Gib dem Leben einen kleinen Schubs
Wenn das Leben Loopings drehtMit "Das Liebesleben der Suppenschildkröten" hat mich die Autorin Anfang 2015 begeistert. Umso gespannter war ich auf ihren neuen Roman "Wenn das Leben Loopings dreht", in dem es um die fast 50-jährige ...
Mit "Das Liebesleben der Suppenschildkröten" hat mich die Autorin Anfang 2015 begeistert. Umso gespannter war ich auf ihren neuen Roman "Wenn das Leben Loopings dreht", in dem es um die fast 50-jährige Franziska geht.
Nachdem ich selbst heuer diese magische Zahl erreicht habe, war ich gespannt auf unsere Hauptprotagonistin, die zwei fast erwachsene Kinder hat und mit ihrem Mann Daniel in einer alten Villa in München wohnt.
Als eines Tages ein Brief an eine Laura Caspari in ihrem Briefkasten landet, denkt sie zuerst an eine Verwechslung. Doch ein paar Tage später liegt wieder ein Kuvert mit Briefmarken aus Hongkong und grüner Tinte zwischen Reklamezettel und Rechnungen. Auch diesmal steht als Absender nur der Name "Alex" drauf. Neugierig geworden öffnet sie die beiden Briefe und liest über eine dramatische Liebesgeschichte, die der Briefschreiber mit dieser Laura in einem Sommer vor mehr als 20 Jahren erlebt hat. Franzi ist hingerissen von den romantischen Zeilen und spürt die eigene Unzufriedenheit in ihrer Ehe, in der es nach alle den Jahren kaum noch "prickelt". Ehemann Daniel lebt für seine wissenschaftlichen Arbeiten über die Erforschung von Amöben, während Franzi mit ihrem arthritischen Hund Mr. Spock spazieren geht oder für Nachbar Tim's Ein-Mann-Agentur Werbetexte kreiert. Auch Sohn Bastian, der in Berlin studiert, und die pubertierende Tochter Isabel, die Franzi täglich auf ihren Nerven herumtanzt, machen die Sache nicht einfacher. So steigert sie sich immer mehr in die romantischen Zeilen von Alex hinein und beschließt ihn kennenzulernen. Dieser ist von Hongkong nach Hamburg umgezogen und Franzi fast den Entschluss wieder mehr Pepp in ihr Leben zu bringen. Als ihr Mann wegen wissenschaftlichen Arbeiten nach Griechenland reist, packt sie kurzerhand die Koffer und reist nach Hamburg, um Alex ausfindig zu machen....
Die erste Hälfte des Romanes hat mir sehr gut gefallen, obwohl doch einige Passagen ziemlich überzogen sind und Franzi sich oft nicht wie eine 50-jährige benimmt. Obwohl ich in der LB-Leserunde schon mal die Frage in die Runde gestellt habe, ob man sich als ältere erwachsene Frau nicht doch auch manchmal etwas kindisch benehmen darf oder einfach mal etwas Verrücktes machen sollte.....ich denke schon!
Gerade deswegen steht ja auch am Beginn des Buches der Satz: "Gib deinem Leben ruhig mal wieder einen kleinen Schubs. Aber wunder dich nicht, wenn es auf einmal Loopings dreht"
Denn die romantischen Briefe, die Franzi liest, erwecken in ihr die Sehnsucht wieder so geliebt und beachtet zu werden, wie am Beginn ihrer Beziehung mit Daniel. Die Vertrautheit ist zwar größtenteils noch da, aber Franzi fühlt sich kaum wahrgenommen und von den Kindern nur benutzt. Deshalb versucht sie auszubrechen und einmal etwas Verrücktes zu machen....was ist daran falsch? Dass es dabei um einen fremden Mann geht, den sie eigentlich kaum kennt, ist natürlich nicht wirklich richtig. Wie das Ganze schließlich verläuft und ausgeht wird hier natürlich nicht verraten....
Trotzdem gefiel mir die zweite Hälftes des Romans nicht mehr so gut. Woran es lag, kann ich nicht richtig sagen. Vielleicht fand ich mit der Zeit die Geschichte doch etwas zu klischeehaft und zu überspitzt. Ich konnte mich nicht wirklich mit Franzi identifizieren, ihre teilweise sehr unüberlegten Handlungen glichen eher die eines Teenagers. Einiges war auch sehr vorhersehbar....
Schreibstil:
Den locker-leichten und sehr humorvollen Schreibstil der Autorin mochte ich schon bei "Das Liebesleben der Suppenschildkröten". Der amüsante Handlungsverlauf lässt sich schnell lesen und die Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Besonders Mona und Helen, die besten Freundinnen von Franzi, die gegensätzlicher nicht sein könnten, fand ich sehr gelungen. Sie sind richtig aus dem Leben gegriffen und ergänzen sich perfekt.
Die Story wird aus der Sicht von Franziska in der Ich-Form erzählt. Die Kapitel haben eine angenehme Länge.
Fazit:
Wer kurzweilige Unterhaltung mit viel Humor sucht, ist hier richtig. Für mich war es etwas zu viel des Guten, habe mich aber trotzdem gut dabei unterhalten. An "Das Liebesleben der Suppenschildkröten" kommt der neue Roman von Therea Graw leider nicht heran, aber für ein paar nette und vergnügliche Lesestunden finde ich ihn gerade richtig.