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Veröffentlicht am 07.01.2021

Nicht alleine?!

Wenn ich dich hole
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Meine Meinung und Inhalt


Wegen eines Unwetters sitzt Bendix Steensen in Heathrow fest. In immer kürzeren Abständen erhält er Anrufe seines neunjährigen Sohnes Lewe, die allmählich panisch klingen: Seit ...

Meine Meinung und Inhalt


Wegen eines Unwetters sitzt Bendix Steensen in Heathrow fest. In immer kürzeren Abständen erhält er Anrufe seines neunjährigen Sohnes Lewe, die allmählich panisch klingen: Seit Stunden sind Mama und Oma nun schon fort, am Handy meldet sich niemand, er hat Angst, in dem abgelegenen Haus in Niebüll nicht mehr allein zu sein. Bendix alarmiert die örtliche Polizei. Doch obwohl diese nichts Verdächtiges feststellt, versucht er alles, um auf schnellstem Weg nach Nordfriesland zu kommen. Eine schier endlose Reise, zusätzlich erschwert durch Schnee und Sturm. Derweil haben seine Frau und Mutter einen ganz anderen Kampf zu kämpfen. Und Lewe ist tatsächlich nicht mehr allein.


Die Protagonisten wurden gut dargestellt und Emotionen hat die Autorin dem Leser gut vermitteln können.

Die Atmosphäre ist angespannt, angstvoll und der Inhalt, der aus verschiedenen Perspektiven vermittelt wird, ist fesselnd.
Die Schauplätze und Handlungen sind ebenfalls gut beschrieben.

Das Cover finde ich sehr schön.

"Wenn ich Dich hole" ist durchaus packend, jeodoch bleibt der Spannungsbogen überschaubar, denn hat man erst den Grund für die Vorkommnisse verstanden, was recht früh geschieht, dann bleibt nur noch die Frage nach dem Showdown.

Ein guter und solider Thriller, der jedoch mehr Potential noch hätte.

Anja Goerz, geboren 1968, gelernte Fotografin, arbeitet seit 1989 bei privaten und öffentlich-rechtlichen Radiosendern. Sie ist auf dem nordfriesischen Festland nahe Sylt aufgewachsen und träumt seit ihren ersten Rundfunktagen von einem Radioprogramm wie in diesem Roman: leicht, stimmungsvoll und mit ganz viel Insel. Heute arbeitet Anja Goerz beim Berliner Radiosender Radio Eins. Sie lebt mit Mann und Sohn in der Nähe von Potsdam.

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Veröffentlicht am 07.01.2021

88 Namen

88 Namen
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Meine Meinung und Inhalt


"Zwei Männer in Anzügen kommen auf uns zu. Auf den ersten Blick könnte man sie für Anwälte halten, doch dann fallen einem die Handschuhe auf, die sie tragen – sie sind aus blauem ...

Meine Meinung und Inhalt


"Zwei Männer in Anzügen kommen auf uns zu. Auf den ersten Blick könnte man sie für Anwälte halten, doch dann fallen einem die Handschuhe auf, die sie tragen – sie sind aus blauem Latex, wie diejenigen, die Polizisten anhaben, wenn sie Beweise sichern. Die Handschuhe sind ein Insider, eine Anspielung auf eine Science-Fiction-Serie, die vor meiner Geburt unglaublich beliebt war und die nach nur einer Staffel abgesetzt wurde. Ich bin Nerd genug, um die Anspielung zu verstehen: Die EULA-Cops sollen uns nicht nur virtuell einbuchten. Sie sind Henker." (ZITAT)


Cover und Klapptext von Matt Ruff haben sofort mein Interesse wecken können. Der Schreibstil hat mir bereits nach wenigen Seiten schon gefallen.

Der Protagonist John Chu liebt seinen Job. Als Sherpa begleitet er zahlungskräftige Kunden in Online-Rollenspiele wie das populäre Call to Wizardry und zeigt ihnen die Kniffe des Games.

