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Veröffentlicht am 03.01.2020

für Einsteiger im Real Crime vielleicht geeignet

Der Mensch ist böse
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Worum geht’s?

Julian Hannes, bekannt als „Jarow“ mit seinem Youtube-Channel zu Kriminalfällen und Mysterien, präsentiert in diesem Buch 13 reale Geschichten aus dem Bereich der Kriminalfälle. Die Fälle ...

Worum geht’s?

Julian Hannes, bekannt als „Jarow“ mit seinem Youtube-Channel zu Kriminalfällen und Mysterien, präsentiert in diesem Buch 13 reale Geschichten aus dem Bereich der Kriminalfälle. Die Fälle sind zum Teil ungelöst und decken ganz unterschiedliche Bereiche ab. Mit Informationsseiten zwischendurch und Interviews mit dem Profiler Mark T. Hofmann wird das Buch abgerundet.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist komplett in schwarz gehalten und zeigt nur den Augenausschnitt eines Mannes, der böse guckt. Die Gesamtgestaltung ist sehr zurückhaltend, schlicht und unaufdringlich. Das Buch umfasst nach einem kurzen Vorwort des Autoren eine mehrseitige Einleitung des Profilers Hofmann zum Thema „Ist der Mensch wirklich böse?“. Im Anschluss werden 13 reale Fälle vorgestellt, die jeweils mit einer schwarzen Doppelseite mit dem jeweiligen „Falltitel“ eingeleitet und dann in kleinen Unterabschnitten abgearbeitet werden. Am Ende jedes Falles steht ein Fazit vom Autor und es folgt eine thematisch passende Informationsseite, zB zum Thema Spürhunde oder Gefängnisausbruch.

Der Schreibstil ist relativ nüchtern, wirkt jedoch etwas wie die Niederschrift von etwas Gesagtem. Der Autor baut viele Fragen in den Text ein, die er weitergehend dann beantwortet (oder auch nicht). Gelegentlich schleichen sich wertende Worte in den Text, der eigentlich die reine Situationsbeschreibung sein sollte.

Mein Fazit

Zunächst muss ich betonen, dass ich den Autor als „Jarow“ nicht kenne. Seine Youtubevideos waren mir bisher unbekannt. Nach Beendigung des Buches habe ich mir einige seiner Vides angeschaut. Hätte ich dies vorher getan, hätte ich das Buch vermutlich nicht mehr lesen wollen. Man merkt deutlich, dass Jarow beim geschriebenen Wort einen ähnlichen Stil an den Tag legt wie bei seinen Videos, nur, dass es bei den Videos passt. Aber kommen wir zum Buch:

Als Real Crime-Fan, leidenschaftlicher Real Crime-Leser und Stern Crime-Abonnent war für mich das Buch automatisch ein „Must have“. Immerhin liebe ich Kriminalgeschichten. Die Ernüchterung kam recht fix. Das Buch deckt 13 Fälle ab. Hiervon sind welche teils fast 100 Jahre alt, einige sind international, wenige national, einige ungelöst. Vor allem sind die Fälle aber eins: Für mich als Genrefan zum Großteil bekannt. Der Fall Maddie McCain, der Fall Rebecca Reusch – beide kommen im Buch vor. Von den restlichen 11 Fällen kannte ich 8 aus anderen Büchern, einem Computerspiel (Men of Medan) oder der Stern Crime. Die verbleibenden 3 Fälle waren unter anderem ein Fall aus den 1880ern, ein Fall, der mich thematisch gar nicht interessiert hat und für mich auch nicht zu den menschlichen Abgründen passt und der Fall Tigereltern, von dem ich noch nie gehört habe.

Sei’s drum, gelesen habe ich sie trotzdem. Vielleicht entdeckt man ja einmal einen neuen Aspekt. Der Aufbau der Fälle hat mir recht gut gefallen, nach einer kurze Einleitung führt der Autor durch die Fakten des Falls, präsentiert auch Theorien und Ansätze und findet am Ende dann sein eigenes Fazit. Die Fakten des Falles sind gut aufgearbeitet, die Überleitungen sind manchmal mit Wertungen oder Effekthascherei versehen. Wirklich etwas Neues habe ich nicht erfahren, für Leute, die die Fälle nicht kennen, ist aber einiges Interessantes dabei. Leider habe ich oftmals das Gefühl gehabt, dass über die Fälle nur drübergebügelt wurde. So hätte man bei vielen Fällen deutlich mehr erzählen können (und sollen) und dafür vielleicht weniger Fälle ins Buch aufnehmen sollen. Denn gerade, wenn man im Fall drin ist – ist er vorbei. Das fand ich sehr schade. Die nach jedem Fall kommenden Faktenseiten haben mir gut gefallen, wenn auch etwas kurz geraten.

Was mir leider gar nicht zugesagt hat, waren die Fazits von Jarow. Der Mehrwert ergab sich hierbei für mich nicht. Das liegt vor allem daran, dass der Autor selbst ja offenbar keine einschlägige Ausbildung hat, wie etwa der mitbeschäftige Profiler Hofmann. Daher ist es einfach eine reine „Meine Meinung zu dem Fall“-Geschichte. Das funktioniert von mir aus auf Youtube oder auch bei einem Podcast, wo man dann im Anschluss darüber diskutieren kann. Aber im Buch hat mir das nicht zugesagt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich mich gefragt habe, wieso mich die Meinung dieses Mannes interessieren sollte. Beim letzten Fall über Rebecca (laut Youtubekanal wohl Jarows Lieblingsthema momentan) gibt es noch ein Interview mit Hofmann zum Fall. Das ist ansich aber überflüssig, weil hauptsächlich mediale Fakten neu aufgearbeitet werden und von zwei Leuten bewertet werden, die gar nicht am Fall mitermitteln.

