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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2019

Gelungene Fortsetzung ...

Nächte des Zorns
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Schon der erste Teil „Vier Tage in Kabul“ hat mir sehr gut gefallen und so musste ich natürlich unbedingt wissen, wie es mit Amanda weiter geht.
Inzwischen ist sie tatsächlich Mutter von Zwillingen und ...

Schon der erste Teil „Vier Tage in Kabul“ hat mir sehr gut gefallen und so musste ich natürlich unbedingt wissen, wie es mit Amanda weiter geht.
Inzwischen ist sie tatsächlich Mutter von Zwillingen und alleinerziehend. Der Wiedereinstieg in den nicht ganz ungefährlichen Job gelingt ihr aber recht problemlos und sie wird zu einem Einsatz in den Kosovo beordert. Ein dort stationierter Polizist wurde entführt und sein Kollege vor Ort verhält sich äußerst merkwürdig.
Bald sind Amanda und ihr Team zurück in Schweden, denn dort laufen alle Fäden zusammen und es stellt sich heraus, dass weit mehr hinter der Sache steckt als zunächst angenommen.

Anna Tell erzählt wieder so eindrucksvoll und lebensnah, als wäre ihr das alles selbst widerfahren. Wenn man weiß, dass sie tatsächlich eine schwedische Kriminalkommissarin ist, könnte man sich das beinahe vorstellen. Das hohe Maß an Authentizität macht das Ganze für mich noch spannender und glaubwürdiger.

Ihre Protagonisten sind sympathisch und wirken ebenfalls sehr realistisch. Wir erfahren einiges aus dem Privatleben des Teams, aber dies hält sich doch immer dezent im Hintergrund und dient eher dazu, die Beziehung zu den Figuren noch zu intensivieren und sie noch lebendiger zu machen.
Amanda ist mutig und geht oft Risiken ein, obwohl sie jetzt Mutter ist und mehr Verantwortung hat. Das ist wirklich nicht ganz einfach in diesem Beruf.

Der Fall ist wieder prima durchdacht und es geht diesmal um Korruption, Drogenhandel, Entführung und Rache. Amanda verhandelt mit einem Geiselnehmer und versucht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das Ende kam dann irgendwie recht plötzlich und wenigstens durften wir in einem kurzen Epilog noch ein bisschen mehr erfahren. Einiges bleibt offen und so freue ich mich natürlich schon jetzt auf eine hoffentlich baldige Fortsetzung.
Wer übrigens nicht so viele blutige Szenen mag, der ist hier auch recht gut aufgehoben, denn diese halten sich in Grenzen.

Eine sehr spannende, fesselnde und authentisch wirkende Story, die mich bestens unterhalten hat. Ich empfehle die Reihe gerne weiter!

Veröffentlicht am 03.11.2019

Macht Mut ...

Frau sein, Mensch sein, glücklich sein
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Dieses Buch ist sehr persönlich und es ist – wie wir alle – nicht perfekt und manchmal fast leicht chaotisch. Es ist wie das Leben selbst: manchmal tragisch, manchmal schön, ein Prozess mit Höhen und Tiefen, ...

Dieses Buch ist sehr persönlich und es ist – wie wir alle – nicht perfekt und manchmal fast leicht chaotisch. Es ist wie das Leben selbst: manchmal tragisch, manchmal schön, ein Prozess mit Höhen und Tiefen, niederschmetternd und wieder aufbauend.
Claudia Kerpa erzählt uns aus ihrer Kindheit, wie mutig ihre Mutter schon in den Siebzigerjahren ihren eigenen Weg gegangen ist trotz extremster Widerstände. Sie berichtet hautnah, wie sie diese Zeit erlebt hat, welche Wunden dies hinterlassen hat.
Dieser Teil des Buches hat mich stellenweise echt schockiert, vor allem die Erkenntnis, wie wenig gleichberechtigt wir Frauen vor so wenigen Jahrzehnten noch waren – und eigentlich bis heute in vielen Bereichen nach wie vor sind.

Im zweiten Kapitel wird es dann schon etwas positiver und Claudia Kerpa schildert, wie sie sich stückchenweise ein eigenes, selbstbestimmtes und freies Leben erkämpft hat.
Sie betont dabei stets, dass jeder seinen individuell eigenen Weg finden und gehen muss. Aber ihr Beispiel soll uns Mut machen, diese Schritte aktiv einzuleiten und keine Angst vor Veränderungen zu haben.
Zu viele Menschen verharren in Bewegungslosigkeit, passen sich äußeren Zwängen an und sind dabei unglücklich und werden oft sogar richtiggehend krank. Doch jedem von uns steht eigentlich ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu, wenn wir es wirklich wollen.

