Lesehighlight - ein Stück Vergangenheitsbewältigung und viel mehr
Leas Spuren
Meine Meinung.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Die Sprache bildreich, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. Für mich überraschend, wird die Geschichte in zwei Zeitsträngen und ...
Meine Meinung.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Die Sprache bildreich, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. Für mich überraschend, wird die Geschichte in zwei Zeitsträngen und 3 Erzählperspetiven erzählt. Als Leser erlebe ich die letzten Tage, Stunden des „Erblassers Victor, der mich in seinen Erinnerungen mitnimmt in die Kriegsjahre 1940-1949. Hier erlebe ich die Geschichte Victors und Maries Großtante, aus beider Sichtweise. Gleichzeitig nähre ich mich der Geschichte aus Maries Sichtweise an, verfolge wie sie zusammen mit Nicolas, dem verschollenen Gemälde und dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen.
Die Charaktere wurden fein ausgearbeitet. Leise und fast unbemerkt wurde ich als Leser immer weiter in die Geschichte hineingezogen. Ich erlebte mit Victor und Lotte ein Stück weit ihres Lebens während des zweiten Weltkrieges mit. Der Charme, die Magie von Paris, das Vorgehen der Nazis, die Organisation des Kunstraubes – eindringlich mit leisen Worten beschrieben, den schleichenden Prozess der immer größeren Judenfeindlichkeit, das „Wegsehen der Menschen“.
Gleichzeitig näherte ich mich über Marie und Victor dem schwierigen Thema: Des Umgangs mit der Vergangenheit. Der Vergangenheitsbewältigung – insbesondere derjenigen, die diesen Krieg mitgemacht haben. Der Frage nach „Schuld“ oder „Unschuld“, wieviel hat der „einzelne“ gewusst, verdrängt – die Augen davor geschlossen. – Sollte man nach der „Wahrheit“ suchen – oder den „Menschen ihren Frieden lassen“.
Für mich eine schwierige Geschichte, für die man sich Zeit nehmen muss, sie genau lesen muss – um ihre Aussagekraft zu begreifen und auf sich wirken zu lassen. Vieles betrifft die Auseinandersetzung mit dem „Kunstraub“ der Deutschen, sodass hier viele Fachbegriffe fielen, tief in das Thema eingestiegen wurde. Sowohl die Vergangenheit, aber auch die Gegenwärtige Suche nach den geraubten Bildern beleuchtet wurde.
Anhand der Protagonisten werden viele Fragen aufgeworfen, dem Leser Gedankenansätze als Antworten an die Hand gegeben – und somit aufgefordert, selbst Stellung zu beziehen. Sich selbst Gedanken zu den Einzelnen Fragen zu machen. Für sich nach einer Antwort zu suchen. Gleichzeitig schlichen sich die einzelnen Figuren ins Herz, sodass ich als Leser mit dem Schicksal der einzelnen mitfühlen konnte.
Fazit:
Für mich eine klare Leseempfehlung.
Ein schwieriges emotionales Kapitel unserer Vergangenheit, sowie deren Auswirkungen für die heutige Zeit – eindringlich, mit emotionaler Tiefe, ohne Verurteilung der Personen erzählt.