Profilbild von Katjuschka

Katjuschka

Lesejury Star
offline

Katjuschka ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Katjuschka über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2019

Die Thomas-Katastrophe

Träume von Freiheit - Flammen am Meer
0

Im Jahr 1875 kommt es in Bremerhaven zu einer, durch ein tragisches Missgeschick, zu früh ausgelösten Explosion. Der skrupellose William King Thomas hatte eigentlich geplant das Auswandererschiff "Mosel" ...

Im Jahr 1875 kommt es in Bremerhaven zu einer, durch ein tragisches Missgeschick, zu früh ausgelösten Explosion. Der skrupellose William King Thomas hatte eigentlich geplant das Auswandererschiff "Mosel" erst auf hoher See so zum Untergang zu bringen und danach mittels Versicherungsbetrug zu Geld zu kommen. Durch dieses schreckliche Verbrechen verliert Johanne Claussen quasi ihre ganze Familie. Sie selbst wird schwer verletzt.

Silke Böschen erzählt in ihrem Buch "Träume von Freiheit - Flammen am Meer", soweit bekannt, über das Schickal von Johanne Claussen und von Cecilia Thomas, der Frau des "Dynamit-Teufels". Denn es hat die "Thomas-Katastrophe" tatsächlich gegeben! Abwechselnd erlebt man den weiteren Lebensweg der beiden so unterschiedlich Frauen mit.

Johanne ist eine tapfere Frau, die ihr Schicksal mit bemerkenswerter Kraft und Energie angeht. Man muss sie einfach bewundern! 

Cecilia dagegen ist eine Person, mir der ich nicht warm werden konnte. Ihr Leben war sicherlich nicht leicht, aber vieles hat sie selbst zu verschulden. Ab und zu hatte ich kurz Mitleid, aber zu oft war sie mir zu oberflächlich, zu empathielos!

Der Schreibstil ist sehr angenehm, dem historischen Hintergrund angepasst werden die Lebensumstände sehr gut vermittelt. Auch die Stimmungen in Bremerhaven und New York fand ich bildhaft sehr gut gelungen!

Die im Anhang aufgelisteten Informationen zu den real existierenden Personen fand ich ausgesprochen interessant.

Die Recherche der Autorin muss sehr aufwändig gewesen sein!

Veröffentlicht am 18.11.2019

Kaffee im Blut

Der Duft der weiten Welt
0

Die Schwestern Mina und Agnes sind nach dem Tod der Mutter zusammen mit ihrem Vater Karl Deharde, einem mit Kaffee handelten Kaufmann, zur eher strengen Oma in deren Villa gezogen. Auch wenn Mina, wie ...

Die Schwestern Mina und Agnes sind nach dem Tod der Mutter zusammen mit ihrem Vater Karl Deharde, einem mit Kaffee handelten Kaufmann, zur eher strengen Oma in deren Villa gezogen. Auch wenn Mina, wie ihr Vater meint, "Kaffee im Blut" hat, wird sie später nicht das Kaffeekontor leiten, denn sie ist ja nur ein Mädchen! Aber Mina ist ehrgeizig und hartnäckig. So geht sie dann doch irgendwann regelmäßig mit dem Vater ins Kontor um alles über Kaffee und den Kaffeehandel zu lernen. Dort trifft sie auf den Gesellen Edo, der ist bald ein sehr guter Freund wird. Oder vielleicht sogar mehr? 
Dann geschehen mehrere Dinge gleichzeitig, die Minas Leben etwas durcheinander bringen: Mina soll in ein Mädchen-Pensionat gehen, Frederik, der Sohn eines alten Freundes von Minas Vater macht sich in Familie und Firma breit und dann wird Vater Karl krank.
Wir wird es mit weitergehen? Kann Mina ihre Pläne verwirklichen oder muss sie sich den gesellschaftlichen Regeln beugen?

Mit "Der Duft der weiten Welt" hat Fenja Lüders eine interessante und stellenweise recht spannende Geschichte geschrieben, die ich allerdings so ähnlich schon kannte.
Die Thematik "Tochter setzt sich in der Mannerwelt durch" ist nicht neu. In der Geschichte um die "Villa in der Elbchaussee" ist es ähnlich. Da handelt der Vater als Hamburger Kaufmann allerdings mit Kakao
Das hier also keine Geschichte mit einer neuen Idee erzählt wird, das fand ich schon ein wenig schade. Davon abgesehen habe ich mich gut unterhalten gefühlt, denn die Protagonisten werden sehr gut beschrieben und man fühlt sich jederzeit in das historische Hamburg versetzt.
Mir hat die Entwicklung der jungen, manchmal ein wenig naiven Mina, zur selbstbewussten jungen Frau sehr gut gefallen. Aber auch die anderen haben, da es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt, noch sehr viel Potential. Ich bin z.B. schon gespannt wie es mit Agnes, Edo und Heiko weitergehen wird. Und wie ich Frederik einschätzen soll, das weiß ich noch überhaupt nicht.
Das offene Ende gibt jedenfalls genug Raum für Spekulationen....

