Lee Miller ist Fotografin und Kriegsreporterin. 1929 lernte sie in Paris den berühmten Fotografen und Künstler Man Ray kennen und lieben. Er lehrte sie die Fotografie, sie wurde seine Muse. Doch Lee will nicht im Schatten eines anderen stehen, sie will selbst etwas sein und ernstgenommen werden.
Im Zweiten Weltkrieg ist Lee als Kriegsreporterin tätig, schießt Fotos in von Bomben zerstörten Städten, im besiegten Deutschland und den befreiten Konzentrationslagern. Sie wird berühmt, doch zu einem hohen Preis.
Das Buch ist mit viel Liebe zum Detail verfasst. Es nimmt sich viel Zeit und geht auch immer wieder am Rande auf die Kunst der Fotografie in den 1930er Jahren ein, als man noch ein Experte für Chemikalien sein musste, damit die Fotos etwas wurden. Die Handlung springt allerdings ständig hin und her zwischen der „Gegenwart“ einer gealterten Lee, die ihrem Ruhm nicht mehr gerecht werden kann, dem Höhepunkt ihrer Karriere während des Zweiten Weltkrieges und ihrer teilweise schrecklichen Erfahrungen zu dieser Zeit und ihren Jahren mit Man Ray, als sie die Liebe zur Fotografie entdeckte.
Es ist eine faszinierende Zeit, Paris in den 1930er Jahren und gerade auch die Künstlerszene. Aber leider hat es das Buch nicht geschafft mich emotional zu packen. Immer wieder dachte ich mir, „oh das muss aber heftig gewesen sein“, aber von Lee kommen keine Emotionen bei mir an. Ich weiß nicht, ob das Absicht ist, um zu zeigen, welchen Tribut das Leben, dass sie führt von ihr fordert, oder ob es keine Absicht ist und vielleicht auch an mir liegt, aber Fakt ist nun mal, dass mich das Buch nicht hat packen können. Stellenweise empfand ich es als deprimierend, langatmig und sogar langweilig. Es gab auch immer wieder interessante Passagen, besonders die Kriegserlebnisse, aber die Handlung dazwischen zog und zog sich. Manchmal habe ich ernsthaft überlegt, nur noch die Kriegskapitel zu lesen und den Rest auszulassen. Ich habe mich durchgebissen, aber mein Fall war das Buch leider nicht.
Die Charaktere konnten mich alle nicht emotional erreichen. Der Hauptfokus lag auf der durchwachsenen Beziehung zu Man Ray, aber auch hier konnte mich die „Liebesgeschichte“ einfach nicht packen. Vor allem diese Passagen zogen sich oft wie Kaugummi. Mir waren letztlich weder Lee noch Man Ray wirklich sympathisch.
Am spannendsten sind die Kriegskapitel, so schrecklich diese Erlebnisse teilweise auch sind. Aber hier merkt man die Fotografin, hier merkt man, wie gut Lee wirklich ist und was sie kann. Sie lässt die Gräuel des Krieges durch ihre Bilder lebendig werden. Aber leider erfährt man als Leser über diese Zeit nicht viel. Die Kapitel sind immer sehr kurz und auch hier spürte ich kaum Emotionen. Ich hätte mir den Fokus mehr auf dieser Zeit gewünscht.
Fazit: Leider wird das Buch für mich seinem Potential nicht gerecht. Lee Miller wird in der „Gegenwart“ als verzweifelte, verbitterte und deprimierte Frau dargestellt, nichts ist mehr von der Frau übrig, scheint es, die im Krieg ihr Leben riskierte. Das entspricht zwar den historischen Tatsachen, doch man erfährt nicht, wie es dazu kam. Man erfährt nicht, warum sie jetzt so ist. Der Hauptfokus liegt auf der Liebesgeschichte mit Man Ray, die bei mir nicht übergesprungen ist. Ich habe mich leider oft gelangweilt. Ich hatte einfach gehofft, man erführe mehr über die berühmte Kriegsjournalistin Lee Miller, deren Werke bis heute bekannt sind, doch ich habe nicht das Gefühl, nach der Lektüre des Buches bedeutend mehr über sie zu wissen, als das, was allgemein bekannt ist und das ist einfach schade.
Von mir bekommt das Buch ganz knappe 2 Sterne, mehr war leider nicht drin.