Das ist der zweite Teil der Kalypto-Triologie. Es empfiehlt sich, die Bände nacheinander zu lesen, da die Handlung der einzelnen Bände stark aufeinander aufbaut.
Achtung! Die folgende Rezension enthält Spoiler!
Inhalt:
Nahtlos knüpft die Handlung an das Ende des ersten Bandes „Kalypto – Die Herren der Wälder“ an. Joscun gelingt es, zu fliehen und sich der Gruppe um Lasnic und Ayrin anzuschließen. Währenddessen wird Lauka, deren magische Kraft stetig wächst, in der Provinz Blauen belagert. Die Tarkaner, Catolis erwähltes Volk der Braunhäutigen, haben nahezu gesamt Garona erobert. Die Magierin Catolis, zufrieden mit der Kampfkraft ihres erwählten Volks, schmiedet erneut Eroberungspläne. Ihr nächstes Ziel – die Stämme der Wälder. Doch auch Lasnic und Ayrin sowie ihre Getreuen machen sich schon bald auf den Weg in die Wälder, um dort den Waldstämmen im Kampf gegen die Tarkaner beizustehen. Wird es ihnen gelingen, die Braunhäuter zu besiegen und den Waldstämmen Frieden zu bringen?
Meinung (Achtung Spoiler!):
Nachdem ich Band 1 verschlungen hatte, musste ich vor dem Start mit dem zweiten Band eine längere Pause einlegen. Nicht, dass Band 1 schlecht war – die Gewaltigkeit der Geschichte und die epischen Ausmaße der Handlung musste ich erstmal verdauen. Die Handlung war definitiv keine leichte Kost, sondern würzig, deftig und atemberaubend. So ist auch dieser Teil der Triologie.
Die Handlung geht nahtlos weiter und der Leser ist von der ersten Seite an mitten im Geschehen – aus diesem Grund, ist es ratsam, die Vorgeschichte (also Band 1) zu kennen - und wird keineswegs schonend behandelt. Das Königreich Garona liegt in Trümmern, die gestürzte Königin Ayrin ist auf der Flucht, ihre Schwester Lauka dürstet nach Rache, Catolis muss ihre Mission, die Schlacht der Völker, weiter vorantreiben.
Es gibt auch in diesem Band viele Schauplätze und Handlungsstränge, die der Leser im Auge behalten muss. Just ist es spannend, endet die Kapitel auch gleich mit einem großen Kliffhänger, um den Leser auf die Folter zu spannen und ihn zu einem anderen Ort mit noch mehr Spannung zu entführen. Beispielsweise hätte ich mir bei der Szene, in der Romboc und seine Tochter sich Lauka entgegenstellen, fast die Haare ausreißen können, als das Kapitel einfach so zu Ende war!
Die Spannungsbögen sind gut konstruiert, so dass ich beim Lesen nie Langeweile hatte. Die Informationsflut an gepackter Handlung ist groß, denn es passiert so viel, dass dem Leser kaum Zeit zum Atmen bleibt.
Die Charaktere sind größtenteils diejenigen, die auch in Band 1 mitgewirkt haben. Die Charakterentwicklung über beide Bände finde ich sehr glaubwürdig, bis auf die der Catolis. Die Charakterentwicklung in dieser Geschichte ist eine der Stärken, die den Leser immer wieder überraschen kann. Z.B. hatte ich Lauka in der ersten Hälfte des ersten Bandes kaum als Hauptperson eingeschätzt. Umso überraschter war ich, dass sie in der zweiten Hälfte des ersten Bandes zur Magierin wurde und den Thron raubte. Doch damit nicht genug – sie besiegt Zlatan, zwingt Catolis, die mächtigste Magierin von Kalypto, in die Knie und hegt hochtrabende Pläne, das Erste Kalypto zu finden.
Auch Ayrin, eine anfangs zurückhaltende und zögerliche Frau in Sachen Liebe, öffnet langsam ihr Herz für Lasnic. Sie beide haben sehr lange gebraucht, um zueinander zu finden. Das Ergebnis ist eine tiefe Liebe und Fürsorglichkeit, die den Leser tief berühren. Mit der Schwangerschaft wirkt Ayrin reifer und auch stärker. Endlich willigt sie ein, Lasnic in die Wälder zu begleiten. Doch dort widerfährt ihr Schlimmes. Ob sie dadurch zerbricht?
Lasnic ist mir äußerst sympathisch. Er hat so manche Ecken und Kanten, hat sich aber als loyal, zuverlässig und fähig erwiesen. Seine Sprache ist geprägt von originellen Flüchen der Waldleute ("Eulenscheiße" und "Marderscheiße") - sie macht die Figur einfach authentischer. Seine treue Liebe zu Ayrin finde ich auch sehr bewundernswert.
Bei Catolis bin ich mir nicht sicher, was ich über sie denken soll. Einerseits ist sie die mächtige Magierin von Kalypto, andererseits lässt sie sich durch die listige Lauka besiegen. Ich hatte immer den Eindruck, ihre schwerwiegende Mission lässt keine Zweifel an deren Sinn und Richtigkeit zu - sie muss es einfach schaffen, das beste Untertanenvolk zu finden. Doch auch schon während des Anfangs der Kriegszeit hatte sie ein Gewissen gezeigt. Sie hatte mit den geschändeten Frauen mitfühlen können. Und nach tagelanger Folter durch Lauka zerbröckelt ihre Überzeugung für Kalypto das Spiel des Kriegs führen zu müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob jemand unter höchsten Qualen sich so ändern kann, dass er seinen Lebenssinn bisher vergisst. Aber ich hatte Catolis nicht als so eine Frau eingeschätzt, die plötzlich ihre Sinne wandelt. Für mich klang es im Laufe der Geschichte eher so, als sei ihre Mission der ganze Sinn ihres Daseins und nachdem sie sich nun für den Frieden entschieden hat, frage ich mich, was macht sie nun, da sie kein Ziel mehr hat? Da diese Frage noch offen geblieben ist, freue ich mich umso mehr auf den dritten Band, der hoffentlich meine Neugierde diesbezüglich befriedigen wird.
Lord Frix ist mir auch in diesem Buch die liebste Figur. Treu, gewitzt und mit einem urkomischen Dialekt - man muss ihn einfach gern haben.
Im Großen und Ganzen übertrifft die Geschichte meine Erwartungen dieses Folgebandes. Eine spannende, mitreißende Geschichte voller Abenteuer, überraschenden Wendungen und tollen Charakteren. Dafür 5 Sterne und ich freue mich schon auf den letzten Band, der im August erscheinen wird.