Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2017

Jugendroman, der Hoffnung und Mut macht, für die eigenen Wertvorstellungen zu kämpfen

Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm
0

Die 16-jährige Maggie lebt zusammen mit ihrer Mutter Laura und ihrer kleinen Schwester Ronnie in Chicago. Enge Bezugspersonen von Maggie sind ihre Großmutter - Nanny Ei - und ihr nur zehn Jahre ältere ...

Die 16-jährige Maggie lebt zusammen mit ihrer Mutter Laura und ihrer kleinen Schwester Ronnie in Chicago. Enge Bezugspersonen von Maggie sind ihre Großmutter - Nanny Ei - und ihr nur zehn Jahre ältere Onkel Kevin, einem Rockmusiker, der ihr die Liebe zur Musik näher bringt. Als Laura sich in den Iren Colm verliebt und nach nur vier Monaten heiratet, müssen die beiden Mädchen mit ihr nach Irland in das Städtchen Bray ziehen.

Maggie ist dort eine Außenseiterin und lernt lange nicht so schnell wie Ronnie neue Freunde kennen. Sie vermisst ihren Onkel, von dem sie sich aufgrund eines Streits mit Laura nicht einmal mehr vor ihrer Abreise verabschieden konnte. Sie zehrt allerdings noch von dem letzten gemeinsamen Erlebnis, einem Pearl Jam-Konzert, das sie begeistert hat.

Am Telefon berichtet ihr Kevin von einem Nirvana-Konzert im Februar in Rom, zu dem sie unbedingt hinmüsse. Für Maggie ist dies utopisch, da ihre Mutter ihr den Besuch niemals erlauben würde. Was Maggie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist, dass Kevin nicht nur das Rockstar-Image von Kurt Cobain verkörpert, sondern selbst drogenabhängig ist.

Während Maggie mit Gleichaltrigen nicht viel anfangen kann und auch zu ihrer Mutter ein eher unterkühltes Verhältnis hat, fasst Maggie Vertrauen zu dem 99-jährigen Nachbarn Dan Sean, dem sie im Gegensatz zu ihrer Mutter alles erzählen kann.
Einzig mit ihrer Mitschülerin Aíne freundet sich Maggie eine Weile an, durch die sie erste sexuelle Erfahrungen mit Paul sammelt, die sie aber eher abschrecken, da sie keinerlei Gefühle für ihn empfindet.
Ihre melancholische Stimmung und das Gefühl des Alleinseins legt sie erst ab, als sie Eoin kennen lernt. Auch er hatte keine leichte Kindheit und lebt bei seiner Tante, wo er neben der Schule in ihrem Pub jobbt.

Als Maggie ein furchtbarer Schicksalsschlag ereignet, ist es Eoin, der sie auffangen kann und mit dem sie heimlich nach Rom fährt, um das legendäre Nirvana-Konzert zu besuchen, das für viele Fans eine Art "religiöses Erweckungserlebnis" ist. Maggie und Eoin verbringen eine wunderschöne Zeit miteinander auf ihrem kleinen Roadtrip nach Rom und sind dort zum ersten Mal in ihrem Leben rundum glücklich, bis die Carabinieri sie zusammen mit der besorgten Laura abholen.
Zurück in Bray wird Mary vor die Wahl gestellt: entweder sie wird von der Schule verwiesen oder sie darf Eoin nicht mehr sehen...

"Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm" ist ein Jugendroman, der den Leser musikalisch in die Jahre 1993/1994 zurückversetzt. Auch wenn das Cover des Buches an das Nirvana-Album "Nevermind" angelehnt ist, muss man kein expliziter Fan der Grunge-Band sein, um das Buch zu lesen. Es ist über lange Strecken ein sehr melancholischer Roman mit traurigen Schicksalen.
Erst die aufkeimende Liebe zwischen Maggie und Eoin ändert die Stimmung, gibt Hoffnung und macht Mut, für seine eigenen Wertvorstellungen zu kämpfen. Der Leser begleitet Maggie auf dem Weg zum Erwachsenwerden, auf dem sie sich die Freiheit und Unabhängigkeit von ihrer wankelmütigen Mutter erkämpft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Lesespass
  • Thema
Veröffentlicht am 16.12.2016

Betriebsanleitung eines Serienkillers - kein Thriller für Zartbesaitete

Die Poesie des Tötens
0

Max West ist ein erfolgreicher Ghostwriter aus Wien, der bereits mehrere Bestseller veröffentlicht hat. Eines heißen Sommers wird West von einem Christopher Kleist erpresst, innerhalb von sieben Wochen ...

