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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2019

Historischer Roman mit vielen Emotionen

Die Schuld jenes Sommers
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„Die Schuld jenes Sommers“ ist ein historischer Roman von Katherine Webb, übersetzt von Babette Schröder. Er erschien im Oktober 2019 im Diana Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bath, 1942: Inmitten ...

„Die Schuld jenes Sommers“ ist ein historischer Roman von Katherine Webb, übersetzt von Babette Schröder. Er erschien im Oktober 2019 im Diana Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bath, 1942: Inmitten des zweiten Weltkrieges verschwindet der kleine Davy bei einem Bombenangriff nahezu spurlos. Frances, seine Ziehmutter, die immer auf ihn aufpasst, wenn Davys leibliche Mutter dazu nicht in der Lage ist, ist sich aber sicher: Davy lebt. Verzweifelt beginnt die junge Frau das Kind zu suchen, sie möchte nicht erneut schuld an dem Verschwinden eines Menschen sein. Denn obwohl sie, als ihre beste Freundin Wyn während des ersten Weltkrieges verschwand, selbst noch ein Kind war, ist das dumpfe Gefühl der Schuld niemals von ihren Schultern gewichen. Als dann in den Wirren des zweiten Weltkrieges auch noch Wyns Leiche gefunden wird, wird diese Schuld wieder präsenter und Frances beginnt nicht nur Davy zu suchen, sondern auch die Wahrheit über Wyn.

Frances ist eine sympathische und moderne junge Frau. Sie hat ihren Mann verlassen, weil sie davon überzeugt ist, ihm keine gute Ehefrau zu sein und sie ihm jemanden gönnt, der ihm Kinder schenken und die Liebe entgegenbringen kann, die er verdient. Dies war in den 50er-Jahren noch nicht gerade üblich, weshalb ich Frances für ihren Mut sehr bewundere. Insgesamt scheint aber ihre gesamte Familie sehr fortschrittlich und tolerant zu sein, so führt ihre Tante Pam ihr Leben nicht mit einem Ehemann, sondern mit einer „guten Freundin“ an ihrer Seite. Ich fand es sehr angenehm, wie diese Aspekte abseits der normalen Rollenverteilungen und Vorstellungen aufgegriffen und eingearbeitet wurden. Die recht modernen und selbständigen Frauen sind symbolhaft für den Beginn einer neuen Zeit, in der die Emanzipation voranschreitet und Frauen sich auch während und nach dem Krieg behaupten müssen.
Auch der zweite Weltkrieg wird im Roman mitangerissen, wobei sich die Details hier auf das reduzieren, was für die Geschichte notwendig ist. Es ist also eher ein Roman mit historischen Aspekten, kein historischer Roman, der von der Historie lebt. Die angerissenen Themen sind dafür aber gut ausgearbeitet und präzise in die Handlung eingebaut.
Die Figuren sind ebenfalls mit Liebe zum Detail beschrieben und Sympathien werden schnell klar und greifbar. Der Roman ist als personale Erzählung aus Frances Sicht geschrieben. Der Leser bekommt ihre Gedanken und Gefühle dadurch gut übermittelt und es wird klar, dass das Verschwinden Wyn große Wunden bei Frances hinterlassen hat. Noch 20 Jahre nach Wyns Verschwinden beschäftigt Frances die Frage, was in dem schicksalshaften Sommer jenes Jahres passiert ist. Weiß sie mehr als sie glaubt und hängt Davys Verschwinden wohlmöglich mit Wyns Verschwinden zusammen? Fragen über Fragen, doch eins ist klar: Frances kann nicht hinnehmen, dass ein weiteres Kind verschwunden ist, weshalb sie alles daransetzt, Davy wiederzufinden und sich an den Sommer in dem Wyn verschwand zurückzuerinnern. Dabei scheut sie nur wenige Situationen und begibt sich mit großem Mut auf die Suche nach der Wahrheit. Auf ihrer Suche stellt sie sich nicht nur alten Gefühlen und Ängsten, sondern erfährt auch Dinge über sich, die sie lange verdrängt hatte, um sich selbst zu schützen. Ich bewundere ihre Stärke und ihr Auftreten, ihre Selbständigkeit und Freundlichkeit, welche sie sich trotz der schrecklichen Erlebnisse bewahrt. Auch die anderen Personen werden authentisch dargestellt, was einen einfachen Zugang in den Roman erlaubte.
Frances Suche nach der Vergangenheit wird in zwei Zeitebenen erzählt – damals und heute. Diese sind durch entsprechende Kapitelüberschriften leicht auseinander zu halten und auf eine großartige Art miteinander verknüpft. Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend, auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Bis zum Ende war mir nicht klar, wer Wyns Mörder sein könnte und auch was mit Davy geschehen ist bleibt lange Zeit fraglich.
Neben dem Hauptthema, lässt Katherine Webb geschickt auch noch eine Liebesgeschichte in den Roman einfließen, welche sich, ebenfalls abseits aller Klischees, schon lange angebahnt hat, aber am Ende nicht gut enden konnte. Diese Romanze gibt dem eher ernsten und spannenden Roman eine leichte Note, die sich gut in das Gesamtbild einfügt.
Auch der Handlungsort, den wir bereits aus Romanen von Katherine Webb kennen hat mir wieder gut gefallen. Die Umgebung des Ortes Bath ist sehr vielseitig und durch die bildliche Beschreibung kann man in seiner Fantasie die Orte wunderbar erkennen.

