Profilbild von Krimine

Krimine

Lesejury Star
offline

Krimine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krimine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein geheimnisumwobener und atmosphärischer Whodunitkrimi

Der zehnte Gast
0

An einem bitterkalten Wochenende verbringt eine bunt zusammengewürfelte Schar von Gästen ihr Wochenende in einem abgelegenen Berghotel, das durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird. ...

An einem bitterkalten Wochenende verbringt eine bunt zusammengewürfelte Schar von Gästen ihr Wochenende in einem abgelegenen Berghotel, das durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird. Gut versorgt, mit einem prasselnden Feuer im Kamin fühlen sie sich wohl, bis in der ersten Nacht ein brutaler Mord geschieht. Seid dem macht sich Panik unter den Eingeschlossenen breit und jeder von ihnen verdächtigt jeden, ein Mörder zu sein.

„Der zehnte Gast“ ist nach „The Couple Next Door" und „A Stranger in the House" das dritte Buch von Shari Lapena, das in deutscher Sprache erschienen ist. Als Kriminalroman verfasst, mutet es wie eine Hommage an Agatha Christie an, nur, dass sein Handlungsort nicht in einem fiktiven englischen Dorf gelegen ist, sondern auf einem Bergzug im US-Bundesstaat New York. Mit einem rätselhaften Fall, heimlich verübten Morden und undurchsichtigen Figuren führt sie ihre Leser, genau wie die Queen of Crime, geschickt an der Nase herum. Denn immer, wenn einer der Anwesenden besonders verdächtig ist, gerät er in Gefahr und die Suche nach dem Täter beginnt von vorn.

Shari Lapena verfügt über einen Schreibstil, der sich angenehm liest. Viele kleine, gut versteckte Hinweise, falsche Fährten und finstere Geheimnisse sorgen dafür, dass die Atmosphäre immer unheimlicher wird, während ein Mord nach dem anderen geschieht. Dazu werden einige der stattfindenden Szenen aus der Sicht von verschiedenen Gästen mehrfach erzählt, sodass ein komplexes Bild der immer gefährlicher werdenden Geschehnisse entsteht. Und die ganze Zeit über rätselt der Leser mit, spürt die Anspannung unter den Anwesenden und ist am Ende erstaunt, wer hinter den verübten Verbrechen steckt.

Eines aber gibt in diesem Krimi Anlass zur Kritik und lässt den Leser nach einer spannenden Jagd mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. So wird am Ende des Buches der enorm knifflige Fall viel zu lieblos aufgelöst, indem nicht etwa Sergant Margaret Sorensen die verübten Morde durch logische Schlussfolgerungen klärt. Sondern nur ein klitzekleiner Zufall führt dazu, dass der Täter gestellt werden kann, während sein stattgefundener Rachefeldzug in einem abschließenden Rückblick nachgelesen werden kann.

Fazit:
Ein geheimnisumwobener und atmosphärischer Whodunitkrimi, der in guter Agatha-Christie-Manier rätseln lässt, wer hinter einer Reihe an perfide verübten Morden steckt. Nur das Ende enttäuscht ein wenig, weil die Auflösung zu abrupt und unspektakulär geraten ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein Thriller, der mit vielen Höhen und Tiefen gut unterhält.

Blutige Stille
0

Als Officer Chuck Skidmore das Farmhaus der Familie Plank betritt, wird er von einem Anblick geschockt, den er so schnell nicht vergisst. Drei Menschen liegen dort, brutal ermordet in ihrem eigenen Blut, ...

Als Officer Chuck Skidmore das Farmhaus der Familie Plank betritt, wird er von einem Anblick geschockt, den er so schnell nicht vergisst. Drei Menschen liegen dort, brutal ermordet in ihrem eigenen Blut, wobei zwei von ihnen noch Kinder sind. Aber das ganze Ausmaß des verübten Verbrechens wird ihm erst bewusst, als er mit Polizeichefin Kate Burkholder das Anwesen durchsucht und auf weitere fünf hingerichtete Familienmitglieder stößt. Denn neben der auf dem Weg liegenden Mutter mit einem toten Baby im Arm, finden sie in der Scheune die Töchter der Familie, deren Körper übel zugerichtet worden sind. Ein grausamer Rachefeldzug, der nur schwer zu ertragen ist und sie schonungslos an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt.

Dabei sind es nicht nur die Ermittler, die gleich zu Beginn des Buches mit den Taten einer Bestie klarkommen müssen. Auch dem Leser rauben die beschriebenen Bilder fast den Verstand, während er ein grausames Detail nach dem anderen erfährt. Einfach ist es nicht, sich da durchzukämpfen. Allerdings auch schwer aufzuhören. Denn der texanischen Autorin Linda Castillo gelingt es nur allzu gut, die Grausamkeit in Worte zu fassen und mit aufkommenden Fragen eine Spannung zu erzeugen, die ohne Wenn und Aber weiterlesen lässt. Ob dabei die Neugier auf den Täter oder auf sein Motiv eine Rolle spielen, sei dahingestellt. Nur das Wissen, warum Mörder so unbarmherzig war, zählt in diesem Moment und die Erklärung, warum er unschuldigen Kinder unter Qualen ihr Leben nahm.

