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Veröffentlicht am 02.11.2019

Eine Reise in den Regenwald

Die Einzige
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Pia lebt seit ihrer Geburt im Regenwald. Sie ist eine Unsterbliche. Jahrhundertelange Forschungen haben erreicht, wovon die Menschheit immer geträumt hat: Es wurde eine Pflanze entdeckt, die unsterblich ...

Pia lebt seit ihrer Geburt im Regenwald. Sie ist eine Unsterbliche. Jahrhundertelange Forschungen haben erreicht, wovon die Menschheit immer geträumt hat: Es wurde eine Pflanze entdeckt, die unsterblich macht. Und Pia ist die erste, an der das Experiment geglückt ist. Seitdem strebt sie danach, auch Wissenschaftlerin zu werden und sich einen ebenfalls unsterblichen Partner zu erschaffen.

Pia kennt ihr Heimatdorf Little Cambridge wie ihre Westentasche. Aber die Außenwelt, die das Dorf umgibt, durfte sie nie kennenlernen. Es wurde ihr strengstens verboten, das Dorf zu verlassen. Und es gibt auch noch andere Regeln: Pia darf sich keine Bücher oder Filme von „außerhalb“ ansehen. Musik gibt es nur in Instrumental-Version, ohne Text. Es gibt nichts und niemanden, der ihr von der Außenwelt berichten könnte, keine Landkarten, kein Radio, keine Fotos.

Doch Pia plagt die Neugier. Natürlich will sie die Außenwelt erkunden, will wissen, wie es außerhalb des Dorfes aussieht, will Kontakt zu den Eingeborenen aufnehmen. Als sie eines Tages ein Loch in dem Zaun, der das Dorf umgibt, findet, nutzt sie die Chance und schleicht sich nach draußen. Und hier trifft sie auf Eio. Eio, der ihr eine ganz andere Welt zeigt. Der ihr Leben auf den Kopf stellt. Der so unglaublich blaue Augen hat.

Und dann erfährt Pia die schreckliche Wahrheit über das Experiment „Unsterblichkeit“ und muss sich entscheiden: zwischen dem, woran sie immer geglaubt hat, und ihrem Drang nach der Freiheit.

Pia ist ein sehr authentisch gezeichneter Charakter, der völlig nachvollziehbar handelt und dessen anschaulich dargestellten Gefühle dafür sorgen, dass der Leser von Anfang an eine Beziehung zu ihr aufbaut. Denn Pia ist nicht glücklich mit ihrer einzigartigen Fähigkeit. Sie weiß, dass sie irgendwann einmal alle Menschen um sich herum verlieren wird, weil sie die einzige Unsterbliche ist. Sie leidet unter Verlustängsten und es macht sie traurig, sich vorzustellen, irgendwann alleine zu sein. Pia ist ein sehr emotionaler, aber auch ein sehr direkter und intelligenter Mensch. Sie sagt, was sie fühlt, denkt aber auch über die Folgen ihres Handelns nach.

Und in Eio hat sie einen tollen Gegenpart gefunden. Denn Eio ist ebenfalls sehr emotional und vernünftig, lässt sich aber auch sehr schnell begeistern und weiß, was er will. Die beiden passen sehr gut zusammen und es verwundert nicht, dass sich zwischen ihnen eine Freundschaft und eine unschuldige Liebe entwickelt. Und „unschuldig“ trifft es hier wohl auf den Punkt, denn viel passiert zwischen Eio und Pia nicht gerade. Wer also auf der Suche nach Romantik und Leidenschaft ist, der ist hier eindeutig falsch.

Auch einige der Nebenfiguren sind sehr interessant und originell gezeichnet. Vor allem eine junge Wissenschaftlerin, die neu in das Dorf kommt, sorgt für einigen Schwung und Aufregung. Und auch Pias treuester Begleiter - ein Jaguar - begeistert den Leser. Die anderen Nebenfiguren bleiben wiederum eher blass und unnahbar. Vor allem zu Pias Eltern findet man als Leser keinen wirklichen Zugang.

