Geht nicht tief genug, vermittelt aber wichtige Botschaften!
The Light in UsInhaltserzählung:
"Ich würde Sie als persönliche Assistentin einstellen, Miss Conroy. So steht es im Vertrag. Aber ich habe große Hoffnungen, dass Sie mehr für Noah werden, wenn Sie den Job annehmen. Jemand, ...
Inhaltserzählung:
"Ich würde Sie als persönliche Assistentin einstellen, Miss Conroy. So steht es im Vertrag. Aber ich habe große Hoffnungen, dass Sie mehr für Noah werden, wenn Sie den Job annehmen. Jemand, den er mehr braucht als ein Dienstmädchen oder eine Köchin."
"Was braucht er denn?"
Er lächelte traurig. "Jemanden, der bleibt."
(Lucien und Charlotte, Seite 67)
"Ich hatte Glück. Ich hätte sterben können, sagten sie, als hätte das irgendeinen Neuigkeitswert für mich gehabt. ich hätte gelähmt sein können oder als Gemüse enden. Ich hätte schlimmere Gehirnschäden davontragen können, entweder durch den Aufprall oder weil ich Massen von Wasser eingeatmet hatte. Ich hätte mein Bein wegen der Infektion verlieren können. Ich hätte, hätte, hätte. Und die ganze Zeit saß ich im Dunkeln und wollte einfach nur schreien und nie wieder aufhören. Und so fühle ich mich immer noch. Aber ich kann nicht genug schreien, also höre ich zu laute Musik und liege herum und hasse alles und jeden. Was habe ich doch für ein wahnsinniges Glück gehabt."
"Man hat Ihnen nicht erlaubt, um das zu trauern, was Sie verloren haben", sagte ich leise.
(Noah und Charlotte, Seite 187)
Autorin:
Emma Scott wurde in San Diego geboren, heute lebt und arbeitet sie in der Gegend um San Francisco. Ein Wunder, dass sie noch Zeit für Marathon-Läufe und ihre beiden Töchter findet. Bislang hat sie über ein Dutzend romantische Romane veröffentlicht, die sich hervorragend verkaufen. Einer davon, „Rush, dein Licht in mir“, ist 2018 auch ins Deutsche übersetzt worden. Zu Emma Scotts literarischen Vorbildern gehören Stephen King und Marion Zimmer Bradley. Scotts wahre Liebe ist allerdings das Fantasygenre. Neben Margaret Edith Weis und George RR Martin ist es vor allem Star Wars, das sie gefangen nimmt. Für das Star-Wars-Computerspiel „Knights of the Old Republic“ schreibt Emma Scott Fanfiction, die von der Star Wars Gemeinde begeistert aufgenommen wird. Durch den intensiven Austausch mit den Star-Wars-Fans lernt sie, für ihre künftigen Leser zu schreiben. 2017 gibt sie ihrer ursprünglichen Neigung nach und veröffentlicht unter dem Namen E.S. Bell den Fantasy-Roman „The Dark of the Moon“. Die Liebhaber ihrer romantischen Romane werden Emma Scott künftig wohl mit E.S. Bell teilen müssen.
Übersetzerin:
Inka Marter, geboren 1968 in Hamburg, ist Romanistin und freie Literaturübersetzerin. Sie promovierte zum Erzählwerk Norah Langes (Recuerdo y voz. La narrativa de Norah Lange en sus contextos, Köln 2010).
Bewertung:
Die Aufmachung des Buches ist sehr gelungen. Nicht nur Cover und Titel sind wunderschön anzusehen, mit all der Farbmischung und passenden Lichtpunkten dazwischen, sondern auch die Gestaltung im Innern; neben Widmungen wird ein Hörvorschlag von Mozart abgegeben, was zur Hauptfigur Charlotte passt. Passend zur Hauptfigur Noah ist dieses tolle Zitat abgedruckt:
Es ist kein Unglück, blind zu sein; es ist nur ein Unglück, die Blindheit nicht ertragen zu können.
(John Milton)
Weiter sind alle drei Buchteile wie auch Kapitel mit Blindenschrift versehen (zusätzlich). Alles in allem also eine runde und gelungene Aufmachung zur Geschichte!
Mir gefällt die Grundidee der Autorin, eine Geschichte über einen blinden Menschen zu schreiben. Diese wie auch andere Menschen mit Handicaps bekommen viel zu wenig Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft, jedenfalls nicht die, die sie brauchen. Ich vermeide grundsätzlich Vergleiche mit den Büchern eines Autors, da jeder Einzelband wie jede Reihe ein eigenes Werk ist. Und die verschiedenen Werke können wir eben nicht eins zu eins vergleichen, nicht die Geschichten an sich. Was übertragbare Gefühle der Figuren im Buch betrifft, lassen sich Vergleiche erzielen. Jeder Autor hat ja seinen persönlichen Erzählstil ...
