Playground Chess, von Viola Sanden
212 Seiten, erschienen am 01.10.2019, im Piper Verlag
„Im Schachspiel offenbart sich durchaus, ob jemand Phantasie und Initiative besitzt oder nicht.“ Christian Morgenstern
Cassia und Magnus treffen auf der Online-Plattform Playground Chess aufeinander und es benötigt nur wenige Züge und das Interesse von Magnus an Cassia ist geweckt. Mit Geschick versteht er es, sie aus der Reserve zu locken und auf das Spielfeld zu bitten. Sie nimmt die Herausforderung an. Was folgt, ist ein bezaubernder E-Mail Verkehr, an dessen Ende ein Treffen in der Realität stehen soll. In den E-Mails offenbaren beide sehr viel von sich und ich lese sie mit Leidenschaft, folge ihnen mit Aufmerksamkeit und freue mich schon auf weitere Nachrichten.
Cassia heißt im echten Leben Catrin, genannt Cati, ist 28 Jahre alt und schon einige Zeit Single. Sie sehnt sich nach einem Partner in ihrem Leben. Cati ist Ernährungswissenschaftlerin und gönnt sich gerne mal kleine kulinarische Sünden, was sie mir sofort sympathisch macht. Sie ist kein Mager-Model, schlagfertig und liebt es, Schach zu spielen.
Magnus heißt eigentlich Jon, ist knapp 30 Jahre alt und Lehrer für Englisch und Mathematik. Er ist sportlich, liebt jazzige Musik und hat eine große Vorliebe für Schach. Zudem weiß er sich gut auszudrücken und gewinnt rasch mein Herz.
Anett ist Catis beste Freundin und sie gibt der ganzen Story, neben Daniel, Catis Ex-Freund, die richtige Würze und Wärme.
Der Einstieg in die Geschichte gelingt mir mühelos und das liegt mit großer Sicherheit an dem gelungenen Schreibstil. Er liest sich flüssig, leicht, locker und lässt mein Kopfkino unaufhörlich laufen. Es fühlt sich an, als funke die Autorin ständig auf meiner Frequenz – sie schreibt genau auf meiner Wellenlänge. Ein tolles Gefühl.
Zudem vermittelt sie mir umgehend ein Gefühl für die Figuren und ich identifiziere mich mit ihnen. Sie sind vielschichtig und gewinnen zügig an Tiefe. Was mich überrascht, sind die abwechselnden Ich-Perspektiven. Diesmal kommen sie nicht nur von den Hauptprotagonisten, sondern auch von den Nebenfiguren, was es mir leicht macht, in ihre Gedankenwelt einzutauchen.
Die Story ist durchweg logisch aufgebaut und ich genieße Momente des Glücks, der Leidenschaft, aber erlebe ebenso Traurigkeit und Verzweiflung. Wer Geschichten mit durchweg rosaroten Wolken am Himmel erwartet, der liest hiermit eindeutig falsch.
Dieses Buch ist authentisch, für mich in allen Punkten nachvollziehbar und an einigen Stellen schmerzt es beim Lesen. Dennoch möchte ich es nicht anders haben, denn so ist es stimmig und rund und das ist ein Aspekt, der mir bei einem guten Buch sehr wichtig ist. Es stimmt nachdenklich und lädt mich ein, meine Gedanken selbst an der Geschichte zu probieren. Was wäre wenn, wie könnte es sein ... das erlebe ich nicht oft und genieße diese Gedanken, wie den Abgang eines guten Weins.
Das Buch weckt nebenbei auf spielerische Art mein Interesse für das Schachspiel. Hier wurde entweder gut recherchiert, oder die Autorin liebt, was sie schreibt. Auch hier ist alles authentisch und es fühlt sich gut an. Ich habe das Buch in wenigen Stunden verschlungen.
„Ängste soll man nicht verdrängen. Man muss mit ihnen gedanklich so lange Schach spielen, bis man sie matt gesetzt hat.“ Robert Pfützner
Mit diesem passenden Zitat zum Buch, beende ich meine Rezension und gebe für diese bewegende Geschichte ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ fantastische Sterne von 5 und eine unbedingte und absolute Leseempfehlung.