Max West ist ein erfolgreicher Ghostwriter aus Wien, der bereits mehrere Bestseller veröffentlicht hat. Eines heißen Sommers wird West von einem Christopher Kleist erpresst, innerhalb von sieben Wochen ein Buch über fünf Morde zu schreiben, anderweitig werde er seine fünfjährige Tochter Ella, für deren Entführung Kleist gesorgt hat, nicht wieder sehen.

Max und seine Frau Livia, eine Psychiaterin, befinden sich zunächst in einer Schockstarre, als ihnen bewusst wird, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruhen wird und dass bisher erst ein Mord geschehen ist. Kleist selbst ist der Mörder, der sich zu allem Überfluss bei den Wests in der Villa in Wien einnistet. Wie selbstverständlich nimmt er an ihrem sozialen Leben teil und erzählt Max für das Buch seine persönliche Lebensgeschichte. Aus Sorge um seine Tochter lässt sich Max auf das perfide Spiel ein und beginnt mit dem Schreiben. Je länger Kleist bei ihnen wohnt, desto mehr kann er sich in ihn hineinversetzen und seine unzusammenhängenden Gedankengänge und die Beschreibungen der sadistischen Morde zu Papier bringen, so dass auch der überhebliche Kleist mit der Schreibweise einverstanden ist. Ganz Wien ist in Angst vor dem Serienkiller, die Polizei tappt im Dunkeln, findet jedoch an allen Tatorten handsignierte Bücher von West.

Während Max das Buch verfasst, versucht Livia das kranke Gehirn von Kleist zu analysieren, um die Ursachen für sein Handeln zu eruieren und möglicherweise einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Ella in Erfahrung zu bringen.

"Die Poesie des Tötens" ist kein Thriller für Zartbesaitete. "Die Betriebsanleitung eines Serienkillers" beginnt unmittelbar mit dem ersten Mord, der grausam detailliert beschrieben wird. Dass sich der Mörder und Entführer der Tochter dann auch noch allgegenwärtig im Zuhause der Wests breit macht, ist fast schon so erbarmungslos wie die unmenschlich sadistischen Morde selbst.

Fasziniert fiebert man als Leser dem Ende der sieben Wochen entgegen, ob es tatsächlich zu einer Veröffentlichung des Thrillers und zu einer Freilassung von Ella kommen wird. Gleichzeitig fragt man sich, wie Max und Livia damit weiterleben können, durch ihr Wissen Mitschuld an mehreren Morden zu haben.

Selten habe ich einen Thriller gelesen, bei dem man dem Mörder so nahe kommt und dennoch keinerlei Sympathien für ihn oder sein Schicksal empfinden kann. Sprachlich-stilistisch wird der Leser durch den Wechsel zwischen Fiktion, akribischen Beschreibungen der Morde und dem gegenwärtigen Handlungsverlauf in den Bann gezogen, wobei mir das Geschwafel von Kleist und die geselligen "Freitagsrunden" mit den Freunden der Wests zu ausufernd dargestellt waren und für mich den Spannungsbogen unterbrochen haben.

Veröffentlicht am 12.12.2016

Bezaubernde Liebesgeschichte im vorweihnachtlichen Ambiente von New York

Winterzauber in Manhattan
0

Hayley Walker ist Ende 20 und alleinerziehende Mutter der sehr aufgeweckten neunjährigen Angel. Die beiden führen ein bescheidenes, aber glückliches Leben bis Hayley zufällig mitbekommt, dass es der größte ...

Hayley Walker ist Ende 20 und alleinerziehende Mutter der sehr aufgeweckten neunjährigen Angel. Die beiden führen ein bescheidenes, aber glückliches Leben bis Hayley zufällig mitbekommt, dass es der größte Weihnachtswunsch ihrer Tochter ist, ihren Dad kennen zu lernen.

Hayley hatte vor zehn Jahren in New York einen folgenschweren One-Night-Stand und keine Kontaktdaten von Angels Vater. Mit den rudimentären Angaben, die er ihr gegenüber gemacht hatte, recherchiert sie im Internet, kann aber über den belgischen Künstler nicht viel mehr in Erfahrung bringen, als dass er immer mal wieder in Galerien ausgestellt hat und sich möglicherweise immer noch in New York aufhält.

