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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Tolles Jugendbuch

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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Flinn Nachtigall lebt mit ihrer Mutter und ihren Halbgeschwistern in Weidenborstel. Ein sehr kleiner Ort, in dem trotz Bahnhof nicht mal ein Zug fährt. Ihrer Mutter scheint es egal, was mit ihren Kindern ...

Flinn Nachtigall lebt mit ihrer Mutter und ihren Halbgeschwistern in Weidenborstel. Ein sehr kleiner Ort, in dem trotz Bahnhof nicht mal ein Zug fährt. Ihrer Mutter scheint es egal, was mit ihren Kindern passiert, seit ihr Ältester Jonte verschwunden ist. Doch Flinn leidet immer noch darunter, und verbringt ihre Nächte oft am stillgelegten Bahnhof. Als eines Nachts eine Dampflokomotive im Bahnhof hält, ergreift Flinn ihre Chance, und steigt ein. Doch schnell wird klar: ohne Ticket darf sie in diesem besonderen Zug eigentlich gar nicht sein. Da sie aber nun schonmal da ist, versucht sie die Zeit zu nützen, um nach ihrem Bruder Jonte zu forschen. Denn der war auch einst an Bord dieses Internatzuges. Leider muss Flinn sich auch noch mit Gabarina und Madame Florett auseinander setzen (von letzterer habe ich wirklich eine sehr bildhafte Vorstellung!). Aber auch mit Hilfe kann Flinn rechnen: sie bekommt unerwartete Unterstützung und somit auch neue Freunde.

Anca Sturm hat sich was neues einfallen lassen. Während oft ein Gebäude als Internat herhalten muss, hat sie ihr Internat schlicht und ergreifend in einen Zug verpackt. Die einzelnen Waggons sind Schlafabteile, Küche, Essens- oder Klassenräume. Der Zug rattert weiterhin durch Europa, dem Gegenverkehr wird durch Magie ausgewichen (wenn das immer so einfach wäre!). Jeden Tag wird ein anderes Fach unterrichtet, nachmittags wird in der Bibliothek weiter gelernt. Es gibt strenge Regeln, die am Ende des Buches zusammen gefasst werden, um den Überblick zu behalten.

Ein gewisses Maß an Spannung und Jugendromanze ist vorhanden, ist dem Alter aber angepasst. Der Schreibstil bleibt durchweg spannend gehalten, ohne zu überfordern oder langweilig zu werden.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Cooles Buch für die Wanne

Der Feind auf meiner Couch
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Wie oft liest man in der Badewanne ein Buch, stetig mit der Angst, dass das Buch oder das digitale Medium in die Wanne fällt? Hier hat der Verlag Abhilfe geschaffen: Ein Wannenbuch ist ein Buch mit einer ...

Wie oft liest man in der Badewanne ein Buch, stetig mit der Angst, dass das Buch oder das digitale Medium in die Wanne fällt? Hier hat der Verlag Abhilfe geschaffen: Ein Wannenbuch ist ein Buch mit einer Kurzgeschichte, die für ca. 10-15 Minuten Lese- und Badezeit ausgelegt ist.

Und so habe ich die Tage - wenn auch nicht in der Wanne - das Buch "Der Feind auf meiner Couch - Horror für die Wanne" gelesen.

Ein Vampir geht zu einem Psychiater, der ihm helfen soll. Während letzterer sich köstlich amüsiert, kann dem Vampir leider nicht geholfen werden. Doch auch für den Psychiater wird es nicht so ausgehen, wie er es sich vorgestellt hat.

Für meinen Teil war ich recht schnell durch mit dem Buch. Da die Wannenbücher recht kurz gehalten sind, was ich gut finde, kommt natürlich nicht die Spannung auf wie bei einem Wälzer, aber das muss es ja auch gar nicht. Und so finde ich die Idee, kurze wasserfeste Geschichten für die Wanne zu gestalten, wirklich toll!

Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 27.10.2019

ein richtig gutes Buch mit Augenzwinkern

Eine neutrale Tüte bitte! Menschen im Sexshop
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Das Buch „Eine neutrale Tüte bitte – Geschichten im Sexshop“ wurde bereits im Frühjahr im Acabus Verlag veröffentlicht. Und mindestens solange schleiche ich schon um dieses Buch von Candy Bukowski herum.

Candy ...

Das Buch „Eine neutrale Tüte bitte – Geschichten im Sexshop“ wurde bereits im Frühjahr im Acabus Verlag veröffentlicht. Und mindestens solange schleiche ich schon um dieses Buch von Candy Bukowski herum.

