Authentisch
"Die Liebe im Ernstfall" ist ein Roman der Schriftstellerin Daniela Krien, der Ende Februar 2019 im Diogenes Verlag veröffentlicht wurde. Erzählt werden die Geschichten von fünf Frauen, deren Lebenswege ...
"Die Liebe im Ernstfall" ist ein Roman der Schriftstellerin Daniela Krien, der Ende Februar 2019 im Diogenes Verlag veröffentlicht wurde. Erzählt werden die Geschichten von fünf Frauen, deren Lebenswege sich durch Zufall kreuzen.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde sind die Namen der hier handelnden weiblichen Figuren. Die fünf Frauen sind mittleren Alters und leben in Leipzig. Sie durchleben Krisen, müssen lernen, dass Freiheit oft auch Zwang bedeutet, dass das Leben Risiken und Herausforderungen birgt und dass die Selbstfindung ein lebenslanger Prozess ist.
Daniela Krien widmet jeder ihrer Protagonistinnen ein eigenes Kapitel, in welchem sie Bezug auf den Alltag nimmt, aber auch die größten Ängste, Sehnsüchte und Verluste der fünf Frauen beschreibt. Sie thematisiert deren Beziehungen zu aktuellen oder ehemaligen Partnern, zu ihren Eltern und Kindern und das aus nächster Nähe. Auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und dem eigenen Glück müssen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde Enttäuschungen in Kauf nehmen, schmerzhafte Trennungen erfahren und lernen, das Scheitern zum Leben gehört.
Alle Frauen verbindet eine fehlende Orientierung im Leben, aus derer sie sich zu befreien versuchen. Den richtigen Halt haben sie noch nicht finden können und die Identifikation mit der eigenen Person gestaltet sich schwierig. Sie müssen erfahren, dass sie nicht auf alles Einfluss nehmen können, das verlässliche Bindungen keine Selbstverständlichkeit sind und fest gefahrene Verhaltensmuster manchmal durchbrochen werden müssen um ans Ziel zu gelangen. Die Liebe im Ernstfall spiegelt Frauen mitten aus der Gesellschaft wieder, was einer der Gründe für die hohe Authentizität der Geschichte ist.
Nach dem Lesen bleibt, das lässt sich nicht leugnen, eine gewisse Schwermut hängen. Das liegt aus meiner Sicht auch daran, dass die hier beschriebenen Liebesbeziehungen häufig in Tristesse abdriften, Affären eingegangen werden und am Ende nur Resignation bleibt. Die Partnerschaften zeichnen sich nicht durch Halt und tiefe Verbundenheit aus, sondern gehen aufgrund von fehlender Leidenschaft und mit der Zeit immer größer werdender menschlicher Distanz zugrunde. Aber die Frauen erleben auch schöne Momente, erstarken an intensiven Erfahrungen, handeln selbstbestimmter und finden zu sich selbst.
Ein wunderbar schnörkellos geschriebener Roman über verlorene Chancen und neu gewonnene Freiheiten.