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Veröffentlicht am 26.10.2019

Besessen

Der Revolver
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Der Student Nishikawa entdeckt eines Abends einen Toten, neben dem ein Revolver liegt. Fasziniert steckt er die Waffe ein, kümmert sich jedoch nicht um den Verstorbenen. Ein paar Tage später wird auch ...

Der Student Nishikawa entdeckt eines Abends einen Toten, neben dem ein Revolver liegt. Fasziniert steckt er die Waffe ein, kümmert sich jedoch nicht um den Verstorbenen. Ein paar Tage später wird auch in der Tageszeitung von dem Toten berichtet. Nishikawa verändert sich nach dem Auffinden der Waffe. Er tritt selbstbewusster, aber auch rücksichtsloser auf. Einzig und allein der Revolver ist es, um den er sich fast zärtlich kümmert. Mehr und mehr durchdringt das seelenlose Ding seine Gedanken. Kaum noch etwas anderes ist wichtig.

Kann man sich vorstellen, wie es ist, eine Waffe neben einem Toten zu finden und nicht die Polizei zu informieren? Schwer. Umso interessanter, aber auch befremdlicher ist das Gedankenspiel dieses im Original bereits im Jahr 2002 erschienene Roman. Nishikawa erscheint als eigenartiger Charakter, dem man wenig Verständnis entgegen bringen kann. Seine Fixierung auf die Waffe, seine Abgewandtheit von seinen Freunden, Mitstudenten und Nachbarn. Er selbst hatte keine ganz leichte Kindheit, was vielleicht seine Distanziertheit erklären könnte. Doch kann ein Revolver die Rolle von Freunden und Familie übernehmen. Und was ist mit dem Reiz, der von der Waffe ausgeht, sie auch abzufeuern? Sollte man diesem tatsächlich nachgeben oder wäre es vielleicht doch besser, das Corpus Delicti abzugeben?

Eine ähnliche Faszination wie die Waffe auf Nishikawa übt dieses Buch auf den Leser aus. In Teilen möchte man nicht weiterlesen, weil man einfach Schlimmes erwartet. In Teilen rauben einem die Schilderungen den Atem, entweder weil sie so krass sind oder an Spannung kaum überboten werden können. Nishikawa kann trotz seines schwierigen Hintergrundes nicht sympathisch wirken, aber seine eigenartige Beziehung zu dem Revolver fesselt und löst Gedanken aus. Könnte man einem Objekt ebenso verfallen? Wie würde man in einer ähnlichen Situation handeln? Hätte Nishikawa es verhindern können, so von der Schusswaffe eingenommen zu werden? Eine etwas böse Geschichte, deren Lektüre einen gleichzeitig abstößt und in den Bann zieht. Gewiss ungewöhnlich und schauerlich.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Der Ausflug

Wisting und der Tag der Vermissten
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Immer wieder besucht er ihn, seit 24 Jahren, seit Katharina Haugen verschwunden ist. Kommissar William Wisting nimmt den Tag des Verschwindens zum Anlass, den Ehemann Martin Haugen aufzusuchen. Wieder ...

Immer wieder besucht er ihn, seit 24 Jahren, seit Katharina Haugen verschwunden ist. Kommissar William Wisting nimmt den Tag des Verschwindens zum Anlass, den Ehemann Martin Haugen aufzusuchen. Wieder und wieder geht Wisting zur Vorbereitung die Akte durch. Obwohl er und Katharinas Mann über die Jahre fast so etwas wie ein Vertrauensverhältnis entwickelt haben, hat der Kommissar den Eindruck, dass Haugen etwas verbirgt. Womit kaum noch zu rechnen war, in diesem Jahr gibt es Neuigkeiten in dem Fall. Adrian Stiller, der in Cold Cases ermittelt, kann mit neuen Ergebnissen aufwarten. Und zum ersten Mal ist Haugen am Tag des Treffens nicht daheim.

Mit diesem Buch beginnt eine weitere oder auch neue Reihe um Kommissar William Wisting. Seine Tochter Line ist aus diesem Universum nicht wegzudenken. Sie hat ihre journalistische Arbeit wieder aufgenommen und trägt mit ihren klugen Ansätzen durchaus zu der Ermittlung bei. Neu im Team oder auch nicht im Team ist Adrian Stiller, der in der Abteilung für Cold Cases tätig ist. An ihm muss sich Wisting erst gewöhnen, doch Stillers Fähigkeiten sind nicht zu bestreiten. Er versteht es, einer Ermittlung eine neue Richtung zu geben. Der Autor ist selbst vom Fach und das merkt man seinen Büchern auch an. Spannende Fälle, akribische Ermittler, die im Privaten durchaus ihre Probleme haben, zum Glück aber im normalen Bereich.

Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen geht es um Personen, die seit Jahren verschwunden sind. Kaum kann noch Hoffnung bestehen, eine Aufklärung zu erreichen. Doch für die Opfer, die Hinterbliebenen, Wisting und die Cold Cases - sie lassen nicht locker. Versucht man sich in die Situation von Familienmitgliedern hineinzuversetzen, die nach einem lieben Menschen suchen, so könnte es ein Trost sein, dass die Vermissten auch von der Polizei nicht vergessen werden, das die Suche nicht aufgegeben wird. Wisting wäre nicht Wisting, wenn er nicht auch kleinsten Hinweisen nachginge, das mag manchmal etwas viel Zeit in Anspruch nehmen, es trägt aber zur Authentizität des Falles bei. Nach und nach wird man immer mehr von dem, was passiert, gefangen genommen. Wisting und die Cold Cases, da sollte man am Ball bleiben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Die leitende Hand

Die Ameisenfrau
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Die Biologin Lena Bendroit ist etwas irritiert als Viktor Callenberg, Mitglied eines Vereins zur Förderung des Nomadentums, sie vor einer geheimnisvollen Organisation warnt. Doch kurze Zeit später wird ...

Die Biologin Lena Bendroit ist etwas irritiert als Viktor Callenberg, Mitglied eines Vereins zur Förderung des Nomadentums, sie vor einer geheimnisvollen Organisation warnt. Doch kurze Zeit später wird vor ihren Augen ein Journalist umgebracht. Lena ist bestürzt und nachdenklich, sollte an dem Gerücht von dieser Organisation doch etwas dran sein. Irgendwie hat sich die Welt verändert. Selbst nach Lenas Eindruck scheint so eine allgemeine Angst auf dem Vormarsch zu sein. Eigentlich möchte Lena Bendroit sich vom Gegenteil überzeugen als sie beginnt, nach den Hintergründen zu fragen. Ihr Wissen von Systemen speziell aus ihrem Forschungsgebiet über Ameisenstaaten soll ihr dabei helfen.

Was ist Zufall, was ist gesteuert, was subtil beeinflusst. Auf den Gedanken, dass auch Staaten von Menschen sich als System ähnlich verhalten können wie Ameisenvölker, ist man vielleicht schon mal gekommen. Schwarmintelligenz oder Schwarmdummheit, man möchte auf ersteres hoffen, sieht sich doch auch mit letzterem konfrontiert. Lena schwankt hin und her, was soll sie glauben. Können selbst die krudesten Verschwörungstheorien einen Kern Wahrheit enthalten. Ihre Nachforschungen führen die Wissenschaftlerin in ganz unerwartete Kreise und so langsam wird auch ihr unbehaglich. So leicht will sie sich der Angst aber nicht ergeben. Ist es nicht besser, wenn mehrere Menschen von ihren Umtrieben wissen. Wissen, das in der Welt ist, lässt sich so leicht nicht mehr stoppen.

Abgesehen von ein paar Ungereimtheiten und Entwicklungen, deren Notwendigkeit nicht ganz nachvollziehbar ist, hat man hier einen spannenden Verschwörungsthriller. Man traut einigen tatsächlich etliches zu, so dass das hier erzählte nicht völlig aus der Luft gegriffen erscheint. Eindringlich ist beschrieben, wie die Sache langsam anfängt zu brodeln. Da soll etwas ans Licht, von dem die Macher durchaus nicht wollen, dass es herauskommt. Geheimhaltung gegen Offenlegung. Immer mehr Verwicklungen treten zutage und schließlich verschwimmt gut und weniger gut immer mehr. Dieser Roman entführt für eine Weile in eine leicht andere, aber doch vorstellbare Realität, von der man wünscht, dass sie nicht wahr ist. Kann man es jedoch so genau wissen?

Veröffentlicht am 11.10.2019

Der Neue

Sterbekammer
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Der alte Harder ist tot. In seinem Haus ist er die Kellertreppe hinunter gestürzt. Alles sieht nach einem Unfall aus. Doch dann entdeckt die Polizistin Frieda Paulsen einen verborgenen Raum unter der Küche. ...