Die Handlungsumgebung wurde von der Autorin so anschaulich und bildhaft beschrieben, dass man sich als Leser in den Regenwald versetzt fühlt und sich vor dem geistigen Auge die einzigartige Natur entfaltet. Die Darstellungen der Autorin sind so lebendig, dass man meint, die Blätter rauschen zu hören und die feuchte Luft einzuatmen.

Die Handlung selbst ist vor allem am Anfang sehr originell und einzigartig. Jessica Khoury setzt ihre Idee hinter der Geschichte mit einem guten Blick für Details und Logik um und schafft so etwas Neues. Doch nach und nach rutscht die Handlung doch sehr in das Vorhersehbare ab und sorgt nur noch selten für Überraschung beim Leser. Dazu kommen einige Längen, in denen sich die Handlung nur im Kreis dreht, und einige Wiederholungen, durch welche die Handlung einfach nicht voranschreitet. Dafür kommt dann am Ende alles Schlag auf Schlag und irgendwie wird dann plötzlich alles zu viel. Intrigen, Verrat, Machtkämpfe um die Unsterblichkeit - es ist wirklich schlimm, was Pia hier herausfindet. Aber ein wenig übertrieben hat es die Autorin dabei.

Nicht unerwähnt bleiben sollen die Tierversuche, die an unschuldigen Vögeln und Mäusen durchgeführt werden und teilweise so detailliert in ihrer Grausamkeit beschrieben werden, dass es schon gar keinen Spaß mehr macht, das Buch zu lesen. Diese Szenen standen wirklich in einem krassen Gegensatz zu den so wunderschönen Beschreibungen der Handlungsumgebung.

Mein Fazit:

Beim Lesen von „Die Einzige. In deinen Augen die Unendlichkeit“ fühlt man sich sofort in den Amazonas-Regenwald versetzt.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Mit „Breathe - Gefangen unter Glas“ bekommt der Ausdruck „nach Luft schnappen“ eine ganz neue Bedeutung.

Breathe - Gefangen unter Glas
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Sauerstoff wird unter der Kuppel, in der die Handlung des Romans spielt, streng rationiert, ist zu einem kostbaren Gut geworden, seit der Switch die Erde komplett auf den Kopf gestellt hat. Die Bürger ...

Sauerstoff wird unter der Kuppel, in der die Handlung des Romans spielt, streng rationiert, ist zu einem kostbaren Gut geworden, seit der Switch die Erde komplett auf den Kopf gestellt hat. Die Bürger dürfen sich nur mit einer Geschwindigkeit von maximal drei Stundenmeilen fortbewegen. Geschwindigkeitskameras überwachen die Einhaltung dieser Vorschrift. Für außergewöhnliche Aktivitäten wie Tanzen oder Joggen ist eine Sondergebühr zu entrichten. Für das Tragen schwerer Lasten muss eine Zulassung eingeholt werden. Das Leben unter der Kuppel wird streng überwacht und kontrolliert.

Die Kuppel lässt sich in drei Zonen einteilen: Zone 1 mit ihren blitzsauberen Straßen und verspiegelten Gebäuden, hier sind nur Premium-Bürger unterwegs; Zone 2 mit schmalen Straßen und dicht stehenden Wohnblocks, hier wohnen die Aufseher und Sicherheitskräfte, hier befinden sich Schulen, Krankenhäuser und Ausbildungsstätten; Zone 3 mit regelrechten Wohntürmen, die das Licht schlucken, sodass die Straßen in völliger Dunkelheit liegen, erbaut für tausende von Bewohnern. Hier leben die Seconds - die Bürger zweiter Klasse. Die Wohnungen in Zone 3 sind luftdicht abgeschlossen und mit Sauerstoffmessgeräten ausgestattet, sodass der Sauerstoffverbrauch nachvollziehbar ist. Bei einem Mehrverbrauch, der über dem zulässigen Durchschnittswert liegt, müssen die Bürger teure Nachzahlungen leisten. Die Seconds bekommen hauptsächlich künstliche Nahrung zu essen, ernähren sich vor allem von künstlichen Früchten, Joghurt und mit Vitaminen angereichertem Brot.

