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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2019

Erscheckend, bedrückend und ein wichtiges Dokument

Wann wird diese Hölle enden?
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All meine Worte reichen nicht aus, um diesem Buch, den Empfindungen und den grausamen Enthüllungen gerecht zu werden, die ich durch Mary Bergs Tagebuch hier schonungslos offenbart bekomme.
Marys Kindheit ...

All meine Worte reichen nicht aus, um diesem Buch, den Empfindungen und den grausamen Enthüllungen gerecht zu werden, die ich durch Mary Bergs Tagebuch hier schonungslos offenbart bekomme.
Marys Kindheit wird abrupt beendet, als sie, gerade einmal 15 Jahre alt, mit ihrer Familie in das Warschauer Ghetto ziehen muss. Von da an wird ihre Welt in den Grundfesten erschüttert und ihre Aufzeichnungen lassen das dunkelste Kapitel der jüngeren Vergangenheit wieder aufleben.
Misshandlungen, Erniedrigungen, Nahrungsmittelknappheit, Seuchen - all das bestimmt von nun an das Leben im Ghetto und sie kann sich glücklich schätzen - ich weiß nicht, ob man bei diesem Schicksal von Glück sprechen kann , dass ihre Eltern durch Einfluss und Geld, sog. Vitamin B, noch halbwegs menschlich behandelt werden und annehmbar untergebracht sind.
Bei all dem Schrecken und der Grausamkeit ist Mary aber auch eine junge Frau, die Träume und Sehnsüchte hat - der Zwiespalt wird in ihren Aufzeichnungen deutlich- und sie verliert nie die Hoffnung, dass dank der amerikanischen Abstammung ihrer Mutter, doch noch alles gut werden kann.
Es gibt so viele Szenen, die mir nahe gehen und ich somit mehr als einmal das Buch aus der Hand legen muss- die Beschreibungen der Menschenjagd im Ghetto, die hungernden, bettelnden Kinder auf den Straßen des Ghettos, die Schrecken der willkürlichen Hinrichtungen auf offenerSstraße...dieses Buch gibt den ungeschönten Einblick in das Leben der Verfolgten, der Gedemütigten preis.
Vieles, was mir bis dato noch unbekannt gewesen ist, erschafft neue, beliebende Eindrücke und ich bin froh, dass ich eine unbeschwerte Kindheit in einer Welt voller Frieden erleben durfte.
Diese Buch ist für eine Pflichtlektüre gegen das Vergessen, da der politische Wind sich gedreht hat und die aktuellen Ereignisse ihre Schatten voraus werfen....

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ehrlich, sympathisch, mutig

Hinfallen ist keine Schande, nur Liegenbleiben
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Ich mochte Muriel Baumeister schon immer - sie ist für mich eine Frau, der es alleine mit ihren ausdrucksstarken Augen gelingt, mein Interesse zu wecken und mich für sich zu begeistern.
Mit großem Interesse ...