Der alte Harder ist tot. In seinem Haus ist er die Kellertreppe hinunter gestürzt. Alles sieht nach einem Unfall aus. Doch dann entdeckt die Polizistin Frieda Paulsen einen verborgenen Raum unter der Küche. Offensichtlich wurde hier jemand gefangen gehalten. Ihr Kollege Bjarne Haverkorm, der beim letzten Einsatz verletzt wurde, hat von seinem Arzt das okay bekommen, wieder zu arbeiten. Seiner Meinung nach könnte der Fund möglicherweise mit dem Verschwinden einer jungen Frau zu tun haben, die seit längerem vermisst wird. Endlich eine Spur.

Bereits zum dritten Mal ermitteln Frieda Paulsen und Bjarne Haverkorn. Auf der Dienststelle nimmt der neue Chef seine Arbeit auf. Da muss man sich erstmal beschnuppern. Recht streng scheint der Neue zu sein. Pünktlichkeit ist ihm besonders wichtig. Es bleibt zu hoffen, dass dabei die Fälle nicht zu kurz kommen. Beinahe zeitgleich mit dem Auffinden des verstorbenen alten Mannes erleidet ein Tankstellenmitarbeiter eine tödliche Schussverletzung. Bei ihren Nachforschungen finden die Beamten heraus, dass der Besitzer der alten Mühle zwei sehr unterschiedliche Söhne hat, einer ein angesehener Unternehmer, der andere ein Landstreicher.

Nordisch bei Nature so wirken die sympathischen Ermittler auf ihren Wegen durch die Marsch. Ruhe Typen, aber straight. Natürlich läuft bei der Ermittlung nicht immer alles glatt und an den neuen Chef muss man sich erst gewöhnen, doch der Fall ist verzwickt und spannend. Wie Spuren führen in die Vergangenheit und es entwickelt sich ein Bild von Menschen in schwierigen Verhältnissen. Manchmal entsteht der Eindruck, dass wenige Fäden etwas aus den Augen verloren werden. Grundsätzlich aber ist dieser Krimi, der mit wenig Gewalt auskommt, lesenswert. Dass dabei auch das private Umfeld der Ermittler die angemessene Aufmerksamkeit erhält, trägt zu dem positiven Eindruck bei. Kurzweilig vorgetragen wird dieses Hörbuch von Michael Mendl.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Die Braut

Als ich jung war
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In seiner Jugend war Franz der Fotograf. Sein Vater richtete Hochzeiten in seinem Restaurant aus und Franz war für die Fotos zuständig. Spaß hat es ihm nicht gemacht. Oft dachte er, diese Ehe wird nicht ...

In seiner Jugend war Franz der Fotograf. Sein Vater richtete Hochzeiten in seinem Restaurant aus und Franz war für die Fotos zuständig. Spaß hat es ihm nicht gemacht. Oft dachte er, diese Ehe wird nicht halten, warum macht sie das. Dann stirbt eine Braut an ihrem Hochzeitstag und Franz hat die Fotos gemacht. Es heißt nachher, sie habe sich selbst umgebracht, aber richtig klar wird nie, was tatsächlich geschehen ist. Später lebt Franz lange Zeit in den USA, wo er als Skilehrer arbeitet. Nach einem Unfall kehrt er zurück nach Österreich und ist überrascht, dass sein Bruder das Restaurant leitet und Hochzeiten ausrichtet.

Was passiert, was bildet man sich selbst ein und welche Gerüchte glauben die anderen. Das beschäftigt einen bei der Lektüre dieses Romans. Franz ist ein Typ, der eigentlich alles eher nicht macht bis auf einmal, wo er Grenzen überschreitet. Obwohl es so aussieht als habe er nichts gemacht, fragt man sich und wenn doch? Mit nur zwei Selbstmorden kommt er in Berührung und doch ist er beide Male recht nah am Geschehen. Zu nah, etwa? Er beschwört Fragen herauf, die er dann zu umgehen versucht. Und daheim wartet der Kommissar.

Es bleibt schön spannend in diesem Buch. Während des Lesens fragt man sich, was Franz für sich behält. Ist er tatsächlich so unschuldig, wie er es darstellt? Wie der Kommissar fragt man sich, was ist das Verborgene. Der Autor lässt einen herrlich im Unklaren und regt gerade damit das Gedankenkarussell an. In einem Krimi hätte man eine Tat, eine Ermittlung, eine Lösung. Hier ist es schon ähnlich, aber doch ganz anders. Man hat die Erzählung eines noch jungen Mannes, der nach einem Unfall von seinem Leben erzählt, von Dingen, die er getan oder nicht getan hat, von denen, die er zugeben muss und denen, die nichts mit ihm zu tun haben. Man fliegt durch die Geschichte und je weiter man fliegt, desto mehr beginnt man zu grübeln. Dieser Roman schleicht sich an, um zu bleiben.