Verstand verschüttet... *

Marseille 1940: Juline und ihr Mann Georg verlängern ihre Hochzeitsreise in Marseille - doch die Hotels der freien Hansestadt platzen aus allen Nähten, denn seit Ausbruch des Krieges strömen Menschen aus ganz Europa in die Stadt.

Der Maler Nicolas begegnet dem Paar am Hafen und ist sofort fasziniert von der attraktiven Frau mit der lebendigen Ausstrahlung. Doch als sie am nächsten Tag überraschend vor seiner Tür steht und ihn bittet sie zu portraitieren, kämpft er lange mit sich. Doch Juline lässst nicht locker, das Bild soll ein Geschenk für ihren Mann sein. Was Nicolas nicht ahnt, die beiden haben ein bitteres Geheimnis....

"Als wir den Himmel berührten" hat mich auf eine sehr emotionale Reise ins Frankreich zur Zeit des 2.ten Weltkriegs mitgenommen.

Es war nicht nur unheimlich interessant, den Krieg aus Sicht der Marsailler zu lesen, die Autorin hat auch einen sehr aussergewöhnlich lebendigen und bildhaften Schreibstil, der einen packt und unter die Haut geht. Die Geschichte läuft wie ein Film vor dem inneren Auge ab, man sieht jede Kleinigkeit und trotzdem ist es weit entfernt von überfrachtet zu sein. Selten liest man ein Buch, bei dem alles passt und so miteinander harmoniert, dass man verwundert ist, wie schnell 560 Seiten verfliegen. Der Schreibstil transportiert tiefe Emotionen ohne kitschig zu sein.

Juline, Georg und Nicolas sind sehr starke Charaktere, jeder auf seine Art. Sie sind authentisch und bleiben sich selbst immer treu auf ihrem Weg. Das hat mir gefallen und ich habe mich sofort mit ihnen verbunden gefühlt. Auch die Randfiguren sind großartig ausgearbeitet. Sie haben Seele und man erfährt durch sie viel über die aktuelle Lage der Flüchtlinge.

Es geht um Liebe und Vertrauen, Verrat und Verlust und um die stillen Helden des 2. Weltkrieges, deren Geschichten so oft unerzählt bleiben, deren Namen vergessen sind. Deswegen habe ich mich sehr über das Nachwort der Autorin gefreut und der Name Varian Fry wird von nun an unvergessen bleiben.

Fazit: Eine herzzerreissende, aussergewöhnliche Liebesgeschichte, die geschickt in das damalige Zeitgeschehene eingeflochten ist und ein großartiger Schreibstil. Mein Lesehighlight und absolute Leseempfehlung.