Ich mochte Muriel Baumeister schon immer - sie ist für mich eine Frau, der es alleine mit ihren ausdrucksstarken Augen gelingt, mein Interesse zu wecken und mich für sich zu begeistern.
Mit großem Interesse habe ich ihre Filme, beginnend mit ihrem Durchbruch in den 1990er Jahren, im Fernsehen angeschaut und mich dabei immer wieder gefragt, wer ist die Frau, die eigentlich hinter diesen Rollen steckt ? Leider bekommt man ja als Zuschauer nie wirklich Einblick in das Leben der Stars und Sternchen, die auf der Mattscheibe ihre Rolle verkörpern.
Mit der reißerischen Schlagzeile, dass sie alkoholrank ist, bekam die glitzernde Welt einen Riss und ich habe mich gefragt, was hinter all dem steckt, dass sie diesen Weg gewählt hat.
Mit ihrem Buch gibt Muriel Baumeister einen ehrlichen, sympathischen Einblick in ihr Leben und erzählt dem Leser, wie sie sich von der Jungschauspielerin zu der Frau entwickelt hat, die sie heute ist.
Egal ob es um das Thema Wochenbettdepression geht -wer gibt heute gerne öffentlich zu, dass es so etwas überhaupt gibt-alles muss doch perfekt sein, finanzielle Flaute, wenn mal die Rollenangebote ausbleiben oder die gelösten Beziehungen zu den Vätern ihrer Kinder. Muriel Baumeister macht jeder Frau Mut, ihr Leben so zu Leben, wie es sich gerade ergibt, denn ihr Buchtitel ist wirklich federführend für ihr ganzes Leben. Klar fällt man mal hin, aber aufstehen, Krönchen richten und weitergehen ist immer besser, als Kopf in den Sand stecken.
Mit vielen kleine Anekdoten (Dreh mit Götz George, Reaktion auf den Heiratsantrag ), Halt an wichtigen Stationen in ihrem Leben und ganz viel Selbstreflektion gibt Muriel Baumeister den Blick hinter die Fassade frei. Sie ist eine Frau wie du und ich, steht zu ihren Ecken und Kanten und hat gelernt, sich selbst so zu lieben, wie sie ist. Sie verpackt ihre Lebenserfahrung in kleine Mutmachsätze, lässt sie wie ein Mantra durch die Seiten fließen und sorgt so dafür, dass man selbst innehält, aus sich schaut und merkt, dass man in vielen Themen, die sie anschneidet, auch in alte Muster verfallen ist und sich mit dem Strom treiben lässt.
Klar ist es unbequem, gegen den Strom zu schwimmen - wenn man aber eine so lebensbejahende Begleitung wie Muriel Baumeister an der Seite hat, schwimmt man auch gerne gegen alle Konventionen an.
Ärmel hochkrempeln, in die Hände spucken und machen - Muriel Baumeister ist ein Vorbild für alle Frauen. Ich mag sie jetzt noch mehr - Danke für die Offenheit, für so viel Ehrlichkeit und für den Mut, den Schritt an die Öffentlichkeit zu wagen und zu dem zu stehen was sie ist. Eine Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, obwohl sie mehr als einmal hingefallen ist.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Venedig atmet dich ein

Venedig und die Lagune für Fortgeschrittene
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Wolfgang Salomon lässt uns mit "Venedig und die Lagune für Fortgeschrittene" einen ganz privaten Einblick auf sein Venedig genießen und bietet dem Leser mit seinem Blick durch die Kameralinse ganz viele ...

Wolfgang Salomon lässt uns mit "Venedig und die Lagune für Fortgeschrittene" einen ganz privaten Einblick auf sein Venedig genießen und bietet dem Leser mit seinem Blick durch die Kameralinse ganz viele , einzigartige Panoramen, Szenen und Momente, die man so in keinem Reiseführer der Welt findet.
Mit ganz viel Herz und Liebe zur Stadt im Wasser zeigt er auf, dass Venedig so viel mehr ist, als Gondeln, Seufzerbrücke und Tauben am Markusplatz. Venedig atmet dich ein, öffnet ganz weit seine Arme, um dich zu empfangen - du musst dich nur auf diese Stadt und ihre Lagunenwelt einlassen und dann erlebst du geheimnisvolle Orte, magische Szenen und Stadtgeschichte zum anfassen und begreifen.
Salomon gibt vieles preis, was bisher im Verborgenen auf die Entdeckung eines neugierigen Touristen, der sich abseits der eingetretenen Sightseeingpfade bewegt, gewartet hat.
Da ist die geisterhafte Stille der Quarantäneinsel, die mich mit ihren vielen Pesttoten am Schicksal er Erkrankten teilhaben lässt.
Die Musik von Maestro Nono begleitet mich bei meiner Entdeckungstour und der Autor gedenkt seiner in einem wirklich toll gestalteten Kapitel.
Der Autor weiß viele Geschichte über La Serenissima zu erzählen - es gibt schaurige Episoden, historische Szenen, aktuelle Themen und liebevoll eingestreute Anekdoten, die seinem Buch eine ganz besondere Atmosphäre verleihen und so kann sich der Leser dem Zauber der Lagunenstadt nicht entziehen.
Dazu gibt es Tipps zum Verweilen, leckere Rezepte zum Nachkochen und wunderschöne Fotos, die einem die Stadt und ihre vorgelagerten Inseln noch näher bringen.
Wer auf der Suche nach einem Reiseführer der besonderen Art ist, sich gerne abseits von Alltäglichem auf Entdeckungstour begibt, der ist mit diesem Buch bestens beraten. Wolfgang Salomon weckt die Lust auf Venedig, um die Stadt mit all ihren Facetten fernab von Touristennepp und verklärtem Kitsch zu entdecken.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Mein emotionalstes Leseerlebnis 2019 !