Sie beschließt, weder ihrer Tochter noch ihrer Mutter etwas über ihre Suche zu erzählen und die Weihnachtsferien mit Angel bei ihrem Bruder Dean in New York zu verbringen. Vor Ort möchte sie weiter nach Michel suchen, um ihrer Tochter ihren Herzenswunsch zu erfüllen.
In New York wird der Leser in eine vorweihnachtliche Atmosphäre versetzt, in der Hayley und Angel die Stadt erkunden, Sehenswürdigkeiten und vor allem verschiedene Galerien besichtigen. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihrem Bruder Dean trifft Hayley zufällig auf den attraktiven Oliver Drummond, dem sie aus einer misslichen Situation verhilft. Sie ahnt nicht, dass es sich bei ihm um den Eigentümer der Millionen-Softwarefirma handelt, bei der auch ihr Bruder arbeitet.


Oliver hat immer wieder mit Herzproblemen zu kämpfen, weshalb er davon ausgeht, dass auch er unter demselben Gendefekt wie sein Bruder leidet, der mit 30 Jahren verstorben ist. Auch sein Vater ist nicht alt geworden. Sein Leben versüßt er sich deshalb mit immer anderen Frauen, denen er als Millionär einen Wunschtraum wie einen Helikopterflug über New York erfüllt, um sie damit zu verführen.
Um sich nicht von ihrem Bruder abhängig zu machen und Angel dennoch die Stadt zeigen zu können, sucht sich Hayley einen Aushilfsjob in New York und erhält zufällig eine Arbeitsstelle als Reinigungskraft bei Cynthia, Olivers Mutter, die aber Hayleys Talent erkennt und ihr die kreative Leitung für einen von ihr zugunsten der Stiftung ihres verstorbenen Mannes organisierten Wohltätigkeitsballs überträgt.

Unabhängig davon begegnen sich Oliver und Hayley immer wieder, zwischen denen die Anziehungskraft zu spüren ist. Sie verlieben sich ineinander, aber Oliver hat aufgrund seiner tödlichen Erkrankung Angst, auf sein Herz zu hören und sich an Hayley zu binden. Mit einem Detektiv kann er jedoch Hayley helfen, Angels Vater ausfindig zu machen

Ob es auch für Hayley und Oliver ein Happy End geben wird?

"Winterzauber in Manhattan" ist genau das, was sich der Leser aufgrund des herrlich kitschigen Glitzer-Covers verspricht: ein bezaubernd romantischer Liebesroman mit (vor)weihnachtlichem Ambiente in New York. Überspitzt formuliert, ist Hayley eine hübsche, aber arme junge Frau, die bisher als alleinerziehende, berufstätige Mutter keine Zeit für die Liebe hatte und nun alles auf sich nimmt, um ihre Tochter glücklich zu machen. Oliver ist dagegen der auf den ersten Blick oberflächliche Millionär, der die Frauen aufgrund seiner Position großspurig ausnutzt, aber niemanden näher an sich heranlässt. Die Mitarbeiter seiner Firma sind ihm gleichgültig und auch Weihnachten - da Fest der Liebe und Familie - lehnt er aufgrund seiner tragischen Familienverhältnisse ab. Unter der harten Schale ist Oliver aber ein sensibler, einfühlsamer Mann, der versucht, das Beste aus seinem schweren Erbe zu machen.

Einziger Schwachpunkt des Romans ist die Rolle der Angel. Für ein neunjähriges Mädchen war mir das wandelnde Lexikon zu reif, sprach und verhielt sich manchmal erwachsener als Hayley, lieh sich sogar ihre Kleidung und wirkte schon fast überlegen

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus Charles Dickens' "Weihnachtsgeschichte", "Der Grinch" und "Das Wunder von Manhattan", eine vorhersehbare Liebesgeschichte mit einer spannungserhaltenden Portion Dramatik und einem Hauch Kitsch, der aber für Weihnachten passend ist und dem Leser das Herz aufgehen lässt. Trotz der annähernd 600 Seiten wirkt der Roman nicht überfrachtet oder gar langatmig, wozu die liebenswürdigen Charaktere und die drei unterschiedlichen Handlungsstränge aus lebensgefährlicher Erkrankung von Oliver, Suche nach dem Vater von Angel und die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Hayley und Oliver beitragen.

Veröffentlicht am 10.12.2016

Unterhaltsamer und zugleich bewegender Roman über Liebe und Familie und die Suche zu sich selbst

Vergiss ihn nicht
0

Alice Love ist 39 Jahre alt, als sie unglücklich im Fitnessstudio stürzt und aufgrund ihrer Kopfverletzung an Amnesie leidet. Sie ist überzeugt, dass es 1998 und sie, verliebt und frisch verheiratet mit ...

