Heimat ist ein großes Wort, eine Frage, eine Antwort, ein Zufluchtsort oder ein Argument. Auch wenn man es nicht denkt, Heimat wird sehr unterschiedlich ausgelegt und gelebt. Einer versteht unter Heimat den geliebten Partner, der nächste einen bestimmten Ort oder auch nur eine Geschichte. Allen gemeinsam ist aber das Gefühl, welches sich hinter dem mächtigen Wort Heimat verbirgt. Meistens positiv und tröstlich, sicher und behaglich fühlt sich die Heimat an.
Ilka Peemöller hat sich mit 35 Prominenten getroffen, um diesen zu entlocken, was Heimat für jeden ganz persönlich bedeutet. Entstanden sind dabei Kurzgeschichten, welche sich wunderbar zwischendurch lesen lassen. Man kann nicht mit jeder Erzählung etwas anfangen, schon weil sich die Ansichten und Erlebnisse dahinter einfach nicht jedem erschließen. Doch es ist äußerst interessant, die Meinung der Menschen zu erfahren, warum etwas für sie Heimat bedeutet. Ilka Peemöller hat hierbei augenscheinlich die Erzählungen unverändert und wertfrei übernommen, was uns sehr gut gefallen hat.
„Dabei empfinde ich Heimat nicht zwingend als etwas Geografisches: Das Gefühl stellt sich ein, wo mir Menschen etwas bedeuten.“ 1
„Ich definiere Heimat eher als ein Empfinden des Wohlseins an einem bestimmten Ort, ohne an einen Ort gebunden zu sein.“ 2
Besonders beeindruckt hat Ally die Geschichte von Jorge Gonzáles, der von seiner Kindheit in Kuba erzählt, das er verlassen musste, weil er da nicht frei sein konnte. Homosexualität wurde in seiner Jugend nicht akzeptiert und sogar bestraft. Durch seinen Umzug ins Ausland, in die Slowakei und schließlich nach Deutschland, konnte er endlich der sein, der er war. Zuspruch und Zusammenhalt hat er aber von jeher von seiner Familie, insbesondere seiner Großmutter, seinem Vorbild und Idol, erfahren. Er sagt, er habe heute zwei Heimaten: Kuba, wo seine Wurzeln sind, ist seine Herkunftsheimat. In Hamburg, Deutschland, ist seine zweite Heimat. Jorge Gonzáles erzählt nicht einfach von seinem Vater Gudelio, vom Familienzusammenhalt, von den Traditionen und Gepflogenheiten, von schweren Zeiten und glücklichen Momenten, von Heimat – er gibt uns Lebensweisheiten mit auf den Weg und erwärmt mit seiner Geschichte Herzen. Er berichtet von dem, was echter Luxus ist:
„Das Wichtigste ist, dass du weißt, wer du bist, und dass deine Freunde und deine Familie dich zu schätzen wissen.“ 3
Auch die Gedanken von H. P. Baxxter waren berührend und regten sehr zum Nachdenken an. Ally ist der Meinung, dass nichts im Leben ohne Grund passiert, dass alles einen Sinn hat, auch wenn man dies meist erst viel später erkennt. H. P. Baxxter sagt dazu passend:
„Im Nachhinein macht alles Sinn, man versteht das Leben eben erst rückwärts.“ 4
Auch die Worte „Ich habe schon sehr früh gewusst, dass ich mit Worten sehr viel mehr erreichen kann als mit Gewalt.“5 von Michael Michalsky unterstreichen den Charakter dieses Buchs, in dem es um so viel mehr geht, als die reine Frage, was Heimat bedeutet. Wir haben in den Geschichten nicht nur Eindrücke aus den Leben der Prominenten sondern vor allem echte Weisheiten fürs Leben gefunden. Wer sich für Biografien interessiert und allgemein für Lebensgeschichten anderer Menschen, der wird mit diesem Buch viel Freude haben. Wir könnten euch noch so viele inspirierende Zitate mehr geben, aber dann würde dieser Beitrag viel zu lang werden.
Allgemeines zum Buch
Autor: Ilka Peemöller
Verlag: Goldmann
Erscheinungsdatum: 23.09.2019
Seiten: 256
Genre: Biografie
Unsere Bewertung: 3,5/5 Sterne
1 Zitat Claudia Roth aus dem Buch „Heimat“ von Ilka Peemöller, Seite 69
2 Zitat Michael Michalsky aus dem Buch „Heimat“ von Ilka Peemöller, Seite 79
3 Zitat Jorge Gonzáles aus dem Buch „Heimat“ von Ilka Peemöller, Seite 163
4 Zitat H. P. Baxxter aus dem Buch „Heimat“ von Ilka Peemöller, Seite 176
5 Zitat Michael Michalsky aus dem Buch „Heimat“ von Ilka Peemöller, Seite 78