Die Kuppel schützt vor Regen, Schnee und Hitze. Durch sie herrscht immer die ideale Temperatur und eine klare Luft. Außerhalb der Kuppel dagegen gibt es keinen Sauerstoff. Hier herrscht reines Ödland, das nur ausgestattet mit Sauerstoff-Tanks erkundet werden kann.

Auf einen solchen Ausflug wollen Bea, Alina und Quinn gehen. Jeder von ihnen hat dafür ein anderes Motiv bzw. möchte damit etwas anderes erreichen. Und die Reise in das Ödland außerhalb der Kuppel wird ihr Leben gehörig auf den Kopf stellen. Die drei sind Charaktere, die bildhaft gezeichnet wurden und in die man sich als Leser gut hineinversetzen kann. Allerdings haben sie auch ihre Sonderheiten, die mit der Zeit anstrengend werden. Besonders Bea, die eigentlich eine Sympathieträgerin hätte sein können, entwickelt so manche nervende Angewohnheit.

Das Buch ist sehr dialoglastig. Zwar beschreibt die Autorin durchaus auch die Handlungsumgebung und das Verhalten der Charaktere, aber die Gespräche zwischen ihnen liegen doch im Vordergrund. Und sie werden oft zu sehr ausgebreitet. Dabei hat man als Leser das Gefühl, dass sich die Figuren nur auf der Stelle bewegen bzw. im Kreis drehen und die Handlung nicht wirklich voranschreitet.

Die Handlung selbst hat leider nur sehr wenige Highlights und ist dadurch auch nur an wenigen Stellen besonders spannend. Den Rest des Buches plätschert sie eher vor sich hin, ohne dass bedeutende Sachen geschehen. Gerade der Teil des Buches, der außerhalb der Kuppel spielt, birgt doch einiges interessante Potential in sich, das die Autorin aber leider nicht voll ausnutzt. Zwar stellt dieser Teil durchaus Abwechslung zu dem vorangegangen Teil innerhalb der Kuppel dar, doch passiert auch hier nur wenig Aufregendes. Zudem ist die Handlung auch noch ziemlich vorhersehbar und sorgt selten für Überraschungen.

Leider muss man sich als Leser dieses Buches vieles selbst zusammenreimen, um die Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen. Informationen diesbezüglich erhält man leider nur selten und nur sehr bruchstückhaft. Allein anhand der Erklärungen der Autorin erhält man kein vollständiges Bild vom Leben inner- und außerhalb der Kuppel. Es bleiben Lücken zurück, die man selbst schließen muss. Dadurch hat man aber auch ständig das Gefühl, dass etwas fehlt, dass man der Geschichte nicht richtig folgen kann, dass der Aha-Effekt ausbleibt.

Das Ende des Buches ist recht offen, ist aber kein wahrer Cliffhanger. Es macht aber deutlich, dass es sich bei „Breathe - Gefangen unter Glas“ um den ersten Teil einer Reihe handelt.

Mein Fazit:

Mit „Breathe - Gefangen unter Glas“ bekommt der Ausdruck „nach Luft schnappen“ eine ganz neue Bedeutung.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein Buch mit einfach liebenswerten Charakteren, aber einer Handlung, die schnell ins Absurde rutscht.

Zurück nach Hollyhill
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Es hätte so schön sein können. Schon allein das Cover mit seinen Gelb- und Pinktönen fasziniert. Und dazu kommt dieser Klappentext, der so geheimnisvoll und irgendwie niedlich klingt. Aber leider, leider ...