Mein Fazit: „Die Schuld jenes Sommers“ ist ein weiterer Roman von Katherine Webb, der mich wieder vollständig überzeugt hat. Nachdem die „Frauen am Fluss“ mich nicht abholen konnte, hat dieses neue Buch alles wieder wett gemacht. Die Autorin schreibt eine Geschichte über Schuld und Wahrheit, voller Emotionen und Gefühl mit einer guten Prise Spannung. Vergangenheit und Gegenwart werden wunderbar miteinander verknüpft, der Handlungsort nahezu bildlich dargestellt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und vergebe 5 von 5 Sternen für einen wunderbaren historischen Roman!

Veröffentlicht am 04.11.2019

Immer und jederzeit

Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt
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„Irgendwann, irgendwo wirst du dich selbst finden, und dieser, allein dieser Moment, kann der glücklichste oder der schrecklichste deines Lebens sein.“ Pablo Neruda


„Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ ...

„Irgendwann, irgendwo wirst du dich selbst finden, und dieser, allein dieser Moment, kann der glücklichste oder der schrecklichste deines Lebens sein.“ Pablo Neruda


„Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ ist ein New Adult-Roman von Brittainy C. Cherry, übersetzt von Katja Bendels. Er erscheint am 31.10.2019 im Lyx-Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Grace hat bisher ihr ganzes Leben für und mit ihrem Ehemann Finn verbracht. Als dieser sich plötzlich von ihr trennt, steht Grace vor einer Situation, mit der sie niemals gerechnet hatte. Nach dem Verkauf des gemeinsamen Hauses geht sie daher zunächst in ihre Heimatstadt zurück. Dort erwartet sie eine typische Kleinstadt, in der sich jedes Gerücht innerhalb von Sekunden verbreitet. Durch einen Zufall lernt sie das stadtbekannte „Monster“ Jackson Emery kennen und riskiert einen zweiten Blick auf ihn, den die meisten nicht wagen. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein und doch ist da etwas, dass sie aufeinander zuführt und möglicherweise sind sie doch nicht ganz so unterschiedlich wie gedacht. Eine Beziehung scheint aber natürlich ausgeschlossen, denn die brave Pastorentochter kann sich unmöglich auf „einen wie Jackson“ einlassen, zudem will er sie sowieso nur ausnutzen… Oder?