Insgesamt ist „Der Mensch ist böse“ ein strukturell gut gelungenes Buch, was jedoch in der Fallauswahl nicht wirklich überzeugen kann. Ob man mit dem Autor etwas anfangen kann, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat er nicht zugesagt und seine Meinungen und Wertungen haben mich weder angesprochen noch überzeugt. Der Profiler Hofmann, der sicher Mehrwert bringen könnte, bleibt in diesem Buch stark im Hintergrund. Für mich ein typischer Fall von jemanden, der aus seiner Bekanntheit Geld machen möchte, das nötige Handwerkszeug aber nicht mitbringt und daher seinen Erzählstil aus den Videos verschriftlicht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2019

solide New Adult Geschichte

Sinking Ships
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„Niemand vollbringt eine gute Tat, ohne insgeheim darauf zu hoffen, etwas im Gegenzug zu erhalten. So funktioniert die Welt nun mal. Nichts ist umsonst. Überall gab es das Kleingedruckte zu beachten.“ ...

„Niemand vollbringt eine gute Tat, ohne insgeheim darauf zu hoffen, etwas im Gegenzug zu erhalten. So funktioniert die Welt nun mal. Nichts ist umsonst. Überall gab es das Kleingedruckte zu beachten.“
(Carla in Sinking Ships)

Worum geht’s?

Carla ist keine typische Studentin. Nach dem Tod ihrer Mutter und der Inhaftierung ihres Vaters muss sie für ihre beiden kleineren Brüder sorgen und arbeiten, um das gemeinsame Leben zu finanzieren. Von der Liebe hält Carla nichts und von den meisten Campusaktivitäten hält sie sich fern. Doch eines Abends kommt es auf einer Geburtstagsfeier zum Streit mit einer Kommilitonin, in Folge dessen sie Carla in den Pool stößt. Carla kann aber nicht schwimmen und hat panische Angst vor Wasser. Sie denkt, ihr letztes Stündlein hat geschlagen. Doch dann kommt Mitch, Bruder ihrer Freundin Savannah, Persona non grata seit Jahren – und der Kerl, der ihr Herz höher schlagen lässt, obwohl sie sich dagegen wehrt…

Sinking Ships ist Band 2 der Flechter University-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, es kommen jedoch Charaktere vor, die man bereits aus Band 1 kennt. Zudem werden auch die Protagonisten für Band 3 weiter ausgebaut.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover in dieses Mal in grün-bläulicher Wellenoptik gehalten und verfügt als wiederkehrendes Element zu Band 1 ebenso über goldene Flakes. Das Cover gefällt mir mehr als bei Band 1, zumal es für mich zum Titel und Buch passt. Das Buch wird chronologisch durch Carla und Mitchell wechselnd in der Ich-Perspektive erzählt. Sprachlich ist das Buch angemessen für junge Erwachsene, es wird gelegentlich geflucht, an einige Stellen sprechen Charaktere zudem ein wenig spanisch. Es gibt etwas erotischen Content. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen.

Mein Fazit

Lange habe ich mit mir gehadert, ob ich Sinking Ships lesen möchte. Das lag vor allem daran, dass ich Burning Bridges vollkommen überzogen, unrund, unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar fand. Der Schreibstil der Autorin war zwar angenehm, aber Burning Bridges wollte ich so oft abbrechen, wie bisher noch kein Buch. Nach einigem Zögern habe ich dann doch zu Sinking Ships gegriffen und muss sagen: Dieses Buch war deutlich besser!

Der Einstieg fiel mir dieses Mal etwas schwer. Es dauert ein wenig, bis die Geschichte losgeht. Man hat lange das Gefühl, einen ewig langen Prolog zu lesen. Denn das Buch startet direkt mit der verhängnisvollen Party, den Vorbereitungen dazu und nach den ersten 10% kommt es dann zum Poolunfall. Diese Schlüsselszene ist sehr gut und nachvollziehbar geschrieben. Mitchell rettet Carla, die unter Schock Mitchell dann küsst. Dabei mögen sie beiden sich seit Ewigkeiten nicht, Carla lässt Mitchell stets abblitzen und ist genervt von ihm. Und somit beginnt eine ganz eigene Dynamik in der Geschichte: Carla, die Angst hat, dass andere ihr Geheimnis um die Wasserangst erfahren könnten. Die sich von Mitchell ungewollt angezogen fühlt. Mitchell, der versucht, Carla für sich zu gewinnen. Es ist eine Geschichte von einem Mädchen, die niemandem vertraut und nur für ihre Brüder lebt, dabei aber verpasst, was Schönes vor ihr steht. Im Laufe der Geschichte geht es sodann vor allem darum, ob und wie Carla und Mitchell sich annähern, wie Carla ihre Angst vor Wasser überwinden könnte und um die Zukunft von Carla und ihrer Familie. Wird Mitch Carlas Herz gewinnen können? Wird Carla ihre Angst vorm Wasser überwinden können?

