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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2016

Von Kopisten und Studenten

Die Rose der Welt
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Sorbon, 1223: Die beiden Freunde Robert und Paul haben einen großen Traum. Sie wollen nach Paris, an die frischgegründete Universität und dort studieren. Doch während Paul ohne Probleme dort als Kopist ...

Sorbon, 1223: Die beiden Freunde Robert und Paul haben einen großen Traum. Sie wollen nach Paris, an die frischgegründete Universität und dort studieren. Doch während Paul ohne Probleme dort als Kopist ansässig wird, kann Robert erst nach fast einem Jahr nachziehen. Nicht zuletzt, weil Paul ihn schändlich im Stich gelassen hat. Jahre später kreuzen sich ihre Wege erneut, gerade als die Freiheit der Universität am angreifbarsten ist.

Peter Prange hat einen tollen Roman über die Anfänge der berühmten Pariser Universität geschrieben. Spannend und doch informativ, taucht man schnell ein ins Geschehen und sitzt mit den Studenten in Vorlesungen, zieht durch die Kneipen, legt Prüfungen ab und erlebt immer wieder den Konflikt zwischen Glaube und Wissenschaft. Dieser spitzt sich immer weiter zu, das Denken ist gar nicht so frei wie man vielleicht erwarten wollte. Prange haucht der Geschichte Leben ein, verknüpft historische Tatsachen und fiktive Handlung sehr geschickt. Seine Charaktere laden zum Mitfiebern ein, man kann sich gut in sie hineinfühlen. Die Freundschaft zwischen Paul und Robert ist ein zentrales Thema, welches sich wie ein roter Faden durchs Buch zieht. Kleiner Wermutstropfen war für mich die tragische Liebesgeschichte, die immer mehr Raum einnahm. Ich wäre auch sehr gut ohne ausgekommen.
Insgesamt hat mir Die Rose der Welt sehr gut gefallen, ich fühlte mich immer gut unterhalten und ein bisschen an eigene Studientage erinnert ; )

Veröffentlicht am 26.11.2016

Rolandslied 2.0

Der letzte Paladin
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Im Jahre 777 nach Christus spitzt sich die Lage an der Grenze zu Andalusien zu; Franken und Mauren ringen um die strategisch so wichtige Grenzburg Roncevaux. Burgherrin ist die junge Arima, Mündel des ...

Im Jahre 777 nach Christus spitzt sich die Lage an der Grenze zu Andalusien zu; Franken und Mauren ringen um die strategisch so wichtige Grenzburg Roncevaux. Burgherrin ist die junge Arima, Mündel des Königs Karl, die bald nicht nur zwischen den Großmächten steht, sondern auch zwischen zwei Männern. Afzda stammt aus dem Lager der Mauren, Roland wird einmal in die Geschichtsbücher eingehen und im Rolandslied besungen werden…

Beim Lesen des Klappentextes könnte man glauben, dass es sich hierbei um einen süßlich-schmalzigen Liebesroman im historischen Gewand handelt. Keine Panik, ist es nicht, sonst hätte ich ihn nicht gelesen ; ) Natürlich spielt die Dreiecksgeschichte eine Rolle, der Fokus liegt jedoch klar auf der historischen Handlung. Die drei Hauptpersonen sind gut ausgearbeitet, sie haben alle so ihre Macken und Fehler, was sie sehr sympathisch macht. Dübell erzählt die Geschichte sehr flüssig und ansprechend, etwas kompliziertere historische und politische Zusammenhänge werden gut erklärt und mit der fiktiven Handlung verwoben. Das Rolandslied wird hier auf eine neue und ansprechende Art interpretiert. Die Mischung aus historischen Fakten und Fiktion ist also gut gelungen, ein Nachwort klärt darüber auf was genau der Fantasie entsprungen ist und was nicht. Mich hat „Der letzte Paladin“ über einige Fakten neu aufgeklärt, mich mit in eine aufregende Zeit genommen und dabei sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Ordentlicher Abschluss der Trilogie

Die Seiten der Welt
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Mit dem Untergang des Sanktuariums ist auch Furia verschollen, schlimmstenfalls tot. Doch ihre Freunde geben nicht auf und machen sich auf die Suche nach ihr. Die Bedrohung der bibliomantischen Welt ist ...

Mit dem Untergang des Sanktuariums ist auch Furia verschollen, schlimmstenfalls tot. Doch ihre Freunde geben nicht auf und machen sich auf die Suche nach ihr. Die Bedrohung der bibliomantischen Welt ist jedoch nicht kleiner geworden, ein wirbelndes Nichts droht die Refugien zu verschlingen. Es wird eng für die Widerstandskämpfer, verdammt eng.

