Meine Meinung
In letzter Zeit habe ich sehr wenig Dystopien gelesen und das, obwohl das vor ein paar Jahren noch mein Lieblings-Genre war! Als ich „Perfect Twin“ von Rachel Cohn in der Vorschau entdeckt habe, war ich gleich fasziniert vom Inhalt und habe mich sehr auf das Buch gefreut, obwohl ich bisher nur Jugend-Liebes-Romane von Rachel Cohn in Zusammenarbeit mit David Levithan kannte.
Elysia ist 16 Jahre alt und ein Klon, der einer reichen Familie auf der perfekten Insel Demesne dient. Obwohl sich die Entwicklung von Teenager-Klonen noch in der Beta-Phase befindet, scheint Elysia perfekt gelungen zu sein: keine Gefühle oder Emotionen, sie ist nur da, um zu dienen und hinterfragt schon gar nicht ihre Entstehung. So scheint es wenigstens. Doch Elysia fühlt Angst und Wut, Schmerz und Bedauern, Liebe und Freude. Eigentlich sollte sie diese Gefühle nur durch ihren implantierten Chip erkennen können, der ihr sämtliche Informationen liefert. Doch sie merkt langsam, dass die perfekte Insel gar nicht so perfekt ist, wie es scheint und dass Klone mehr Gefühle haben, als sich alle eingestehen wollen.
Elysia ist wie ein naives Mädchen, das nichts von der Welt weiß. Nun, sie weiß tatsächlich nichts von der Welt – sämtliche Informationen werden ihr nur nach Abfrage von ihrem Chip geliefert. So weiß sie kaum, wie sich zu verhalten soll, lernt nach und nach die menschlichen Emotionen erst kennen und bestimmte Ausdruckformen – gerade Slang und Redewendungen – kann sie kaum einem Kontext zuordnen. Sie weiß nicht, wer sie ist und hat eigentlich nur die Aufgabe, Menschen zu dienen. Obwohl bei ihr immer wieder Emotionen spürbar sind, bleibt sie das ganze Buch über ziemlich unbeholfen, was diese angeht. Das hat es einigen Situationen etwas anstrengend gemacht, da vieles ein wenig langatmig wurde.
Geschrieben wurde der Roman in der Ich-Form aus Elysias Perspektive. Den Schreibstil fand ich ganz okay, auch wenn ich zwischendurch immer wieder Lesepausen einlegen musste. Er ist emotionsloser, als ich es gewohnt bin, was sich aber vermutlich auf das Verhalten des Teenager-Klons zurückführen lässt. Dennoch war es teilweise etwas ungewohnt, so sachliche Beschreibungen zu lesen.
Die Handlung hat mich allerdings sehr begeistern können.
Die ganze Idee, das Konzept der Klone, die Perfektion auf Demesne, während der Rest der Welt unterzugehen scheint – ich war absolut gefesselt und fasziniert. Während wir langsam in diese Welt geführt wurden und auch ihre Schattenseiten langsam kennen gelernt haben, verbringt Elysia viel Zeit mit den Kindern „ihrer“ Familie und dessen Freunden. Ich muss zugeben, dass diese Szenen für mich vergleichsweise langweilig waren. Es gibt so vieles, über das ich gerne mehr erfahren hätte, als über die surfenden Jugendlichen. Aber da hoffe ich auf weitreichende Erklärungen in einem folgenden Teil.
Zudem habe ich beim Lesen stets Vermutungen über den weiteren Verlauf aufgestellt, doch so häufig war das eingetretene für mich überhaupt nicht vorhersehbar.
An einigen Stellen hatte ich ganz knapp vorher Vermutungen, die auch nicht falsch waren, aber langfristig gesehen wurde ich stets überrascht. Gerade zum Ende hin gab es einen Knall nach dem nächsten und ich war absolut schockiert.
Fazit
Eine absolut faszinierende Geschichte über die Menschheit, das Experiment der Klone und die Entwicklung einer „perfekten Welt“. Rachel Cohn hat mich fesseln und immer wieder mit schockierenden Wendungen überraschen können. Besonders der Cliffhanger am Ende war sehr fies und ich hoffe, dass ein zweiter Teil bald erscheinen wird.