Das Geschäft brummt, und John würde sich als glücklich bezeichnen, wären da nicht zwei klitzekleine Probleme: Zum einen hat seine Ex-Freundin nach einer unglücklich verlaufenen Trennung geschworen, seine berufliche und private Existenz zu vernichten.

Zum anderen vermutet er, dass es sich bei seinem neuesten Kunden in Wirklichkeit um den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un handelt, der die virtuelle Welt studieren möchte, um sie für seine politischen Zwecke zu instrumentalisieren. John versucht, der wahren Identität des ominösen »Mr. Jones« auf die Spur zu kommen – und verstrickt sich in ein Komplott, das ihn den Kopf kosten könnte.

Mich hat das Buch mit den vielen Gaming-Elementen gut unterhalten können, mehr jedoch auch nicht. Der Roman ist spannend jedoch auch sehr speziell.


Matt Ruff lebt zusammen mit seiner Familie in Seattle.

In seinen Büchern verbindet Ruff seine blühende Fantasie mit schrägem Humor und der gekonnten Vermischung unterschiedlicher Genres. Dies gilt ebenfalls für „The Mirage“ (2012; deutsch „Mirage“, 2014) und für „Lovecraft Country“ (2016; deutsch 2018). Für dieses von HBO als Serie verfilmte Werk, das die wahnwitzigen Abenteuer einer farbigen Familie in Chicago zur Zeit der Rassengesetze beschreibt, nahm er zahlreiche Auszeichnungen entgegen.

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Acht Frauen

Zeig ihnen, wie man Spaß hat
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Meine Meinung und Inhalt

"Es gab so viele Bezeichnungen für das, was ich getan hatte, dass ich kaum wusste, wo ich anfangen sollte. Kein Mensch in diesem Hinterzimmer war auf meine Peinlichkeiten vorbereitet. ...

Meine Meinung und Inhalt

"Es gab so viele Bezeichnungen für das, was ich getan hatte, dass ich kaum wusste, wo ich anfangen sollte. Kein Mensch in diesem Hinterzimmer war auf meine Peinlichkeiten vorbereitet. Ich gab mir Mühe, in jeden Satz möglichst viel Schande zu packen, um keine Zeit zu verschwenden." (ZITAT)

Acht Erzählungen über acht Frauen, die ein und dieselbe Person zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens sein könnten: Die Studentin, die in „Abtreibung. Eine Liebesgeschichte“ mit ihrem Professor schläft, könnte die Collegeabgängerin sein, die in „Zeig ihnen, wie man Spaß hat“ in ihrer irischen Heimatstadt einen Tankstellenjob annimmt, oder die Lehrerin, die in „Noch nicht das Ende“ ihre Freizeit mit Blind Dates verbringt. Eine dieser Frauen wird irgendwann stundenlang unbeweglich auf dem Badezimmerboden liegen. Für eine andere ist sogar das Anziehen zu einer Quelle der Verwirrung geworden.

Dieses spezielle Buch hat mich an vielen Stellen, meistens gleich schon zu Beginn der neuen Story, ratlos gemacht. Der Schreibstil ist gut aber gleichzeitig auch sehr diffus.

Auch als ich mit dem Buch fertig war, war ich unschlüssig, wie ich es beurteilen konnte. Meiner Meinung nach ist es sehr grotesk, radikal und zugleich überraschend gut und neuartig. Man muss sich als Leser sehr auf die einzelnen Frauen einlassen. Flatterys Kurzgeschichten spielen mit dem Absurden und driften manchmal ins Surreale. Viele haben mich nachdenklich zurückgelassen, einige habe ich nochmals gelesen.

"Ich gewann Einblicke in meine persönliche Gewohnheiten, ohne die ich noch jahrzehntelang fröhlich weitergelebt hätte. Dieses innerliche Aufdröseln vollzog sich nicht sonderlich schnell. Selbst die Katastrophe meines eigenen Lebens bekam ich noch eindrucksvoll langsam hin." (ZITAT)

Das extravagante Cover ist definitv sehr passend gewählt.