Der letzte Teil des Buches befasst sich dann hauptsächlich mit „MeerART“ und Claudia Kerpa erzählt uns, wie sie und ihr Mann Ralph dieses Herzensprojekt begonnen und ausgebaut haben.
Sie regt uns zum Nachdenken an über die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, neue Chancen und veränderte Lebenskonzepte.

Mich hat das Buch (besonders die ersten beiden Kapitel) sehr berührt und in vielen Schilderungen habe ich mich auch selbst entdeckt. Wohl jeder von uns trägt doch irgendwelche Wunden aus der Kindheit mit sich herum und das beeinflusst (oft unterbewusst) noch heute unser Handeln als Erwachsene. Und wie elementar wichtig das Unterbewusste sein kann, darauf weißt Claudia Kerpa ebenso hin wie auf die Macht des Glaubens und der Liebe.

Für alle, die noch etwas Aufmunterung und Anreiz benötigen, um endlich ihr Leben selbst aktiv in die Hand zu nehmen, empfehle ich dieses Buch. Es kann Mut machen, neue Wege zu gehen und glücklich zu werden – ob am Meer oder anderswo. Aber am Meer ist es bestimmt etwas einfacher, finde ich. ;o)

Veröffentlicht am 20.10.2019

Super Story, manchmal etwas zu ausführlich ...

Tagebuch meines Verschwindens
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Nachdem ich kürzlich den ersten Teil "Wenn das Eis bricht" gelesen hatte, war ich sehr gespannt, zu erfahren, wie es mit Peter und Hanne weitergeht.
Es fällt mir extrem schwer, an dieser Stelle nicht zu ...

Nachdem ich kürzlich den ersten Teil "Wenn das Eis bricht" gelesen hatte, war ich sehr gespannt, zu erfahren, wie es mit Peter und Hanne weitergeht.
Es fällt mir extrem schwer, an dieser Stelle nicht zu spoilern, deshalb schreibe ich nur, dass ich mir mehr gemeinsame glückliche Zeit für die beiden gewünscht hätte.


Überhaupt liegt über allem in diesem Buch eine dunkle, bedrohliche, neblige Grundstimmung, so ein diffuses Unbehagen, ohne es genau benennen zu können. Nix für depressive Menschen, definitiv keine Gute-Laune-Buch.
Psychologisch aber bestens geschrieben, denn alle Hauptpersonen werden richtiggehend durchleuchtet und wir erfahren sehr viel aus ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Und da gibt es wirklich viel zu entdecken: Zerrissenheit, Angst, Unsicherheit, Transsexualität, Abhängigkeit, Sucht, Fremdenhass, Verzweiflung und die Schwärze des Vergessens.

Peter, Hanne und Manfred ermitteln in einem kleinen Ort, der geprägt ist von Zerfall und Erinnerungen an bessere frühere Zeiten. Ausgerechnet dort hat man schon vor vielen Jahren ein Flüchtlingsheim eingerichtet, was bei der übrig gebliebenen Bevölkerung nicht gut ankam.
Malin ist eine junge Polizistin und stammt aus diesem Dorf. Sie unterstützt die Ermittlungen in einem sehr alten Fall: sie selbst hat vor etwa zehn Jahren das Skelett eines kleinen Mädchens gefunden, deren Tod nie aufgeklärt wurde.

Die Story ist klug aufgebaut und sehr fesselnd, aber sie hätte gerne um etwa hundert Seiten gekürzt werden können, denn so richtig Spannung kam erst im letzten Drittel auf.
In wechselnden kurzen Kapiteln erzählen jeweils verschiedene Personen aus ihrer Sicht die Geschichte: Malin, Hanne und eine weitere wichtige Figur.
Diese Personen waren mir sehr sympathisch und ich habe gerne mit ihnen mitgefiebert.


Alles ist geprägt von Hannes Krankheit, einer beginnenden Demenz. Sie verschwindet zunächst zusammen mit Peter und taucht alleine wieder auf - ohne zu wissen, was passiert ist. Wir begleiten die Polizisten bei ihrer mühsamen und ausführlich beschriebenen Spurensuche.

Das Ende fand ich sehr tragisch, aber auch durchaus realistisch. Ich vermute mal, dass es kein weiteres Buch dieser Reihe mehr geben wird, es fühlt sich schon an wie ein trauriger Abschied.
Das Nachwort ist super, denn es regt zum Nachdenken an. Ich kann das Buch empfehlen für alle Leser, die gerne hinter die Fassade blicken und die Wert legen auf viel psychologischen Hintergrund.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Typisch "Eberhofer" ...

Guglhupfgeschwader
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Schon zum 10. Mal erfreut uns Rita Falk mit einem neuen Schwank aus dem kleinen Kaff "Niederkaltenkirchen". Zur Ehre der Jubiläumsausgabe spricht sie sogar selbst am Ende der CD ein paar Dankesworte, aber ...