Wie schon in „Wenn Donner und Licht sich berühren“ greift Brittainy C. Cherry ein wichtiges und nachdenklich stimmendes Thema in ihrem Buch auf. Neben der unglaublich schönen Liebesgeschichte zwischen Jackson und Grace wird deutlich, wie engstirnig und oberflächlich die Gesellschaft sein kann. Wie häufig zählen nur Gerüchte und Klatsch? Wie selten guckt jemand genau hin und versucht zu verstehen, was die andere Person wirklich umtreibt. Dabei ist es doch eigentlich klar, dass jeder Mensch sein Päckchen zu tragen hat und meistens mehr dahintersteckt, als es zunächst den Anschein macht. Gerade in einer Kleinstadt wie Chester ist es aber eher selten, dass die Menschen so denken. Daher haben Jackson Emery und sein Vater auch keinen leichten Stand. Als Außenseiter und „Monster“ verschrien, gelten sie als minderwertig und der Gesellschaft nicht wert. Dass im Grunde ein tiefer Schmerz und ein Versprechen hinter dem Verhalten der beiden stehen, interessiert so gut wie niemanden.
Auch Grace lässt sich zunächst von dem ihr anerzogenen und immer wieder eingeredeten Gedanken blenden und beginnt erst genauer hinzuschauen, als ihre Freundin sie dazu ermuntert und darauf aufmerksam macht, dass häufig ein zweiter Blick lohnt.
Grade selbst ist eine artige und brave Pastorentochter. Von je her wurde sie so erzogen, dass sie möglichst wenig auffallen darf und immer ihre Rolle zu spielen hat. Gefühle und Emotionen müssen verheimlicht werden. Gerade Schmerz und Trauer dürfen in der Öffentlichkeit nicht gezeigt werden. Dies würde nur das Gerede schüren und als angesehenste Familie der Stadt ist dies für Graces Mutter undenkbar und da Grace nun mal eine artige Tochter ist, hält sie sich natürlich an die Ansichten und Ordnungen. An sich selbst denkt sie dabei eigentlich nie, sondern versucht es recht zu machen und den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen.
Erst als sie Jackson besser kennenlernt und durch die Trennung von ihrem Exmann gegen die Meinungen der Mitbürger ankämpfen muss, beginnt sie zu hinterfragen, ob es immer das Richtige ist, wenn man nur nach dem handelt was andere erwarten. Im Laufe des Romans erkennt sie, dass sie eigentlich nicht weiß, wer sie selber ist und begibt sich auf die Suche nach sich selbst. Hierbei entdeckt sie langsam und mit Jacksons Hilfe, wer sie selber ist und tatsächlich beginnt sie, sich zu entwickeln. Obwohl es ihr schwer fällt lässt sie zu, in manchen Situationen auf ihr Gefühl zu hören und nicht alles herunterzuschlucken. Sie beginnt Widerworte zu geben und setzt anderen Menschen Grenzen, um sich selbst zu schützen und eigene Entscheidungen zu treffen. Das erste Mal in ihrem Leben handelt sie selbstbestimmt.
Jackson ist das genaue Gegenteil von Grace. Als „Monster“ der Stadt hat er sich an die abschätzigen Blicke und gemeinen Sprüche der Stadtbewohner gewöhnt. Vollständig egal sind sie ihm wohl trotzdem nicht, aber im Großen und Ganzen hat er sich damit abgefunden. Es interessiert ihn nicht was die anderen denken und er handelt so, wie er es für richtig hält. Auf die Menschen der Stadt wirkt er brutal, kalt und gefährlich. Doch hinter der harten Schale steckt deutlich mehr als man ahnt. Als Jackson sieht, wie Grace von den Bewohnern der Stadt behandelt wird erträgt er dies kaum. Er versucht sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht alles ertragen muss und versucht sie zu unterstützen. So lernen die beiden sich besser kennen und merken schnell, dass der andere nicht so ist, wie sie es erwartet haben. Auch Jackson verändert sich im Laufe der Geschichte, er beginnt sich zu öffnen, auf Menschen zu zugehen, sich nicht mehr vollkommen zu verschließen. Dies hatte bisher nur bei seinem treusten Freund Tucker, ein schwarzer Labrador zugelassen.
Beide Hauptfiguren sind mir sehr ans Herz gewachsen. Die aufgebauten Klischees der Kleinstadt wurden sehr gut auf sie angewendet, um anschließend zerstört zu werden. Die Entwicklung der beiden gefällt mir sehr gut und gerade bei Grace zeigt sich deutlich, dass man viel zu häufig nur für die anderen, aber nicht für sich selber lebt. Dieses ernste Thema als Hintergrund hat mir wirklich gut gefallen. So häufig lesen wir von Mobbing in Schulen oder am Arbeitsplatz, dass dies aber auch innerhalb einer Stadt geschehen kann, den Gedanken lassen wir nur selten zu.
Ich habe den Roman innerhalb weniger Tage verschlungen und bin begeistert von den vielen Emotionen, die die Autorin transportiert. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, die Spannung bleibt ebenfalls nicht auf der Strecke. Gerade als ich dachte, nun würde alles gut werden, eskaliert es erneut und das Hoffen beginnt von vorne. Und selbst, als dann ein Happy End in Sicht ist, beschreibt Brittainy C. Cherry noch einmal etwas, was ich bereits in „Wenn Donner und Licht sich berühren“ bewundert und geliebt habe. Bevor Grace und Jackson sich vollkommen aufeinander einlassen, begeben sie sich alleine auf die Suche nach sich selbst. Das finde ich so wichtig. Ich bin davon überzeugt, dass man sich auf die Liebe nur einlassen kann, wenn man weiß wer man selber ist und dafür niemanden anders braucht. Man kann dann ein gemeinsames Leben miteinander führen, ohne dabei voneinander abhängig zu sein! Ich liebe daher diesen Teil der Geschichte sehr!
Insgesamt finde ich den Plot gut gelungen und wunderbar umgesetzt. Ein New Adult-Roman, der nicht allen anderen gleicht und viel Wahres transportiert, dazu eine Liebesgeschichte, die einfach zum Dahinschmelzen ist.
Zwischendurch wurde versucht, den Romantitel aufzugreifen, was meiner Meinung nach nicht so ganz gut gelungen ist. Trotzdem ist natürlich klar, was der Titel uns sagen soll und diese Botschaft gefällt mir sehr. Ein neuer Tag, ein neuer Anfang können das Dunkel der Vergangenheit vertreiben und das ist etwas, dass man nie vergessen sollte. „Morgen sieht alles schon ganz anders aus“, ist zwar irgendwie ein dummer Spruch, aber eben doch ein dummer Spruch mit wahrem Kern! ^^

Mein Fazit: Ich gebe „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ bekommt von mir 5 von 5 Punkte. Ich finde die Geschichte von Grace und Jackson emotional und einfach wunderschön. Brittainy C. Cherry greift neben der Liebesgeschichte wichtige und tiefgreifende Themen auf, die zum Nachdenken anregen, wodurch der Roman an Tiefgründigkeit gewinnt und sich nicht in oberflächlichen Sex- und Erotikszenen verliert! Ich bin begeistert und freue mich auf weitere Bücher der Autorin!

