Spannende und exotische Lebensgeschichte im Spanien des 11. Jahrhunderts
Cöln 1072: Die 14 jährigen Zwillinge Endres und Aenlin, Kinder eines Kaufmannes, sind grundverschieden. Während Aenlin begierig darauf ist, mehr aus ihrem Leben zu machen als eine brave Ehefrau zu werden, ...
Cöln 1072: Die 14 jährigen Zwillinge Endres und Aenlin, Kinder eines Kaufmannes, sind grundverschieden. Während Aenlin begierig darauf ist, mehr aus ihrem Leben zu machen als eine brave Ehefrau zu werden, wünscht sich der ruhigere Endres ein Leben als Geistlicher in einem Kloster. Nur zu gern nimmt Aenlin heimlich für ihren Bruder dessen Platz beim Reiten und Schwertkämpfen ein. Als Endres sich bewähren und eine Reliquie übergeben soll, tauschen die Zwillinge endgültig ihre Plätze – eine Entscheidung, die ihre beiden Leben für immer verändert, denn Aenlin wird als Sklavin verkauft und wird die Konkubine eines mächtigen Feldherrn...
Anders als es der Titel vermuten lässt, ist dies kein Pferdebuch, sondern ein fiktiver komplexer historischer Roman über den spanischen Nationalhelden „El Cid“ Rodrigo Diaz de Vivar, einem kastilischen Ritter und Söldnerführer zur Zeit der Reconquista und seine (fiktive) Geliebte. Auch wenn sich Aenlins Liebe zu ihrer Stute Meletay wie ein roter Faden durch die rund 30 beschriebenen Jahre zieht, nimmt diese Thematik keine große Rolle im gesamten Geschehen ein – insofern ist der Titel etwas irreführend und unglücklich gewählt. Es macht den Eindruck als hätte die Autorin für ihren über 600 Seiten starken Roman ausführlich recherchiert, auch der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar.
Die größte Schwäche dieses Romans ist die über weite Strecke scheinbar willenlose Hauptprotagonistin, die dem „Cid“ lange Jahre treu ergeben ist – und man fragt sich: Warum eigentlich? Schließlich ist sie eine gebildete und (später) wohlhabende Christin, und dennoch stellt sie ihr Dasein als Sklavin nie infrage. Und dies beantwortet die Autorin leider nicht. Aenlin wirkt zu Beginn wissbegierig und willensstark, aber danach wird sie versklavt und gibt damit auch ihr ganzes Wesen auf. Dies ist in meinen Augen nur bedingt durch die historischen Umstände erklärbar, denn es scheint gerade für dieses anfangs beschriebene intelligente Mädchen nicht logisch, dass sie nicht einen (!) einzigen Versuch unternimmt, aus diesem Schicksal zu entkommen, ja nicht einmal in diese Richtung Überlegungen anstellt.. Dass sie sich später ausgerechnet in den Mann verliebt, der sie verkauft hat, ist noch schwieriger zu verstehen, zumal diese Figur zwar bis zu einem Grad beeindruckend ist, ansonsten jedoch keine sympathischen Züge aufweist. Im Gegenteil, mit zunehmendem Alter wird der Heerführer immer grausamer und gewaltbereiter und man fragt sich als Leser wieso Aenlin jahrelang gehorsam auf die Rückkehr ihres widerwärtigen „Besitzers“ wartet, anstatt ihren Schmuck zu Geld zu machen und gemeinsam mit ihren treuen Freunden das Weite zu suchen. Auch mit einigen anderen Charakterzügen dieser Figur hatte ich so meine Probleme, aber alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen und mir einen Aspekt der spanischen Geschichte nahegebracht, den ich noch nicht kannte.
Insgesamt ist dieses Buch ein exotischer Ausflug in die Kriege und Unruhen des 11. Jahrhundert, auf dem Gebiet des heutigen Spaniens. Ich vergebe 4 Hufeisen, würde dieses Buch aber niemandem empfehlen, der gerne Pferdegeschichten lesen möchte.