Schon zum 10. Mal erfreut uns Rita Falk mit einem neuen Schwank aus dem kleinen Kaff "Niederkaltenkirchen". Zur Ehre der Jubiläumsausgabe spricht sie sogar selbst am Ende der CD ein paar Dankesworte, aber ich muss sagen, dass Christian Tramitz das mit dem Betonen und so weiter echt um Längen besser drauf hat (abgesehen vom rollenden "R" beim Flötzinger, das nervt tierisch). :D

Aber Schreiben kann sie eben, die Rita Falk ... das muss man ihr lassen. Wie immer lustig und mit der gewohnten Art, die Dinge etwas zu überspitzen, präsentiert sie uns hier einen neuen Fall, der weite Kreise zieht - und zwar ausgerechnet in den eigenen Reihen der Polizei. Richter Moratschek glaubt aber unerschütterlich an seine Mannschaft und lässt sich nur schwer vom Gegenteil überzeugen.
Da müssen Franz Eberhofer und sein alter Kumpel Rudi Birkenberger wieder ganz schön viel ermitteln, bis das Rätsel um eine tote Frau und eine kriminelle Bande schließlich gelöst wird.

Auch der zehnte Teil der Reihe präsentiert uns eine bunte Mischung aus Kriminalfall und Privatleben von Franz und seinen Kumpanen und zwar gefühlt je zur Hälfte. Es ist also vielleicht schon von Vorteil, wenn man die Vorgängerbände kennt, denn die Story entwickelt sich eben konstant weiter. Außerdem wachsen einem die stellenweise recht skurrilen Gestalten schnell ans Leserherz.
Ein bisschen nervig fand ich diesmal tatsächlich die Oma, die oft etwas übers Ziel hinausschießt ... vielleicht kommt das durch das fortschreitende Alter.
Auch der Rudi mit seiner neuen Weggefährtin war etwas nervig, aber das gehört einfach zum Rudi. So insgesamt hält sich das Austeilen und Einstecken aber wohl die Waage bei ihm und Franz - die beiden haben sich schon verdient.

Für Fans der Reihe natürlich ein Muss, schließlich will man wissen, wie es bei Franz & Co. weitergeht. Neulinge könnte es stören, dass es kein Krimi im herkömmlichen Sinn ist, denn das Privatleben spielt eine große Rolle.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Eine schrecklich nette Familie auf jüdisch ...

Otto
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Otto ist ein in Transsilvanien geborener Jude, der inzwischen sehr alt und gebrechlich ist. Mit seinen Marotten und seiner oft unausstehlichen Art hält er nicht nur das Pflegepersonal im Krankenhaus auf ...

Otto ist ein in Transsilvanien geborener Jude, der inzwischen sehr alt und gebrechlich ist. Mit seinen Marotten und seiner oft unausstehlichen Art hält er nicht nur das Pflegepersonal im Krankenhaus auf Trab, sondern vor allem seine beiden Töchter Timna und Babi.

Timna erzählt uns diese Familiengeschichte, die von so vielen Höhen und Tiefen geprägt ist und stellenweise so tragisch wie auch urkomisch ist. Otto fordert ihre gesamte Aufmerksamkeit, was nicht immer leicht ist. Gut, dass sie nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus eine private Pflegerin für ihn finden.

Wir dürfen hautnah das Leben in dieser manchmal recht chaotischen Familie teilen, aber auch viele Blicke in die Vergangenheit werfen.
Mit einer großen Portion schwarzen Humors (und Humor braucht man viel im Umgang mit Otto) schildert uns Dana von Suffrin, wie Timna und ihre Schwester mit der Belastung klar kommen.
Sie beschreibt viele Situationen, die ich selbst aus eigener Vergangenheit kenne und gut nachvollziehen konnte, obwohl ich ganz anders aufgewachsen bin. Aber ich denke, dass jeder Leser sich selbst in einigen Dingen wieder erkennen wird.
Tiere spielten in dieser Familie auch immer eine große Rolle, manchmal eher traurig, aber oft auch einfach nur zum Lachen.

Der Schreibstil war gut zu lesen, ich hätte mir aber gewünscht, dass Dialoge gleich als solche erkennbar wären. Die gewählten Worte waren oft recht deutlich, die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund, das hat mir echt gut gefallen.
Diese Geschichte hat mir einige Stunden bester Leseunterhaltung beschert und ich empfehle sie gerne weiter.
Man kann sich gut in die Protagonisten hineinversetzen und man fühlt mit Timna mit, die es nicht leicht hat mit ihrem Vater.

Eine wundervoll emotionale, witzige, tragische und authentisch anmutende Familiengeschichte, die voll von Leben ist, obwohl sie eher vom Tod handelt.