Candy Bukowski arbeitet dort, wo es tausende Menschen jährlich hinzieht: auf der Reeperbahn. Die Autorin ist verantwortlich für die Fetisch-Abteilung und Social Media der Boutique Bizarre in St. Pauli. Dort trifft sie auf die unterschiedlichsten Menschengruppen, die der Boutique einen Besuch abstatten. Und so hat Candy Bukowski Geschichten gesammelt, die sie bei ihrer täglichen Arbeit erlebt hat. Obdachlose, Betrunkene, Pärchen jeglichen Alters und Sozialstruktur, Singles, Promis aus allen Ländern kommen vorbei. Während viele am Anfang noch ihre Unsicherheit mit Kichern oder unpassenden Kommentaren überspielen, richten viele Kunden auch zielgerichtet ihre Wünsche an das Personal. Diese können sich auf jeden Kunden einlassen, können mit den entsprechenden Fragen genau das dem Kunden aus dem großen Portfolio das Richtige heraussuchen. Sei es Kleidung, Spielzeug, Zeitschriften und DVDs. Doch auch Kundschaft, die den Betriebsablauf eher stört, wird freundlich und bestimmt des Ladens verwiesen. Und so kann jeder in der Boutique Bizarre sein Plätzchen finden.

Während des Lesens musste ich mehrfach schmunzeln. Durch meine Tätigkeit im Einzelhandel habe ich viele Kunden wieder erkannt: die, die alles besser wissen; die anderen, die eigentlich nur für einen Plausch kommen; die einen, die still und heimlich ihre Lieblingsprodukte kaufen, Kunden, die recht anstrengend sind, oder einfach die Kunden, mit denen man herzlich lachen kann. Da ist es egal, ob man Hochprozentiges, Gemüse oder eben Sexspielzeug verkauft, jeden Menschenschlag findet man irgendwo wieder.

Ergänzt werden die Geschichten der Boutique Bizarre durch weitere Einblicke in den Kiez St. Pauli. Dort ist Candy Bukowsky unterwegs in Szene-Kneipen, begiebt sich auf besonderen Kieztouren mit Olivia Jones. Sie berichtet von der geschichtlichen und sozialen Entwicklung des Kiezes. Und so gewinnt man einen herzlichen Einblick in die frivole Welt von St. Pauli.

Heutzutage hängt einem Sexshop immer noch etwas anrüchiges an. Und gerade deswegen finde ich ein Buch wie „Eine neutrale Tüte bitte“ von Candy Bukowski so erfrischend. Es lässt einen hinter die Fassaden schauen und die menschlichte Normalität erkennen, die viele so nicht vermutet hätten. Dieses Buch lehrt einen, dass oft der Schein trügt, und es nicht so schmutzig hergeht wie man sich das vorstellt.

Ein Buch, das mit einem Augenzwinkern die menschliche Realität des Kiezes vorstellt. Sehr gelungen.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein sehr unterhaltsamer Krimi

Mydworth - Bei Ankunft Mord
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Neil Richards und Matthew Costello durfte ich schon bei ihrer Cherringham-Reihe kennen lernen, und durfte mich umso mehr freuen, dass ich dank be-books nun auch diese neue Reihe kennen lernen darf.
Lord ...

Neil Richards und Matthew Costello durfte ich schon bei ihrer Cherringham-Reihe kennen lernen, und durfte mich umso mehr freuen, dass ich dank be-books nun auch diese neue Reihe kennen lernen darf.
Lord und Lady Mortimer beziehen gerade ihr neues Domizil in Mydworth. Am ersten Abend sind sie eingeladen zum Dinner auf Mydworth Manor. Als sie ankommen, fallen auf dem Anwesen Schüsse. Da die Polizei jedoch überfordert zu sein scheint, ergreift das Ehepaar die Gelegenheit beim Schopfe und ermitteln auf eigene Faust. Denn der Täter muss unter den Gästen weilen. Doch die Zeit tickt, denn die Gäste wollen in nicht mal mehr 48 Stunden abreisen. Kann das Ehepaar Mortimer ihren ersten Fall lösen?
Ich liebe ja solche Krimis, die ohne viel Action auskommen. So fallen hier zwar Schüsse am Anfang, und doch liegt der Fokus auf den Ermittlungen des Ehepaares. Und so war ich an die Serie "Inspector Barnaby" erinnert. Doch gerade diese eher erzählerische Weise, die logischen Schlussfolgerungen machen diese Reihe um Lord und Lady Mortimer sehr liebens- und lesenswert.
Das Herrenhaus Mydworth Manor reicht völlig aus, um den Tatort zu stellen. Das Ehepaar mit den Gästen und Familie wirkt typisch britisch (was auch die amerikanische Lady Mortimer noch herausfinden wird). Für meinen Teil hatte ich den Täter recht schnell im Blick, doch war ich gespannt auf die Auflösung, wie die beiden Ermittler den (oder die) Täter ans Licht bringt.
Wer auf Inspector Barnaby und Sherlock Holmes steht, darf hier gerne beherzt zum Buch greifen. Ein sehr unterhaltsamer und guter Krimi.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Wundervolle Geschichte

