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Veröffentlicht am 20.08.2020

Ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit wenig Spannung und viel Humor

Das Dezernat für heikle Fälle
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Eine Messerstecherei auf dem Markt ist Kommissar Ulf Vargs erster Fall, den er unter Mithilfe des Streifenpolizisten Blomquist im Handumdrehen löst. Doch nicht nur der rachsüchtige Stich in die Kniekehle ...

Eine Messerstecherei auf dem Markt ist Kommissar Ulf Vargs erster Fall, den er unter Mithilfe des Streifenpolizisten Blomquist im Handumdrehen löst. Doch nicht nur der rachsüchtige Stich in die Kniekehle eines Mannes halten ihn und sein Team vom Malmöer Dezernat für heikle Fälle auf Trab. Auch das Verschwinden eines Sanitäters, der mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist und die ruhestörenden Handlungen eines Werwolfes beschäftigen sie, sodass nur wenig Zeit für ihr Privatleben bleibt. Aber genau das braucht Varg zur Zeit. Denn sein geliebter Hund Martin ist depressiv und schaut nicht einmal mehr den Eichhörnchen nach.

„Das Dezernat für heikle Fälle“ ist der Auftakt einer neuen schwedischen Krimireihe mit Kommissar Ulf Varg, der gleich mehrere skurril anmutende Fälle zu klären hat. Dass er das nicht alleine bewerkstelligen kann, ist wohl klar. Und so lernt der Leser gleich zu Beginn des Buches die gut aussehende und blitzgescheite Anna Bengtsdotter kennen, die mit Ulf Varg auf einer Wellenlänge ist, stolpert über den vom Ruhestand träumenden Erik Nykvist , der das Fliegenfischen liebt und ist ein wenig erstaunt über die aufopferungsvolle Gelassenheit von Carl Holgersson, weil er stets freiwillig die Kleinarbeit und anstehende Sonderschichten übernimmt. Eine kleine Truppe, die gut funktioniert und eine hohe Erfolgsquote aufzuweisen hat.

Angefüllt mit humorvollen Begebenheiten und absonderlichen Gestalten ist der vergnügliche Anteil in diesem Krimi hoch. Denn vor allem liebeshungrige Jugendliche, zu klein geratene Mitmenschen, imaginäre Freunde oder auch verstimmte Haustiere sorgen dafür, dass die Handlung des Romans weniger auf die Klärung von Verbrechen ausgerichtet ist, sondern eher der Bewältigung alltäglicher Probleme dient. So wird umfangreich über Kindheitserlebnisse, falsche Moralvorstellungen, Beziehungsprobleme oder auch Futterneid philosophiert, wodurch wenig Platz für eine ernsthafte Kriminalermittlung bleibt. Deshalb ist dieses Buch vor allem Lesern zu empfehlen, die eine Schwäche für trockenen Humor und skurrile Alltagssituationen haben und bedenkenlos auf eine spannende Mörderjagd verzichten können.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit wenig Spannung und viel Humor und einem Kommissar, der wunderbar menschlich und bodenständig ist.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Ein subtiler Thriller mit viel Konfliktpotenzial und verhaltener Spannung

Neuschnee
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Eine ausgelassene Silvesterparty in den schottischen Highlands. So hatte es sich Emma gedacht, als sie die Organisation ihres jährlichen Cliquentreffens übernommen hat. Doch kaum ist die kleine Gruppe ...

Eine ausgelassene Silvesterparty in den schottischen Highlands. So hatte es sich Emma gedacht, als sie die Organisation ihres jährlichen Cliquentreffens übernommen hat. Doch kaum ist die kleine Gruppe in dem idyllisch gelegenen Feriendomizil angekommen, verläuft ihr Ausflug anders, als geplant. Denn trotz fester Zusage ihrer Vermieterin sind sie über die Feiertage nicht allein, während ausgerechnet in ihrer Nähe ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Aber nicht nur das Wissen um grausam verübten Morde und ein plötzlich einsetzender heftiger Schneefall sorgen dafür, dass die Stimmung auf einen Tiefpunkt sinkt. Auch zwischen den neun Freunden gibt es Reibereien und nicht nur ein gut gehütetes Geheimnis, das plötzlich ans Tageslicht dringt. Als dann noch einer von ihnen spurlos verschwindet und sie von der Außenwelt abgeschnitten werden, nimmt eine todbringende Katastrophe ihren Lauf.