Insgesamt ist – vor allem im Vergleich zu Burning Bridges – die Storyline hier deutlich zurückhaltender, bodenständiger und gefühlvoller. Damit einhergehend ist die Geschichte jedoch auch etwas langsamer, plätschert gelegentlich etwas vor sich hin und erfüllt auch zahlreiche Klischees. Während ich bei Band 1 dachte, die Autorin weiß selbst nicht, was sie möchte, wirkte Sinking Ships eher so, als wäre sie voll auf Sicherheit gegangen. Ein klassischer New Adult Roman, bei dem es um Friends to Lovers geht, garniert mit einer persönlichen Familientragödie und der Angst, dass Carla ihre Brüder verlieren könnte. Mitchell tritt dabei in meinen Augen sehr zurück. Zwar wird oberflächlich die Thematik um seine Familie und seinen Leistungsdruck angesprochen, im Verhältnis zu dem Raum, den Carlas Storylines einnehmen, wirkt er jedoch wie ein Randcharakter. Auch bei Sinking Ships gibt es wieder einige Einblicke in das niedliche Uni-Leben, inklusive Trinkspiel „Ich habe noch nie“, bei dem Carla direkt gestehen muss, dass sie noch nie einen Orgasmus hatte. Ein weiterer Punkt, den man auf die Todo-Liste zum Arbeiten im Buch notieren darf.

Gott sei Dank spielt die komplette Unterweltthematik in diesem Buch keine Rolle mehr. Das hat mich gewundert, denn Carla war in Band 1 als Wissende um die Unterwelt immer wieder eingeführt worden. Jetzt in Band 1 spielte das alles keine Rolle mehr. Ches und Creed sind aus den Fängen der Unterwelt befreit, also abgehakt. Das führte aber auch zu einer ungewollten Änderung in der Dynamik: Plötzlich sind alles ganz normale junge Erwachsene mit normalen Uniproblemen. Und damit sind wir wieder beim Thema: Das klassische New Adult Buch. Gefallen hat es mir trotzdem. Sicher war einiges nicht unbedingt innovativ, aber muss es für mich auch nicht zwingend sein. Sofern die Geschichte rund ist, überzeugende Emotionen rüberkommen und sich die Charaktere anständig entwickeln können, bin ich schon recht zufrieden.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass Carla und Mitch angenehm und bodenständig sind. Mitch ist der wirklich klassische Schwiegermuttertraum-Good Guy, während Carla die um sich schlagende, zu stolze Selfmade-Frau ist, die niemanden braucht, sich aber fast zu Tode arbeitet. Carla entwickelt sich im Buch sehr viel und darf dabei auch erkennen, dass sie nicht allein ist. Das war wirklich schön anzusehen. Mitch hingegen entwickelt sich eigentlich gar nicht. Die anderen Nebencharaktere fand ich in Sinking Ships auch deutlich angenehmer. Sie wirkten nicht so anstrengend, naiv und überzogen. Es war generell so, als hätte die Autorin an allen Ecken und Enden etwas die Regler runtergeschraubt. Das kam den Buch zugute, denn es wirkte nicht mehr wie eine überdramatisierte Collegeromanze.


Insgesamt ist Sinking Ships eine deutliche Verbesserung zu Burning Bridges, zugleich aber auch ein gewaltiger Rückschritt. Denn statt übertriebener Bad Boy Unterwelt Geschichte gibt es nun eine recht 0815-College Geschichte, die einige Klischees bedient. Dennoch war das Buch deutlich stimmiger, nachvollziehbarer und durchdachter als Band 1. Es war schön, mitzuerleben, wie Carla und Mitch sich näherkamen, und auch die Geschichte um Carlas Brüder hat mich berührt, obwohl sie sehr vorhersehbar war. Ich sehe Band 3 jedenfalls nicht mehr so schwarz entgegen, wie ich es nach Band 1 getan habe.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2019

starker Einstieg, schwaches Ende

Kissing Lessons
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„Frauen wie ich vergraulen feste Freunde. Frauen wie ich wurden noch nie von einem einzigen Jungen eingeladen. Frauen wie ich müssen ihren eigenen Weg finden, sich ihr eigenes Glück schaffen.“ (Stella ...

„Frauen wie ich vergraulen feste Freunde. Frauen wie ich wurden noch nie von einem einzigen Jungen eingeladen. Frauen wie ich müssen ihren eigenen Weg finden, sich ihr eigenes Glück schaffen.“ (Stella in Kissing Lessons)

Worum geht’s?

Das Leben als Asperger-Autistin ist nicht leicht für Stella, doch sie findet ihren Weg, damit umzugehen. In ihrer analytischen Tätigkeit als Ökonometrikerin geht sie total auf. Aber ihre Mutter möchte mehr von Stella als nur beruflichen Erfolg, nämlich: Enkelkinder. Doch zwischenmenschliche oder gar intime Kontakte? Das ist wirklich nicht Stellas Ding. Küssen und Sex sind für sie keine angenehmen Unterfangen. Kurzerhand kommt ihr daher die Idee, sich einen Fachmann als „Lehrer“ an ihre Seite zu holen. Als dann Escort Michael in ihr Leben tritt, lernt Stella nicht nur, wie man küsst und miteinander schläft, sondern ungewollt auch, wie man sein Herz verliert…

Kissing Lessons ist der erste Teil der „Kiss, Love & Heart“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, der Protagonist aus Band 2 wird hier jedoch als Randfigur vorgestellt.