Nicole Flattery, geboren 1990, lebt in Galway. Sie erhielt den White Review Short Story Prize 2017. Zeig ihnen, wie man Spaß hat ist ihr erstes Buch.

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Veröffentlicht am 02.11.2019

Triple-O-Journey

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Meine Meinung und Inhalt

"Jenny ließ das Gebäude an Shining von Stephen King denken. Nicht, weil es ähnlich ausgesehen hätte wie das Overlook Hotel aus dem Film, sondern weil der in der Dämmerung liegende ...

Meine Meinung und Inhalt

"Jenny ließ das Gebäude an Shining von Stephen King denken. Nicht, weil es ähnlich ausgesehen hätte wie das Overlook Hotel aus dem Film, sondern weil der in der Dämmerung liegende verwinkelte Bau abweisend und wenig einladend wirkte, was in ihr das Bedürfnis weckte, augenblicklich auf dem Schneeschuh kehrtzumachen und möglichst schnell einen großen Abstand zwischen sich und dieses Hotel zu bringen. Der mit dunklem, fast schwarzem Holz verkleidete Komplex sah aus, als hätte man mehrere kleine Gebäude ohne Rücksicht auf jegliche Symmetrie einfach ineinandergeschoben. Umgeben war das Hotel von mehreren Baumgruppen, die zu gleichmäßig angeordnet waren, als dass sie zufällig dort gewachsen sein konnten." (ZITAT)

Als Fan von Arno Strobel und Liebhaber des Berchtesgadener Land mit Umland musste ich "Offline" einfach lesen.


Fünf Tage ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein. Digital Detox. So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf den Watzmann in 2000 Metern Höhe reist.

Das klingt an und für sich für den Leser vielversprechend. Die Kulisse für einen tollen Thriller ist gegeben.

Aber am zweiten Tag verschwindet einer von ihnen und wird kurz darauf schwer misshandelt gefunden. Jetzt beginnt für alle ein Horrortrip ohne Ausweg. Denn sie sind offline, und niemand wird kommen, um ihnen zu helfen.

»Ich glaube, wir sollten von jetzt an immer zusammenbleiben«, schlug Ellen vor. »Egal, ob außer uns noch jemand im Hotel ist oder nicht, wenn wir zusammenbleiben, kann keinem von uns etwas geschehen.« (ZITAT)

Das Rätselraten um den Täter beginnt. Als Leser geht es einem wie den Protagonisten selbst. Viele Möglichkeiten herrschen, einige Protagonisten kann man - vielleicht aus Symphatie-Gründen relativ schnell für sich ausschließen.

Der Szenenwechel ist dem Autor auch sehr gelungen. Ich bin ein großer Fan von dem Schreibstil des Autors und seiner Kreativität.

Kurzum, ein wirklich perfekt gewähltes Cover, eine spannende Handlung umgeben von einer finsteren Atmosphäre und überraschenden Wendungen. Leider muss ich gestehen, dass es deutliche Parallelen zu Agatha Christie und Shari Lapena‘s „Der zehnte Gast“ gibt, was mich etwas gestört hat.

Eine Idee, die neu umgesetzt wurde, was "Offline" aber nicht zu Strobels bestem Werk macht - auch aufgrund der öfteren Wiederholungen und der manchmal langgezogenen Passagen.

