Na, da haben wir doch mal einen dystopisch angehauchten Jugendthriller, der gar nicht so weit hergeholt ist!
Eines Tages streiken plötzlich alle Wasserhähne. Die Supermärkte sind binnen kürzester Zeit geplündert, Wasser wird zur absoluten Mangelware.
Wir begleiten eine Handvoll Jugendliche durch diese Zeit, vom ersten Schreck bis zur Katastrophe.
"Dry" hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen. Was mir in den 90ern noch als total unmögliches Szenario vorgekommen wäre, ist heute vielleicht gar keine all zu ferne Realität mehr. Für den Klimawandel und unseren Unwillen, etwas daran zu ändern, werden folgende Generationen bezahlen müssen. Und sie werden uns dafür hassen.
Das Szenario fühlte sich für mich wahnsinnig echt an. Ich konnte mich total gut in die Geschichte rein finden und das Buch dann kaum noch aus der Hand legen.
Das ging so weit, dass ich eines Nachts total verschlafen zur Toilette geschlurft bin und vor dem Händewaschen plötzlich die kurze Panik hatte, dass kein Wasser kommen würde.
Außerdem kam ich nicht umhin mich zu fragen, was denn wäre, wenn so etwas bei uns passieren würde.
Wäre ich vorbereitet?
Nein, gar nicht.
Ich habe echt ein paar mal darüber nachgedacht, mir einen kleinen Wasservorrat anzulegen, so hat die Story bei mir eingeschlagen. (Hab's natürlich nicht gemacht :D)
Der Schreibstil ist flüssig und ich bin ziemlich schnell durch die Seiten geflogen. Am besten hat mir die langsame Steigerung bis zum Ausnahmezustand gefallen.
Erst sind alle nur ein bisschen nervös, denken aber, das geht bald wieder vorbei.
Dann greift langsam Panik um sich. Und am Ende gibt es regelrechte "Wasserzombies", die vor nichts zurückschrecken, um an ein bisschen Flüssigkeit zu kommen.
Dabei sind vor allem die gefährdet, die vorgesorgt haben.
Und hier komme ich zu ein paar kleinen Kritikpunkten, die mich jetzt aber auch nicht zu sehr gestört haben.
Vor allem Keltons Vater tat mir wahnsinnig leid. Das Buch meint es nicht gut mit ihm, obwohl er für mich der einzige Mensch mit ein bisschen Verstand war. Er wird wie ein durchgeknallter Prepper und Nerd dargestellt, da die Welt aber zu Beginn der Geschichte bereits ziemlich ausgedörrt ist, hat er für mich einfach nur sehr clever und berechtigt vorgesorgt.
Keltons Mutter ist dagegen das überdrehte Klischee der absolut empathischen Frau, die immer helfen will und ihre Vorräte auch auf Kosten der eigenen Familie mit anderen teilen möchte.
Sorry, aber wenn so etwas passiert und ich habe Vorräte und einen Schutzbunker, in dem es sich ziemlich lange leben lässt, dann könnt ihr sicher sein, dass ich meine Füße stillhalte, nichts abgebe und einfach nur versuche, mit meiner Familie zu überleben!
Zumal die Nachbarn sich vorher ständig beschwerten, Keltons Vater auslachten und als bekloppt hinstellten. Und ganz ehrlich? Umgekehrt hätten die ihnen auch nichts abgebeben.
Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass es mir ein bisschen schwer viel, mit den Protas warmzuwerden. Alyssa stellt sich oft so doof an, dass es wehtut, Jacqui ist total drüber, Garrett ist oft nervig, Kelton wird gleich zu Anfang als Stalker vorgestellt, der total in Alyssa verliebt ist und von Henry will ich gar nicht erst anfangen... Ich habe da echt ein bisschen gebraucht, bis ich für die fünf mit gefiebert habe.
Und zu guter Letzt haben mich auch die Snapshots zwischendrin ein bisschen genervt, die aus der Sicht von eigentlich völlig Unbeteiligten geschrieben waren. Am schlimmsten fand ich den Teil eines Mädchens, von dem angedeutet wird, dass sie sich für eine Flasche Wasser prostituieren wird - nicht nur das, sie gibt sogar ihre ach so wichtige und heilige Jungfräulichkeit her (Amis, ey...).
Die Tatsache, dass es normal erscheint, dass es auch in diesen Zeiten einen Typen gibt, der mit minderjährigen Mädchen für eine Flasche Wasser in seinem Auto Sex hat, spricht schon wieder Bände über Männer(bilder).
Insgesamt finde ich das Buch aber sehr gelungen, spannend und gut geschrieben. Vielleicht regt es auch ein bisschen zum Nachdenken an, das wäre doch schön. :)