„Neuschnee“ ist ein subtiler Thriller, der von einem geschickt arrangierten Zusammenspiel seiner Figuren lebt, die zwar äußerlich harmonisch miteinander verbunden sind, innerlich aber mit Neid und Missgunst hadern. Deshalb kommt es in der abgeschiedenen Bergidylle, wie es kommen muss. Alte Rivalitäten brechen auf und setzen Gefühle frei, die nur schwer zu beherrschen sind. Eine geschickt erdachte Situation, aus deren Unberechenbarkeit und Explosivität die Handlung ihre Spannung zieht. Wobei der ins Spiel gebrachte Serienmörder wenig Einfluss auf die Ereignisse in der gut besuchten Hütte hat und eher am Rande agiert. Dafür aber nehmen die in den Bergen eingeschneiten Personen mit allen ihren Machenschaften und Eigenarten viel Platz in dem dramatisch verlaufenden Geschehen ein.

Das Setting ist wunderbar atmosphärisch und eine gleich zu Beginn des Buches gefundene und im Schnee eingefrorene Leiche sorgt dafür, dass sich das nachfolgende Geschehen um die Frage rankt: Wer denn nun Täter und Opfer sind und was in der Silvesternacht geschehen ist. Dazu werden die Ereignisse abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit erzählt, wodurch der Hörer einen guten Einblick in die Beziehungen der Figuren zueinander erhält. Leider aber tun sich die zwischen ihnen schwelenden Konflikte und Zwistigkeiten erst im späteren Verlauf der Handlung auf, sodass es viel zu lange dauert, bis es wirklich spannend wird. Dafür ist die Umsetzung zum Hörbuch gelungen, in dem es gleich fünf Sprecher gibt, die in der Rolle der erzählenden Figuren angenehm einfühlsam und lebendig sind.

Fazit und Bewertung:
Ein subtiler Thriller mit viel Konfliktpotenzial, der bis zum Schluss undurchsichtig bleibt und hinsichtlich der Spannung eher im mittleren Bereich angesiedelt ist. Dafür aber unterhält er im zwischenmenschlichen Bereich gut und überzeugt mit einer Atmosphäre, die düster und geheimnisumwoben in Erscheinung tritt.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Ein mystischer Horrorroman, der zu ausufernd geraten ist und schnell zur Geduldsprobe wird.

Der unsichtbare Freund
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Der kleine David Ohlson schleicht sich nachts aus dem Haus. Er folgt fremden Stimmen, die er aus seinen Träumen kennt. Von ihnen getrieben betritt er den Wald und kehrt nie mehr zurück.

50 Jahre danach ...

Der kleine David Ohlson schleicht sich nachts aus dem Haus. Er folgt fremden Stimmen, die er aus seinen Träumen kennt. Von ihnen getrieben betritt er den Wald und kehrt nie mehr zurück.

50 Jahre danach ist der siebenjährige Christopher mit seiner Mutter auf der Flucht. Ein aufgeweckter Junge, der Wolkengesichter und Süßigkeiten mag und seine Mutter über alles liebt. In einem kleinen Örtchen namens Mill Grove richten sie ihr neues Zuhause ein und alles läuft gut, bis Christopher plötzlich Stimmen hört. Angelockt von ihnen geht er in den Wald und taucht erst 6 Tage später wieder auf. Seit dem verfügt er über Fähigkeiten, die sonst kein Mensch besitzt und will im Wald ein Baumhaus bauen, das bis zum Weihnachtstag fertig sein muss. Denn gelingt es ihm nicht, dieses zu errichten, wird Mill Grove mit allen seinen Bewohnern für immer untergehen.