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Veröffentlicht am 05.10.2019

Eine Künstlerin, die sich erst selbst finden musste

Die Malerin des Nordlichts
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„Ich male nicht, was ich sehe […] nicht, was ich jetzt sehe, sondern das, was in meinem Kopf ist, weil ich es gesehen habe.“

„Die Malerin des Nordlichts“ ist ein Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen ...

„Ich male nicht, was ich sehe […] nicht, was ich jetzt sehe, sondern das, was in meinem Kopf ist, weil ich es gesehen habe.“

„Die Malerin des Nordlichts“ ist ein Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau Verlages. Er erschien im Juli 2019 und wurde von Lena Johannson geschrieben.
Norwegen, 1922: Singe Munch ist von ihrem Ehemann geschieden und hat sich ganz ihrer Kunst gewidmet. Der große Durchbruch fehlt ihr hierbei noch, doch die Fußstapfen ihres Onkels Edvard Munch, sind groß und Signes eigene Zweifel schränken sie in ihrem Wirken ein. Dennoch ist es ihr größter Wunsch, ein Bild zu hinterlassen, das die Welt bewegt. Kunst und Liebe schließen sich dabei für sie aus. Als plötzlich jedoch Einar Siebke in Signes Leben tritt, muss sie ihre Lebenseinstellung neu überdenken…