5300 Einwohner sind es durchschnittlich, die in dem kleinen verschlafenen Nest Painters Hill in Ohio wohnen und zu einem Drittel aus Amischen bestehen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die durch den Glauben an Gott, harte Arbeit und feste Familienbande eng miteinander verbunden sind und dazu auch noch die abgeschieden von der Außenwelt leben. Wie die Polizeichefin Kate Burkholder früher einmal, die eine von ihnen war und nun ein weltliches Leben führt. Dass dadurch Probleme im Umgang entstehen, lässt sich erklären. Doch der viel zu großen Raum, den diese in der Geschichte einnehmen, ist eine Schwäche, die nicht nötig war. So wird durch viele, manchmal auch öfter wiederholte Erklärungen, der Lesefluss ausgebremst, was einfach schade ist. Hier wäre weniger mehr gewesen. Aber zum Glück sorgen überraschende Wendungen und interessante Figuren dafür, dass sich der Leser schnell mit den kleinen Mankos versöhnt.

Fazit:
"Blutige Stille" ist der zweite Fall für die Polizeichefin Kate Burkholder, die neben ihrer beruflichen Anspannung, auch einige private Probleme zu lösen hat. Ein Thriller, der sehr blutig vonstattengeht und mit vielen Höhen und Tiefen gut unterhält.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein wunderbar atmosphärischer Nordsee-Krimi

Ist so kalt der Winter
0

Ausgerechnet zu Weihnachten hat die Grippe den Flensburger Hauptkommissar John Benthien fest im Griff und ist verantwortlich dafür, dass sein Vater Ben alleine die Vorbereitungen für das Weihnachtsessen ...

Ausgerechnet zu Weihnachten hat die Grippe den Flensburger Hauptkommissar John Benthien fest im Griff und ist verantwortlich dafür, dass sein Vater Ben alleine die Vorbereitungen für das Weihnachtsessen treffen muss. Aber kaum ist dieser zum Einkaufen unterwegs, taucht ihre allein lebende Nachbarin auf und berichtet voller Angst von merkwürdigen Vorkommnissen in ihrem Haus. Wie von einem Weihnachtsmann, der im Wasser ihrer Badewanne schwimmt oder einer verschwundenen Tonskulptur, die später geköpft im Garten gefunden wird. Als sie dann auch noch während eines Dünnspaziergangs Zeugin eines Mordes wird, laden die Benthins ihre Nachbarin über die Feiertage zu sich ein. Und prompt gibt es einen weiteren Todesfall, während ein entlaufender Gewalttäter auf Sylt für Angst und Schrecken sorgt.

„Ist so kalt der Winter“ ist der fünfte Teil der Jahreszeiten-Reihe mit Kurzkrimis um Hauptkommissar John Benthin, der diesmal auf Sylt ermittelt, obwohl er in seinem wohlverdienten Weihnachtsurlaub ist. Aber nicht nur er macht sich auf die Suche nach einem Unbekannten, der es auf die gut betagte Frau Jansen abgesehen hat. Auch sein Freund und Kollege Oberkommissar Tommy Fitzen ist mit dabei und Oberstaatsanwältin Dr. Tyra Kortum, die als Freundin seiner verstorbenen Mutter die Weihnachtsfeiertage bei ihnen verbringt. Eine anfangs sehr spannende, später eher anheimelnde Angelegenheit, die mit viel weihnachtlicher Atmosphäre, sympathischen Figuren und einem überraschenden Ende gut unterhält. Da macht das Hören besonderen Spaß, wenn das Feuer im Kamin knistert und der Duft von Vanilleplätzchen durch die Räume zieht. Und obendrauf gibt es auch noch einen fiesen Mord an einem in der Gegend befindlichen Weihnachtsmann, der nur durch akribisch geführte Ermittlungen aufgeklärt werden kann.

Fazit:
Ein liebevoll arrangierter Nordsee-Krimi mit viel weihnachtlicher Atmosphäre, der von Nicole Engeln gefühlvoll gelesen, tief in das verbrecherische Geschehen auf der von Festtagsstimmung heimgesuchten Insel Sylt eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein abwechslungsreicher und humorvoller Provencekrimi

Schatten der Provence
0

Seid er in seinen wohlverdienten Ruhestand getreten ist, plagt Commissaire Albin Leclerc die Langeweile. Nur sein kleiner Mops Tyson braucht ihn noch, mit dem er ausgiebige Spaziergänge unternimmt. Deshalb ...

Seid er in seinen wohlverdienten Ruhestand getreten ist, plagt Commissaire Albin Leclerc die Langeweile. Nur sein kleiner Mops Tyson braucht ihn noch, mit dem er ausgiebige Spaziergänge unternimmt. Deshalb kommt ihm der Raubüberfall auf einen Kunsttransporter gerade recht, der in seiner unmittelbaren Nähe stattgefunden hat. Unter Zuhilfenahme einiger Tricks schleicht er sich an den Tatorten ein und ist schon bald den verantwortlichen Ermittlern einen großen Schritt voraus. Doch als es plötzlich Tote gibt, überschlagen sich die Ereignisse und Leclerc gerät in große Gefahr.

