Herbstkälte
Helle und die kalte Hand„Helle und die kalte Hand “ von Judith Arendt ist bereits der zweite Fall für die Kommissarin Helle Jespers aus dem dänischen Skagen. Ich kannte das erste Buch nicht, doch der Einstieg gelang mir problemlos. ...
„Helle und die kalte Hand “ von Judith Arendt ist bereits der zweite Fall für die Kommissarin Helle Jespers aus dem dänischen Skagen. Ich kannte das erste Buch nicht, doch der Einstieg gelang mir problemlos.
Es ist ein kalter November, als die Wanderdüne eine Frauenleiche freigibt. Die Tote scheint aus dem asiatischen Raum zu stammen, doch niemand vermisst sie.
Helle Jespers, die Hauptermittlerin dieser Geschichte, ist anders, als man das sonst von Ermittlern gewohnt ist. Sie ist eine leicht übergewichtige, glücklich verheiratete und bodenständige Frau und Mutter Anfang 50. Sie leitet die Polizeistation in Dänemarks nördlichstem Zipfel Skagen und führt diese wie einen Familienbetrieb. Es gibt Marianne, die Sekretärin und Mädchen für alles ist und sich um das leibliche Wohl der Kollegen und andere Belange kümmert. Hier erscheint Dänemark so hyggelig und gemütlich, wie man es vorstellt.
Nach ihrem letzten erfolgreich gelösten Fall ist dieser neue Fall eine echte Herausforderung für Helle, der die Leitung der Sonderkommission Düne übertragen wird. Erste Spuren führen in die Umgebung von Personen der rechtsausgerichteten Nationalpartei. Schnell wird klar auch in Dänemark hat sich Einiges, nicht unbedingt zum Guten, verändert. Fremdenfeindlichkeit wird salonfähig und Helle kann ihre ablehnende Meinung nur schwer verbergen. Sie ist offen und geradlinig. So wurde sie mir schnell sympathisch. Ihre Menschenkenntnis bringt sie auch bei den Ermittlungen bald weiter. Als eine Zeugin gefunden wird, die die Vermisste kurz vor ihrem Tod noch gesehen, gewinnt die Handlung schnell an Tempo und eine neue Dimension des Falls wird sichtbar.
Helles Team wird mit der Tatsache von illegaler Einwanderung und deren realen dunklen Seiten konfrontiert. Tiefe Abgründe in der so heilen dänischen Gesellschaft werden sichtbar. Wenn viel Geld verdient werden kann, werden Überzeugungen und moralische Bedenken ausgeschaltet. Menschlichkeit zählt nicht mehr.
Das illustre Personenspektrum wird von der Autorin sehr gut charakterisiert und beschrieben. Ihr gelingt es Handlungen zu hinterfragen und folgerichtig zu beschreiben. Der Kontrast zwischen dem Umfeld der rechtsgerichteten Nationalpartei und der angenehmen Umgebung von Helle und ihren Kollegen (Haus in den Dünen, hyggelige Wache) vermittelt zusätzliche Spannung und nordische Atmosphäre, in die die Krimihandlung sehr gut integriert ist.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich ausgezeichnet lesen. Perspektivwechsel bringen weitere Höhepunkte und Dynamik in die Handlung.
Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Dänemark-Krimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich nicht nur 5 Sterne, sondern auch eine klare und eindeutige Leseempfehlung.
Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.