Vorab ein paar Worte zur Gestaltung: Das Buch ist unglaublich schön gestaltet! Das Cover ist ein Traum, die Blumen gehen um den gesamten Schutzumschlag herum und das goldene S schimmert wunderschön. Für mich gehört das Cover zu den schönsten, die ich jemals gesehen habe! Die Innengestaltung ist dafür schlicht. Dort wird das Cover nicht aufgegriffen, was aber nicht stört. Was ich persönlich sehr angenehm fand, waren die sehr glatten Seiten, sie fühlten sich richtig gut an.
Clara hat die Glasknochen-Krankheit. Aufgrund der zahlreichen Brüche, die sie als Kind erlitten hat, ist ihr Körper gezeichnet. Dennoch hat es Clara geschafft ihren Weg zu finden. Sie, die sie als Kind als einzige Ablenkung Bücher hatte, ist nun – durch einen Zufall – Botanikerin.
1914 nimmt sie den Auftrag an, in Shadowbrook den Aufbau eines Gewächshauses mit exotischen Pflanzen zu überwachen.
Doch etwas stimmt nicht in diesem Haus. Die meisten Zimmer sind verlassen, der Hausherr viel auf Reisen, die Dienstmädchen und die Haushälterin benehmen sich merkwürdig. Angeblich soll es nachts im Haus spuken. Clara glaubt nicht an Geister und will das Rätsel lösen. Wird sie es schaffen, oder bringt sie ihre Neugierde in tödliche Gefahr?
Das Buch beginnt damit, dass Clara ihre Kindheit beschreibt, die geprägt ist durch ihre Krankheit und die Einschränkungen, die diese mit sich bringt. Nahezu alles ist gefährlich für sie: eine Tischkante, ein Rempler, alles könnte ihr wieder einen Knochen brechen. Aus diesem Grund darf sie das Haus nicht verlassen, dass auf ihre Bedürfnisse hin umgestaltet wurde. Als dann endlich der Arzt erklärt, sie sei „ausgewachsen“ und könne nun das Haus verlassen, da ihre Knochen nun stabiler seien, schwebt Clara fast vor Glück, bis sie die Blicke bemerkt und das Getuschel über ihren gezeichneten Körper. Sie erkennt, dass sie nicht dazugehört.
An dieser Stelle hätte ich sie unglaublich gern in den Arm genommen! Sie tat mir so schrecklich leid! Doch sie ist auch kein einfacher Mensch. Sie ist sehr direkt, für die damalige Zeit zu direkt, um nicht anzuecken. Aber sie ist auch schlau und durchaus sympathisch.
Immer wieder klingt an, dass Clara die Geschehnisse als Rückblick schreibt und deutlich mehr weiß, als der Leser. Sie spricht gelegentlich von der Zukunft, was die Leute in einigen Monaten sagen werden oder wie sie sich optisch verändern wird.
Mir kam das Buch stellenweise vor, wie eine Mischung aus „Jane Eyre“ und „Northanger Abbey“. Sehr düster, mysteriös und undurchsichtig. Das Erzähltempo ist sehr, sehr langsam. Die Handlung plätschert vor sich hin und man bekommt immer wieder kleine Hinweise, kann sich aber die ganze Zeit über sein eigenes Urteil bilden. Welchem der Charaktere glaubt man? Welchen Tratsch und welche Gerüchte hält man für wahr?
Das Beste am Buch ist die Wendung kurz vor Schluss. Was da passiert, kann ich natürlich nicht verraten, aber das hatte ich wirklich überhaupt nicht erwartet und war richtig begeistert davon! Es wurde extrem spannend und die Enthüllungen folgten Schlag auf Schlag.
Ich habe nur einen Kritikpunkt und das ist das offene Ende. Es passt zum Buch, ja und es macht auch wirklich Sinn und rundet die Geschichte ab, aber ich persönlich mag einfach Enden lieber, die nicht so offen sind. Aber wie gesagt, es passt zum Buch, deswegen ist es nur ein persönlicher Kritikpunkt und keinesfalls etwas, wofür ich Sterne abziehen würde.
Fazit: Mir hat das Buch sehr, sehr gut gefallen. Ich fand es klasse, wie langsam sich die Handlung entfaltet hat, aber dennoch nicht langweilig wurde. Vom Stil her erinnerte mich das Buch immer wieder an „Jane Eyre“ und „Northanger Abbey“, beide erschufen, ebenso wie dieses Buch, dieses gewisse Gefühl dem jeweiligen Haus gegenüber. Man spürt einfach beim Lesen, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Dass es Geheimnisse gibt.
Mich hat die Wendung und Auflösung sehr überrascht, im positiven Sinne. Ich hatte beides absolut nicht vorhergesehen und war deswegen umso begeisterter. Für mich ist das Buch durch und durch stimmig.
Am Anfang tut sich der eine oder andere vielleicht mit dem Stil und der langsamen Art des Erzählens schwer, aber bitte, bleibt dran, es lohnt sich!
Von mir bekommt das Buch volle 5 Sterne!