Schreibstil / Gestaltung

Das hübsche Cover ist in beige mit zahlreichen verschiedenfarbigen Blumen gehalten, während der Titel in einer pink-metallic foliert ist. Das Cover wirkt sehr frühlingshaft und feminin, passt aber nicht unbedingt zum Titel oder zum Buch. Die Erzählweise des Buches erfolgt linear und in der dritten Person, jeweils mit Fokus auf Michael oder Stella, teilweise wechselt der Fokus im Kapitel auch. Der Schreibstil ist recht locker und leicht. An manchen Stellen gibt es Punkte, wo die Übersetzung (oder die Ausdrucksweise) nicht 100% rund klingt, insgesamt ist das Buch sprachlich geeignet für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält wenig explizite Sprache, allerdings einige Erotikszenen, die jedoch nicht ausführlichst geschildert werden.

Mein Fazit

Kissing Lessons war ausnahmsweise mal nicht ein Buch, was mich durch sein Cover vereinnahmt hat, sondern durch die doch recht innovativ klingende Idee einer autistischen Protagonistin. Das Buch klang für mich einerseits wie etwas, was man schon öfter gelesen hat (Fakebeziehung, gekaufte Beziehung), andererseits aber war ich gespannt, ob und wie man das Thema Asperger-Autismus in dem Buch kennenlernen wird.

Die Geschichte startet direkt mit Stella, die beim Essen von ihrer Mutter gelöchert wird. Denn ihre Mutter möchte, dass Stella endlich sesshaft wird, heiratet und ihr Enkelkinder beschert. Dass Stella mega erfolgreich in ihrem Beruf ist, interessiert zumindest ihre Mutter nur begrenzt. Dass Stella zwischenmenschliche Beziehungen Angst machen, sie permanent in Sorge ist Leute zu vergraulen und zu verletzen und insbesondere Intimität für sie unangenehm ist, spielt keine Rolle. Enkelkinder, das ist das Ziel. Und Stella möchte die Erwartungen ihrer Mutter erfüllen. Nur wie? Ihre bisherigen Beziehungen waren eine Katastrophe und Küssen, das mag sie auch nicht. Als sie auf einem Sonntag im Büro ihren Kollegen Phillip trifft und dieser ihr knallhart an den Kopf wirft, ihr würde einfach die Übung fehlen, reift in Stellas Kopf ein Plan: Ein Fachmann soll her. Denn Geld hat Stella genug. So landet Stella beim Escort Michael, der sich in großer Geldnot auf Stellas ungewöhnliches Angebot, er solle ihr Übungslektionen in Sachen Küssen und Intimität geben (inklusive Leistungsbeurteilung!), einlässt. Michael weiß nicht, wieso Stella solche Probleme mit den Sachen hat, doch er ist gewillt, ihr zu helfen. Aber schon bald müssen sich beide fragen, ob ihr Arrangement die geschäftliche Basis nicht schon längst verlassen hat…

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Ich war von Anfang an von Stella fasziniert und habe zugleich mit ihr mitgelitten. Es ist eine unangenehme Situation, dass ihre Familie von ihr erwartet, sich zu binden, wenn es ihr doch so sehr Angst macht. Die Idee, einen Escort-Mann zu beauftragen, ist gewagt, aber zugleich auch recht klug. Ein „Übungsmann“, mit dem sie ihre Unsicherheiten überwinden kann, um dann bereit zu sein für den Mann, der an ihrer Seite sein soll und will. Stella geht dabei sehr methodisch vor, hat einen detaillierten Plan und Vorstellungen, wie ihre Übungstage ablaufen sollen. Hierbei zeigt sich vor allem Stellas analytische und strukturierte Seite sehr stark. Immer wieder gibt es solche Szenen, die Einblicke in ein Gehirn geben, was durch Asperger-Autismus etwas anders tickt. Und ich fand diese Szenen wirklich grandios geschrieben. Es ist eine Mischung aus Faszination und Verblüffung, die ich empfand, wenn Stella loslegt, eine Situation zu analysieren. Es sind banale Alltagssituationen, die für die meisten Menschen so selbstverständlich sind, dass man nicht über sie nachdenkt. Für Stella aber nicht. Denn sie kann Emotionen von Menschen schwer einschätzen, äußere Einflüsse wie Licht und Lärm machen ihr zu schaffen, ihr Gehirn filtert Äußerungen anders – und so tritt sie manchmal in Fettnäpfchen, manchmal gerät sie in gefährliche Situationen und manchmal zerbricht sie sich stundenlang den Kopf, ob Pralinen und Blumen ein angemessenen Geschenk für eine Essenseinladung sind. Es war beeindruckend zu lesen. Stella kam zeitweise so unbeholfen rüber, dass sie mit leidtat, manchmal war ich von ihrem Scharfsinn und ihrer Stärke aber auch verzaubert. Es ist sicher nicht leicht, mit Autismus zu leben, und Stella versucht, das Beste daraus zu machen. Und verdammt, sie verdient jemanden, der sie liebt und schätzt, so wie sie ist. Der an ihrer Seite steht und Verständnis dafür hat. Und so war ich das ganze Buch getrieben von der Hoffnung, dass Stella so jemanden finden wird. Denn von Seite 1 an wollte ich, dass Stella glücklich wird und sich wohl fühlen kann.