"Der unsichtbare Freund" ist ein mystischer Horrorroman mit einem albtraumhaften Geschehen, der vollgepackt mit schicksalsgebeutelten Figuren und einem Kampf um Gut und Böse ist. Doch trotz der in ihm verankerten, faszinierenden Idee, funktioniert er über weite Strecken nicht. So verliert er sich nach einem die Neugier weckenden Anfang schnell in einem Gewirr von Handlungssträngen, während sich der Kampf zwischen verschiedenen Mächten immer wieder im Kreise dreht. Und mittendrin in befindet sich der kleine Christopher, der dem Hörer längst ans Herz gewachsen ist und in dem ganzen Durcheinander irgendwie für einen guten Ausgang sorgen soll.

David Nathan als Sprecher ist die perfekte Wahl. Er liest das Aufeinandertreffen zweier Welten und die damit verbundenen Geschehnisse dermaßen gruselig, dass es jede Menge Gänsehautmomente gibt. Schon allein, wenn er die zischende Lady spricht, ändert sich die Temperatur im Raum und ein Gefühl, dass Unheil naht, macht sich breit. Aber auch Stephen Chboskys Talent, die Ereignisse und Figuren so atmosphärisch und vielschichtig zu beschreiben, dass der Hörer sie förmlich vor sich sieht, hat einen großen Anteil daran. Hinzu kommt, dass der ständige Wechsel zwischen den Welten gut nachvollzogen werden kann und es jede Menge dramatische Szenen gibt. Nur leider ist der Raum zwischen ihnen mit weitschweifigen Handlungsabläufen angefüllt, sodass sich die Spannung nicht dauerhaft halten kann.

Fazit:
Ein wunderbar atmosphärischer Horror-Roman mit mystischen Elementen, der zu ausufernd geraten ist und schnell zur Geduldsprobe wird. Trotzdem fesseln Handlung und Figuren und mit ihnen ein verbissen geführter Kampf zwischen Gut und Böse, dessen Ausgang bis zum Schluss offenbleibt.

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Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein sehr düsteres und horrorlastiges Märchen fü Erwachsene

Das Labyrinth des Fauns
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Die 13-jährige Opfelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter in die Berge, wo sie an der Seite des Hauptmanns Vidal ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen will. Doch anstatt mit Liebe empfangen ...

Die 13-jährige Opfelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter in die Berge, wo sie an der Seite des Hauptmanns Vidal ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen will. Doch anstatt mit Liebe empfangen zu werden, herrschen in ihrem neuen Heim erbarmungslose Grausamkeiten vor. Deshalb flüchtet Ofelia immer öfter in eine Welt der Magie, die in den dichten Wäldern der Berge zu finden ist und geheimnisvolle Wesen in sich birgt. Dort trifft sie auch auf einen Faun, der von ihr die Lösung dreier Aufgaben verlangt, um zu bewiesen, dass sie die lang gesuchte Prinzessin ist. Wird es ihr gelingen für immer der brutalen Wirklichkeit zu entfliehen, oder ist das Böse überall?

"Das Labyrinth des Fauns" von Cornelia Funke ist die Romanadaption des Fantasydramas „Pan´s Labyrinth“ von Guillermo del Toro, das als Film bereits sehr erfolgreich war. Als tragisches Märchen für Erwachsene kam es in die Kinos und hat vor allem durch seine Bezüge zur spanischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts und die damit verbundene Fantasiewelt eines zu dieser Zeit lebenden Kindes überzeugt. Denn Ofelias Flucht aus der Wirklichkeit erfolgte nur, weil sie mit der Hartherzigkeit und Barbarei ihres Stiefvaters nicht umgehen konnte und sich für ihr eigenes Überleben einen fiktiven Ort geschaffen hat.