Veröffentlicht am 03.11.2019

Weihnachtlicher Kurzroman mit Norwegen-Flair

Die Kinder des Nordlichts
0

Die Freundinnen Marie und Elin haben den gleichen familiären Hintergrund: Ihre Mütter sind "Deutschenkinder". Also Kinder einer Norwegerin und eines Deutschen, gezeugt in Zeiten des Krieges. Und beide ...

Die Freundinnen Marie und Elin haben den gleichen familiären Hintergrund: Ihre Mütter sind "Deutschenkinder". Also Kinder einer Norwegerin und eines Deutschen, gezeugt in Zeiten des Krieges. Und beide hatten eine sehr enge Beziehung zur jeweiligen norwegischen Großmutter. Nachdem diese jetzt verstorben sind beschließen die jungen Frauen in Wiesbaden ein norwegisches Café zu eröffnen. 

Dieser Kurzroman ist eine Art Fortsetzung von "Das Haus der verlorenen Kinder", kann aber auch sehr gut allein gelesen werden. Die Bezüge zum Vorgänger werden gut und nicht aufdringlich erklärt!

Da der Fokus hier auf Weihnachten, Norwegen und Café liegt, sind norwegisches Gepäck und deren Zubereitung immer wieder ein Thema. Die lecker klingenden Rezepte sind im Anhang zu finden!

Der Erzählstil ist dem Thema angepasst eher ruhig und man bekommt richtig Lust auf vorweihnachtliche Kaffeehausbesuche. Da es sich um einen Kurzroman handelt fehlt naturgemäß etwas Tiefgang, aber das war für mich so ja auch zu erwarten. Und natürlich läuft alles, trotz verschiedener kleiner Rückschläge, sehr schnell wieder rund, sämtliche Hindernisse lösen sich in Windeseile in Luft auf. Aber hey, das erwarte ich auch von einer Weihnachtsgeschichte

Alles in allem eine süße kleine Geschichte zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit! 

Veröffentlicht am 31.10.2019

Das Fest der Liebe

Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten
0

Karen ist 51, geschieden und lebt mit ihrer Tochter in Berlin, wo sie sich als Literaturagentin selbstständig gemacht hat. Mit ihrem Leben ist Karen zufrieden. Meistens jedenfalls. Wirklich glücklich ist ...

Karen ist 51, geschieden und lebt mit ihrer Tochter in Berlin, wo sie sich als Literaturagentin selbstständig gemacht hat. Mit ihrem Leben ist Karen zufrieden. Meistens jedenfalls. Wirklich glücklich ist sie nicht!

Wie jedes Jahr fährt Karen an Weihnachten zu ihrem alljährigen "Pflichtbesuch" zu ihrer Mutter nach Husum. Durch einen zuerst nicht näher erläuterten Vorfall aus der Vergangenen ist das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter distanziert, fast unterkühlt.

In Husum angekommen trifft Karen auf ihren Jugendschwarm Bent, der nach einem stressigen Berufsalltag zurück in die alte Heimat gekommen ist. In der "grauen Stadt am Meer" will er ein Restaurant eröffnen! Und da Bent sich ausgerechnet mit Karens Mutter angefreundet hat, sehen die beiden sich regelmäßig. In seinem Beisein sind die Gespräche zwischen Karen und ihrer Mutter jedoch nicht so verkrampft. Und nach und nach beginnt Karen sich langsam zu öffnen. Aber erst ein dramatisches Ereignis bringt die beiden Frauen wieder zueinander!


Jan Steinbach entführt seine Leser(innen) erneut nach Husum. Diesmal spielt die Handlung vor weihnachtlicher Kulisse. Dies macht sich auch im ruhigen Erzählstil bemerkbar. Denn es passiert eigentlich nicht viel. Es geht um Familie, Vergangenheit, Ehrlichkeit und um Verzeihen können. Was vor vielen Jahren vorgefallen ist erfährt man erst recht spät. Aber danach erklärt sich vor allem die oft kühle Art von Karen ihrer Mutter gegenüber. 


Mir hat gefallen, dass es hier mal wieder um Ü50-Protagonisten geht. Menschen, die ihre Erfahrungen gemacht, ihre Kämpfe ausgefochten haben. Wenn auch vielleicht nicht immer siegreich. Die Beschreibung der sich anbahnende Gefühle zwischen Karen und Bent sind daher auch "erwachsen" und realistisch. Das es für die Überwindung der Distanz zwischen Karen und ihrer Mutter so lange gebraucht hat, die jahrzehntelange Sprachlosigkeit für alle Beteiligten schmerzhaft war, wird sehr gut beschrieben und hat mich berührt. 