Mit „Blutbuch“ findet die Trilogie von Kai Meyer einen spannenden Abschluss, der einen größtenteils an die Seiten fesselt. Liebgewonnene Charaktere kommen wieder zum Vorschein (ich liebe Furias vorwitziges Schnabelbuch), man lernt neue, interessante Figuren kennen und endlich auch weitere Hintergründe zur Adamitischen Akademie. Mir war in diesem Buch leider schlicht und ergreifend der Fokus zu sehr auf den Kampf gelegt, vom Zauber der bibliomantischen Welt, der Liebe zur Literatur blieb unterm Strich nicht viel mehr übrig als ein paar tolle Bibliotheken und Kräftemessen durch Seitenherzspalterei. Das fand ich etwas schade, denn im ersten Band hat Meyer eigentlich den Grundstein für eine zauberhafte, bibliophile Geschichte gelegt. Zwischenzeitlich blitzt diese Seite der Geschichte immer mal wieder auf, so bekommt die allseits bekannte Lesesucht hier ein ganz neues Gesicht. Der Schreibstil ist sehr angenehm, der Autor beweist immer wieder Witz und auch ein bisschen Selbstironie (ich sage nur Reise durch den Spiegel) und so bescherte mir das Blutbuch durchaus vergnügliche Lesestunden, auch wenn es mich nicht gänzlich überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 13.11.2016

Glaube ist alles

Loney
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Die Karwoche wird vom harten Kern einer kleinen Gemeinde traditionell für eine Wallfahrt genutzt. Ziel ist Loney, ein kleines Fleckchen an der rauen Küste. Im Jahr 1976 reist die Gemeinde noch verbissener ...

Die Karwoche wird vom harten Kern einer kleinen Gemeinde traditionell für eine Wallfahrt genutzt. Ziel ist Loney, ein kleines Fleckchen an der rauen Küste. Im Jahr 1976 reist die Gemeinde noch verbissener an, der neue Pastor Farther Bernard muss sich erst in die eingeschliffenen Traditionen einfinden und außerdem soll Hanny endlich von seiner Stummheit geheilt werden. Mit Gottes Hilfe natürlich, der in dem nahegelegenen Schrein schon einmal Wunder vollbracht haben soll.

Hurley hat eine dichte Atmosphäre geschaffen, die einen wirklich in den Bann zieht. Düster und neblig wie Loney selbst, kalt und ungemütlich wie die Stimmung unter den Gemeindemitgliedern. Der Stil ist sehr klar, aber etwas distanziert. Was diesen Roman so besonders macht sind die leisen Zwischentöne, mit denen die Beziehungen der Protagonisten gezeichnet werden. Der Autor nimmt uns mit in eine sehr gläubige Gemeinschaft, in der zwar augenscheinlich bibeltreu gelebt wird, aber auch Härte regiert. Erzählt wird aus der Sicht von Hannys jüngerem Brüder Tonto, der über die Geschehnisse reflektiert ohne zu werten. Die Handlung lässt sich Zeit, trotzdem war ich über weite Strecken von ihr gefesselt. Vom Ende war ich leider nicht ganz so angetan, mir erschien der Bruch zum vorherigen Geschehen dann doch etwas hart. Trotzdem würde ich Loney jedem empfehlen, der langsame, atmosphärische Geschichten mag. Hurley sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

Veröffentlicht am 02.11.2016

Starker Roman

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
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Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran ...

Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran scheitert sich ein neues Leben aufzubauen. Die zwei Teenager, die ihr Glück in Berlin versuchen wollen, weil sie in ihrem Heimatdorf keine Perspektive sehen. Die gescheiterte Künstlerin, der Alkoholiker, die ungeliebte Tochter…
Schimmelpfennig nimmt uns mit seiner episodenhaften Erzählung mit in den ganz normalen Alltag ganz normaler Leute. Ein melancholischer Unterton begleitet die Erzählung, klare Worte findet der Autor um den Leser in den Bann zu ziehen, eine kühle Atmosphäre zu zeichnen. Die Charaktere sind vielseitig und echt gestaltet, die Einzelschicksale mehr oder weniger spannend. Bewusst wird oft auf Namen verzichtet, wie auch der Autor an anderer Stelle reduziert schreibt um vieles offen zu lassen. Mich hat sein Roman überzeugt und ich hoffe, dass dies kein einmaliger Ausflug Schimmelpfennigs in die Romanwelt war.