„Die Malerin des Nordlichts“ ist für mich der vierte Band aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau Verlages. Obwohl ich also wusste, was in etwa auf mich zukommen würde, hatte ich zunächst Schwierigkeiten in den Roman hineinzufinden. Ich fand die Handlung zäh und Signe Munch als Person uninteressant – zurückhaltend, schüchtern, langweilig. Doch genau dies ist es, was sie am Ende dann so interessant macht. In drei Abschnitten lernen wir Signe, die die Nichte des bekannten Edvard Munchs, kennen. Wir steigen dabei nicht in ihrer Jugend ein, sondern begegnen Signe, als sie bereits 38 Jahre alt und das erste Mal geschieden ist und springen dann in größeren Zeitabständen bis zum Jahr 1945, Signes Todesjahr. Die Zeitsprünge sind dabei gut gewählt und wirken nicht zu groß. Sie werden gut überbrückt und fehlende Erlebnisse werden jeweils kurz aufgegriffen und beschrieben.
Zu Beginn schreiben wir das Jahr 1922 in Norwegen und eine Scheidung ist noch mehr als ungewöhnlich. Alleine durch diese scheint Signe eine moderne Frau zu sein. Sie weiß was sie vom Leben will und dies ist nicht „Ehefrau“, sondern „Malerin“ sein. Ohne die Malerei kann sie nicht leben, doch ihr erster Mann lies ihr hierzu keinerlei Raum. Dabei möchte sie mit ihren Kunstwerken keineswegs entsetzen oder aufrütteln, wie ihr Onkel dies jederzeit tut. Nein, sie malt in der Regel gefällige und bodenständige Werke, die allgemeinen Anklang finden, dabei aber nur wenig Einzigartigkeit präsentieren. Mit dieser Art der Kunst bewegt sie sich auf sicherem Terrain und ist dennoch immer wieder mit sich selbst unzufrieden. Nicht selten beschäftigt sie die Frage, ob Kunst nicht genau das tun soll, was sie verhindert: aufrütteln und entsetzen? Dabei steht sie stets im Schatten ihres berühmten Onkels, zu dem sie eine besondere Verbindung hat, obwohl nur wenig Kontakt besteht. Jeder vergleicht sie mit ihrem Verwandten und belächelt Signes Fleiß und Ehrgeiz. „Solide und bodenständig“ wird ihre Kunst von Kritikern genannt, doch gerade Fachleute erkennen, welches Talent in Signe steckt. Trotzdem muss sie sich natürlich immer wieder dem Vergleich mit ihrem eigenen Onkel stellen und vergleicht sich auch selber immer wieder mit ihm und seinen Werken. Die Fußstapfen, die sie hier ausfüllen muss oder möchte, sind nicht gerade klein und gerade, weil Signe selbst eine sehr bescheidene und eher zurückhaltende junge Frau mit schwieriger Kindheit ist, fällt es ihr schwer zu ihrem Talent und ihrer Kunst zu stehen.
Mit dem Alter verändert sich dann aber nach und nach nicht nur Signe selbst, sondern mit ihr auch ihre Kunstwerke. Sie beginnt mutiger zu werden und Emotionen auf die Leinwand zu bannen, mit neueren Werken kann sie dann auch der Kunstwelt zeigen, was in ihr steckt und dass ihre Malereien auch eine eigene Sprache sprechen und nicht nur „solide“ sind. Diese Entwicklung der Künstlerin ist sehr schön beschrieben und wirkt authentisch. Signe wird mit den Jahren reifer und weiser und beginnt, anders an bestimmte Dinge heranzugehen. Sie erkennt, dass Kunst und Liebe sich nicht vollständig ausschließen müssen und aus der zunächst nur „modern wirkendenden jungen Frau“ wird tatsächlich eine moderne Frau, die sich nicht immer den Erwartungen der Gesellschaft beugt. Dies schafft sie dabei nicht alleine, sondern auch oder gerade durch die Unterstützung ihres zweiten Ehemanns, der durchaus ein moderner Mann ist und die Rolle der Frau nicht mehr hinter dem Herd sieht.
Lena Johannson stellt Signes Gefühle und innere Zerrissenheit sehr greifbar und realistisch dar, wodurch das Lesen viel Spaß gemacht und die Handlungen Signes gut nachvollziehbar waren. Die Erzählperspektive wurde hierzu als personale Erzählung gewählt, teilweise gemischt mit einem auktorialen Erzähler, der allerdings nichts vorwegnimmt, sondern nur berichtet, was um Signe herum geschieht. Schreibstil und Erzählperspektive haben für mich sehr gut miteinander harmoniert, das Lesen des Romans fiel mir dadurch sehr leicht. An den richtigen Stellen war die Schreibweise mitreißend und fließend, an anderen, ebenfalls passenden Stellen eher träge und abwartend.
Das Ende des Romans war dann für mich sehr dramatisch und irgendwie überraschend. Ich hatte bisher von Signe Munch nichts gehört, sondern kannte nur ihren Onkel Edvard Munch, und hätte sie aus dem Roman heraus anders eingeschätzt. Trotzdem ist die Wendung am Ende gelungen und für mich sehr passend für eine große Künstlerin. Es tut mir trotzdem unglaublich leid, dass Signe ein solches Schicksal erleiden musste und ihr trotz überstandenem Arbeitslager kein ruhiger Lebensabend mit ihrem Ehemann vergönnt war.
Gefallen haben mir zudem die historischen Aspekte die leichtbekömmlich aber trotzdem stimmig und mit einem gewissen Gewicht in die Handlung eingeflochten wurden. So lernen wir als Leser zum einen etwas über die Rolle der Frau zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Norwegen und zum anderen einiger über die Zeit des Nationalsozialismus in Norwegen. Diese historischen Aspekte gefallen mir immer sehr gut, denn häufig sind es Details, die mir insgesamt doch eher unbekannt oder zumindest nur wenig bewusst sind. Durch das Aufgreifen im Roman bekommen sie eine andere Wertigkeit und sind für mich greifbarer, das finde ich toll!
Wie bereits in den anderen Romanen dieser Buchreihe werden Realität und Fiktion insgesamt unglaublich gut miteinander verknüpft. Zu den bekannten Details aus dem Leben der Signe Munch webt sie eine realistisch und authentisch wirkende Handlung herum und ergänzt fehlende Bausteine durch eine gesunde Portion Fantasie, die sich einfach gut in die damalige Zeit einfügt.
Außerdem knüpft die Autorin einige Informationen über Edvard Munch ein, die ich ebenfalls sehr interessant fand. Als gebürtige Lübeckerin ist mir der bekannte Künstler natürlich ein Begriff, so war Edvard Munch zu Lebzeiten einige Male in der Hansestadt und hatte dort einen seiner wichtigsten Förderer. Dieser Verknüpfung wurde im Roman kurz aufgegriffen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch weitere Eckdaten und Informationen zu seinem Leben und zu seinen Werken werden beschrieben und somit ebenfalls greifbarer gemacht. Die Verbindung zu seiner Nichte ist historisch nicht belegt, wird aber von Lena Johannson gut aufgegriffen und glaubhaft dargestellt. Ich kann mir schon vorstellen, dass zumindest gelegentlich Kontakt zwischen den beiden bestanden hat.
Auch der Titel des Romans wird in der Handlung mehrfach aufgegriffen und bekommt dadurch eine tiefere Bedeutung, die das Leben von Signe sehr gut beschreibt, weshalb mir der Titel am Ende nun noch besser gefällt als am Anfang der Geschichte!

Mein Fazit: Obwohl ich zunächst Schwierigkeiten hatte mich in die Handlung hineinzufinden, bin ich mehr und mehr in die Geschichte von Signe Munch eingetaucht und war letztendlich ganz vom Roman überzeugt! Zwischendurch habe ich glatt vergessen, dass es sich um keine Biografie, sondern um einen Roman handelt. Lena Johannson schreibt Signes Geschichte mit einer so großen Realitätsnähe, dass man sich hieran immer wieder erinnern muss und verknüpft dabei ebenso geschickt Liebesroman mit historischem Roman. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und bin wieder einmal begeistert von der tollen Reihe über starke Frauen, die ihrer Zeit voraus sind!