Es hätte so schön sein können. Schon allein das Cover mit seinen Gelb- und Pinktönen fasziniert. Und dazu kommt dieser Klappentext, der so geheimnisvoll und irgendwie niedlich klingt. Aber leider, leider gibt es da diese eine Szene, nach der das Buch eine Kehrtwende um 180 Grad macht und seinen besonderen Reiz verliert.

Aber der Reihe nach:

„Zurück nach Hollyhill“ beginnt sehr direkt und unverblümt. Sofort ist man als Leser mittendrin im Geschehen und nachdem die Hauptfigur Emily, ihre beste Freundin Fee und ihre Großmutter vorgestellt wurden, geht es auch schon los mit der Suche nach dem Dorf, das auf keiner Karte verzeichnet ist. Schade, dass die Einführung nur so kurz ist, denn vor allem Fee ist mit ihrer offenen und direkten Art ein echtes Highlight. Leider hat sie nur einen sehr kurzen Auftritt in diesem Roman. Es wäre sicherlich lohnenswert gewesen, ihr eine größere Rolle in der Handlung zukommen zu lassen.

Emilys Suche nach Hollyhill gestaltet sich ebenfalls eher kurz. Denn in England angekommen, trifft sie schnell auf Matt, diesen gutaussehenden, aber irgendwie komischen Jungen, den man nicht so richtig einschätzen kann. Er führt sie durch das Moor und durch seine Hilfe gelangt sie schließlich nach Hollyhill.

Und dieses Dorf ist einfach toll. Nicht nur Emily, sondern auch der Leser fühlt sich direkt in ein Bilderbuch versetzt, das von Jane Austen gestaltet sein muss. Ein paar Häuser - jedes in einer anderen Farbe - schmiegen sich an die Hauptstraße, ein kleiner Bach schlängelt sich durch den Ort, Brücken führen über ihn zu den Eingangstüren der kleinen Cottages. Alles ist mit Blumen verziert, die Bienen summen darin. Es ist ein kleiner und verträumter Ort, in dem die Zeit irgendwie still zu stehen scheint und in dem man sich sofort wohl fühlt.

Dazu kommen diese zwar total schrulligen, aber überaus liebenswerten Charaktere. Emily tut sich am Anfang sehr schwer damit, sich den Bewohnern von Hollyhill zu öffnen, sie riecht Verschwörungen, wo keine sind, sie verhält sich kühl und reserviert. Zwar hat sie dabei teilweise nicht ganz Unrecht, aber sie übertreibt und interpretiert zu viel in manche Situationen hinein. Dabei sind die Figuren doch allesamt ganz bezaubernd und eben einfach nur liebenswert.

Mit der Ankunft in Hollyhill intensiviert sich auch der Teil des Buches, der ihm einen mysteriösen Touch gibt. Denn Emily hat Matt bereits in ihren Träumen gesehen, bevor sie nach Hollyhill gereist ist. Kannte sie ihn also schon vorher? Und auf das Armband, das sie an ihrem Handgelenk trägt, reagieren die Bewohner des Dorfes mit … Angst? Es verdichten sich nun die Rätsel, einige Fragen werden beantwortet, führen aber zu weiteren Fragen. Und immer noch ist das Buch ganz bezaubernd und wundervoll.

Doch dann kommt sie: Die Szene, die alles ins Gegenteil kehrt.

Da der Klappentext selbst es auch erwähnt, kann es hier ebenfalls beim Namen genannt werden: Eine Entführung findet statt. Wer entführt wird und warum - das soll hier nicht verraten werden. Aber es muss erwähnt werden, dass die Handlung mit dieser Szene sehr stark in das Absurde abrutscht. Es wird einfach nicht deutlich, warum die folgenden Dinge geschehen und wie sie sich in das große Ganze einfügen. Die Zusammenhänge werden einfach nicht mehr klar und es stellen sich zu viele Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Die Handlung bleibt zu oberflächlich, das Verhalten der Charaktere ist nicht mehr nachvollziehbar und es fehlt einfach der Sinnzusammenhang.