Cornelia Funke erzählt die märchenhafte Geschichte mit einer bildhaften und poetischen Sprache und lässt ihre Figuren sehr lebendig erscheinen. Deshalb schließt der Leser die mutige Ofelia schnell in sein Herz, die einerseits mit kindlicher Fantasie in einer Traumwelt lebt, andererseits ungemein tapfer an der Seite ihrer Mutter steht. Und dann gibt es da noch den Faun, der nett und unberechenbar ist oder Vidals Angestellte Mercedes, die Ofelia zu helfen versucht. Ergänzt wird das erschreckend düstere und doch sehr magische Geschehen mit einigen schwarz-weißen Zeichnungen von Cornelia Funke und zur Handlung passenden Illustrationen des Künstlers Allen Williams, wodurch der Leser auch visuell tief in die eindrucksvoll beschriebenen Ereignisse eintauchen kann.

Fazit:
Ein sehr düsteres und horrorlastiges Märchen, das ausschließlich für Erwachsene geeignet ist und mit seinen zwei Welten gleichermaßen fesselt und schockiert.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Ein Thriller, der die erwartete Spannung vermissen lässt

Der Keller
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Der Selbstmordversuch von Hannahs Mutter führt dazu, dass die schwangere Lehrerin trotz panischer Angst in einen Flieger steigt, um ihren Eltern in der für sie schwierigen Zeit beizustehen. Doch in dem ...

Der Selbstmordversuch von Hannahs Mutter führt dazu, dass die schwangere Lehrerin trotz panischer Angst in einen Flieger steigt, um ihren Eltern in der für sie schwierigen Zeit beizustehen. Doch in dem kleinen Ferienhaus in der Toskana kommt Hannah niemals an. Denn bereits am Berliner Flughafen trifft sie auf einen Mann, der angenehm charmant zu ihr ist und die aufkommende Panik mit netten Gesten vertreibt. Deshalb nimmt Hannah sein Angebot an, mit ihm und seiner Frau zu Abend zu essen, und wird seid ihrem Ausflug in das abgelegene Palazzo nicht mehr gesehen. Kein Einzelfall, wie sich bald herausstellen wird. Denn noch mehr junge Frauen verschwinden in der Toskana spurlos und niemand weiß wohin.

„Der Keller“ ist ein subtiler Thriller, der in seinem ersten spannenden Teil erzählt, wohin Hannah nach ihrer Ankunft in Florenz verschwunden ist und ob es noch Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihrer Familie gibt. Dann allerdings wendet sich das Blatt. Der Leser taucht plötzlich tief in das Leben des charmanten Mannes aus Hannahs Flieger ein und erfährt, wie dessen Kindheit und Jugend verlaufen ist und wie er die wohlhabendste und einflussreichste Frau Italiens kennengelernt und geheiratet hat. Eine düstere Schilderung, die zwar interessante Dinge ans Tageslicht bringt, in ihren Ausführungen aber zu umfangreich geraten ist und den anfangs sehr flüssigen Handlungsverlauf schonungslos unterbricht.

Daneben gibt es weitere Teile über Hannahs Eltern, die polizeilichen Ermittlungen oder das Leben anderer Opfer, während im Hintergrund der Kriminalfall immer mehr Gewicht erhält. So wird auch der aus anderen Büchern von Sabine Thiesler bekannte Commissario Neri aktiv und mitsamt seiner ganzen Familie in das verhängnisvolle Geschehen verstrickt. Doch auch diese Handlungsstränge reihen sich nicht wirklich fließend in das Geschehen ein, sodass dieses insgesamt viel zu holperig in Erscheinung tritt. Schade, denn die Figuren selbst wurden mit viel Leben gefüllt und kommen dem Leser gefühlsmäßig sehr nah.

Fazit:
Ein Thriller, der die erwartete Spannung vermissen lässt und eher zusammenhängende Einzelgeschichten, als ein rundes Krimipaket zum Inhalt hat.