C'est la fucking vie.
Letztens war ich in New York, nur um dort festzustellen, dass ich eher der Paris-Typ bin. Mehr Charme. Weniger Banalitäten. Bessere Croissants. Im Roman Letzte Rettung: Paris von Patrick deWitt sind es ...
Letztens war ich in New York, nur um dort festzustellen, dass ich eher der Paris-Typ bin. Mehr Charme. Weniger Banalitäten. Bessere Croissants. Im Roman Letzte Rettung: Paris von Patrick deWitt sind es zwei New Yorker, die nicht ganz freiwillig in die Stadt der Liebe aufbrechen, aber dort so wunderbar hinpassen wie die Mona Lisa ins Louvre:
Frances und Malcom Price sind das wohl unterhaltsamste, verzogenste Mutter-Sohn-Duo in New York. Frances, Freigeist in Haute Couture und bissige Konversationspartnerin seit Kindertagen, führt ein Leben im totalen Luxus. Ihre legendäre Schönheit und paar wohltemperiert Skandale haben sie zu der Art von Stil-Ikone gemacht, die auf keiner wirklich exklusiven Party fehlen darf. Der letzte Skandal war wohl der, ihren unanständig reichen Ehemann nach Tod durch Herzversagen im ehelichen Bett erkalten zu lassen und einfach in ein Luxus-Skiwochenende aufzubrechen. Frances‘ erwachsener Sohn Malcom, ein verschrobener Internatsschnösel ohne Antrieb, leistet seiner Mutter seitdem Gesellschaft – und natürlich der Kater Kleiner Frank, der laut Frances die Reinkarnation ihres toten Ehemannes ist.
Leider muss sich das Duo, das das Leben bislang als ewige Cocktailparty betrachtet hat, der Realität stellen, als man das komplette Vermögen des verblichenen Ehemannes standesgemäß im Vier Jahreszeiten und den besten Kaufhäusern am Platz verjubelt hat. Als Frances und Malcom in Ermangelung feudalerer Möglichkeiten in die kleine Pariser Wohnung einer Freundin ziehen müssen und plötzlich auch noch Kleiner Frank verschwindet, gesellen sich auf der Suche nach dem Kater allerlei amüsant verschrobene Personen zu den beiden, vom schüchternen Privatdetektiv bis zur anhänglichen Langzeittouristin. Als dann noch ein Medium mit Malcom anbändelt und Kontakt zu Kleiner Frank aufnimmt, wird die Geschichte herrlich skurril und fast schon spannend – wenn dies nicht viel zu einfältig wäre für New Yorker Verhältnisse …
Letzte Rettung: Paris ist mir auf dem Weg in den Urlaub am Flughafen begegnet und hat sich als echte Entdeckung herausgestellt. Der Roman erinnert mich an die Screwball-Komödien aus meiner Kindheit mit Cary Grant und Katherine Hepburn, an Frühstück bei Tiffany, wo Dialoge noch so ausgefeilt waren wie der unsterblich schöne Style der Hauptdarstellerin.
Es ist schon eine Kunst, sich so nah an der Grenze zur Farce zu bewegen und dabei eine derart intelligente, wortwitzige Geschichte zu schreiben.
Ein Screwball kommt übrigens aus dem Baseball-Sport und ist dort ein angeschnittener und demnach unberechenbarer Ball. Hollywoods große Komödien der 30er und 40er-Jahre haben den Begriff entliehen, um damit eine Person mit skurrilen Angewohnheiten zu bezeichnen, welche auf Schritt und Tritt diese wunderbare Situationskomik auslöst, die dieses Genre so groß gemacht hat.
Auch dieses Buch hat durch und durch Charme, Stil und Witz, von der ersten Zeile bis zum überraschenden Schluss. Unbedingt lesen.