Das Ende ist dann allerdings wieder in sich stimmig und rund, deutet dabei gleichzeitig auf zumindest einen weiteren Folgeband hin.

Mein Fazit:

Ein Buch mit einfach liebenswerten Charakteren, aber einer Handlung, die schnell ins Absurde rutscht.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Eine Hommage an das gedruckte Buch, der leider die Emotionen fehlen.

Die Scanner
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Der Ich-Erzähler Rob lebt in einer Welt, in der Wissen jederzeit und kostenlos abrufbar ist. Es ist eine Welt, in welcher der größte Feind der Regierung die Bibliophilen sind, die egoistisch „echte“ Bücher ...

Der Ich-Erzähler Rob lebt in einer Welt, in der Wissen jederzeit und kostenlos abrufbar ist. Es ist eine Welt, in welcher der größte Feind der Regierung die Bibliophilen sind, die egoistisch „echte“ Bücher nur für sich haben wollen und die sich dagegen wehren, dass diese eingescannt und somit der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.

Einer dieser Scanner ist Rob, der am Anfang ganze Bibliotheken leer gescannt hat, dem es aber immer schwerer fällt, überhaupt noch „echte“ Bücher aufzuspüren. Rob hat sich nie gefragt, was mit den Büchern passiert, nachdem sie gescannt wurden. Doch er beginnt, Fragen zu stellen, als er auf dem Weg zur Arbeit auf einen alten Mann trifft, der vor seinen Augen ein Buch liest und sich selbst gegen eine hohe Summe Geld weigert, das Buch herauszugeben.

„Die Scanner“ ist ein Roman, der sehr ruhig beginnt, aber sehr ereignisreich endet. Die Handlung selbst lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Bei diesem Buch geht es eher darum, wie man das Gelesene interpretiert. Leider wird der Leser dabei ziemlich allein gelassen.

Man kann zwar durchaus zwischen den Zeilen herauslesen, was der Autor mit diesem Buch sagen möchte, warum er dieses Buch geschrieben hat, was seine Intention ist. Aber das lässt sich mehr erahnen, als dass Robert M. Sonntag konkret aussprechen würde, was ihn bewegt. Das Meiste verliert sich in Andeutungen, die nicht weiter verfolgt werden.

Gleichzeitig ist die Geschichte zu einseitig. Der Autor beschäftigt sich zwar damit, was der Verlust des gedruckten Buches bedeutet, aber bezieht das mehr auf die Menschen, die an der Herstellung eines Buches beteiligt sind - die Autoren, die Übersetzer - oder spricht das Schicksal der Bibliothekare an und thematisiert den Untergang dieser Berufe. Was aber fehlt, ist der Bezug zum Wert eines Buches für die Leser. Denn natürlich sind die Bücher in digitaler Form nach wie vor verfügbar, aber der Gegenstand „Buch“ ist einfach nicht mehr vorhanden. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor die Bedeutung einer Welt ohne Papier umfassender thematisiert hätte. So bleibt das Buch leider eher oberflächlich und zu sachlich und nüchtern. Es fehlt ihm an Emotionen, vor allem an Leidenschaft zum Buch, die das Grundthema aber durchaus hergibt.

Genial ist dagegen wieder der Schluss des Buches, seine Beziehung zum Titel „Die Scanner“ und die Verbindung zwischen den Namen des Autors und des Ich-Erzählers.

Mein Fazit:

Eine Hommage an das gedruckte Buch, der leider die Emotionen fehlen.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein Buch mit zwei Seiten: einer fröhlichen und gefühlvollen und einer konstruierten und oberflächlichen.