Leider ist es aber so, dass das Buch mich nicht wirklich überzeugen konnte. Denn nach einem starken Start, den tollen Einblicken, einer mehr als holprigen Anbahnung zwischen Stella und Michael kommt es irgendwann unweigerlich zum Sex. Und dieser Punkt ist für mich eine Art Wendepunkt in der Geschichte gewesen. Ich weiß nicht, ob die Autorin dies so beabsichtigt hat, ob damit Stellas „neues Ich“ und eine Änderung in ihrer Persönlichkeit markiert werden sollte. Aber ab da ging für mich das Buch einfach stark bergab und verkam zu einem Standard-0815-Liebesroman mit viel Sex, wenig Persönlichkeitsentwicklung und vor allem: Jedem erdenklichen Standard-Drama, was man sich nur erdenken kann. Warum war das so? Etwa die erste Hälfte des Buches geht es darum, wie sich Stella und Michael näherkommen. Michael versucht, Stella aus ihrer starren „Planung“ rauszuholen und gibt sich dabei wirklich Mühe. Es gibt wunderbare, sehr süße Szenen mit den Beiden, es gibt auch Szenen, die mein Herz ein wenig haben schmelzen und ein wenig haben schmerzen lassen. So lernt Stella Michaels Familie kennen und es endet in einer unweigerlichen Katastrophe. Nachdem die beiden aber anfangen, miteinander zu schlafen, ist es, als würde Stella sexbesessen werden. Fortan geht es permanent darum, dass die beiden miteinander in die Kiste wollen, wie gut sich das alles anfühlt und vor allem sind Stellas Ticks auf einmal weg. Ihre Ängste, ihre Unsicherheit – alles ist plötzlich Geschichte. Zumindest bis zu dem Punkt, der erwartungsgemäß in solchen Büchern kommen muss: Der große Knall. Danach manövriert die Geschichte ein wenig wie eine Nussschale auf dem Meere hin und her, ohne wirklich Grund dafür zu geben. Man hätte sich das ganze Drama so sehr sparen können, es hätte auch ohne funktioniert. Stattdessen hätte man gerade gegen Ende hin mehr in Charakterentwicklung setzen können und sollen.

Denn Hand aufs Herz: Michael entwickelt sich im ganzen Buch eigentlich gar nicht. Er hat von Anfang an eigentlich keine große Lust auf sein Escort-Dasein, hat eigentlich eine ganz andere Begabung, die er aber aufgrund familiäre Probleme nicht ausleben kann, zumindest nicht so, wie er will. Immer wieder redet er davon, wie sehr das Fehlverhalten seines Vaters ihn geprägt hat, wirklich verstanden habe ich es aber ehrlich gesagt nicht. Der Einfluss seiner Mutter und die Angst um sie war da deutlich präsenter, wirkte für mich oftmals aber auch eher wie eine Ausrede statt eine Erklärung. Generell hatte ich das Gefühl, dass Michael überraschend eindimensional war und wenig Tiefe mitbrachte. Auch seine Entscheidungen am Ende des Buches kamen für mich irgendwie plötzlich und aus der Luft gegriffen. Stella hingegen ist da deutlich komplexer geraten, was mir sehr gut gefallen hat. Doch gerade gegen Ende hatte ich nur noch dieses „Liebe heilt alles“-Gefühl, weil Stellas Asperger-Autismus für mich kaum noch rüberkam. Garniert mit einem einwandfreien Kitsch-Happyend war ich fast schon enttäuscht, dass aus einem so starken Start ein lauwarmer Liebesroman wurde. Die zahlreichen Randcharaktere, insbesondere Michaels Familie, haben mir gut gefallen, bleiben jedoch sehr oberflächlich und ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie die „Wink mit dem Zaunpfahl“-Funktion hatten.

Und dann waren da noch die Erotikszenen… Die erste Hälfte des Buches verläuft sehr erotikarm. Mag überraschend sein, wenn man bedenkt, dass Michael immerhin Escort ist. Mir hat es aber sehr gut gefallen, denn so konnte man sich mehr auf Stella und ihr Überdenken konzentrieren. Als es dann zur Sache geht, gibt es Dirty Talk mit multiplen Orgasmen. Natürlich müssen es direkt mehrere Orgasmen sein. Immerhin soll Stella ja erfahren, wie grandios Sex sein kann. Ich fand die Sexszenen allerdings einfach nur schrecklich unerotisch. Das lag sowohl an der Ausdrucksweise als auch an der Schilderung. Es fehlte an der Sinnlichkeit und irgendwie auch an der Chemie.

