Zunächst einmal muss ich sagen, wie bezaubernd ich den Schutzumschlag finde. Das Cover ist so schlicht und passt doch so wunderbar zum Inhalt des Buches. Es ist auch überhaupt nicht kitschig, finde ich, sondern einfach nur schön. Und als besonderes Highlight erwartet den Leser auf dem Einband des Buches selbst der Abdruck, den die auf dem Cover abgebildete Teekanne hinterlassen hat: zwei Ringe braunen Tees auf der Vorderseite und ein Fleck auf der Rückseite. Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht und ich finde diese Idee einfach nur klasse.
Als nächstes muss ich sagen, dass mich der Klappentext total in die Irre geleitet hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch verraten soll, warum. Oder ob ich euch das selbst herausfinden lasse, denn euch wird es bestimmt auch so gehen. Auf der anderen Seite aber lässt sich schwer über das Buch erzählen, ohne euch den Grund dafür zu nennen...
Also gut: Der Klappentext hat mich deshalb total verwirrt, weil Flynn ein Mädchen ist. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Der Name Flynn klang für mich zwar außergewöhnlich, aber eben auch außergewöhnlich männlich. Schon nach ein paar Seiten kam daher die große Überraschung für mich und ich musste erst mal ein paar Minuten eine Pause einlegen. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, über die Liebe zweier Mädchen zu lesen. Ich war einfach nur so überrascht.
Der erste Teil des Buches erzählt davon, wie Anna und Flynn sich kennenlernen, wie sie sich sofort sympathisch sind und sich schnell eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Obwohl für Anna von Anfang an mehr dahintersteckt, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Flynn verliebt. Und das so richtig. Aber sie weiß nicht, ob Flynn auch auf Mädchen steht. Sie weiß nicht, ob sie sie darauf ansprechen soll. Sie weiß nicht, ob sie mit Flynn glücklich werden könnte. Und dann gibt es noch etwas, das in Annas Vergangenheit passiert ist und ihr immer noch schwer zu schaffen macht. Sie hat Angst, dass diese Sache zwischen ihr und Flynn stehen könnte.
In diesem ersten Teil geht alles sehr schnell. Klar, es gibt diese Momente, in denen man einen Menschen kennenlernt und sofort merkt, dass man mit ihm auf einer Wellenlänge liegt. Und so ist das eben auch bei Anna und Flynn. Und doch hätte ich mir hier mehr Zeit gewünscht, um die beiden Charaktere kennenzulernen. Und ich hätte auch den beiden Charakteren mehr Zeit gewünscht, sich gegenseitig kennenzulernen. So wirkt dagegen alles ein wenig überstürzt.
Aber vielleicht war das auch so gewollt, denn am Ende dieses ersten Teils gibt es einen Bruch, der Anna tieftraurig zurücklässt. Zusammen mit ihr begibt sich der Leser anschließend im zweiten Teil des Buches auf eine Reise in die Vergangenheit. Hier bekommt man nun die Möglichkeit, Anna besser kennenzulernen. Man erfährt viel über ihre Kindheit, über ihr Familienleben, über ihre Freundschaft zu einem ganz besonderen Jungen. Und man erfährt, warum Anna so vorsichtig geworden ist, warum sie sich manchmal lieber verkriecht und allein ist. Warum sie manchmal mit sich und ihrem Schicksal hadert. Nachdem ich den ersten Teil des Buches nicht so ansprechend fand, hat mich das Buch mit diesem zweiten Teil völlig gepackt. Ich habe Anna richtig in mein Herz geschlossen.
Und schließlich kommt der dritte Teil des Buches, über den ich an dieser Stelle aber gar nicht so viel verraten möchte. Ich sage nur, dass sich der Kreis, der mit dem ersten Satz des Buches begonnen hat, nun wieder schließt. Und dass der zweite und dritte Teil den etwas holprigen ersten Teil fast vergessen lassen.
Flynn war mir durchweg nie so sympathisch wie Anna. Das mag an der Erzählperspektive liegen oder auch daran, dass die beiden Mädchen trotz ihrer Gemeinsamkeiten doch sehr unterschiedlich sind. Und Anna hat mich einfach mehr an sich heran gelassen. Flynn blieb für mich immer etwas distanziert, unnahbar und fremd.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional, sehr intensiv, fast schon poetisch. Er hinterlässt Eindruck, denn Joanne Horniman schafft es, viel zu sagen, ohne viel Worte zu verwenden. Ganz zart und liebevoll lässt sie ihre Ich-Erzählerin den Leser an die Hand nehmen und ihn durch das Buch führen. Annas Emotionen übertragen sich auf den Leser und zusammen mit ihr erlebt man eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Nach Beenden des Buches würde ich sagen, dass es nicht die Liebesgeschichte ist, die im Vordergrund des Buches steht, sondern Annas Geschichte. Annas Geschichte, Annas Gefühle, Annas Gedanken. Klar, das Buch ist ja auch aus ihrer Sicht geschrieben. Aber Anna ist zugleich ein sehr interessanter und angenehmer Charakter, über den es viel zu erzählen gibt und dem man gerne zuhört.
Mein Fazit:
Ein Buch, das mich nicht nur aufgrund des irreführenden Klappentextes, sondern auch aufgrund der tiefgründigen Ich-Erzählerin mit ihrem emotionalen Erzählstil sehr überrascht hat.