Veröffentlicht am 30.09.2019

Schicksal

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
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„Er küsst mich auf den Mund. So innig, so liebevoll, so sehnsüchtig, dass mir eines klar wird: Ich lebe [wieder].“

„Perfectly Broken“ ist ein Liebesroman von Sarah Stankewitz. Er schien im Juli 2019 im ...

„Er küsst mich auf den Mund. So innig, so liebevoll, so sehnsüchtig, dass mir eines klar wird: Ich lebe [wieder].“

„Perfectly Broken“ ist ein Liebesroman von Sarah Stankewitz. Er schien im Juli 2019 im Forever Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Für Brooklyn Parker ist der Umzug nach Bedford ein Neuanfang. Sie möchte versuchen mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit abzuschließen und ein neues Leben aufzubauen. Über Kontakte ihrer Mutter bekommt sie in ihrem neuen Wohnort einen Job als Kellnerin in einem Café. Die in Frage kommende neue Wohnung allerdings hat einen großen Haken: Sie ist durch eine Tür mit der Nachbarwohnung verbunden. Da Brooke aber in ihrer aktuellen Situation keine wirkliche Wahl hat, nimmt sie die Wohnung trotzdem, merkt aber bald, dass die Wände sehr dünn sind und sie nahezu alles aus der Wohnung ihres Nachbarn mithören kann. Eines Nachts wird eine Nachricht von Chase unter der Tür durchgeschoben und zwischen den beiden beginnt eine ungewöhnliche, aber intensive Freundschaft. Schnell lernen sie den jeweils anderen intensiv kennen, doch ein persönliches Treffen ist für Brooke ausgeschlossen. Schon jetzt bringt sie ihr Nachbar völlig aus dem Konzept, reißt sie einen Strudel von Schmerz und nagt an ihrem Gewissen, denn eigentlich ist sie doch bereits verliebt…

„Perfectly Broken“ war für mich der erste Roman der Autorin. Nachdem ich bereits viel über ihn gelesen hatte, waren meine Erwartungen entsprechend hoch und meine Aufregung fast schon greifbar. Tatsächlich konnte das Buch dann meine Erwartungen sogar noch übertreffen. Brookes und Chases Geschichte ist einfach wunderschön.
Das Hauptthema des Buches ist zwar nun wirklich nicht neu. Ein Mensch verliert seine große Liebe und ist nicht bereit, sich auf jemand neues einzulassen und muss mit all den Gefühlen kämpfen, die eine neue Liebe mit sich bringt – Schuld, Verzweiflung, Hoffnung, Glück… Und trotzdem habe ich selten eine so wunderschöne Umsetzung davon gelesen! Brookes Gefühle sind nahezu greifbar und der Schreibstil und die Wortwahl, indem ihre Zweifel und Ängste geschildert sind ist einfach wunderschön. So flüssig und mitreißend, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und wurde jedes Mal so sehr in die Handlung eingesogen.
Die Hauptfiguren sind sehr authentisch dargestellt, ebenso ihre Gefühle und Emotionen. Brookes Zwiespalt zwischen alter und neuer Liebe ist so gut nachvollziehbar und nicht nur einmal zog mein Herz sich schmerzvoll zusammen. Gerade ihre Briefe und Träume an und von Thomas sind mir sehr nahe gegangen. Nicht auszudenken, wie schlimm es sein muss die Liebe seines Lebens zu verlieren! Außerdem ist mir Brookes Wesensart einfach enorm sympathisch. Sie ist ein Bücherfreak und Hundenarr, weshalb ich mich mit ihr sogar noch besser identifizieren konnte! Sie wünscht sich nur eins: Zurück ins Leben finden und den Schmerz loslassen zu können, dabei aber ihrer großen Liebe treu bleiben. Doch wie kann das gehen? Am Ende nur mit „über“leben, doch bleibt dabei nicht das Leben auf der Strecke?
Chase ist kein klassischer Bad Boy und doch geht eine unglaubliche Anziehungskraft von ihm aus. Auf seine unbekannte Nachbarin lässt er sich unfassbar schnell sehr doll ein und zeigt damit, dass er sein Herz am rechten Platz hat. Für sie probiert er neue Dinge aus und liest sogar Liebesschnulzen, er zeigt ihr aber auch seine Leidenschaft und berührt damit wiederum Brookes Herz mehr als er glaubt. Mehr und mehr erfährt er, was in Brooklyn vor sich geht und er wünscht sich nichts sehnlicher als ihr zu zeigen, dass auch sie ein Recht hat wieder zu leben und glücklich zu sein – egal, ob mit oder ohne ihn.
Ebenso gut gefallen hat mir die etwas verrückte, aber so sympathische Molly gefallen. Obwohl sie Brooke kaum kennt, behandelt sie sie wie eine Freundin und eine Freundschaft entwickelt sich dann auch tatsächlich!
Auch die nötige Portion Spannung kommt bei „Perfectly Broken“ nicht zu kurz und beschreibt einen klassischen Spannungsbogen. Als endlich ein Happy End greifbar scheint, wird auch Chases Geheimnis aufgedeckt und das wackelige Fundament, das die beiden sich aufgebaut haben, fällt mich einem großen Krach zusammen. Die Situation scheint nun aussichtslos und nur mithilfe von Molly und einer großen Prise Glück oder Schicksal zeichnet sich langsam ein neuer Weg ab.
Gefallen hat mir sehr, dass die Beziehung der beiden nicht von heute auf morgen entstand. Zwar waren die Anziehungskraft und das Interesse sehr schnell geweckt, aber es wurde nichts überstürzt und die Zeitspanne scheint mir auch im wahren Leben realistisch. Bestimmte Dinge brauchen einfach Zeit und gerade ein solches Schicksal, wie Brooke es erlebt hat, ist nicht von heute auf morgen vergessen.
Großartig für mich war natürlich auch Brookes vierbeiniger Begleiter, der gemeinsam mit Chases Kater an einigen Stellen für großes Schmunzeln bei mir sorgte. Ich selbst bin ein großer Hundefan und liebe Romane, in denen der Hund einen ähnlichen Stellenwert hat!
„Perfectly Broken“ ist zwar irgendwie ein klassischer Liebesroman, aber irgendwie auch nicht. Die Umsetzung des Themas ist einfach wunderbar gelungen und der Roman bietet so viele große Gefühle und Emotionen, die direkt ans Herz gehen! Die Art, wie die Beziehung von Chase und Brooklyn entsteht, sucht wahrlich seinesgleichen. Eine tolle Idee und großartig umgesetzt und dennoch so nachvollziehbar. Miteinander reden, ohne sich zu sehen und „richtig“ zu kennen? Wer kennt es nicht, dass man hierbei viel leichter Gefühle und Gedanken zugibt? Dass daraus schnell mehr zu werden scheint, ist ein Nebeneffekt,, der aber deutlich macht, dass eben nicht das Aussehen eines Menschen ausschlaggebend für die Liebe ist, sondern der Charakter, die Handlungen, die Aussagen die ein jeder trifft.
Der Buchtitel wurde zwischendurch immer mal wieder aufgegriffen und Chase selbst bezeichnet Brooke als „Perfekt. […] Perfekt kaputt. Perfekt zersprungen. Perfekt von innen und außen.“.
Ich freue mich unglaublich auf weitere Romane der Autorin!