Der im August 1962 in Saarlouis geborene Arno Strobel zählt zu den renommierten deutschen Thriller-Autoren. Zunächst führte ihn sein Weg aber in eine andere Richtung. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung in einem handwerklichen Beruf, seinem Dienst in der Bundeswehr und seinem Studium der Versorgungstechnik arbeitete er im IT-Bereich. Sein Debüt mit einem wesentlich umfassenderen Projekt folgte 2007 mit „Magus – Die Bruderschaft“. Da sein Manuskript bei den großen Verlagen wenig Anklang fand, veröffentlichte er es außerordentlich erfolgreich im Selbstverlag. Bald darauf zeigte ein namhafter Verlag Interesse. Im Anschluss brachte er zahlreiche Thriller auf den Markt, wie zum Beispiel „Der Trakt“, „Das Skript“ und „Die Flut“. Arno Strobel hat drei Kinder und lebt mit seiner Partnerin in der Nähe von Deutschlands ältester Stadt Trier.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Sal und Peppa

Sal
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Meine Meinung und Inhalt
"Früher habe ich das Sorgenmachen immer mit dem Timer auf meinem Handy gestoppt. Meist zehn Minuten jeden Morgen, aber in den letzten Wochen waren es mehr gewesen, weil es so ...

Meine Meinung und Inhalt
"Früher habe ich das Sorgenmachen immer mit dem Timer auf meinem Handy gestoppt. Meist zehn Minuten jeden Morgen, aber in den letzten Wochen waren es mehr gewesen, weil es so viel auszutüfteln und zu planen gegeben hatte, bevor wir abgehauen waren." (ZITAT)

In dem Buch berichtet Mick Kitson von der Flucht der beiden Schwestern in die schottischen Highlands. Diese ist nicht überstürzt, sondern von langer Hand geplant gewesen.
Nun liegt es an der dreizehnjährigen Sal ihre jüngere Schwester Peppa zu beschützen.

Sal ist mir von Beginn an symphatisch. Sie besitzt einen unglaublichen Beschützerinstinkt ihrer Schwester Peppa gegenüber, der mich sehr berührt hat.
Sie ist außerdem unglaublich intelligent und lernfähig - bringt sich selbst Survival-Tricks mit Hilfe von Youtube-Videos und Ratgeber bei.

"Im Video hieß es, man soll die Fallen ein paar Stunden einbuddeln, damit der Menschengeruch abgeht, und darum schob ich die Blätter zusammen, nahm die Fallen aus Peppas Rucksack und deckte sie mit den Blättern zu." (ZITAT)

"Ich hatte noch nie eine Falle aufgestellt oder ein Kaninchen ausgenommen oder gehäutet, aber ich hatte es tausendmal auf YouTube gesehen." (ZITAT)

Die Einzige, die weiß, wo sie sind, ist die Deutsche Ingrid, die ebenfalls in der Natur lebt.

Als Kitson die Familienverhältnisse schildert und den Grund der Flucht, war ich wirklich sehr berührt und schockiert.

Da war Sal's Vater, den sie nie wirklich kennenlernen konnte...

"Als ich so um die neun war und Peppa sechs und Maw noch nicht so an der Flasche hing, erzählte sie uns manchmal von unseren Dads.
.... Mein Dad war gestorben, weil er vorn gesessen hatte und nicht angeschnallt gewesen war und sie alle betrunken gewesen waren." (ZITAT)

...und Maw's Freund, der als Vaterersatzfigur dienen soll, aber leider auf jeder Linie versagt. Er sorgt nicht nur dafür, dass Maw dem Alkohol volkommen abhängig geworden ist, sondern tut Sal auch unbeschreibliche Dinge an, bei denen ich während des Lesens am liebsten gar nicht weiter darüber nachdenken mochte.

"Du musst nett zu mir sein, sonst geh ich rüber zu Peppa. Und ich sagte: Du lässt sie gefälligst in Ruhe.
Und er lachte und sagte: Sie ist langsam alt genug dafür.
Und ich sagte: Wenn du sie anfasst, bring ich dich um. ... Er lachte und zog seine Hose auf," (ZITAT)

Kurzum, "Sal" ist wirklich ein gelungener Roman über die grenzenlose Liebe zweier Schwestern und dem Willen und Mut etwas zu ändern.

Der Schreibstil von Mick Kitson hat mir wirklich gut gefallen, ebenso die kurzen und übersichtlichen Kapitel.

Das Cover finde ich unglaublich schön und ansprechend!