Helden für immer
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Noch gar nicht so lange her, kam ich mit Markus Jäger auf einer sozialen Platform in Kontakt. Ich folgte ihm zwar schon länger sehr neugierig, aber wie das ja öfters so ist: ich hatte noch nichts von ihm ...

Noch gar nicht so lange her, kam ich mit Markus Jäger auf einer sozialen Platform in Kontakt. Ich folgte ihm zwar schon länger sehr neugierig, aber wie das ja öfters so ist: ich hatte noch nichts von ihm gelesen. Als ich dann ein Rezensionsexemplar von ihm bekam, habe ich mich sehr darüber gefreut, und war sehr neugierig auf die Geschichte "Helden für immer".
Felix und Kilian lernen sich in einer Zeit kennen, die von sehr sehr konservativen Weltbildern bestimmt ist. Gleichgeschlechtliche Liebe ist verpönt und wird sogar strafrechtlich verfolgt. Und so müssen die beiden eine Beziehung im Geheimen führen: so entwickeln beide eine lebenslange Angst, dass ihre Liebe entdeckt werden könnte, und sie dadurch bestraft oder verfolgt werden könnten.
Und doch, oder gerade deswegen trotzen sie aller Gefahren, die diese große Liebe mit sich bringt. Während von den Familien, von denen sie eh früh getrennt werden, kein Rückhalt zu erwarten ist, finden sie unerwartete Hilfe bei Freunden, die sie sehr lange begleiten werden. Doch diese Liebe ist auch geprägt von Angst und Flucht. Immer wieder müssen sie sogar überstürzt ihren aktuellen Wohnort verlassen, und so finden beide etwas Entspannung über den großen Teich. So entpuppt sich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für die beiden als große Sicherheit, mit der sie erstmal lernen müssen zumzugehen. Der Wille, sich die Freiheit zu erkämpfen, wird von Erfolg gekrönt. Felix wird als erfolgreicher Autor gefeiert, und Kilian stärkt ihm den Rücken. Und ihre Umgebung geht sehr entspannt mit ihrer Liebe um. So können beide - trotz Höhen und Tiefen - eine Liebe bis zum Schluss leben.
Während ich am Anfang etwas Startschwierigkeiten hatte, mich in Markus Jägers Schreibstil einzufuchsen, fesselte mich der Schreibstil später umso mehr. Teils abschweifend, wirkt es teilweise, dass die eigentliche Geschichte gar nicht so vorangetrieben wird. Und doch: die Umwege, die am Anfang gegangen werden, sind elementar für diese Liebesgeschichte. Und so erzählt Jäger nicht nur die reine Geschichte von Felix und Kilian, sondern auch die Geschichte eines Kampfes um die Freiheit der gleichgeschlechtlichen Liebe über Grenzen hinaus, der auch heute ebenso wichtig ist trotz aller Erfolge. Mir persönlich hat dieser geschichtliche Streifzug sehr gefallen. Auch der Hinweis eines Protagonisten, dass ihn die Liebe Kilians und Felix' an die Liebe seiner Eltern erinnert hat, fand ich sehr treffend.
Was genau macht die Liebe aus? Dass man sich auch in schlechten Zeiten liebt trotz aller Zweifel? Dass man an ihr arbeitet, und dem anderen auch seinen Erfolg gönnt? Die Liebe, die Markus Jäger beschreibt, hat mich ebenso an die Liebe meiner Eltern und Großeltern erinnert. So wurde gezofft, gestritten, die Meinung des anderen zerpflückt, und am Ende des Tages saßen beide doch wieder Händchen haltend zusammen, und haben sich vertragen. Und so wurde sich um den anderen bis zum letzten Atemzug gekümmert. Und dafür ist es schlicht und ergreifend schnurz egal, wer hier wen liebt.
Markus Jägers Geschichte über Kilian und Felix kommt ohne Kitsch aus. Die Protagonisten hätten auch Ilse und Erna, oder Maximilian und Petra heißen können. Die Geschichte hätte nebenan geschehen können. Und das macht sie so glaubhaft und liebenswert. Egal welchen Weg ein Liebespaar geht, sie sind Helden ihres eigenen Alltags, der gemeinsam bestritten werden muss.