Mein Fazit: „Perfectly Broken“ – wohl mein Jahreshighlight 2019. Brookes Geschichte hat mich berührt, mitgerissen und fast zum Weinen gebracht. Hochemotional und dabei wunderschön beschreibt Sarah Stankewitz, wie Brooke langsam zurück ins Leben finden. Wie sie beginnt, wieder Hoffnung zu fassen, sich wieder aufs Leben einlässt. Sie erlaubt, die Vergangenheit, Vergangenheit sein zu lassen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und bin einfach begeistert!

Veröffentlicht am 14.09.2019

Voller Leidenschaft und Emotionen

The Light in Us
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„Denn nur, wenn man kurz davor steht, alles zu verlieren, bergreift man, was man hat.“

„The Light in us“ ist ein Liebesroman von Emma Scott. Er erschie am 30.08.2019 im Lyx Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Plötzlich ...

„Denn nur, wenn man kurz davor steht, alles zu verlieren, bergreift man, was man hat.“

„The Light in us“ ist ein Liebesroman von Emma Scott. Er erschie am 30.08.2019 im Lyx Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Plötzlich ist für Charlotte Conroy alles anders. Sie war auf dem Weg eine exzellente Geigenspielerin zu werden, als sie die Bindung zur Musik plötzlich verlor. Nur mühsam hat sie ihren Abschluss an der Musikschule machen können und hält sich nu mit Kellnern und kleineren Jobs über Wasser. Als ihr aus heiterem Himmel einen Job als Assistentin für einen Blinden angeboten bekommt, nimmt sie diesen an, denn er verspricht mehr Freizeit und gleichzeitig eine stattliche Geldsumme. So lernt sie ihren neuen Chef Noah kennen. Dieser verlor sein Augenlicht und seine Lebensperspektive bei einem Sportunfall und ist seitdem nicht mehr in der Lage, Menschen an sich heranzulassen. Charlotte ist festentschlossen ihren Job ernst zu nehmen und sieht schon bald, was für ein faszinierender Mann Noah eigentlich ist und vielleicht kann sie auch das Licht in seiner Dunkelheit werden….