Insgesamt muss ich sagen, dass Kissing Lessons ein guter Debütroman der Autorin ist und ein wichtiges, aber vor allem auch im Romance-Bereich doch eher unbeachtetes Thema um Autismus aufgreift und in eine schöne Geschichte verpackt. Allerdings verläuft vor allem die zweite Hälfte des Buches für mich deutlich zu klischeehaft wie die üblichen Liebesromane in einer fast schon 0815-Standard-Dramakurve, die für mich Stellas Probleme etwas zu sehr ausblendet und auch Michaels Probleme fast schon vergisst. Starker Einstieg, dann viel Sex bei wenig Handlung bis zum mittelmäßigen Ende – ein Buch für angenehme Lesestunden, wenn man nicht allzu viel erwartet.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 25.07.2019

erstmals nicht komplett begeistert

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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„Du hättest all diese Menschen retten müssen. Das hier geht auf dein Konto, mein Freund.“ (Lucien zu Hunter in Jagd auf die Bestie)

Worum geht’s?

Er ist entkommen. Die Nachricht ist für Robert Hunter ...

„Du hättest all diese Menschen retten müssen. Das hier geht auf dein Konto, mein Freund.“ (Lucien zu Hunter in Jagd auf die Bestie)

Worum geht’s?

Er ist entkommen. Die Nachricht ist für Robert Hunter wie ein Schlag in die Magengrube. Ausgerechnet Lucien Folter, der wohl perfideste und intelligenteste Mörder, den Hunter jemals überführt hat, konnte aus dem Gefängnis entkommen. Und er hinterlässt eine Spur aus Leichen. Doch sein Ziel ist es nicht, für immer zu verschwinden. Nein, er möchte seinen alten Studienfreund Hunter zu einem letzten Spiel herausfordern. Sein Grund: Rache. Wer wird das Duell gutes Genie gegen böses Genie gewinnen?

Jagd auf die Bestie ist der 10. Teil der Buchreihe vom die Detectives Hunter und Garcia. Das Buch kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, es empfiehlt sich allerdings, zumindest „Die stille Bestie“ gelesen zu haben.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder relativ schlicht und nichtssagend, passt jedoch gestalterisch zu den Vorgängerbänden. Der Titel ist eine direkte Anlehnung an „Die stille Bestie, Band 6 der Reihe, in dem es um Lucien Folter ging. Dennoch würde weder Cover noch Titel meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Das Buch verfügt über 110 gewohnt kurze Kapitel, wie es stets bei Chris Carter der Fall ist. Die Kapitel enden obligatorisch mit kleineren Cliffhangern. Die Geschichte wird aus Sicht eines Erzählers, teils mit Fokus auf Hunter, teils mit Fokus auf Lucien erzählt. Somit hat man stets Einsicht, was der Jäger und was der Gejagte gegenwärtig macht. Der Schreibstil ist verständlich, leicht lesbar und es entsteht ein guter Lesefluss. Chris Carter verzichtet auf komplizierte Stilmittel und verursacht lieber mit Schlichtheit und Details das große Grauen. Das Buch enthält Gewaltdarstellungen, detaillierte Beschreibungen von Leichen und ist definitiv nichts für Zartbesaitete.

Mein Fazit

Ich bin ein bekennender Chris Carter Fan. Es gibt keinen Autor, bei dem ich blind zu den Büchern greife. Die Reihe um Hunter und Garcia gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Daher war für mich klar, dass ich auch Band 10 der Reihe lesen musst. Erstmalig gibt es hierbei ein Wiedersehen mit einem alten Täter. Ich war sehr gespannt, wie der Autor dies löst.

Der Einstieg in das Buch gelang mir gewohnt einfach. Die Geschichte startet unmittelbar mit dem Ausbruchsgeschehen von Lucien, der nach Jahren in der Unterbringung auf gewohnt perfide Weise seinen Weg zurück in die Freiheit sucht. Hunter wird hiervon zeitnah informiert und das Spiel beginnt. Anders als bei „Die stille Bestie“ ist dieses Mal auch sein Partner Garcia mit dabei. Gemeinsam mit zahlreichen Behörden beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Schnell wird klar, dass Hunter die einzige Person ist, die Lucien überhaupt wieder einfangen kann. Und das sollte schnell geschehen, denn Lucien geht über Leichen.

Auch wenn ich schnell ins Buch gefunden habe, dauerte es dennoch einige Zeit, bis die Geschichte mit abgeholt hat. Vielleicht lag es daran, dass im ersten Drittel des Buches sehr viele Rückblicke und Erklärungen eingeführt wurden, damit Neu-Leser verstehen, wer Lucien ist, was ihn und Hunter verbindet und wieso er so eine Gefahr ist. Für Stamm-Leser war dies leicht ermüdend. Ich habe gewartet, dass es endlich losgeht. Denn es dauert alles seine Zeit und das war für mich bei einem Chris Carter sehr ungewohnt. Generell hatte ich lange, sicher zwei Drittel des Buches, das Gefühl, es würde kaum etwas passieren. Sicher, Lucien ist nicht untätig und es gibt nette Situationen, die es einem wirklich eiskalt dem Rücken runterlaufen lassen. Insgesamt wirkte das Buch für mich dieses Mal aber sehr gediegen in der Geschwindigkeit und ich hatte erstmals bei den 10 Büchern das Gefühl, keinen Pageturner vor mir zu haben. Während ich die Vorgängerbände wirklich teils in einem Rutsch verschlungen habe, habe ich Jagd auf die Bestie teilweise mehrere Tage liegen lassen. Erst relativ spät nahm das Buch für mich Fahrt auf, der gewohnte Chris Carter kommt wieder zum Vorschein. Perfide Situationen, psychologisch komplexe Spielchen von Lucien und Hunter sowie ein überraschendes, wenngleich auch etwas wirres Finale können das Buch noch retten. Der Weg dahin war allerdings etwas steinig.