Sag ihr, ich war bei den Sternen
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Was gibt es schöneres, als die Liebe zu deinem Herzensmenschen mit einer Hochzeit und einem Baby zu krönen ? Nur wenige Tage vor der Hochzeit ist Maddie aufgeregt wie noch nie, als ihr plötzlich das Schlimmste ...

Was gibt es schöneres, als die Liebe zu deinem Herzensmenschen mit einer Hochzeit und einem Baby zu krönen ? Nur wenige Tage vor der Hochzeit ist Maddie aufgeregt wie noch nie, als ihr plötzlich das Schlimmste passiert, was man sich vorstellen kann- ein Unfall macht all ihre schönen Pläne zunichte und Maddie fällt ins Koma.

Doch wie ist es, wenn du nach dem Erwachen feststellen musst, dass dein Traum vom Glück ausgeträumt und wie eine Seifenblase zerplatzt ist ? Maddie muss sich erst wieder in der Welt zurecht finden, doch das erfordert viel Verständnis und Fingerspitzengefühl...




Dieses Buch ist das emotionalste Leseerlebnis, das ich bisher in 2019 erfahren habe.



„Sag ihr, ich war bei den Sternen“ zieht alle Register, um ganz tief ins Herz zu gehen und sich dort einen Platz zu suchen, den es für immer einnehmen wird.

Dani Atkins beschreibt mit leisen, einfühlsamen Worten eine unglaubliche Geschichte, die mir mehr als einmal Taschentuchmomente beschert hat und die ich ganz ergriffen gelesen habe.

Ich erlebe eine Liebe, die voller Zuneigung, gegenseitigem Respekt und Verständnis ist und die durch einen Unfall bis in die Grundfesten erschüttert wird. Ich sitze mit Ryan am Bett von Maddie und hoffe mit ihm jeden Tag, dass sie den Weg zurück ins Leben findet.

Was dann passiert, ist für mich als Leser so unglaublich, so unfassbar, dass ich über das ganze Buch hinweg fasziniert bin, wie die Autorin die Handlung für mich als Leser erlebbar macht. Ich bleibe nicht etwa außen vor, nein, ich schlüpfe nacheinander in die Figuren, trete an ihre Stelle im Buch und erlebe so die Geschichte mit jeder Faser meines Herzens mit. Die Emotionen packen mich, schicken ich auf eine Achterbahn der Gefühle und ich bin hemmungslos den Empfindungen ausgeliefert, die die Autorin wachruft.

Die Figuren sind von Dani Atkins zum Leben erweckt worden und besitzen die Fähigkeit, ihre Geschichte nicht nur zu erzählen, sondern für den Leser fühlbar zu machen. Jede Gefühlsregung ist wahrnehmbar, jeder kleine Fortschritt wird von mir freudig bejubelt, jedes Ereignis mit Hoffen und Bangen durchlebt.

Den Inhalt kann und will ich hier nicht näher besprechen, denn das würde zu viel verraten und so die Spannung und Stimmung verleiden, denn dieses Buch lebt davon, dass man regelrecht in den einzelnen Seiten aufgeht und ein Teil des Buches wird.