Charlotte spielte schon als Kind leidenschaftlich Geige. Ihr Weg schien seitdem festzustehen. Sie konnte sich in der Musik verlieren und eine Karriere in einem großen Sinfonieorchester war eigentlich absehbar. Doch dann verliert Charlotte einen der wichtigsten Menschen in ihrem Lieben und wird zusätzlich brutal von ihrem ersten Freund verletzt. Sie verliert die Verbindung zur Musik und kann sich nicht mehr dazu überwinden vor Fremden zu spielen. So gibt sie ihre eigenen Träume auf und beginnt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Währenddessen gibt sie sich selbst aber nicht auf. Sie ist großherzig, gütig, freundlich und hilfsbereit. Jeden Tag schenkt sie einem Obdachlosen Essen und auch so ist sie für die Menschen da, die sie brauchen. Wenn sie etwas tut, tut sie es mit Leidenschaft und Zuverlässigkeit. Und so geht sie auch den neuen Job bei Noah Lake an. Mit Engagement und Tatkraft. Obwohl Noah es ihr, wie allen Assistenten zuvor, nicht leicht macht, erkennt sie, was hinter seiner Fassade steckt. Er wird vom Schmerz zerfressen und akzeptiert seine neue Lebenssituation nicht. Diese Gefühle kennt sie nur zu gut und sie versucht, für Noah da zu sein, wo alle anderen ihn verlassen haben. Wird sie ihn aus seinem Schneckenhaus herausholen können?
Beide Protagonisten gefallen mir unglaublich gut. Charlottes sanftes Wesen und Noahs Zerrissenheit und Wut daneben, bilden einen Kontrast, der gerade durch die Verschiedenheit wieder eine Einheit wird. Gefühle, Gedanken und Handlungen der beiden sind authentisch und nachvollziehbar. Es entsteht eine Liebesgeschichte, die fast wie ein Märchen scheint. Voller Emotionen, Leidenschaft und unglaublich viel Schmerz. Dabei wunderschön und einzigartig. Emma Scott bringt den Leser durch ihren flüssigen Schreibstil und den Wechsel der personalen Erzählperspektive zwischen Noah und Charlotte direkt ins Geschehen. Man versetzt sich in die Figuren hinein und kann ihre Emotionen nahezu spüren.
Nicht nur einmal habe ich mir während des Lesens ein Wunder für die beiden gewünscht. Am Ende kam es anders, als ich mir gewünscht habe, doch auch darüber bin ich letztlich froh, denn mein Wunsch hätte ein Klischee bedient, das ich wahrscheinlich im Endeffekt gar nicht gut gefunden hätte, weil es eben keine Wunder im wahren Leben gibt. Der Schluss hat mir demnach wirklich besonders gut gefallen, denn er ist bodenständig und authentisch. Kein völlig unrealistisches und kitschiges Happy End – Danke dafür! ?
Das Hauptthema des Buches ist nicht die langsam entstehende Liebe zwischen Charlotte und Noah, sondern die Notwendigkeit, aus einem Leben, das zerbrochen scheint, wieder etwas zu machen, für das es sich zu leben lohnt. Man sollte niemals aufgeben, sondern für das kämpfen, was man sich erträumt. Nicht immer ist der Weg dahin leicht oder geradlinig. Häufig ist er steinig und begibt sich um viele Ecken. Manchmal muss man erst etwas loslassen, bevor man es für immer behalten kann. Manchmal muss man seinen Weg zunächst alleine finden, bevor man einen gemeinsamen Weg einschlagen kann. Diese Botschaft kommt, meiner Meinung nach, wirklich gut beim Leser an. Sie trifft meine persönliche Meinung in dieser Frage sehr gut, denn ich denke, dass es natürlich schön ist, gemeinsam durchs Leben zu gehen, man aber zunächst mit sich selber zurechtkommen sollte. Daher bin ich begeistert über die Aussage, die die Autorin in den Roman packt.
Was mir außerdem unglaublich gut gefallen hat, ist die Musik, die auch in diesem Roman wieder eine besondere Rolle spielt. Mir gefällt, dass mittlerweile auch in den New Age- und Liebesromanen unserer Zeit klassische Musik und die Leidenschaft für ein Instrument oder den Gesang ein Thema wird. Was wären wir alle ohne Musik, denn diese ist es doch, die manche Dinge erst so richtig greifbar macht. Sie kann Emotionen hervorrufen, verstärken oder abschwächen, sie macht uns lebendig…

Mein Fazit: „The Light in us“ beschreibt den Weg zweier Menschen, die durch das Schicksal ihre eigentliche Perspektive verloren haben und nun beginnen müssen, das Leben neu zu erobern. Nur gemeinsam scheinen sie diesen Weg gehen zu können, denn er ist steinig und nicht immer geradlinig. Mit großen Gefühlen und Emotionen beschreibt Emma Scott eine junge Liebe von zwei besonderen Menschen. Ich war beim Lesen unglaublich berührt und habe den Roman unglaublich genossen. Ich vergebe daher 5 von 5 Sternen, eigentlich hat der Roman aber mehr Sternchen verdient… ?