„Schatten der Provence“ ist der vierte Fall für den sympathischen Commissaire Albin Leclerc, der seinen ehemaligen Kollegen bei der Polizei in Carpentras regelmäßig auf die Nerven geht. Aber nicht nur er setzt den verantwortlichen Polizisten Castel und Theroux in dem zunächst undurchsichtigen Fall um gestohlene Gemälde ordentlich zu. Auch Europol und Interpol schalten sich ein, da das Diebesgut mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem geheimen Depot mit Nazi-Raubkunst stammt. Eine prekäre Situation, die trotz einige Ermittler mehr lange Zeit nicht geklärt werden kann und tief in die deutsche Vergangenheit blicken lässt.

Der Spannungsverlauf in diesem Krimi flaut nach einem anfänglichen Paukenschlag merklich ab, bis er sich durch einige Turbulenzen erholt und am Ende in einem spannenden Finale entlädt. Dabei erhält der Leser aus verschiedenen Perspektiven heraus einen guten Einblick in das abwechslungsreich arrangierte Geschehen, wobei Leclerc mit seinen Ermittlungen stets im Zentrum der Ereignisse steht. Kein Wunder ist er doch die Hauptperson in diesem Buch, gemeinsam mit seinem entzückenden Mops, mit dem er auf die Jagd nach Verbrechern geht und der für ihn regelmäßig als Gesprächspartner herhalten muss.

Fazit:
Angenehm zu lesen und mit vielen lustigen Szenen und amüsanten Dialogen versehen, weiß der vierte Fall mit dem liebenswerten Commissaire Leclerc gut zu unterhalten. Ein Lesegenuss, der tief in die wunderbare Atmosphäre der Provence eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Ein realistischer Jugendroman, der mehr als nur eine berührende Liebesgeschichte in sich birgt.

We Will Fall
0

Mit dem Umzug ihrer Familie von Manhattan nach Brocklyn findet sich die sechzehnjährige Izzy überraschend schnell ab, während ihr versnobter Zwillingsbruder Hall schon bald enorme Probleme mit den Jugendlichen ...

Mit dem Umzug ihrer Familie von Manhattan nach Brocklyn findet sich die sechzehnjährige Izzy überraschend schnell ab, während ihr versnobter Zwillingsbruder Hall schon bald enorme Probleme mit den Jugendlichen an ihrem neuen Wohnort bekommt. Deshalb dauert es nicht lange, bis er in Bedrängnis gerät und nach einer Schlägerei durch die örtliche Polizei verhaftet wird. Izzy, die von Halls Desaster überhaupt nichts ahnt, hat sich zwischenzeitlich in den Schach spielenden Tristan verliebt, mit dem sie sich allerdings nur heimlich trifft. Denn Tristans Cousin Marcus macht nicht nur ihrem Bruder Hall das Leben schwer, sondern auch Izzy selbst, da er sie zu seiner neuen Freundin auserkoren hat. Eine Tragödie, die nicht ohne Folgen bleibt, weil niemand der Wahrheit ins Auge blicken will.

„We will fall“ ist das Debüt der in Brooklyn lebenden Autorin Shannon Dunlap, die es sich mit ihrer Liebesgeschichte für jugendliche Leser nicht einfach macht. Denn viele wichtige Themen unserer heutigen Zeit stehen im Mittelpunkt des Geschehens und setzen den dort agierenden Figuren ordentlich zu. Neben pubertären Auseinandersetzungen und Problemen mit Elternhaus und Schule sind vor allem Rassismus, Drogenmissbrauch und Bandentum, das sie zu ungewollten Handlungen zwingt und dem Leser aufzeigt, wie wichtig Ehrlichkeit, Loyalität und Freundschaft sind. Eine schwere Kost, die er erst einmal verdauen muss, während ihm die in ihr eingebundene und berührend verlaufende Liebesgeschichte stets ein wenig Hoffnung gibt.

Die Figuren, die in „We will fall“ eine Rolle spielen, sind vielseitig erdacht und sorgen in ihrer Zusammensetzung für jede Menge Konfrontation und Konfliktpotenzial. Angefangen mit dem schwarzen Bandenboss Marcus, über nicht nur einen hochbegabten Nerd, bis hin zu der weißen Professorentochter Izzy und einer Handvoll Ja sagender Mitläufer wurden unterschiedliche Charaktere in die Handlung involviert, deren Interessen grundverschieden sind. Da nutzen auch wenige, die Situation entschärfenden Erwachsenen nichts. Denn das drohende Unheil ist vorprogrammiert und wird in seiner Auswirkung nicht geschmälert oder geschönt. Mit einem gut lesbaren Schreibstil und anschaulichen Beschreibungen erzählt, bewegt die Geschichte ungemein, wobei das mit ihm einhergehende Ende nicht wirklich passend ist.

Fazit:
Ein angenehm realistischer Jugendroman, der mehr als nur eine berührende Liebesgeschichte in sich birgt.