Das offene Ende mag vielleicht nicht jedem gefallen. Aber alle wichtigen Fragen sind beantwortet. Die Zuversicht auf einen Neuanfang ist deutlich greifbar. Alles weitere bringt die Zeit...

Veröffentlicht am 09.10.2019

Sterne über Venedig

Die Sterne über Venedig
0

Nicola hat sich, nachdem Ehemann Frank ihr mitgeteilt hat, sich in eine Kollegin verliebt zu haben, von diesem getrennt und lebt seit kurzem allein mit ihrer Teenager-Tochter Lotta in Berlin.
Zu ihrer ...

Nicola hat sich, nachdem Ehemann Frank ihr mitgeteilt hat, sich in eine Kollegin verliebt zu haben, von diesem getrennt und lebt seit kurzem allein mit ihrer Teenager-Tochter Lotta in Berlin.
Zu ihrer Schwester Caterina hat Nicola kaum noch Kontakt, nachdem diese sich aus ihr unerfindlichen Gründen immer mehr aus Ihrem Leben zurückgezogen hat. Dabei hatten sie immer eine sehr enge Beziehung!
Die italienische Mutter der beiden lebt nach dem Tod des deutschen Ehemannes wieder bei ihrer Mutter in ihrer Heimatstadt Venedig. Und als diese ernsthaft krank wird reisen die zerstrittenen Schwestern an ihr Krankenbett.
Miranda, die geliebte Nonna hat von dem schwesterlichen Streit erfahren und will die beiden versöhnen. Dazu erzählt sie aus ihrer Vergangenheit im besetzten Venedig zur Zeit des Krieges. Und auch von ihrer Schwester Alissia, mit der sie seit über 70 Jahren keinen Kontakt mehr hat - und von der keiner wusste, dass sie überhaupt existiert.
Auch wenn Nonna Miranda ihrer Schwester etwas aus der Vergangenheit anscheinend nicht verzeihen kann, wünscht sie sich für ihre Enkelinnen dies nicht. Oder hofft sie insgeheim auf eine Versöhnung? Was ist damals geschehen, das Nonna Miranda nicht vergeben kann?

Dieser Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Und wie so häufig ist auch hier der historische Teil deutlich spannender.
Miranda engagiert sich im venezianischen Widerstand, verliebt sich in einen Partisanen. Zur gleichen Zeit beginnt ihre Schwester eine Beziehung zu einem deutschen Soldaten.
Die Arbeit als "Stafette" ist gefährlich und Alissia scheint gleichzeitig immer mehr mit den Faschisten zu sympathisieren....

Die Beschreibungen von Venedig sind in beiden Erzählsträngen wunderbar. Die Details scheinen mir stimmig und ich konnte mich jederzeit gedanklich dorthin versetzen,
Komplett neu waren mir die Informationen rund um die Besatzung Venedigs zur Zeit des Krieges. Auch hatte ich noch nie vom Widerstand der venezianischen Partisanen im Untergrund und der Beteiligung der Frauen gehört!
Die Handlung der Gegenwart wird dominiert vom Streit der Schwestern - den eigentlichen Grund hatte ich schon recht früh erahnt, allerdings wird er erst sehr spät genau erklärt.
Wie erwartet lebt Alissia noch, und genau wie ihre Nonna, versucht hier nun Nicola zwei zerstrittene Schwestern zu versöhnen.

Der Erzählstil hat mir sehr gefallen. An manchen Stellen detailreich, an anderen wiederum eher zusammenfassend das Geschehen betreffend. In Summe für mich richtig. Ich habe das Buch in zwei Tagen gelesen!

Über drei Generationen wiederholt sich eine Gemeinsamkeit bei allen Frauen der Familie: Sie verlieben sich alle in einen Mann, mit dem es keine Zukunft zu geben scheint!
Sämtliche Protagonisten sind dabei sehr gut beschrieben, die Handlungen waren der Historie entsprechend realistisch.
Das große Thema der Geschichte ist aber eindeutig: Verzeihen können!
Es geht darum dem anderen zuzuhören, auch zu versuchen die andere Sichtweise nachzuvollziehen,
Es geht darum mit vergangenem abzuschließen, Frieden zu schließen. Auch mit sich selbst!
Nur dann kann man selbst wirklich zur Ruhe kommen und nach vorne schauen!

Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz!
Sei es bei Miranda und ihrem Renzo, oder bei Nicola und dem attraktiven Arzt Diego, der sich so rührend um Nonna Miranda kümmert!

Das in der Geschichte erwähnte venezianische Gebäck kann dank der im Anhang veröffentlichten Rezepte nachgebacken werden!