Dani Atkins schreibt ein Buch, das nicht nur das Herz, sondern auch die Seele des Lesers berührt und vor dieser Gabe verneige ich mich in tiefer Dankbarkeit – dieses Buch hat für mich einen ganzen Sternenregen verdient, denn es ist ein traumhaft schöner, warmherziger Roman über die Kraft der Liebe, der Zuversicht und der Hoffnung, das alles gut wird im Leben.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Kindheit im Zweiten Weltkrieg

Der Kinderzug
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Barbara ist Lehrerin und soll im Sommer 1943 eine Gruppe Mädchen im Rahmen der Kinderlandverschickung begleiten. Die Aufregung ist groß, denn es ist eine Reise ins Ungewisse und niemand weiß, was sie vor ...

Barbara ist Lehrerin und soll im Sommer 1943 eine Gruppe Mädchen im Rahmen der Kinderlandverschickung begleiten. Die Aufregung ist groß, denn es ist eine Reise ins Ungewisse und niemand weiß, was sie vor Ort erwartet. Die Unterkunft erweist sich als Glücksgriff und die Mädchen verbringen eine recht angenehme Zeit mit Barbara. Als die Aufforderung zur Räumung der Unterkunft eintrifft, beginnt für Barbara und die Mädchen eine mehr als zwei Jahre dauernde Irrfahrt, in der sie mit dem wirren Weltbild der Nazis mehr als einmal konfrontiert werden...

"Der Kinderzug" von Michaela Küppers beleuchtet ein mir bisher noch weitgehend unbekanntes Thema - nämlich die Kinderlandverschickung im Zweiten Weltkrieg.
Die Autorin schildert die Ereignisse für den Leser aus vier unterschiedlichen Blickwinkeln und das macht das Buch für mich unglaublich interessant und ich bin mehr als einmal froh, dass ich eine unbeschwerte Kindheit im Frieden erleben durfte. Denn das, was Küppers hier für den Leser so anschaulich und sehr authentisch zu Papier bringt, ist geradezu erschütternd.
Die Schilderungen aus der Sicht der Kinder gehen direkt ins Herz und ich betrauere den Verlust ihrer unbeschwerten Kindheit. Der Blick aus Kinderaugen auf die grausame Fratze des Krieges hat sich tief in mir eingebrannt und lässt ich ganz oft innehalten - am liebsten möchte ich Giesela, Edith, Schmitti , Karl und all die anderen Kinder ganz fest in den Arm nehmen, ihnen Trost und Zuversicht geben und ihnen sagen, dass am Ende alles gut wird.
Die Figur der Barbara ist der Autorin hervorragend gelungen, denn sie zeigt mit aller Deutlichkeit dem Leser auf, welche Kraftanstrengung sie als Lehrerin aufbringen muss, um die Kinder zu loyalen und weltoffenen Menschen zu erziehen und sie eben nicht in den NS-ideologischen Blindflug stürzen zu lassen. Barbara hat mit ihrer liebenswerten Art den Kindern Halt gegeben, ist ihnen sowohl Vertraute als auch Respektsperson und hat mit ihrer Beharrlichkeit den Kindern mehr als einmal das Leben gerettet. Eine denkbar schwierige Aufgabe, denn der Spagat zwischen der nach außen hin verkörperten Parteitreue und er eigentlichen inneren Einstellung gegen die vorherrschende NS- Ideologie ist für Barbara nicht einfach und sie schlittert mehrmals haarscharf am Rand des Abgrunds vorbei.
Küppers packt ein wenig bekanntes Thema sehr sensibel an, findet zu jeder Zeit die richtigen Worte und weiß geschickt die vor Ort herrschende Atmosphäre dem Leser mit eindrucksvollen Bildern zu vermitteln.
Für mich ein Blick in die Vergangnenheit, der mich noch lange, lange beschäftigen wird.