Eine Reise in den Regenwald
Die EinzigePia lebt seit ihrer Geburt im Regenwald. Sie ist eine Unsterbliche. Jahrhundertelange Forschungen haben erreicht, wovon die Menschheit immer geträumt hat: Es wurde eine Pflanze entdeckt, die unsterblich ...
Pia lebt seit ihrer Geburt im Regenwald. Sie ist eine Unsterbliche. Jahrhundertelange Forschungen haben erreicht, wovon die Menschheit immer geträumt hat: Es wurde eine Pflanze entdeckt, die unsterblich macht. Und Pia ist die erste, an der das Experiment geglückt ist. Seitdem strebt sie danach, auch Wissenschaftlerin zu werden und sich einen ebenfalls unsterblichen Partner zu erschaffen.
Pia kennt ihr Heimatdorf Little Cambridge wie ihre Westentasche. Aber die Außenwelt, die das Dorf umgibt, durfte sie nie kennenlernen. Es wurde ihr strengstens verboten, das Dorf zu verlassen. Und es gibt auch noch andere Regeln: Pia darf sich keine Bücher oder Filme von „außerhalb“ ansehen. Musik gibt es nur in Instrumental-Version, ohne Text. Es gibt nichts und niemanden, der ihr von der Außenwelt berichten könnte, keine Landkarten, kein Radio, keine Fotos.
Doch Pia plagt die Neugier. Natürlich will sie die Außenwelt erkunden, will wissen, wie es außerhalb des Dorfes aussieht, will Kontakt zu den Eingeborenen aufnehmen. Als sie eines Tages ein Loch in dem Zaun, der das Dorf umgibt, findet, nutzt sie die Chance und schleicht sich nach draußen. Und hier trifft sie auf Eio. Eio, der ihr eine ganz andere Welt zeigt. Der ihr Leben auf den Kopf stellt. Der so unglaublich blaue Augen hat.
Und dann erfährt Pia die schreckliche Wahrheit über das Experiment „Unsterblichkeit“ und muss sich entscheiden: zwischen dem, woran sie immer geglaubt hat, und ihrem Drang nach der Freiheit.
Pia ist ein sehr authentisch gezeichneter Charakter, der völlig nachvollziehbar handelt und dessen anschaulich dargestellten Gefühle dafür sorgen, dass der Leser von Anfang an eine Beziehung zu ihr aufbaut. Denn Pia ist nicht glücklich mit ihrer einzigartigen Fähigkeit. Sie weiß, dass sie irgendwann einmal alle Menschen um sich herum verlieren wird, weil sie die einzige Unsterbliche ist. Sie leidet unter Verlustängsten und es macht sie traurig, sich vorzustellen, irgendwann alleine zu sein. Pia ist ein sehr emotionaler, aber auch ein sehr direkter und intelligenter Mensch. Sie sagt, was sie fühlt, denkt aber auch über die Folgen ihres Handelns nach.
Und in Eio hat sie einen tollen Gegenpart gefunden. Denn Eio ist ebenfalls sehr emotional und vernünftig, lässt sich aber auch sehr schnell begeistern und weiß, was er will. Die beiden passen sehr gut zusammen und es verwundert nicht, dass sich zwischen ihnen eine Freundschaft und eine unschuldige Liebe entwickelt. Und „unschuldig“ trifft es hier wohl auf den Punkt, denn viel passiert zwischen Eio und Pia nicht gerade. Wer also auf der Suche nach Romantik und Leidenschaft ist, der ist hier eindeutig falsch.
Auch einige der Nebenfiguren sind sehr interessant und originell gezeichnet. Vor allem eine junge Wissenschaftlerin, die neu in das Dorf kommt, sorgt für einigen Schwung und Aufregung. Und auch Pias treuester Begleiter - ein Jaguar - begeistert den Leser. Die anderen Nebenfiguren bleiben wiederum eher blass und unnahbar. Vor allem zu Pias Eltern findet man als Leser keinen wirklichen Zugang.
Die Handlungsumgebung wurde von der Autorin so anschaulich und bildhaft beschrieben, dass man sich als Leser in den Regenwald versetzt fühlt und sich vor dem geistigen Auge die einzigartige Natur entfaltet. Die Darstellungen der Autorin sind so lebendig, dass man meint, die Blätter rauschen zu hören und die feuchte Luft einzuatmen.
Die Handlung selbst ist vor allem am Anfang sehr originell und einzigartig. Jessica Khoury setzt ihre Idee hinter der Geschichte mit einem guten Blick für Details und Logik um und schafft so etwas Neues. Doch nach und nach rutscht die Handlung doch sehr in das Vorhersehbare ab und sorgt nur noch selten für Überraschung beim Leser. Dazu kommen einige Längen, in denen sich die Handlung nur im Kreis dreht, und einige Wiederholungen, durch welche die Handlung einfach nicht voranschreitet. Dafür kommt dann am Ende alles Schlag auf Schlag und irgendwie wird dann plötzlich alles zu viel. Intrigen, Verrat, Machtkämpfe um die Unsterblichkeit - es ist wirklich schlimm, was Pia hier herausfindet. Aber ein wenig übertrieben hat es die Autorin dabei.
Nicht unerwähnt bleiben sollen die Tierversuche, die an unschuldigen Vögeln und Mäusen durchgeführt werden und teilweise so detailliert in ihrer Grausamkeit beschrieben werden, dass es schon gar keinen Spaß mehr macht, das Buch zu lesen. Diese Szenen standen wirklich in einem krassen Gegensatz zu den so wunderschönen Beschreibungen der Handlungsumgebung.
Mein Fazit:
Beim Lesen von „Die Einzige. In deinen Augen die Unendlichkeit“ fühlt man sich sofort in den Amazonas-Regenwald versetzt.