Alice Love ist 39 Jahre alt, als sie unglücklich im Fitnessstudio stürzt und aufgrund ihrer Kopfverletzung an Amnesie leidet. Sie ist überzeugt, dass es 1998 und sie, verliebt und frisch verheiratet mit Nick, schwanger mit ihrer ersten Tochter, der "Rosine", ist. Tatsächlich ist es zehn Jahre später, Alice und Nick haben sich kürzlich getrennt und befinden sich in einem Sorgerechtsstreit um die drei gemeinsamen Kinder.

Alice ist entsetzt über ihr Leben, das sie sich so nicht vorgestellt hat. Die gereifte Alice, sie sportlich und sehr gesundheitsbewussst lebt, sich in ihrer Freizeit in den Schulen ihrer Kinder engagiert und diese zwar fürsorglich, aber sehr streng und mit einem tagesfüllenden Programm erzieht, kann sie selbst nicht leiden. Auch ihre "Freundinnen" und Mütter der Mitschüler ihrer Kinder sind ihr überwiegend zuwider.

Sie möchte nichts sehnlicher, als den Streit mit Nick beenden, dessen Grund sie gar nicht kennt und ein alltägliches Familienleben zusammen mit den drei Kindern führen, die ihr noch völlig fremd sind. Vor allem mit der ältesten Tochter Madison scheint es ungelöste Konflikte mit der heutigen Alice zu geben, die diese auf die sich immer noch wie 29-jährig fühlende Alice überträgt.

Als Alice sich auch noch bewusst wird, dass sie eine Beziehung zu dem netten, aber eher langweiligen Schuldirektor ihrer Kinder eingegangen ist, begreift sie, dass sie alles dafür tun muss, ihre Ehe mit Nick zu retten. Der scheint jedoch zutiefst enttäuscht von Alice zu sein.
Ihr vergangenes Leben versucht sie mit Hilfe ihrer Schwester Libby aufzudecken, bis ihre eigenen Erinnerungen ganz langsam zurückkehren.

"Vergiss ihn nicht" hatte meiner Meinung nach eine zu lange Einleitung, in welcher Alice erst erklärt werden musste, dass zehn Jahre ihres Lebens aus ihrem Gehirn gelöscht sind. Weiterhin wurden ihre Ängste um das Kennenlernen mit ihren drei Kindern und die Tatsache, dass sie von ihrem Ehemann getrennt lebt, breit vor der eigentlichen Begegnung nach knapp 300 Seiten thematisiert.
Durchhaltevermögen ist gefragt, aber dann entwickelt sich eine liebenswürdige Geschichte um die eigentlich sympathische Alice, welche Fehler sie in der Vergangenheit gemacht hat, und ob sie es schafft, dies wieder zu korrigieren. Dabei wird sie zwangsläufig mit allerlei komischen als auch tragischen Situationen und Erinnerungen konfrontiert.

Der Roman ist aus Sicht von Alice geschrieben, bezieht allerdings auch die Perspektive ihrer Schwester Elizabeth, genannt Libby, mitein, die sich in Tagebucheinträgen an ihren Psychotherapeuten öffnet sowie die Pflege-Großmutter Frannie, die einen Blog betreibt, auf welchem sie über ihr Leben und das ihrer beiden "Enkelinnen" Alice und Libby berichtet, um dich sie sich seit deren Kindheit kümmert, als der Vater verstorben ist und die Mutter mit der Situation und der Erziehung ihrer Töchter überfordert war.
Berührt haben mich vor allem auch die Reflexionen von Libby, deren Leben sich aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches nur noch um IVF-Zyklen, Spritzen und Arzttermine dreht. Sichtlich überfordert nach zahlreichen Fehlgeburten und der sinkenden Wahrscheinlichkeit, in ihrem Alter doch noch schwanger zu werden, möchte sie nach einem Nervenzusammenbruch die Kinderwunschbehandlung einstellen.

"Vergiss ihn nicht" ist ein unterhaltsamer und gleichzeitig bewegender Roman über Liebe und Familie, der thematisiert, wie man sich im Alltagstrott über die Jahre verändert und beschreibt den Weg zweier Frauen auf der Suche zu sich selbst.

Veröffentlicht am 26.11.2016

Roman mit „Familien-Kachelofen-Gefühl“

Hasen feiern kein Weihnachten
0

Die 35-jährige Tessa plant wie bereits in den letzten drei Jahren zuvor mit ihrem Freund und Weihnachtsmuffel Ole über die Feiertage nach Thailand zu fliegen.
Als sie von ihrer Firmenweihnachtsfeier früher ...