📖"Sie müssen entscheiden, wann Sie loslassen wollen."📖
(Harlan zu Noah, Seite 196)
Wie bei all ihren Büchern, lässt die Autorin die Hauptcharakter Noah und Charlotte selbst erzählen, was mir sehr gefiel. Beide sind auf ihre eigene Weise verloren und helfen sich gegenseitig, mit dem, was sie zur Verfügung haben. Trotz dieser Erzählart kam nicht annähernd so viel Gefühl rüber wie bei ihren anderen Büchern. Es schwimmt etwas an der Oberfläche und geht nicht tief. Bei Noah hat Emma Scott viel intensiver gewühlt und so kamen die meisten tiefen Emotionen von Noahs Erzählung. Bei Charlotte war das für mich wie ein Fangspiel; mal erwischte ich welche, dann wieder nicht. Diesen Charakter hat Emma etwas weniger tiefgründig erstellt. Jeder der beiden hat ein eigenes Lebensthema, das ihnen Schwierigkeiten bereitet; Noah hat seine Blindheit und Charlotte ihre Musik. Diese Welten sind schön miteinander verbunden worden, Stück für Stück. Trotz seiner Unausstehlichkeit finde ich Noah sympathisch und kann sehr mit ihm mitfühlen. Charlotte ist ebenfalls ein sympathischer Charakter, jedoch ging sie mir nicht so nahem wie Noah. Den beeindruckendsten und anziehendsten Nebencharakter habe ich in Lucien, der Mann für alles bei Noah, gesehen. Sachlich, humorvoll, kompetent. Die kleinen Szenen mit ihm gefallen mir sehr gut. Ein sehr sympathischer Mann.
Das ganze Buch erinnert stark an die Geschichte „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes. Warum die Autorin ihre an diese angelehnt hat, ist mir unverständlich. Sie kommt gewöhnlich ohne Vorlagen aus und erzählt zudem wunderbar gefühlvoll. Das Buch ist allerdings für mich ihr schwächstes bisher. Mir fehlt an vielen Stellen leider Tiefgang, was mich traurig macht. An einigen Passagen habe ich Emmas Stil sofort wiedererkannt - wenn sie Noah über seine Blindheit erzählen ließ ... das liest sich sehr eindrucksvoll und geht nahe. Jedoch bleibt viel vorhandenes Potenzial hier ungenutzt. Einerseits las sich das Buch - wie immer von Emma - sehr schnell und verständlich. Andererseits hatte ich das Gefühl, nicht so richtig Zugang zu den Gefühlen zu bekommen, da diese manchmal flach und nicht ausgeschrieben schienen für mich.
📖Es war verrückt, wie allein man sich fühlen konnte, ohne jemals allein zu sein.📖
(Charlotte, Seite 30)
Das wirklich Einzige, das mir an Emmas Büchern nie gefällt, sind die Sexszenen. Die sind einfach typisch 08/15-Klischee und unnötig pornös (das Wort habe ich woanders aufgeschnappt und finde es klasse, es fasst die Szenen perfekt zusammen). Hier nicht anders, deshalb war ich weder überrascht, noch enttäuscht. Ich finde es einfach dämlich und nervig, warum Autoren sich gegen gängige Sexmomente so wehren und diese stattdessen so aufmotzen ... ?!! Dieses ewige Gelaber dabei und was für welches auch noch. Da empfinde ich nichts orgasmisches, sondern nervastisches bis hin zum kostastisches. Als ob die Figuren immer einen Marathon in Sexgelaber halten müssen ... fürchterlich!! Ich finde das überhaupt nicht anregend oder erregend!
Das Buch wird zu sehr gehyped und wird dem gar nicht gerecht. Von Emma hatte ich mehr erwartet, wusste aber schon vor dem Lesen, dass viele Leser nicht beeindruckt sind. Also keine Überraschung für mich. Den Epilog fand ich nicht überzogen oder unrealistisch schnell abgehandelt. Den hat Emma sehr schön ausklingen lassen und die Geschichte damit abgerundet, dass es passt.
Die Message von Charlotte, seine Träume auch nicht wegen einer Person, die man liebt, aufzugeben, finde ich sehr schön. Das ist mir in Büchern bisher so noch nicht begegnet und hat mich positiv überrascht. Und auch die Message von Noah, sich trotz Widrigkeiten ins Leben zu stürzen, ist sehr wichtig und finde ich gelungen. Beide Botschaften hat Emma trotz starker Gefühls-Kritik wunderbar im Buch reinfließen lassen. Es lässt sich ohne Schwierigkeiten rauslesen. Ich liebe Bücher mit solchen Botschaften, auch wenn hier die Geschichte nicht richtig aussagekräftig ist - die Botschaften sind es.
📖"Hoffnung ist etwas wunderbares", sagte Harlan. "Hoffnung heißt >vielleicht<. Hoffnung sind Abstufungen von Schwarz statt reines Schwarz, und das haben Sie im Augenblick nicht. Stattdessen haben Sie Gewissheit. Und manchmal ist das ebenso gut oder besser. Es liegt Frieden in der Gewissheit. Sie ist ehrlich. Es gibt kein Vielleicht. Nur die Wahrheit."📖
(Harlan zu Noah, Seite 196)
Fazit:
Die Geschichte und Charaktere konnten mich nicht tief erreichen, wie es mir gewünscht habe und gewöhnt bin bei Emma. Sie hat definitiv nicht ihr bestes gegeben, das kann sie viel besser! Die realistische Darstellung der Geschichte der beiden verdient dagegen Anerkennung; nie wurde es plötzlich unwirklich oder es fand eine Art Wunderheilung für ein paar Augenblicke statt ... da hat Emma wieder gezeigt, was sie kann.
Zum Lesen für Zwischen durch ein tolles Buch mit schönen Botschaften an die Leser. Allein wegen der Botschaften und die Grundidee, einen Blinden in den Fokus zu stellen, sollte das Buch gelesen werden. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin und lese gerade "Bring down the Stars".
3,5 Sterne für eine Geschichte mit realistischen Handlungen, teils bewegenden Momenten und hier und da humorvollen Aussagen.
P.S.: Habe das Hörbuch nebenbei gehört (eigene Rezension).