Mein Sommer nebenan
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Seit zehn Jahren sind die Garretts die Nachbarn von Samantha und ihrer Mutter. Und seit zehn Jahren macht Samanthas Mutter keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Garretts - diese Großfamilie mit ihren ...

Seit zehn Jahren sind die Garretts die Nachbarn von Samantha und ihrer Mutter. Und seit zehn Jahren macht Samanthas Mutter keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Garretts - diese Großfamilie mit ihren fünf Jungs und drei Mädchen, die immer laut sind, immer ihre Spielsachen im Garten herumliegen lassen, nie den Rasen mähen.

Doch Samantha findet diese chaotische Familie großartig. Heimlich beobachtet sie sie und verfolgt das turbulente Familienleben. Und manchmal wünscht sie sich, auch Teil einer solchen Familie zu sein. Als Jase Garrett sie eines Abends auf ihrem Dachvorsprung besucht, verändert sich Samanthas Leben schlagartig. Sie lernt eine völlig andere Welt kennen: eine Familie, in der alle liebevoll und freundlich miteinander umgehen und in der es immer etwas zu lachen gibt.

Doch mit ihrer Mutter kann Samantha ihre neugewonnene Freude nicht teilen, denn die hat ihr nicht nur den Umgang mit den Garretts verboten, seit sie sieben Jahre alt war, sondern sie hat auch noch genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Vor allem mit dem Wahlkampf, denn auf keinen Fall will sie den Posten als Senatorin der Stadt verlieren.

Während Samantha also auf sich allein gestellt bleibt und ihre Mutter Wichtigeres zu tun hat, verbringt sie immer mehr Zeit bei den Garretts. Zwischen Jase und Samantha entwickelt sich schnell eine Freundschaft, aus der auch schnell mehr wird. Die Gespräche zwischen den beiden wirken am Anfang ziemlich gestellt, aber das verliert sich im Laufe des Buches und macht echten Gefühlen Platz. Die Szenen mit den beiden sind sehr liebe- und gefühlvoll geschrieben und sorgen beim Leser dafür, dass er ebenfalls Schmetterlinge im Bauch spürt und sich ganz in der Romantik zwischen den Figuren, die vollkommen ohne Kitsch auskommt, verliert. Auch das Familienleben der Garretts sorgt für viele schöne und witzige Momente, in denen man sich als Leser einfach nur wohl fühlt und als Teil der Familie betrachtet, so lebendig sind die Beschreibungen der Autorin.

Doch es gibt auch ernste Szenen und die Autorin spricht eine Handvoll an Problemen an, welche die Teenager in diesem Buch beschäftigen. Drogen nehmen dabei einen gewissen Raum ein, aber auch Samanthas Beziehung zu ihrer Mutter wird umfassend thematisiert. Und es kommt ein Moment, da wird alles auf eine Zerreißprobe gestellt, da sind die schönen Szenen vergessen, da war es das auf einmal mit der Romantik, und als Leser fragt man sich unweigerlich, wie das Buch wohl ausgehen wird.

Leider sorgt dieser Moment aber auch dafür, dass sich das Buch selbst von einem wirklich schönen und gefühlvollen Roman in ein oberflächliches und gekünsteltes Werk wandelt. Denn plötzlich steht die Welt völlig Kopf, die Handlung wirkt plötzlich konstruiert, verliert ihren Reiz, konzentriert sich zu sehr auf Intrigen und Lügen und negative Gefühle. Von einer Seite auf die andere macht es nicht mehr so viel Spaß, das Buch zu lesen, kann man sich als Leser nicht mehr zwischen den Seiten verlieren.

Das Ende des Buches macht zwar einiges wett, aber so ganz hinwegtäuschen kann es nicht darüber, dass die Freude am Lesen vor allem im letzten Drittel des Buches immer weniger wurde.

Mein Fazit:

Ein Buch mit zwei Seiten: einer fröhlichen und gefühlvollen und einer konstruierten und oberflächlichen.