Woran es liegt, vermag ich nicht ganz zu sagen. Vielleicht ist es, weil dieses Mal von Anfang an klar ist, wer der Täter ist und wieso er so handelt. Das war für mich ein Novum, denn gerade diese Fragen waren meist der Antrieb der Bücher. Dadurch, dass sich das Buch auf Lucien beschränkt, der zwar gern in die Trickkiste greift, aber für den Leser ansonsten ein offenes Buch ist, fehlte etwas. Es war klar, dass es zum großen Aufeinandertreffen kommen wird, nur das wie und wann war noch offen. Dadurch fühlte ich mich teilweise nicht so gut unterhalten und empfand das Buch als eher unspannend. Auch hatte ich dieses Mal das Gefühl, dass Ermittlungsarbeit kaum stattfand und so kommt es auch, dass das Aufeinandertreffen eher ein Zufallsakt ist, der von Lucien perfekt durchgeplant ist, von Hunter aber nicht. Generell wirkte Hunter in diesem Buch ungewohnt einfallslos. Zwar lehrt er dem Leser mit zahlreichen Informationen immer noch Vieles, aber es kam nicht dieses Feeling rüber wie bei den Vorgängerbänden.

Charakterlich hat das Buch wenig zu bieten. Carolos Garcia, Hunters Partner, ist anders als bei „Die stille Bestie“ mit von der Partie, geht für mich im Buch aber zu sehr unter. Oftmals ist er nur dafür da, Fragen zu stellen, die sich dem Leser aufgeworfen haben. Ansonsten ist er eine Randfigur. Gleiches gilt für die hinzugezogenen Agents, die vernachlässigbar sind. Hunter ist weiterhin der Scotch-Liebhaber und seine gegenwärtige Flamme spielt auch eine Rolle in diesem Buch, Chris Carter bevorzugt es aber mal wieder, Hunter ins Verderben zu stürzen. Lucien als böser Mastermind ist erneut erschreckend, aber zugleich eindimensional in die Geschichte integriert.

Insgesamt bleibt von diesem Buch wenig hängen. Ich habe mich nicht gelangweilt, ich hatte aber auch nicht die gleiche Lesefreude wie sonst. Für mich ist das Experiment „Fortsetzung“ gescheitert. Es fehlte hierdurch an elementar wichtigen Elementen, die den Leser bei Laune halten. Die Geschichte wirkte insgesamt nicht so rund und zufriedenstellend. Die komplexe Auflösung, die rückblickend erklärt wird, ist fast schon zu stark konstruiert und wirkt etwas wirr. Ich hoffe sehr, dass der nächste Band von Chris Carter, sofern er weiterschreibt, wieder mehr mit sich bringt. Jagd auf die Bestie ist im Vergleich zu den Vorgängerbänden eher Wunderkerze als Rakete.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.06.2019

keine Romantik, aber sehr spannend

Golden Dynasty - Größer als Verlangen
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„Er hat nie jemanden gehabt, der so für ihn kämpfte wie er für andere.“ (Der Butler zu Julia über Lucian in Golden Dynasty 1)

Worum geht’s?

Als Julia ein Jobangebot als private Krankenschwester erhält, ...

„Er hat nie jemanden gehabt, der so für ihn kämpfte wie er für andere.“ (Der Butler zu Julia über Lucian in Golden Dynasty 1)

Worum geht’s?

Als Julia ein Jobangebot als private Krankenschwester erhält, denkt sie sich nichts dabei. Ihr Auftraggeber ist sehr verschwiegen und legt Wert auf große Diskretion. Doch als sie die Stelle antritt, ist sie schockiert. Sie soll für die de Vincents arbeiten, eine der reichsten Familien des Landes – bestehend aus drei unglaublich gutaussehenden Brüdern, jeder Menge Skandalen und einer dramatischen Vergangenheit. Doch nicht nur diese skandalöse, reiche Welt in einer unsagbar großen Villa voller Legenden erwartet Julia. Auch Verführung wartet auf sie – denn Lucian de Vincent hat ein Auge auf sie geworfen. Und

Golden Dynasty – Größer als Verlangen ist Band 1 einer Trilogie um die de Vincent Brüder. Jeder Band befasst sich mit einem anderen der drei Brüder und ist in sich abgeschlossen, es gibt jedoch einige Rahmenhandlungen, die sich durch alle Bänden ziehen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover des Buches ist ein absoluter Hingucker. Tiefes Schwarz gepaart mit glänzendem Gold und pinken Highlights verströmen einen luxurösen Touch. Durch das wappenähnliche Design hat man direkt den Eindruck, dass es hier um etwas Großes geht. Das Cover ist sehr dick aufgetragen – und das passt wirklich perfekt zur Geschichte.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm. Es gibt einfache Sätze, wenig Kompliziertes. Sprachlich ist das Buch für (junge) Erwachsene absolut passend. Das Buch lässt sich sehr gut auch über längere Strecken lesen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und wenig ausufernd.