Die 35-jährige Tessa plant wie bereits in den letzten drei Jahren zuvor mit ihrem Freund und Weihnachtsmuffel Ole über die Feiertage nach Thailand zu fliegen.
Als sie von ihrer Firmenweihnachtsfeier früher nach Hause kommt, überrascht sie Ole inflagranti mit ihrer Nachbarin auf dem Sofa. Ohne eine Erklärung abzuwarten, wirft ihn Tessa gedemütigt aus der Wohnung. Als die erste Wut verflogen ist, fällt sie in ein Liebeskummerloch, lässt sich aber von ihrer besten Freundin Nadja davon überzeugen, alle Kontaktversuche von Ole zu ignorieren.

Traurig und allein möchte Tessa die Weihnachtstage nicht in Berlin verbringen und fährt zu ihren Eltern nach Kappeln, einem beschaulichen Ort an der Ostsee. Für ihre Eltern ist Weihnachten ein ganz besonderes Fest, auf das sie sich akribisch, aber liebevoll mit allerlei Kitsch und kulinarischen Köstlichkeiten bereits Wochen im Voraus vorbereitet haben. Sie freuen sich, dass an diesen Tagen die ganze Familie, neben Tessa auch ihre beiden Schwestern Susanne und Maren, zusammenkommt.

Susanne ist verheiratet und Mutter einer 9-jährigen Tochter und die einzige der Geschwister, die in Kappeln geblieben ist. Sie fühlt sich mit der Verantwortung für die alten Eltern allein gelassen. Maren ist die jüngste der Töchter, Karrierefrau und wohnt in München. Tessa kann Marens überhebliche Art nicht leiden, während Maren der Meinung ist, dass Tessa zu wenig aus ihrem Leben mache.

Konflikte sind vorprogrammiert - gerade an Weihnachten, wenn alles besonders harmonisch und perfekt verlaufen soll - und dann taucht am 1. Feiertag auch noch der reumütige Ole auf, um Tessa zurückzugewinnen.
Inzwischen hatte Tessa allerdings ein Auge auf ihren ehemaligen Mitschüler Sven geworfen, der sich vom pummeligen Strickpulli-Träger zum attraktiven Mann entwickelt hat.

"Hasen feiern kein Weihnachten" ist ein Roman, der den Leser in Weihnachtsstimmung versetzt. Man erlebt Heiligabend und die beiden Feiertage so mit, wie sie in vielen Familien ähnlich verlaufen. Traditionen werden gepflegt, die Familie trifft sich bei gutem Essen, aber kleinere Streits blieben bei all der gewünschten Harmonie nicht aus.
Tessa verarbeitet mit dem Abstand nach Berlin das Beziehungsende und wird sich - nicht nur durch die Sticheleien ihrer kleinen Schwester - bewusst, dass sie sich auch beruflich verändern muss, um sich kreativer entfalten zu können. Das Wiedersehen mit Sven zeigt ihr zudem, dass die Chance auf ein Liebesglück auch mit Mitte 30 noch nicht vergangen sein muss.

Ich habe den leicht zu lesenden Roman fast in einem Rutsch gelesen und konnte das heimelige Gefühl von Tessa, das "nach Hause kommen" und das Gefühl von Geborgenheit in der für sie schwierigen Phase der Trennung gut nachvollziehen.
Zudem hatte der Roman auch einen aktuellen politischen Bezug, da sich Kappeln und insbesondere Tessas Vater Willy für die Unterstützung von Flüchtlingen engagiert. Aufgrund der erhöhten Spendenbereitschaft der Menschen zu Weihnachten passte das Thema auch gut zu dieser sonst eher leichten Lektüre.

Dennoch hätte ich mir mehr Tiefgang des Romans gewünscht. Insbesondere fand ich es nach all der Enttäuschng mit Ole verfrüht von Tessa, Gefühle für Sven zu entwickeln, den sie eigentlich gar nicht kannte. Darüber hinaus wurden am Ende Themen wie Patientenverfügung und der unerfüllte Kinderwunsch von Maren angesprochen, die in diesem Roman aber keinen Platz hatten und ein wenig verloren wirkten. Eine alleinige Beschränkung auf traditionelles Weihnachten zu Hause und Tessas Gefühlswelt sowie ihre Entscheidung, sich beruflich zu verändern, hätten den Roman stimmiger gemacht.