Viel Potential, das durch eine verwirrende Erzählweise verschenkt wird
Die Kosmetikerin"Die Kosmetikerin" von Melba Escobar handelt von der jungen Kosmetikerin Karen, die in dem renommierten Beautysalon "Haus der Schönheit" ihr Geld verdient. Eines Tages behandelt sie eine Schülerin, die ...
"Die Kosmetikerin" von Melba Escobar handelt von der jungen Kosmetikerin Karen, die in dem renommierten Beautysalon "Haus der Schönheit" ihr Geld verdient. Eines Tages behandelt sie eine Schülerin, die nach Schnaps riecht und für ein bevorstehendes Date hübsch machen möchte. Karen erfährt wenige Tage später, dass die Schülerin tot in ein Krankenhaus eingeliefert wurde - und sie ist die letzte, die das Mädchen lebend gesehen hat.
Die Mutter der Toten sucht sie im Salon auf und fragt Karen über ihre letzte Begegnung mit ihrer Tochter aus. Weiß Karen etwas, das sie verschweigt? Doch Karen hat selbst genug Probleme, vor allem finanzielle, die es zu bewältigen gilt. Doch wie kommt man in der unnachgiebigen Welt der Stadt Bogotá als junge Frau schnell zu Geld?
Das Buch beinhaltet eine Story, die mich zeitgleich aufgewühlt wie ergriffen hat. Karen, die einfach nur versucht, genug Geld zu verdienen, damit sie ihren vierjährigen Sohn zu sich holen kann, gerät in eine Geschichte, die um ein vielfaches zu groß für sie ist und mit ihr spielt wie ein Hund mit einem Gummihuhn. Ihre Kundin Claire, eine Psychoanalytikerin, sieht in ihr eine wahre Schönheit, eingehüllt in Melancholie und möchte ihr helfen. So weit so gut. Mehr kann ich vom Inhalt nicht erzählen, sonst spoiler ich gnadenlos.
Das Werk bekommt deswegen leider nur 3*, weil die Erzählweise sehr verwirrend ist. Oft kommt die Ich-Perspektive zum Einsatz, jedoch bei unterschiedlichen Personen, ohne am Anfang der (kurzen) Kapitel einen Hinweis auf den Charakter zu geben. Lediglich Karen bekommt eine Vogelperspektive.
Der Schauplatz wird so ausladend beschrieben, dass ich wirklich nie in einen Bus oder Taxi in Bogotá steigen will. Auch manche Stilmittel, die zum Skizzieren der Szenen genutzt werden, haben mich sehr beeindruckt. Doch der Lesefluss wollte sich einfach nicht einstellen, weil ich bei der Hälfte des Buches nicht wusste, mit wem ich gerade unterwegs bin. Trotzdem ist es ein lesenswertes Buch mit einer Botschaft zu einem Thema, das bis jetzt noch nicht in meinem Blickfeld war.