Das Buch wird in linearer Erzählform erzählt, es gibt keine Rückblenden oder Zeitsprünge. Es gibt einen Erzähler, der sich zeitweise auf Lucian und zeitweise auf Julia fokussiert. Dabei wechselt der Fokus meist auch im Kapitel, ohne dass es einen entsprechenden Hinweis gibt. Zeitweise führte das bei mir zur kurzzeitiger Verwirrung, allerdings erkennt man recht gut, wer gerade im Fokus steht. Insbesondere bei Lucian merkt man dies anhand der Sprech- und Denkweise sehr schnell.

Mein Fazit

Den ersten Teil der Golden Dynasty Reihe zu rezensieren fällt mir tatsächlich eher schwer. Es ist mein erstes Buch der Autorin gewesen und ich habe erwartet, dass es ein klassischer Contemporary Romance Roman ist. Für mich entpuppte sich Golden Dynasty jedoch als etwas ganz anderes.
Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut und das Buch konnte mich sehr schnell fesseln. Die Handlung beginnt mit dem überraschenden Ableben des Familienoberhaupts der de Vincents. Wir lernen die drei Brüder Lucian, Gabe und Devlin kennen und erfahren sehr fix, dass diese Familie einige Leichen im Keller hat. Als eine der reichsten Familie der Staaten stehen sie regelmäßig im Auge der Öffentlichkeit und haben sich bereits einige Skandale geleistet. Über der Familie scheint ein Fluch zu liegen, denn vor Jahren verstarb die Mutter und die Schwester der Jungs verschwand spurlos. Nachdem sich jetzt auch der Vater das Leben nahm, ist guter Rat teuer. Und schon steckt man mitten in einer extrem spannenden Story rund um Skandale, Lügen, Erpressung, Geheimnissen und der ständigen Frage, ob wirklich ein Fluch auf der Familie liegt. Doch auch für das Herz wird gesorgt, denn die Jungs haben eine Privatkrankenschwester angestellt, die insbesondere Lucian nur allzugern näher kennenlernen möchte.

Golden Dynasty hat mich überrascht. Denn Romance findet hier nur verhältnismäßig wenig Platz. Die Story um Lucian und Julia steht für mich nicht im Vordergrund und wird auch nur sehr beiläufig vorangetrieben. Da führt unweigerlich leider auch dazu, dass die Beziehungsentwicklung der beiden für mich nicht ganz greifbar war. Es schien zeitweise auch so, als wisse die Autorin nicht, wie sie dort überhaupt eine Beziehung aufbauen soll, da es zahlreiche Kriegsschauplätze in der Geschichte gibt, denen sie sich sehr ausführlich widmet. Diese sind für mich alle rundum gelungen. Es gibt wirklich zahlreiche Handlungsstränge, die sich ineinander verflechten und in einem wirklich grandiosen Finale enden, welches für mich nur teilweise vorhersehbar war, jedenfalls aber für einige Überraschungen sorgte. Aber: Es ist für mich kein Romance-Roman. Es mag vielleicht eher ein Krimi sein, auf jeden Fall ist es ein Buch voller Suspense-Elementen. Der Erotikanteil in diesem Buch ist auch sehr niedrig und die wenigen Erotikszenen sehr niveauvoll.

Highlight des Buches ist der männliche Hauptcharakter Lucian. Er ist sehr interessant und facettenreich, kann die perfekte Balance zwischen skrupelloser Badboy und einfühlsamer Denker und hat für mich mit seinen scharfen Sprüchen immer wieder für Lacher gesorgt. Er hat eine spitze Zunge, die er – anders als in vielen anderen Büchern – nicht primär für die Verwöhnung der Frauenwelt einsetzt. Es war faszinierend mitanzusehen, wie weitsichtig er teilweise war. Doch auch emotional hatte er einiges zu bieten. Auch seine Brüder waren durchweg interessant und ich bin mir sicher, dass hier noch gute Storys versteckt liegen, die in Band 2 und 3 zu Tage kommen. Julia hingegen blieb für mich komplett eindimensional und austauschbar. Ich konnte keine wirkliche Verbindung zu ihr aufbauen, ihre (plötzliche) Begeisterung für Lucian war für mich nicht nachvollziehbar und eine mit ihrem Ex angelegte Storyline verlief irgendwie im Sande. Vielleicht wirkte auch wegen Julia das Buch für mich eher weniger wie ein Liebesroman.

Etwas nervig empfand ich zeitweise die Thematik rund um das vermeintliche Spuken im Haus und den Familienfluch. Gerade in der Mitte des Buches wurden hier meine Nerven zeitweise sehr stark strapaziert. Ich denke, dass den meisten Lesern unmittelbar klar gewesen sein dürfte, dass es nur Gerüchte und erklärbare Phänomene sind, aber zeitweise wurde das so aufgebauscht, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn’s am Ende ein Fantasy-Buch mit Geistern gewesen wäre.

Golden Dynasty 1 ist ein sehr guter Reihenauftakt gewesen, der mit vielen spannenden Plots rund um Integrieren aufwartet und in eine glamouröse Welt entführt, die voller Geheimnisse und Gefahren begeistern kann. Es ist für mich keine Liebesgeschichte und kann mich auch in dieser Hinsicht nicht fesseln, die Geheimnisse der de Vincents und die noch offenen Fragen hingegen machen Lust auf mehr. Dieses Buch ist für alle Fans von Gossip Girl und Denver-Clan eine hervorragende Lektüre!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]